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Die Gartenkunst — 1.1899

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I, 11 DIE GARTENKUNST 207

Hypericum Moserianum, friert wohl zurück, treibt aber
immer wieder aus, blüht äufserst dankbar und bildet mit den
grofsen goldgelben, denen des H- calydnum ähnlichen Blumen
einen unvergleichlich schönen Schmuck im Garten.

Weigelia „Eva Bathke" blüht sehr spät und zeichnet sich
durch herrliche rote Färbung des Laubes aus.

Spiraea Bumalda ruberrima mit leuchtend roten Blüten,
Spiraea B. „Antony Weiterer", ähnlich der vorigen, jedoch dunkel-
rot und sehr dankbar blühend.

Zu den Blattpflanzen übergehend, zeigte Herr Köhler
einen Sämling von Bheum Emodi, der sich mit gröfserem
grünen Blatt und roten Adern, sowie durch schönen Wuchs
prächtig ausnimmt, ferner ein Sämling von Bheum palmatum,
dessen Blatt wellenförmig gekräuselt ist und ziemlich aufrocht
getragen wird.

Iniüa macroeephala, eine prächtige 2 m hoch werdende
Staude, deren grofse gelbe Blüten von Juli bis September
ununterbrochen erscheinen.

Morina elegcms, grofse ßosetten bildend und reich rosa
blühend.

Von neuen Züchtungen der Firma Köhler & Rudel
fielen unter anderen auf:

Scabiosa caucasica mit gefüllten Blumen, die herrlichen
grofsblumigen Gaillardien und Coreopsis-Varietäten.

Aster hybridus „Mad. Soymier", lila und reich im September
und Oktober blühend.

Bolygonum oxyphyllum, mit herrlichen weifsen Blütenrispen.
Eine reizende Staude, die leider ohne Decke erfriert.

Relia-nthits giganteus sulfureus, eine der schönsten Sonnen-
blumenarten, 2—3 m hoch werdend.

DelpJnnium chinense' erectum fl- pl zeichnet sich dadurch
aus, dafs die gefüllten Blüten aufrecht stehen.

Eryngiwm Zabelii, eine Neuzüchtung der Firma Köhler
& Kudel von wundervoller blauer Färbung. Es blüht vom
Frühjahr bis in den Herbst hinein und ist besonders deshalb
noch von grofsem Wert, weil es das einzige E. ist, welches
remontiert.

Nicht minder interessant war die Vorführung von Säm-
lingen von Budbecläa purpurea, die teils purpurfarbene, teils
rosafarbene Blüten zeigten.

Unter den Herbstanemonen wurde A. japonica elegans
„Königin Charlotte" als beste anerkannt. Die grofsen Blüten
sind halb gefüllt und fleischfarbig-rosa gefärbt.

Byrethrum uliginosum, ein dankbarer Herbstblüher, der
auch den Frost verträgt.

Aster cordifolius albulus, weii'slich blühend und von
leichter Bauart.

Zum Schlüsse seien noch erwähnt Aster horizontalis und
die verschiedenen Varietäten von A. Novi-Belgii, sowie die
prächtigen in schönen Farben vertretenen Dahlienblumen,
welche letztere leider durch die Keife etwas an Ansehen ver
loren hatten.

Ein interessanter und reger Meinungsaustausch knüpfte
sich in Bezug auf die Kulturen und die Verwendung der ein-
zelnen Arten an diese grolsartige Schaustellung und gab Herr
Köhler auf alle diesbezüglichen Fragen bereitwilligst die ge-
wünschte Auskunft. Man war sich einig, eine Musterkollektion
von Stauden und immergrünen G ehölzen, die sich durch Reich-
tum in ihrer Gesamtheit, wie auch besondere Schönheit in
ihren Einzelleistungen auszeichnet, vorgeführt gesehen zu
haben, und gab man auf Anregung des Vorsitzenden denn
auch dem Aussteller den wärmsten Dank durch Erheben von
den Sitzen zu erkennen.

