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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0150

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Reiitcn nn't dcni ihncn entsprcchcndcn Ka-
pitalwerthc bcsteucrt wcrdcn, aber iilir i'n-
sowci't dcrsclbc ni'cht schon nniitt'ttelbar dcr
Grund-, Häiiser-, Gewerb- »der Klassen-
stcuer dcö Grvßhcrzoqthninö untcrwvrfcn
ist. Im Auölanve anqeleqtc Kapi'tall'en
lnüsscn, selbst wenn sic dort schon uninit-
telbar besteuert sei'n svlltcn, doch auch bci'
rins verstencrt wcrven. Dic Koininission
crkcnnt in dcr 2lrt dicscr Dcsteucriiiiq eiu
gercchtcs Steuerspstein und setzt „i'u daS
Rechtsqcfnhl der Kapitali'ston iiud Ncntner
auch das Vcrtrauen, daß diese sclbst dic
Bestrneruiig i'hrcr Bczüge i'in Allgcinclncn
«16 ei'tte gercchte anerkennen." Ni'cht gcgcn
dic L-teucr iin Allgeinei'iicn scicn dic Bc-
anstandungcn geri'chtet gewcsen, svndorn
dic Art dc6 Vollzug6 sei e6 hauptsächlich,
wclchr 'diese Stcuer zu cincr inißlicblgcn,
sa gchässigcu inachen könne. Divse cigcu-
thüinlichcn Vcrhältinpc hättcn sowohl i'n
deni Gcsetze6cntwurfc, al6 in deu Vcr-
defftvungövorschlägcn der Koininission ge-
iiügende Berücksichli'gung gcfnudcn. In
dcr von dcin Vorsitzendcn cröffnctcn all-
gcmei'nen Besprechnng ergriff dcr Bericht-
crstatter Muth da6 Wort, entwars cin
gcschichtliche6 Bild übcr die Kapl'talsteucr
nnd nannte dcn setzigen Entwurf ei'ne dritte
verbesscrte Auflagc, welchc von der Kain-
mer mit dcn von dcr Koinmission vorge-
schlagenenAbäNderungenaugenoinincn wer-
den möchte. Schaaf glaubt i'n ihr ci'nc
richti'ge Festsctzung dc6 Stcucrstockc6, ab-
gcsehen von dcn Fl'nanzzustäiibcn dc6 Lan-
de6, zu erblicken, wa6 Finanz-Ministcr
Regenaucr in tl'iicr au6führlichen Gegeu-
beinerkung bcjaht. Die Kaininer ging so-
dann zur Eliizclbcrathung des Entwurfcö
über. Art. l cnthält da6 Griiiibpri'nzl'p dc6
ganzen Gesctze6; Art. 2 gibt iin Allge-
mcinen nähcr an, welche Kapitalwcrthe
dcr Kapitalstcncr llitterwvrfen sind. Dcr
'Eutwurf will bi'e Zinsen, welchc i'n un-
vcrzliiöli'cheii Kaufschillingö- und i'n an-
dcren iinvcrziiiölicheii Kapi'talsordcrnngen
mitbcgriffen sind, unter dic zu versteuern-
den Kapitalwerchc aufilchineu, die Koin-
mission beautragt aber den Strich bi'eseö
>Satze6, wcil nach der Absicht de6 Ent-
wurfes niir dic Bezüge von Ziusen be-
sicuert werden sollcn. Dnrch die Bciner-
cknng dc6 Herrn.Fiuanzininl'sters, daß die
Acnderung vcr Koiiluil'ssioii keiiie Vcr-
Lesseruug hervorbringe, entstund eine län-
gerc Besprcchung, an der sich Achenbach,
Klröncr, La.nep, Faller, Roßhirt, Spohu,
Schwarzniann, die Regieruiigskoininissäre
rind der Berichlerstatter betheiligtcu. Kir6-
ner's viclfach unterstützter Änlrag auf
Herstellung dcs Negierungsentwurfeö wird
von einer großen Mchrhcit der Kamincr
angenoiniiieil, weil inan die Lhatfrggc bc-!
jahte daß i'il solchen uiiverzinslicheii Ka-!
pi'talfordcriingen Zinsen enthalten scui!
köiincii. Die Artikel 3, 4, 5 und 6 riefen !
keine Vcrhaiidlung hervr. (Forts. (f' j

