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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0042

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Aintsrevisor Rciff zu Schopfhei'm uuf
das Amtsrtvi'sorat Durlach zu vcrsctzcu
uud den Amtslevl'sorats-Vcrwalter Karl
Mcrlct zn Mcßkr'rch zum Amtsrevisor iu
Meßkirch zu cruenneu.

KarlSrukie, 11. Jan. Laut allcrhöchster Ordrc
vom 10. d. M. lrltt Obkrlieutcnanr v. Gcmmin,icn

lung iu großb. Hofdicnste auS dem ArmcckorpS a»S.
Nachstchcndc Offizicre stnd von hcutc an für dic Daucr
etneS Aahrcs zur Dienstlcistung als Ordonnanzofstzicrc
bci Sr. Königl. Hohcit dcm Grofihcrzogc bcfch-
ligt : 1) Obcrlicutcnant v. Vogcl vom Jägcrbatail-
lo», 2) Oberlicutcnant v. Klciscr vom (1 ) Leib-
Dragoncrrcglmcnt und 3) Obcrlicutcn. v. Hardcnbcrg
vom Gcncralstab. Licutcnant Wcltin vom FcstungS-
artilleric-Bataiston crhält dtc untcrthänigst nachgcsuchtc
Entlaffung auS dcm großh. ArmcckorpS.

Karlsruhe, 9. Jun. (Schluß dcr
12. Sitzung dcr 2. Kammer.) Die Kam-
mer sprach hicrauf dic Ncchtfertiguugs-
crklärung über dic Nachwcisuugeu aus.
Südann kam dcr Bcricht dcs Abg. Hcußer
an die Neihe. der Berathuug. ' Kirsuer
wiln.scht dabci, daß dic von dcn Aemterii
jcweils zu Guiistcu der Nettungsaustaltcu
angeordnctcn Kollckten von der gr. Negic-
rnug möchtcn liuterstntzt werdcn, da dic
früher üblichc Kirchenkollektc für dieselbcu
aufgehört habe. Küßwieder briugt bei dcr
Heil- und Pflegc-Anstalt Jllcnau die Frage
in Anreguug, ob die Einführuug rincr
Gasbelenchtung und Dampfheizuug nicht
räthlich wärc, da ohnchin dic Holz- uud
Oelprcise so cnorm in die Höhe gegangcn
seieii. Auch Frick und Heiuze sprechen sich
in ähnlichcr Weise aus, aber Bär v. K.
wies in eiiiem ausführlichcu Vortragc uach,
daß die gcwünschte Aenderuug für dic
Krankcn gcfährlich sciu köuute, auch hät-
ten sich die Techniker dahiu ausgesprocheu,
daß -sie ohne. große Störung iu dcr Bc-
nützung des Gebändes uicht vorgcuommcn
wcrdcu köuuc. Nachdem auch hicr die
Kammcr den Auträgcn der Kommissiou
zllsiimmte, ficl dic Bcrathnug auf dcn
Bcricht des Abg. Artaria über dic Nech-
nuiigsnachwrisiliigeu der Zollverwaltung.
Schaaff nahm bci dcm Umstande, daß die
Brüctciigcfällc ciue Mehrcinnahme von
21,110 fl. nachweiscu, Vcraulassung, au
ei'ne ,'m vorigcn flandtage dcr großh. Ne-
gicrnng' ntit Cilipfehlung überwiesenc Pc»
tition wegen der Dicdclshcimcr Brückcn-
gefälle z» crinueril und sie dtr gr. Nc-
gieruug uochmals mit Wärme zu empfehlen.

Der Abg. Achcnbach behauptct, daß die
Rübeuzucker-FabrikationdurchdieErhöhung
dcr Nübeuzuckcr-Steucr im gauzcn Zoll-
vereinsgcbiet eiiieu niächtigcn Schlag er-
littcn, uud iiisbesondcre auch der Crtrag
der l'nländischcn Fabrikcn fast ganz auf-
gehörb habe. Er bedaucrt, daß die vorige
Kammer dcr Erhöhuug der Stcucr nicht
nach dem Autlag dcr Mindcrheit dcr Kom-
mission dic Bcdiugung der Nückvergütuug
bci dcr Ausfuhr von Nübenzucker beige-
fügt habe; und stcllt die Anfragc, ob 'die
Negierung gesonnen sci, bei dcn Zollver-

eins-Koiifereuzeii auf dke Gewährung die-
ser Nückvcrgüiung hiuzuwirkcu.