Nunmehr wurde die von Herrn Landschaftsgärtner Müller

angeregte Frage betreffend die Aufstellung einer Liste sehens-
werter und hervorragender Gartenanlagen besprochen. In der
Begründung hob Herr Müller den Zweck der Herausgabe
einer derartigen Schrift hervor; sie solle dem Gärtner auf
seinen Reisen einen Anhalt geben und als Führer dienen. Da-
durch würde nicht nur dem Reisenden Gelegenheit geboten
sein, sehenswerte Gärten alten oder neuen Stils in Augen-
schein nehmen zu können, sondern es würde auch vielleicht
so manche Perle der Gartenkunst, die andernfalls unbekannt
bliebe, der Öffentlichkeit bekannt gegeben.

Die Herren Vogeler und Rohlfs befürworteten den Antrag,
hielten aber die Ausführung für sehr schwierig, Herr Brandt
hielt die Anregung für sehr wünschenswert und empfiehlt,
wenigstens den Versuch zu der Aufstellung zu unternehmen.
Der Schriftführer kann sich nicht damit befreunden und be-
zweifelte, dass etwas Erspriefsliches und Nützliches zustande
kommen würde, indem in der Heranziehung der Mitarbeiter
aus allen Teilen Deutschlands eine grofse Schwierigkeit läge.
Diese wäre schon dadurch begründet, dafs es nicht einmal
möglich sei, ein richtiges gärtnerisches Adrefsbuch aufzustellen,
obgleich in einem solchen Buch genannt zu sein, jeder seinen
eigenen Vorteil habe. Der Vorsitzende hielt es für unzweifelhaft,
dafs ein guter Führer eine sichere Gewähr für den Reisenden sei,
und schlofs sich dem Antrage Vogeler an, die Angelegenheit
dem Ausschusse für die Gartenkunst zur Vorberatung zu über-
geben.

Im Anschlüsse hieran legte Herr Müller noch eine grolse
Anzahl von Photographien aus dem königlichen Schlofsgarten
von Friedrichshafen vor.

Der 1. Vorsitzende: Der I. Schriftführer:

Fintelmann. Weifs.

Die Stral'senpflauzuiigeii in Zürich.

Von A. Usteri, Landschaftsgärtner in Zürich.

In Bezug auf die Strafsenpflanzungen in Zürich mul's leider
festgestellt werden, dafs dortselbst sehr wenig Sorgfalt auf
dieselben verwendet wird. Meistens begnügt man sich, die
Bäume zu setzen und sie nachher ihrem Schicksal zu überlassen.
Bewässerungsvorrichtungen kennt man überhaupt nicht. Baum-
roste finden sich an einigen Hauptstrafsen, Schutzkörbe aus
Eisenstäben fand ich an einzelnen Bäumen. Sie zeigen aber
alle den Fehler, dafs sie in ihrem unteren Teil nicht geschlossen
sind und also gegen das Urinieren der Hunde nicht schützen.
Aus diesen Gründen ist das Absterben der Bäume eine häufig
zu beobachtende Erscheinung. In die Lücke wird, ohne Rück-
sicht auf schon vorhandene Arten, irgend ein leicht erhältlicher
Hochstamm gepflanzt, gleichgültig welcher Gattung er angehört.
Dadurch kommen jene merkwürdigen Musterkarten zustande,
welche auf kurzen Strafsenstrecken bis 10 verschiedene Arten
aufweisen. Eine tadellose Allee ist mir in unserer Stadt über-
haupt nicht bekannt. Da fast alle Strafsenpflanzungen wegen
ungenügenden Schutzes durch Menschen oder Tiere verursachte
Beschädigungen aufweisen, so sind Schlüsse auf den Wert der
Bäume für Alleen nicht statthaft. Immerhin kann festgestellt
werden, dafs Ulmen, Rofskastanien, Spitzahorne und Linden
sich im allgemeinen gut bewährt haben, während die Haltbarkeit
anderer Gattungen wie: Catalpa, Celtis, Sorbus etc. noch nicht
genügend festgestellt zu sein scheint. Von Rofskastanien wird
meistens die gefüllte Form verwendet, jedoch habe ich den
für die einfachblühende Form so oft erwähnten Übelstand, dafs
die Früchte von Schulkindern heruntergeschlagen werden, nicht
beobachten können.
 
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