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Die Gartenkunst — 1.1899

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132

DIE GARTENKUNST

zierliche, durchsichtige Blattbildung zugleich zu schmücken
und in keiner Weise zu verdecken geeignet ist. Allgemein
wird die Blumenpracht bei der jetzigen frühen Jahreszeit be-
wundert. An beiden Seiten unter dem Postament zwei kleine
Eondels mit Dattelpalmen und grünen Unterpflanzungen. Bei
den Löwenfiguren an den vorderen Ecken des Postaments
sind zwei grofse Lorbeerkränze niedergelegt: der eine mit
gelb und schwarzer Schleife, welche die Inschrift enthält:
„Dem edlen Fürsten, der heute vor hundert Jahren seinen
feierlichen Einzug in die Haupt- und Residenzstadt hielt und
damit die glücklichste Periode ihrer Geschichte eröffnete, ge-
widmet in unbegrenzte]- Dankbarkeit von der Stadtgemeinde
München." Der zweite Lorbeerkranz mit weifsblauer Schleife
ist gewidmet dem Stifter des Infanterie-Leibregiments von dem
Verein der früheren Regimentsangehörigen. Ganz leichte
Lorbeergewinde, welche die Plastik nicht beeinträchtigen, um-
ziehen noch das Postament, der Gliederung desselben folgend,
und zwei grofse Lorbeerkränze sind, wie alljährlich an den
Gedächtnistagen des Königs, zu Eüfsen der Statue und an dem
Scepter, welches der Herrscher leicht in der Hand hält, an-
gebracht. Man möchte wünschen, dass der Max Josephs-Platz
immer diesen Schmuck behielte und für jedes Denkmal solche
landschaftliche Umgebung möglich wäre."'

Von unserem Mitgliede, Herrn Stadtgarten-Inspektor Heiler
war uns in liebenswürdigster Weise eine photograghische Auf-
nahme von der Dekoration zur Verfügung gestellt, die den
Lesern unserer Zeitschrift die Gesamtanordnung etwas näher
veranschaulichen sollte. Leider mufsten wir von einer Wieder-
gabe der bildlichen Darstellung der Dekoration Abstand
nehmen, da dieselbe in ihren einzelnen Teilen namentlich zu
Eüfsen des Monumentes für eine Vervielfältigung nicht klar
genug zu erkennen war.*)

A. Fintelmann.

Wie erinnerlich sein wird, hatte s. Z. das Mitglied des
preul'sischen Herrenhauses, Graf Tschirschky-Renard, den von
zahlreichen Mitgliedern des Hauses unterstützten Antrag ein-
gebracht, den Grunewald bei Berlin zum Staatspark zu er-
klären, der für alle Zeiten mit Kahlhieben und Einschlägen zu
verschonen sei. Dieser Antrag wurde zwar nicht im Herren-
hause angenommen, dagegen der des früheren Landwirtschafts-
ministers Frhrn. v. Lucius, der dahin ging, dafs das Forstrevier
Grunewald künftig parkmäfsig im Interesse des Publikums und
mit besonderer Rücksicht auf die Erhaltung des alten Baum-
bestandes bewirtschaftet und durch Abverkäufe nicht ge-
schmälert werde. Auch Herr v. Miquel, der zu dem Antrag
Tschirschky-Renard Stellung nahm, betonte, dafs der Grune-
wald, ähnlich wie der Tiergarten, der öffentlichen Benutzung
der Bevölkerung dienen solle. Herr v. Miquel wandte sich
zwar gegen das Wort „parkmäfsig", erklärte aber ausdrücklich,
wenn der Antrag Lucius angenommen würde, so glaube er,
dafs eine wesentliche Meinungsverschiedenheit mit der Auf-
fassung der Staatsregierung nicht bestehen werde. Späterhin
hat aber das Ministerium auf den Herrenhausbeschlul's in
folgender Form geantwortet: „Es ist erneut Fürsorge getroffen
worden, dafs bei dem Wirtschaftsbetriebe im Grunewald den
ästhetischen Rücksichten Rechnung getragen wird. In den zur
plenterweisen Bewirtschaftung ausgewählten Örtlichkeiten,

*) Wir nehmen bei dieser Gelegenheit Veranlassung, an die Mit-
glieder die Bitte zu richten, häufiger photographische Darstellungen be-
merkenswerter Dekorationen unter Beifügung der erforderlichen Be-
schreibungen au die Redaktion gelangen zu lassen, dabei aber mit Pein-
lichkeit darauf zu achten, dafs die Photographien im ganzen wie im ein-
zelnen recht klar und deutlich die Dekoration veranschaulichen, anderen-
falls wird die Wiedergabe eine nicht zufriedenstellende.