K-rrlsruhe, 10. Fcbr. Trotz der hohcn
- Apanagc von 120,000 fl. jährlich hat,
wic inan glaubhaft verniinnit, vie Groß-
herzogin Stcphanie nnr ein kleincs Vcr-
niögen hinterlaffen. 2lnßer ihrer Bcsitzung
i'n Üinkirch und ihrein Schlößchen zu Ba-
dcn ist kcin liegenschaftlichcs Bcrnivgcii vor-
handen; das baarc Gcld wurde stcts für
llntcrstützungen jcglichcr Ari verwcndet.

'Aus'Badeu, 3. Fcbr. Als wcitcrc
Blunicnlcsc dcr Acußerungcn, wclche ciiicn
der sctzigcn Vcrthcioigcr dcs Konkvrdates
früher über dic katholifchc Kirche gcchan,
köniicn auch dic^ Wortc gcfügt werdeu,
welchc Professor Gfrörcr in 'Freiburg vor
seiner Bekehrnng gesprochcn, und in der
El'iileilung zu seiner Geschichte de6 Ur-
christenthiiins pag. lO 'also zu lesen ist:
Dic Basi6 der katholischen Kirchc ist ein
niil eincr festcn Hülle von Blunicn bc-
dccktcr Abgrund; und die thcucrstcn unv
ergicbigstcii iLchrcn dcs Papstthuins sind
und bleibeii die Dogmen vou der Hölle
und dcin Fcgfcuer, samint dcn übrigon,
welche di'cseii LcbellSkeim der Priesterge-
walt bcrühren. Man hat dies nie dcul-
licher geschcn, als iu dc» Zcitcu der Ne-
fvrin.ati'on bci den damaI6 zwischen der
altcn und neuen Kirchc angcstellten Vor-
söhnuiigsversucheii. Die papistischen Wort
führcr hätten cin Ängc zugevrückt bei
allcn Fragen der.reinen Schule, wclche
dic Hcrrschaft und das Lebcn nicht be-
rsihi-cii; sic bättcn in dicser Hinsicht nicht
nnr die Wl'cderherstcllung dcs alteva ngel.
Dogma, sonderii, wcun inaii cs forderte,
selbst die El'nführung von chinesischcn,
persischen, tibetanischcn Lehren zugestan-
dcn; aber in allen den Puiiktcn, welchc
dic Kraft des Ablasses und die Machc
dcs Nachfolgers Petri und seiner Miliz
begründcn, konnten und wollten sie um keincn
Schritt nachgeben. Es gibt zwar heut
zu Tagc Leutc, welche diesc Darstellung
der kath. Kirche niedrig sinden dürften;
allcin cs ift die erstc Anforderung an den
Gcschichtschrei'bcr, nichr erhaben oder all-
täglich, nichl witzig over lrocken, sondern
vor allen Dingen wahr zu sciu. (M. A.)

Heidelberg, 13. Febr. Am gestrr'-
gen Tage fand in ilusern Mauern ein
Fcst statl, welches an Großarti'gkeit so
leicht »i'cht mehr wird übertroffcn werden.
E6 galt unserem gefeierten Mitbürger,
dem Herrn Prof. Häusser von Seiten
seiner Freunde den thatsächlichen Bewei'6
zn licfern, init welch' aufrichliger Freude
sie von dem Entschlussc durchvrungen sind,
daß derselbe den an ihn ergangenen Nuf
nach Iena abgclehnt, und der unsrige bleibt.
Nach den bereits vorangegangenen Knnd-
gedungen von Seitcn der stäbtischeii >Be-
!hördcn, der Studirenben u. s. w. ver-
! einl'gtcn sich gestern alle Stände i'ii dcn
iNäumen Ve6 großen Museumssaales um
ihier bei fcstll'chein Mahle nochmals di'e
! Gcsinnungen der Freude und der Vcr-

