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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0055

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nenl, Graf Goluchowski, dem Kaiser
scine Demission ciiigereicht habc oder doch
cinrcichen wolle. Üeber die Veranlaffung
zu diesein Schritt gehen die Meinungeii
sehr ausciiiaiider; zuineist aber koinmt nian
darkn i'il'erein, daß ihui seiue Stcllung
verleidet worden sek, da es ihin nicht ver-
borgcu blcibeu koiinte, daß cr bci den
Beainteu sehrmibeliebt ist.

F- r a ir k r e i ch.

Paris, N. Ian. Ueberrascht hat
dcr Kaiserliche B r i e f gerade nicht, da
nian Eristenz und Inhalt deffelben scit
niehrcren Tagc» kannte und cs auch >eit
Langcin kcin Gehcininiß mchr ist, wer
der ciqentliche Verfasser der bcrühinten
Brosch'ürc. Die rasche Veröffcntlichung
dcs Briefes wird als eine abgedrungene
Nothwehr gegcn die in Roin crfolgte Ver-
öffentlichung 'der päpstlichen Neujahrsrede
augesehen. ' In den nltraniontanen und
anch in aiidern kathvlischen Krcisen hat
dic Veröffentlichllng des Briefcs nichts-
destoweniger einen gewaltigen nieder-
schinetternden Eindruck gcinacht. In ihrer
Ncbeneinandcrstellniig zeigen die papst-
liche Ncde iind dcrsKaiscrliche Bri'cf, daß
eine Verständlgung nahezu iiniiiöglich ist,
da der hl. Vater di'e Hoffnung, welche er
noch ain 1. Ian. hcgte, seitdein dnrch den
Kaiscrll'chen Brief gründlich zerftört ge-
schen hat. Da inan in Roin durchaus
nicht nachgeben will, so blcibt ni'cht Anderes
nbrig, als vii-bangn« zu spielcn und
durch das Martprerthuin, dic Flu cht
u. s. w. das katholische Europa nnd
selbst das katholische Frankreich für sich
zn intcressiren. Dahcr die seit einigen
Tagen stark verbreiketen Gerüchte von
der Absicht dcs 'hl. Vaters, sich uach
Gaeta oder gar auf eine ferne Insel zu-
rückzuzichen u. s. w. Jn der Absicht
dcs hl. Vatcrs odcr seiner Nathgeber
niag' dicß wohl liegen, abcr so lange
französische Truppen in Roin liegen,
werden diese Absichten wenigstens nicht
ö>;cntll'ch köniieii ausgeführt werden., An
einen Abzng der fr'anzösischen Garnison
aus Nom wi'rd aber, trotz aller Gerüchte,
hicr nicht ini cntferntcsten gedacht.

Paris, 13. Ian. Unter vorstchcndeni
Datuin wird den „Hamb. Nachr." tele-
graphirt: „Die Gerüchte von eincin Zer-
würfniß im englischcn Ministc r i u ni,
desscn Majorität für einc absolute Neu-
tralität sei, und von cinein Austritte Lord
Palinerston's sind ungenan." — (§s steht
eine baldige Erinäßiguiig dcr Zölle auf
Wollc, Eisen^ Wcine und Banniwollc
bevor.

Paris, 14. Jan. Der „Monitcnr"
nielvct, dcr Kaiscr habe gcsterii den Vor-
sch in eiiier Sitzung dcs Mi'iii'strr- und
des Gehci'ine'n Nathes geführt, drren auch
die Kaiserin bei'wohnic. — Es ist das

Gerücht vcrbrcitet, dcr Prinz Napo-
leon sei zum Groß-Adiniral crnannt.

S ch w e i z.

Bern, 13. Ianuar. Laut glanbwür-
digen Korrespondenzen, wird Fr a n kr e i ch,
sofern eS Savop en wirklich erhält, der
Schweiz die' uciltralisirtcn savopkschcn Pro-
vinzcn abtreten.

E u g l a n d.

London, 14.' Ian. Dke Jonriiale
veröffentlichen einen Pariser Brief: Frank-
rcich habe England vorgeschlagen cine
Kollcktivnotc an die Mächte zu richteii,
welche dic Vcrleiiiliig des Prinzips der
Nichtintervriltion als 6-i8U6 delii dar-
stellte, England habe aber Vcrpflichtnngen
solcher Lragweite abgelehnt. — Die „Ti-
nies" sagcn, auf Anfrage Englands habe
Oestcrreich erklärt,'es wolle keincn neuen
Krieg in Jtalien iinteriichinen, soudcrn
würde gegcn Frankrei'chs Ungerechtigkeit
protestiren, fatls die Herzogc nichk re-
staurirt würden.

Z ta l i c n

Aneona, 12. Jan. Es treffenchicr
aus Triest zahlreiche Mannschaften eiu,
die in Oesterreich für das päpstliche
Heer gcworbcn wcrden.

Nenpel, 3. Ian. Es ist ekne neue
Anshcbuilg von 18,000 Mann für die-
ses Iahr angeordnet.

S P an i e n

'Madrid, 12. Jaiiuar. Gestern fand
cin Kampf nächst deni Capitanes-Fluß
statt. Die Mauren wurden geschlagen
und flohcn in Unordnung. Gcncral Priin
hat sich besonders ausgezcichnct. Mörgen
werden wir 'wahrscheinlich vor Tetuan
sciii.'

