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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0338

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sckt dcr Anwesenhcit Napolcons in Stntt-
gart in verschiedenen Zeiträuiiikn hier er-
schi'enen sind und sich dcn Abscheu jcdcs
ehrlich deutsch Gesiiinten zugezogcn habc».
Herr Binder bewährtc die Veräuderlich-
keit seincs Charaktcrs schou auf iiiannig-
faltige Weise: seine Fedcr war bald thätig
fur eiue frclsilinig deutsche Politik, bald
für das Mettcrin'ch'sche Cabinct, bald für
dic Augsburger-Postzeituug. Ein gebore-
ncr Protcstant, trat er dor einigen Jahren
z'uin Katholici'ömus über und schrieb daiin
übcr die Selbstanffösung des Protestantis-
nius. Der Mangcl an Znvcrlässigkeit des
Charakters wird bei ihm nicht einnial durch
ciu hervorrageiides Talcnt ersetzt, so daß
seine Fcder dcr iiapoleoiiischcn Sachc kaum
vicl nützcn und jcdeufalls die Dcntschcn
in Betreff Dcffeu, was sie vou Napoleon
zu crwarten habeu, uicht bestccheu wird.

Frankfurt. Die T i m e s sqaeu übcr
dic letzte Abstiiiiiiiung des Bundes in der
kurhessisch euVcrfassnngsa ug cl cg enheit: Dic
gegeilwärtige Krisis gciuahnc lcbhaft an
das verhängnißvollc Jahr 1806. Nach
eiiieni Rückblick auf dic Schlacht bei )ena
und ihre Folgen fährt der Artikel fort:
„Dcr Bund beschließt, gegen die abwci-
chcude MeiiiuilL PrcußcnS, die Vcrfassung
von 1831 zu verwerfen und dic von 1852,
das verhaßte Werk Hasscnpflug's, zu be-
stätigcn. Jn diesein Augenblick ist cine >
solche Entscheidung vön eigenthüinlicher
Bedentsamkcit. Eine mächtige und ckrie-
gerische Natiou an Dcutschlaiids Gränzeu j
' sainmelt sich bcwaffnet, und jctzt, weun ^
jemals, thnt es Noth, zur Untcrstiitzuiig:
dcr deutschcn Nationalität jene iiationale>
Begeistcrung zu erwcckcn, wclchc die Für-!
stcn im Jahre 1813 so gut hervorznrufcii
und zu täuschen wußteu. Die Zeitcn sind
ilicht mehr, da eiiw bloßc Fürstcnliga die
Nationen rcttcn 1111111. Die Könige müs-,.
scn mit ihrcn Völkcru'gche'n, sonst blcibcii
ihre Bcrathungeu ohnniächtige Knndge-
bniigen."

Nürnberg, 4. April. Säinnitliche
hiesigc Sortiinentsbnchhaiidlnngcii h'aben
das ihneii gemachte Ansinnen, deu untcr
Napole 011 i s ch eiii Einflnß erscheiucuden
,/Straßburgcr Correspondcnten" gegen sehr
vortheilhafte Vergütung möglichst zu, ver^
breiken, von der Hand gewieseu, vou der
Ucbcrzeugluig ansgchend, daß zwischen dem
frailzösischcii iliiddeutschen Volkc keineVer-
schicdenlxü dcr Ansichten darüber bestehe,
euif welchen Grundlugeii das Wohl nnd
' §»"!r ^ölker beruhr, wohl aber es

die täuschendc^"P^ ^r"f!müzöM)7n

Berlin, 4. April. Ank
Prmz-Ncg-ni», s«„

Va,-rl„„d ,„,d jw,„- „,s„ „„sg,,,^ „»
werden: „Vcrle.hc allen christlichen Obrig

keitcn Dcine Gnade und Deincn Segen,
segne unscr deutsches Vaterland, und sei
Du sein starker Schutz und Lichiriii, vcr-
cinigc scine Fürstcn und Völker durch das
Band des Friedens und fördere es in
Eintracht uud Trcue!"

Wien, 5. April. Es mag immerhin
cin Trost für Victor Emanuel sein, daß
üach dem katholischen Kirchtnrecht dic Un-
tcrthanen eincm crcommunicirteu König
noch Gehorsam schuldig sind und auch die
Stcuern zahlen müssen. Unter diesen Um-
ständcn wird der sardinische König wohl
die Nachtheile ertragcn können.

?Wien, 5. April. Dic Unterschlcife im
Heerwescn belaufen sich auf dic nngchcure
Summe voiv nicht weniger als 17 Mill.
Gulden, wovon 300,000 fl. einigen der
bedeutendsten Kapitalistcn unsercr Stadt
zugcschricbcn wcrden. Das Seltfamste
bei der Gcschichtc ist aber jedcnfalls EtwaS,
das nur sehr wenig bckannt ist. Es hcißt-,
bei dcr berühmken Znsammenkunft der
beidcn Kaiser zn Villafranea, wo Napoleon
und Franz Joscph drei Viertelstunden lang
so gnt wic allein waren, habc Jener zu
dicscm gesagt: Ew. Masestäi würden wohl
daran thun, auf frcuudschaftliche uud gut
gemeiutc Nathschlägc zu hören. Sie sind
von Verräthern umgebcn. Ew. Majcstät
glaubt/die Festung Maiitua sei auf sechs
Moiiatc verproviaiuirt. Jch sage Ihnen
— hiebci erhob cr emphatisch dcn Finger —
es ist auf kcinc sechs Tage mit Lebcns-
mitteln versehen. Prüfen Sie, ob Das,
was ich Jhnen sage, wahr ist, und han-
dcln Sic demgcmäß/' Die Sachc stcllte
sich als richtig heraus und licferte außer-
dem cinen neutii Beweis von dcr uncnd-
lichcu ll'eberlegenhcit des französischen
Spionirspstcins über das österreichischc.

