Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 1.1899

DOI Artikel:
Ledien, Franz: Winterharte Rhododendron in Deutschland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0231

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I, 12 DIE GARTENKUNST 217

Bin anderer Punkt, über den
vielfach Unklarheit herrscht,
betrifft die Anforderungen der
Rhododendron an den Boden.
Die Rhododendron sind, wie
so viele andere Ericaceen, die
immer so behandelt werden,
doch keine Moorpflanzen. Wenn
wir in der Dresdner Gegend
und anderswo (Oldenburg,
Holstein u. s.w.) die Rhododen-
dron mit bestem Erfolge in
Moorerde kultiviert sehen, so
ist damit durchaus nicht ge-
sagt, dafs die dort heimische
Moorerde conditio sine qua
non" wäre. Die Rhododendron
verlangen unbedingt einen
stark sandigen, durchlässigen,
keinonfalls bindigon Boden
ohne erheblichen Kalkgehalt
(abgesehen von wenigen hier
gar nicht in Betracht kommen-
den Ausnahmen) und eine ge-
wisse Feuchtigkeitskapazität
des Bodens, die dem Humus
eigen ist. Das bietet am
besten nach alter Erfahrung
eine stark mit Sand gemischte
Moorerde, der auch mit Vor- , „ T . . _

Khododendronham von T. J. Seidel-Laubegast in Striesen, „Zansibar".

teil etwas Lehm beigemischt
wird. Aber der Sandzusatz

mufs sehr bedeutend sein, um jedes Säuern dos Bodens nach schneelosen Wintern. Als richtige Pflanzzeit möchte
oder die Ansammlung stagnierender Feuchtigkeit zu ver- ich ausschliefslich das Frühjahr bezeichnen. Man kann
hindern. Bei uns ist die Moorerde immer noch die Rhododendron, besonders wenn nicht ein weiter Transport
billigste Humusquelle. Wer Lauberde mit Sand und nötig ist, zwar zu joder Jahreszeit vorsetzen, aufser viel-
Dammerde in genügenden Massen verwenden könnte, leicht, wenn der Trieb noch gar zu zart ist; aber eine gute
würde ohne Frage dieselben günstigen Resultate erlangen, Anwurzelung, wio sie zu einer glücklichen Überwinterung
und ebenso ist es mit der wirklichen Haideerde, welch im Freien Bedingung ist, kann man nur nach Frühjahrs-
letztere oft nur gar zu sandig ist, sodafs sie direckt Lehm- pflanzung erwarten.

zusatz erfordert, da sie zu wenig wasserhaltende Kraft be- Das beigogebene Bild aus der vom Volke „Zansibar"
sitzt. Die Moorerde findet also nur als reichste Humus- genannten Rhododendron-Gärtnerei der Firma T. J. Seidel
form so allgemeine Verwendung bei der Massenkultur und in Striefsen bei Dresden soll durchaus nicht die beste
ist als solche in den meisten Fällen auch zu empfehlen; Platzwahl illustrieren; im Gegenteil, im tiefen Baumschatten
wo sie nicht oder nur schwer zu erlangen ist, thut Torf- würden viele Arten überhaupt aufhören zu blühen und
muH oder Lauberde genau dieselben Dienste. Eine Kultur- spindlig wachsen, also ihre schöne gedrungene Form, die
bedingung ist die Berücksichtigung der Eigentümlichkeit sie zu immergrünen Anpflanzungen so geeignet macht,
in der Wurzelbildung der Rhododendron. Sie sind nicht bald einbüfsen. Der dürftige Kiefernhain ist vielmehr nur
nur Flachwurzler, sondern erzeugen, wenn sie sich wohl die Änzuchtstätte für viele.immergrüne Gehölze; er sieht
befinden, sogar eine Menge blofsliegender oberflächlicher allerdings in vollem Blütenflor der Rhododendron märchen-
Wurzelzotten für deren Erhaltung durch leichte Laubbe- haft schön aus durch den Kontrast. Zu einem reichen
deckung am Fufse der Pflanzen unbedingt gesorgt werden Bliitenansatze bedürfen die Rhododendron unbedingt einer
mufs. Um ferner einen regelmäfsigen reichen Flor zu reichen Besonnung und nur Windschutz gegen Osten und
sichern, mufs man, besonders wenn man mit Lauberde Norden ist wünschenswert. Für die landschaftliche Ver-
sparen mufs, stark düngen (Kuhdünger u. s. w.),' sonst wendung der immergrünen Rhododendron in gröfseren
pausieren die Pflanzen zu lange und erzeugen immer Mengen und unregelmäfsigen Gruppen empfiehlt sich eine
kleineres Laub. Zu einer erfolgreichen Pflege gehört dann starke Üntermischung der dunklen, zum Teil violettroten
noch ein reichliches Giefsen in den ersten Frühjahrs-Monaten Sorten von Catawbiense-Abstammung mit dem weifs-
 
Annotationen