D ä tt e m a r k.

Koponhagen, 9. Ian. Vorgcstern
NachtS fand eine Wl'ederholung der in
ver NeujahVsnacht ansgcführten Demon-
stration statt. Ei'n Volkshaufc vou inehr
als 1000 Menschcn (daruntcr aber sehr
viele Pcrsonen, die ihrcr Klciduiig uach
nicht deu u ii t er n Klassc n aiigehörtcn)
sammcltc sich nach 12 Uhr und zog uiiter
Henlen und Pfeifcn vor das Hotel des
Ministers desAuswärtigcn, Baron Bliren-
Finccke, wo pach lautem Hculen und Pfei-
fen derNuf: „Heraus mit dem Prögramm !"
ertöute. Noch änzcr war der Tumnlt vor
der Wohiiung des Polzeidirektors. Die
„AvertisseiiientS-Tl'dendc" verlangt hcute,
vaß die Dcnioiistrationen, wcnn sie ctwas
Ernstes bczipecken, nicht Nachts, sonderu
am hellcn lichte.n Tage vorqenomnieii wcr-
den. - A,n 6. uud7. ließ sich dkc Grästn
Danner nach lakiger Zeit wi'eder zum
erstcnmale i'm Theater'sehen; sofort, als
sie erschien, crhobcn sich vcrschiedene Per-

soncn im ersten Range nnd verließen unter
Aeußerungen der Mißachtung ihre Plätze.

A m erika.

. 28. Dcz. Die Botschaft

drs Praflvcnten Buchanan crwähnt der
Ereignisse, welche zn Harpers Fcrrv
stattfandcn, sowic dcr Aqitatioiicn im Sü-
dcn, unv spricht die Hoffnung aus, daß
ähnliche Riihcstörungcn nicht mchr vor-
konimen werden. Dcr Präsident wünscht
dcm Kongreß Glück, daß die Sklavcn-
frage durch die obersten Gerichtshöfe ge-
löst und cntschiedeii wurdc, daß jeder
Bürgcr berechtigt sci, scin Ekgcnthuin
und selbst seine Sklaven auf dcm. gemein-
sameii Terricorium wicderzu nehmen und
dabci durch die'B nnd esverfa ssu n g be-
schützt zu werden. Uebrigens iverden die
Gesetzc gcgen die Sklaven auch ferner
kräftig gchandhabt werdcn. Jn China
habe sich die Klugheit dcr iivrdamerikani-
scheu Politik bewährt. Die Beziehüngen
Ider Vercinigten Staaten zu Frankreich
> und Rnßland, sowie mit den andern
Negicrungen, mit Ausiiahine Spani'ens,
seien fortwährcnd 'äußcrst freundschaftlich.
Hr^ Buchanan meldet dic Nückkehr des
Gencrals Seott aus San Juan, wo er
cin Arrangement zwischcn der Uni'on und
England abschloß. In Folge dieser Ver-
einbarung sei nun kein Grund zur Be-
fürchtung eines. Konflikts mit England
mehr pvrhanden. Schließlich fordert Hr.
Buchaiian, daß die Vcrcinigtcn Staateu
Truppen in Mcrico eiurücken laffcn, um
eine Eiitschädigung für dic Vergangen-
heit nnd Sicherheit für dkc Zukunft zu
erlaugen.

Veriiiischte Vachrichten.

Lvoner Fabrikarbeitcrinnen haben cine
Bittschrift an den Senat im Uinlauf gc-
setzt, worin sie verlangcn, daß alle nn-
verheirathctcn Männer über 40 Jahre
eine besondere Steu'er zahlen sollcn.

Verlooliiugen.

2„ dcr „„„ 27. v. M. ,Httgchab!cn Vcrloosung dcS
hochfürstlich Löwenstciii-Wcrlhcim-Roscnl'crg'schcn An-
lchcnS von 350,000 st- -»> 24 st. F»st L 3'/, pCt.
voin Zahr 1836 st»d ncichvcrzcichiicte Pariial-Obliga-
tloncii dcS qcnaiintc» AnlchcnS, »äinlich: Lit. .4.
Nr 14 78 ii l000 fl. Lil. 6. Nr. 55 l03 253
t. 100 st pcr l'5. April 1860.- Lit. -V. Nr. 16l
n 1000 fl- Lit. 6. Nr. lOl 152 ii 500 fl. Lit. 6.
Nr. 133 155 225 -> lOO fl. pcr 15-Okiobcr 1860
>nr Nülkzahlung — nach Eingaug — gczvgc» wordcn.

Zn dcr' am 27. v. M. stattgchabtc» Vcrlvosung
! dcS fürstl Lömcnstcitt-Wcrlhciin-Roscnbcrg'schcn A»

lchciiS vo» 460,000 im 24 fl. Fust » 3'/- pCl. vom
Zahre 1836 sind »achvcrzcichuctc Partial-Obligationc»,
i nämllch: Lil. ä. Nr. 22 i. 1000 fl. Lit- N Nr. "

163 233 » 500 fl-, Lil. 6. Nr. 20 34 7-> ^2
330 n >00 fi. pcr 15. April 1860. Lit. ci- Nr 163
2i6 ü lOOO fl. Lit.6. 56 130 242 297 314 320
,414 4i6 420 479 5 100 fl. pcr 15 Oktobcr IbbO
! zur Nüikzahlung gczogcn wcrdcn.
 
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