F r a n k r e i ch.

P.rris, 4. April. Der Kriegsmiiiister
soll von heutc an jede Ertheilung vou
ll r I a u b verweigcrn.

-pariS) ö. April. L. Napoleon wird
und kann sich nicht dazu verstchen,. dic
Frage von deu ueiitralisirteu Provinzeii
SavopenS cinem Congreß uutcrzubreiten,
nachbcm er den festen'Entschluß auöge-
sprochen hat, untcr keiuer Bcdl'ngung auf
jenc Proviiizcn zu verzichten. Das Amts-
blatt fängt an, Ergebenheitsadresseu aus
Savopeu und Nizza zu vcröffcntlichen;
eincs früheu MorgeuS wird es uns vor-
deinoiistri'reu, daß diese Adresscn einc Ab-
sti'nlinnug der Bevölkeruugeii ganz uuuüß
und überflüssig gemacht haben. — Es un-
tcrlicgt keinem Zwcifel, daß iii der Er-
communication auch die französische Ne-
gierung inbegriffcn ist; gestände sic dies
aber, so sähe sic 'sich moralisch gczwun-
gen, Nom zu räumcu oder geradezu zu
erklären, daß es, vou bem Rechtc des
Scärkrreu Gebrauch machend, trotz dem
Willen bes Papstes die Truppcu in Nom

lasse. Dcr päpstliche Nuntius ist übrr-
gens noch nicht abgereist, um zu zeigen,
daß die Ercoiilmuilieation sich „icht anf
den Kaiser erstrecke. Der römische Stnhl
kann dics.aber halteu, wie er will, da
in dcr^rconimilnicatioil Niemaiid genamit
ist. Sache des Kaiscrs ist cs, sich ge-
troffen zu sühltii und rs zu erklärcn odrr
nicht unddemnach zu vcrfahreii. —Sämmt-
liche Buchdruckcr siud in das Miin'sterium
des Jnnern gerufen worden, um sich sagcn
zu lasseü, daß man ihncu die Concessiou
entziehen würde, wcnn sie eine Broschüre
über N-o m druckten, ohnc das Manuscript
vorher der Regieruug vorgelegt zu habcn.

Paris, 7. April. Dcm „Moniteur"
zufolge hat der Kaiscr in dcr Absicht, die
Handelsiuteressen von Chablais und
uuv F a u c i g np zn schonen, dic Ereich-
tung einer freicu 'H.a ndclsz 0 ne gleich
dcrjenigen um Ger bei Genf anbcfohlen.

S ch w e i z.

Bern, 4. April. DicOfsiziersversamm-
lung dahicr am 3. d. M. war von eiüer
schöneu Zahl Offizicre von jedcm Nang
und von allcn Parteifarbcu besucht. Es
wurde tinstimmig beschlosscn, alS Ausdrnck
des Siünes und Geistcs aller Anwescnden
öffentlich auszusprechcn: „Wir werdeu,
weun cs sein muß,' freudigen Muthcs, im
Vertraüen auf die uns selbst . gegcbeue
Kraft.und anf dcu endlicheu Sieg unscrcs
guten Ncchts, welchcs uns biese Kraft
vcrleiht, mit den Wassen in der Hanb
unscrc Pflicht erfüllcn. Wir rufen unscre
Kameradeu, so weit die schweizcrische Eid-
genosscnschaft reicht, auf, wo ihrer auch
nur zwei odcr drei bei einauder wohncn:
Sammelt Euch! und dersclbe Sinn und
Geist wird unter Euch wehen!"

.Bern, 5. April. Der Buudcsrath
hat zum außerorbentlichen Gesandteu nach
London ernaunt Delarive ans Genf.
Einc österreichische Noie untcrstiitzl die
wohlerworbenen Nechtc der Schweiz. Der
Buudcsrath hat ciue Notc an sämmtliche
Mächte erlassen: befördcrlicher Zusammen-
tritt eines C 0 n g r e s se 6 wird dariu ver-
langt. Ständerathspräsident Welti ist
als zweirer Comniissär nach Genf ge-
fchickc.

?Bern, 5. April. Gestern sind bereitS,
nachdem mein Breef au Sie schon abgc-
gangen war, die An tw orts^chreiben
Eugl,ands uud Preußcns angelangt;
dasjenige Englagds lautet sehr frästig
und gibt der Schweiz die büudigstc Zu-
sage, sie auf je>-e Weise iu ihrcn Ncchts-
ansprüchen auf Savopen zu uuterstützen.
Nicht mindcr kräftig lautet das Antwort-
schrcibcn PreußenS.

Bern, 5. April. Die Abgeordneteu
dcr Volksversainmlung von Aarberg habeu
dem Bundespräsidcnten eine Adresie über-
reicht, welche dem Bundesrath deu Daick
für seiu bisherlges Verhalten in der L>a-
 
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