chrung für unscrii Freund auszusprechen.
Kanm konnte der Saal alle diejcnigen
fassen, dic von Nah und Fern, insbeson-
derc aus unserer Schwesterstadt Maniiheim
sich zu dcm Fcste ciiigefunden hatten, nnd
es mochtcii wohl über 300 Pcrsonen scin,
die sich an dem'.vereinigten Mahle be-
theiligteii. Wir werdcn morgen in der
Lage sein unscrn Lcscrn ein ireues Bild
des großartigen Festcs zu enthüttcn, uiid
gcrcichk cs uns zur bcsondercn Frcude
sagen zn künnen, daß danclbc von ker'ncin
Mißton gctrübt war nnd das ganze Fest
das Gcpräge eineS unvcrkcnnbarcn eiit-
schicden dcirtsch-nationaleil Charakter hatte.
*In .Offcnvura wurde Gastwirth Gegg
zizm Zähringer Hofe als Bürgermeister
gcwählt.

Freiburg, 10. Fobr. Vor einigeii
Tagen gl'ng eine mit zahlrcichen Unter-
schriften verschenc Petition gegen das
Konkordat an dcn äliestcn Abgeordnctcn
hicsigcr Stadt, Hrn. Hägelin, ab, ivelchcr
dicsclbe der Zweicen Kammcr überrcichen
wird. Die Untcrzeichner gehvren sämmt-
lich dem Bcaintenstandc und dem Kern der
Bürgcrschaft an.

Darinstudt, 9^ Febr. So eben wird
da6 erstc Urthei'I gegen die der Theil-
nahme am Nacionalvcrciii und durch Ad-
vokat Mctz verthcl'digten Angeklagten be-
kannt. Es ist vies ein Urtheil großh,
Landgerichts Lauterbach, nnd betrifft Hrn.
Fabrikaiiten Franz Dichm daselbst. Da-
selbc ist von Strafe und Kosten völliz
freigcsprochen.

Worms, 9. Febr. Für dic Ern'ch-
tung vcs Luthermoilumcnis siiiv bis jctzt
137,493 fl. 17 kr. eingegaiigcn. Da das
von Nictfchel auszuführeiide Werk, wovon
der Entwurf bcreits volleiidet ist, anf
ini'ndcsteiiS 200,000 fl. kommeii dürftc, so
bittet der 2lusschuß um eiiic weitere Un-
tcrstützung.

Wiesbaden, 9. Febr. Mit Beziehung

auf mehrfache Äerüchte wird hcute in der
„Mittelrh. Ztg." aus zuverlässigster Quelle
mitgetheilt, daß dic nassauische Negierniig
kcin Konkordat mit dem rvmischen Stuhle.
adschli'eßen wird.

Stuttipurt, 4. Febr. Dic Staaten
ves 8. Hcerkörpcrs, Würteinberg; Baden
und Hessen, von der löblichen Äbsicht be-
seelt, gieichcs Geschütz einznführen, berietheii
über Eiiiführung gezogener Kanoneir. Mch-
rere Vorschläge lagen vor. Würtemberz
verdankt ciu'sehr gutes Modell eiiikM
taleiNvollcn Arti'llericvffizier; Baden war
für die preußi'sche gczogcne Kanone, imd
glaubte, sie von dort leicht koinmen laffen
zu kvniicn. Man bat also in Berlin mii
gezogenc Kanonen, in Erwartuug einer
gezogrnen Antwort. Daß sie das Gegeii-
thcil war, kann man nun freilr'ch iii'cht
sagen; denn es wurde erwr'dert: Preußeii
brauchc ser'ne gezogencn Kanonen selbst.
Doch damit war vi'e Sache nicht erledigt.
 
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