Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Februar
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0137

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hndelberger TagblM.

N' 33.

lich^PrkiS^ltllEhallungSblattvikrlk!-
iährlich 36 kr.

Freitag, 10. F-ebruar S'« 1860.

Zur Politik des enqlischen ML-
nisteriums.

Das Orgaii Palmerstons veröffkiitlichte
an vcr Spitzc ihrcs lcitendcn Theilcs fol-
gendcn mit' gespcrrter Schrift gcdriickten
Ärtikel: „Wir habcn beim Iahresbeginn
angckündigt, daß eine thatsächliche Slllianz
zur Ordnung der italiciiischcii Slngelegen-
heitcn zwischen England nnd Frankreich
zu Stande kain. Wir sagtcn ansdrücklich,
daß die beidcn Regiernngen sich durch kci-
ncn Vertrag banden, sondcrn daß ihr>
Uebcrciiikoninien durch die Gewalt der Uni-
stände iind das Gebot dcr öffentlichen
Mcinung herbeigeführt wordcn war. Diese
täglich sich engcr knüpfende Allianz bcginnt
schon augenschcinliche und greifbare Früchte
zu tragen. Es ist jetzt förinlich beschlos-
scn, daß keinc Dazwischenkunft in Italicn >
stattfinden, und daß das Volk seinen^ei-!
gcnen Nathschlägen uberlassrii blciben soll.!
Man ist daher überel'ngtkoinnien, daß dic
Staaten Mittel-Jtaliens übcr sich selbst
versügen sollen. Frische Wahlen sollen
stattfinden, und den aus der Volkswahl
hervorgegangencir Versalnmlungcn wirv es
freistchen, dic Einvcrleibung ihrcr Kom-
iniktentcn ins sardinische Königreich zu
dekretircn. Die französischcn Truppcn
sotteii bei baldiger Gelegenhcit aus Nord-
Italirn und aus Rom zurückgezogen wer-
den. Es ist kein Geheimiiiß, daß Oestcr-
reich, iin Hinblick auf die wcstlichc Allianz
nnd seine heiinischen ernsten, Schwierig-
keiten, alle Hoffuung aufgibt, seine Stel-
lung und seineii Einfluß in Italien zu-
rück zn gcwinnen, und daß es scin Schwert
nicht nnr in die Schcidc steckt, sondern
bci Seite stellt. Man wird den Versuch
machen, Ocsterreich znr Bewilligung von
Neformcn in Venetien, wo es noch dcr
gesctzmäßig'e Herr ist, zu bewegen. Hier
könnte die italicnischc Frage mit der cu-
ropäischen Aiierkcnilling des iieuen Staa-
tes ein Eude haben. Aber wird man sie
,o cnden lasscn? Wir bczweifcln es. Der
Starrsinn dcs Papsies sicllt dicsem den
Verlust iriner ganzen Zcitlichkciten (scines
Staatenbesitzcö) in Aussicht. Ncaprl seiifzt
untcr schwcrcrer Tpraiiiiei als jcmals,
und dcr Schmerzeiiörnf Venctienö isi innt
genug, an unser Ohr zu schlagen, wie
schr wir es vcrsiopfcn inogeul Da die
italienische Frage also wahrscheinlich noch
größere Vcrhältnissc aiinchmcn wird, be-

stcht unsere beste, sichcrste nnd wohlthci-
kigstc Politik darin, jenen Pfad derPflicht
strcnge zu verfolgcn, durch deü wir heüte
vor cinein Iahre dcn Krieg zn verhinderii
im Staiide gewcseip wärcn, und durch dcn
wir jctzt den curopüischcn Friedcn gcwähr-
leistcn köniien. Dicse Politik ist: keine
fremdländische Einmischung, soiidern Jta-
lien für dic Jtaliener."

D e »k t s ch l a n d.

Karlsruhe, 7. Febr. Das großh.
bad. Regierungsblatt Nr. 6 vom Hcntigen
enthält eine Bckanntinachung großh. Mi-
nisteriuiiis dcs Innern voin 3. d. M., dic
Floßordnung für den Nhein betr.