namentlich an den Abhängen der Havelufer, wird darauf Be-
dacht genommen werden, vorhandene Bestandeslücken und
Blöl'sen zu bepflanzen und dazu aufser der Kiefer Holzarten zu
wählen, welche geeignet sind, das Landschaftsbild zu ver-
schönern und mannigfaltiger zu gestalten. Auf den nach den
Bestimmungen des Betriebsplans abzutreibenden Flächen
werden da, wo diese an Hauptwege stofsen, Bestandsstreifen
in angemessener Breite übergehalten werden." Nach diesem
Bescheide ruht die Angelegenheit. Von einer irgendwie erheb-
lichen Thätigkeit, den Grunewald mehr nach „ästhetischen"
Rücksichten zu bewirtschaften, ist seitdem nichts bemerkbar
geworden. Nach wie vor wird im Grunewald im allgemeinen
eine Waldwirtschaft geführt, die den Kahlschlagbetrieb bei-
behält und bei Neukulturen reine Kiefernbestände zu erziehen
sucht, die im schlagfähigen Alter vollbestanden und langschäftig
sein und ein möglichst gleichförmiges Kronendach haben sollen.
Zudem ist der Wald durch Schneisen in gleichmälsige Recht-
ecke geteilt, die allmählich, sobald das Holz hiebreif wird, abge-
trieben werden. Das erscheint zwar vom forstfiskalischen
Standpunkt aus rationell, wo aber bleibt die versprochene.
Ästhetik1? Neuerdings tritt die „N. Preufs. Ztg." in einem
bemerkenswerten fachkundigen Aufsatz für die Verschönerung
des Grunewaldes ein; sie fordert in erster Reihe, dafs die An-
lage reiner Kiefernbestände vermieden und ein gemischter
Wald aus Laubholz und Nadelholz angelegt werde. Es heilst
in dem Aufsatz: „Die Erziehung reiner Kiefernbestände durch
Kahlhiebe und Neukultur — die früher, wo es auf die Holz-
produktion ankam, vollkommen am Platze war — ist im Grune-
wald mit solcher Vollendung durchgeführt, dafs thatsächlich
iiui- an den Seerändern und einigen wenigen anderen Stellen
Laubholz vorkommt. Nur wenige sehr alte Eichen und Buchen
mitten in den Kiefernboständen zeugen davon, dafs man früher
- wahrscheinlich des "Wildes wegen — mehr Weit auf die
Einsprengung von Laubholz legte. Die alten Eichen und Buchen
geben aber den Fingerzeig, dafs es wohl möglich ist, gemischte
Bestände zu erziehen. Einige Eichenstangenhölzer sieht man
bei Schlachtensee. In den achtziger Jahren hat man begonnen,
im Westen des Grunewaldsees Eichen- und Buchenhorste durch
Löcherhiebe und Saat in dem Kiefern-Altholzbestand anzubauen.
Diese Horste zeigen ein freudiges Gedeihen, aber sie beschränken
sich auf winzige Flächen im Verhältnis zu der grofsen kom-
pakten Masse des Waldes. Auch die hie und da in den
»Schonungen angepflanzten Eichenheister zeigen guten Wuchs.
Der Grunewald hat, abgesehen von einzelnen plateauartigen
Flächen mit ganz armem Sandboden durchweg eine vorzügliche
Bodenfrische, die bewirkt, dafs stets ein hervorragender Gras-
wuchs in den älteren Beständen vorhanden ist. Man würde
in den reinen Kiefernbeständen gar nicht merken, dafs es Früh-
ling ist, wenn nicht dieser Graswuchs wäre. Die Kiefern sehen
im Mai so eintönig graugrün aus wie im Winter. Die Schön-
heit des WTaldes beruht nicht zum geringsten Teil in der Ab-
wechselung in den Farben and Formen, und diese wird erreicht
durch die Mischung von Holzarten und Altersklassen, — in
dem sogenannten Plenterwalde." Als Stellen, die zur Anlage
von ITenterwald sich besonders eignen, werden genannt die
Jagen zwischen dem Seenzuge des Hundekehlen-, Grunewald-,
Rienmeistersees und Krummen Lanke und der Eisenbahn.
Dort konnte die Mischung der Holzarten und Altersklassen so
stark wie irgend thunlich durchgeführt werden. Dort biete
sich bei der hügeligen Gestaltung des Geländes die beste Ge-
legenheit, die Umgebung der Seen durch die wechselnden
farbenfrohen Bilder der Plenterwaldformen und neu anzulegender
Spazierwege schöner zu gestalten. Empfehlenswert erscheint
auch der Vorschlag, dafs die Forstverwaltung neue Wege im
 
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