Der Hr. Staatsminister der Finauzen
hält dic Erhvhung der Nllbenzucker-Steucr
für cine gcrechtc und ängcmeffcnc Maß-
regel, uud weißt darauf hiu, daß die ge-
geuwärtige uachthciligc l?age der Rübcu-
zucker-Fabciken wcit wcniger dcr Steucr-
erhöhung, als allgcmcincn Verhältniffen,
wie sie bci jedem Gcwerbszweig eintrcteu
können, nämlich dem Siilken dcr Zucker-
und Brailiitwcinpreisc, zuzuschreiben sci.
Hiezu kommc noch bck dcr inländl'scheu
Fabrik Waghänsel das Braüduiiglück. Da-
gegen halte dic Ncgierüng die Stcucr-
rückvergütuug im Fall dcr 'Nübcnzucker-
Ansfuhr ebenfalls für billig uild habe be-
reits gcmcinschaftlich mit ändern Ncgie-
rungeu ciueii hieräuf zicleiiden Antrag bei
drr Zollkonfercnz gestellt, übcr den dic
Vorhandluiigcn noch schwcbeü.

»Heidelberg, 11. Jau. Bckanutlich
'siing bereits vor tiuigrn Tägeu eiue mit
'über 1000 Untcrschriftcu bcdcckte Adrcsse
hicsiger Eiuwohncr an dic II. Kammcr
ab, nm darin die Gesiiiuüug der übcrwie-
gciiden Mehrzahl dcr Bewohuer Hcidel-
bergs in der Koukordatsfrage äuSzudrückeu.
Glci'chzri'tig wurde eiue aus vier dev au-
gcscheusteii hiesigcu Bürgrr bestehendc De-
pntation beauftragt, dic Adresse Sr. Köu.
Hoheit dcm Großhcrzogc zu über-
reicheu, damit auch dicser aus uniiiittcl-
barer Quellc Keiiiitiiiß vou dcr Stimmung
iu hiesigcr Stadt erhalte. Sc. Kgl. Hohcit
cmpfiug dic Deputi'rtcu niit besonderem
Wohlwolleu 'und cutließ diesclbcu mit der
Versichcrung, daß die Aiigclegeuheit dcr
gciiauestcn und sorgfältigstcu Prüfuug un-
terworfen, uuv iii rciu kousti'tiitioiiellem
Wcgc ihre Erledigung sindcn werdc. —
Auch Se. Großh. Hohcit dem Prinzeu
Wi l h c l m hattc dic Deputation die
Ehre die Adresse zu übcrreichen, und
auch dicscr. sprach die Vcrsichcrung aus,
daß die Petition der anfmerksamsten
Prüfung uiitcrworfcn werdeu würde. —
Die Deputati'ou, bestcheud aus den Herren
Ivs. Kralismaiiu, Jak. Künzlc, I. Land-
fricd, Rathschreiber Sachs, machte gesieru
ihrcn Wählcrn befriedigende Mitthcilung
übcr den Erfolg ihrcr Scndnug.

Heidelber«;. (Forts. dcr Petition.)
Eiiie Veraulassuug zu aiidcrn schweren
Besorgiiisscu gibt dic Vcstimuillug des
Art. 5, in wclchem dcm Erzbischofe — uach
dcr Vereiubarung ohue atte Beschräiikung
— das Necht zttgestaudeu wkrd, gegeu
Laieu , die sich Uebertrctuugeu kirchlicher
Satzungcu zu Schulden konimcu lassen,
kirchliche Ceusuren in Auweudung zu briu-
gen. Dicsc Vorschrift wird nm so mehr
tick ekngreifend wirken, als hier die kirch-
lichcil Satzungcn ohne allc Uutcrscheidung,
als verbindlich vou dcr Staatsregieruug
ancckanut siud. Hicr muß die höchstc
Gefahr der Willkür eintrcten, da bci der