§ Heidelbcrg, 8. Februar. Am 6. d.
Morgens iiin 9 Ühr hatte ciiic Versamm-
lnng der Mitgliedcr des landwirtbschaft-
lichcn Vcreins des llntcrrheinkrcises statt,
an welcher iiahc gegcn 300 üandwirthc
Theil nahinen. Die Besprechuüg beganii
ml't der jährlichen PreiSvenbeilnng, wo-
bei wir bcsonderS cincs wackcrcn Knecbtes
des Langenzellcr Hofes erwähncn, dcr jchon
seit dem Iahre 18li an cin nnd dcm-
selbcn Platze treu, redlich iiiid nrbcitsam
dicnte und zum Lohne scincs guten Vcr-
haltens, nebst einer Bklobungsurkuiide dcn
ersten Geldpreis erhiclt; deßgleich'en eincr
Danernmagd, die 32 Iahre in Ncckarau
iin gleichen Dienste war, nnd sich stets
tadellos aufführte. Diescn reihten sich uoch
mchrere trene vieljährige Dienstbvteii an,
welchc thcils zum Lohne ihrcs Vcrhaltcns,
theils zur Alifniuiitrrung andcrer Knechte
und Mägdc Belohniingen erhielten; feriicr
wurden Preise an diejenigen Landwirthe
verihcilt, welche die vorzüglichsten land-
wirthschafklichen Prodnkte zu crzielrn wnß-
ten, wobei wir besoiiders cines Herrn
Müller aus Roth erwähnen, wclcher
allein wegen Erzeugiing vorzüglicher
Frnchte drei Preise erhiclt. Nach Ver-
iheiliing- der Preise begann die Beant-
wortung dcr landwirthschaftlichcii Fragrn,
welche Brsprcchiiiigen auch äi» 7. bis Mit-
tags sortgcsrtzt wiirdcn und inanche wich-
tige, die Ländwirthschaft befördernde Ne-
sultatc lieserte. Nächmittags nni 2 Ul»'
wurde »lin von der ganzrn Vrrsammlung.
in dcm Fabrikgebände des Herrn H Gkl
cin Besuch gemacht, wö dic ausgcstelltcii
laiidwirthschastlichen Maschinc» besichtigt
wurdeii, wvrans im Muieüui die wciterc

Bcsprechling fortgesetzt und Abeiids die
Verhandlungeii beschlossen wiirdcn. Die
Verhandlungen wurden im Bcisein des
Hcrrn Regicrungsdirektvr Vöhme und
Herrn Stadtdirektor I)r. Wilhelini ge-
halten, wobci sich besonders dic Herrcn
L. v. Babo und vr. Herth durch eben.
so gediegene, als der Landwirthschaft nütz-
liche Vorträgc auszcichiicteu.

^ Heidelberg, 9. Febr. Zu unserein
gcstrigen Artikcl vom 8. d. erwähnen wir
noch bcrichtigend, daß die Stadt Heidel-
berg nicht 4, sondcrn 6 berühmte Männer
zählt, welchen ihrer Verdienste wegen das
Gcineindebürgerrecht ertheilt wordcn nnd
Herr Profefför Hänsscr tritt demnach
als der sicbentc in dercn Reihe ein. Außcr
Vcn gcstern- bezeichneten haben nämlich
glrichfalls das Ehrenbürgerrccht crhalten:
dic Hcrren Gch. Rath Chelins und
Gch. Näth v. Vaii g er o w. Däbci dürfte
die Bcmerkung aiii Platzc scin, daß die in
Kraft bestchende Genieindeordnung und
Bürgerrechtsgcsctz keinc „Eh r eii b n r g e r"
mchr kennen, wie es dereii nach der älteren
Gesetzgebung gab, Wogegcn es dem Ge-
meindcrath freistcht, nnter Znstimmung des
engern Bnrgerausschusscs eiuem Manii znr
Aiierkcniiung seiner Verdienstc das wirk-
liche Genirindebürgerrccht aus frcicn Stü-
cken zu verleihen. Von diesem Rewte
wurde iu allen bezeichneten Fällen Gr-
brauch geinacht und sämmtliche genannte
Herren sind demiiach wirkliche Geineinde-
bürgcr von Heidelbcrg. — Aii dem zu
Ehren des Herrn Professor Häufser
zu veranstaltenden musikalischen Ständchen
wird sich nicht dcr Gcsaiigvercin, fondern
der Liederkranz bethciligeii.

Pforzhe'im. 7- F'br. Hente Vor-
>miitaa naä> ll M» hat d,c feicrliche
i Beisetzung der Leiche I. Kaisi Hoh. dcr
j Givßhtrzogin Stcfanie in dcr im Pro-
l gramm vorgeschriebeiicii Weise stattgefün-
i e>u, iiachdcm der Lcichenzng bereits heute
'Mvrgeii nach l Uhr hier äiigckommcn
'war. Dett Lei'chenzug eröffiikle eiiic Ab-
theilung. Iiifanterie mit Miisik, worauf
12 kaihvlische Geistliche, darnnter drei
Dvmkapitiilare von Frriburg, folgten, die
dein Sarg, welcher von '3l> hiesigen Bür-
gern von der käthvlischen Kirche zur
S'chlößkirche abwechselnd geirageii wnrde,
Vvraiisgingcn. llnter Pein Trauergcfolge
besaiideii, sich dcr Grvßhcrzog, niehrcre
Größh. iliid ändere Prinzcii, der Fürst
 
Annotationen