üugcheuereu Masse dcr im Laufc vou
Zuhrhunbcrten unter den verschicdkuartig-
sicu Zeitvcrhältiiisseu hervorgerufencii kirch-
licheu Satzungeu cs deu Laien unmöglich
ist, allc dkese Vorschriftcn zu kcnneii,' um
so wcniger, als sic in ciner, dcm cinfachen
Bürger uiivcrstäiidlicheu Sprachc gcschrie-
bcn sind. Man muß hcsorgcn, daß iu dem
gcistigen Kampfe dcr Anhäuger der Fort-
schritte und der freien Forschnng mik den
Vertheidigern des starrcn Festhaltens am
Älteu bci der vorherrscheudeu ncuen Nich-
tuug der katholischeü Kirche, von den
Gläubigen dic strcngstc Unterw.erfuiig z„
forderu, dic Gefahr vorliegt, daß von
dieseü kirchlichcu Censurcu häuflg «uch
gcgcn die ehrenwerthcsteu Bürger Gebrauch
gcmacht wird, dic wahrhaft rcligiös ge-
sinut, nur nicht jedeui Glaubeuszwaiig sich
bliud uutcrwcrfcu. Niemaild kann ver-
kcunen, däß dicse kirchlichen Ccusureu tief
in die bürgerliche Ordnuüg, in das sociale
Lebeii und in deu allgeinci'ncn Vcrkehr
cingrcifen, nach dcr Erfahrüng dcm er-
cvnimüüicirtcn Gcwerbcmaiiii schwcre Nach-
theile auflegen, vcn Frieden in der Familie
stören, sclbst auf drittc Pcrsouen wirkeu,
die nach kirchlicher Ansicht von den Er-
communicirten sich ferne haltcu sollen. Am
mcisten beunrnhigcud ist die Bcstiinmuug
dcr Vereinbaruug, nach welcher das crz-
bischöfliche Geri'chc iu Zukuuft über Ehe-
sachen entscheidcn soll. Diese Erklärung
ist im Widcrspruch mit dcr bisherig^n
Landcsgcsttzgcbiliig, nach welcher Ehesachcn
vou deu wcltlichcn Gerichtcn verhaudelt
uud uach dcm Laudrcchte entschiedeü wcr-
den. Wir können nicht glaüben, daß die
Gr. Negieruug Erfahrungen übcr nach-
theilige Wirkuugcn dcr besteheudru Ein-
rkchtung gcmacht -habe.

Die attgemciiic Stimme bczcugt nur
wohlthätige Wirkungeü, weil dic Bürger
die Sicherhcit habcu, daß ihre Ehcstrcitig-
keiten uach klareu deutschcu Gesetzen, die
jeder Bürger. kcnucu kauu, gercgclt wer-
dcu. Dic Bestiuiinuiig dcr Verci'iibäruug,
daß das Urtheil über die bürgerlichen
Wirkuugeii der Ehe deu wcltlichcn Gc-
richteu überlasseii bleibt, bcruhigt uiis nicht,
deiin cbcu iu dcr Hauptfräae, also in
Bczng auf Verlöbüisse, Eingehung, ^ Schei-
dung, Verüichtuug der Ehe, eütschc.idct dcr
Vercinbarüug geniäß das gcistlichc Ge-
richt, nach deu vou der kath. Kirche in
Bczug auf die Ehe erlassencn Gcsctzen.
Dadürch siud Vie Bürger auf Gcsctze hiu«
gewi'escu, die zerstreut iu dcu verschicdenen
kaiioni'schen Quellen vvrkonimen, aus ver-
schiedenen Zeiteu stammeu, verschiedeuer
Aiislcguug fähig sind uud als in frcmder
Sprache geschriebcu, vou den Bürgern
in'cht leicht gekaunt sein können.

Seit 50 Jahrcu ist dcv badischc Bürgcr
mit der Rechtsausicht vertraut gcworden,
daß seine Landesgesctzgebuiig die Ehe zwar
als ein heiliges Verhältniß, das durch die
 
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