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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0366

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Artikcl dcr „Postzcituiig^ nicht von'mir vcrfaßt
i st und ichwcdcr direkl noch indirckt au dcnn
sclbcn bcthciligt bin."

Pforzheim, l6. Apm'l. Die Er-
qänzungswahlcn für dns Wahlmänner-
Collegl'nln, das an Herrn Bi'sslng's Stelle
eincn andern Abgeordneten zn wählcn
hat, sind vollzogen. Als Wahl-Candldat
ist der Lpcealprofeffor, Hr. Dr. Hansser
i'n Karlsrnhe, i'nl Vorschlage.

Bretten, 14. Aprll. Programin zn
der ani 19. Apri'l d.ahler statt habendcil
Melaiichthons-Fel'er nnd zn der daini't
verbnndeneii Legnng des Grnndsietiis zn
el'nein Denkinal fnr denselben. 1) Vor-
feier ain 18 April, Al'enos 7 Uhr; Ein-
länten des Fcstes, Böllerschnsse, Zng der
Schnljngend vor das gcsch»iiuktc Ge-
bnrtshans am Markrplatzc, Choralgcsang.
.2) Feier ain 19. April: Frühgclänte niid
Böllcrschnssc, Ansschnincknng dcr Stadt,
uin halb zehn Uhr Versaininlung 'ves
Conn'tes und der Fcstgäste :c. auf dcin
Kirchenplatze, Gottesdi'enst, Zug aus der
Kirche au dem Melanchthonshansc vor-
nber anf den Fcstplatz nach dcui cvange-
lischen Schulhause, Gesang, Fcstredc,
Legung des Grundsteins unter Böller-
schnsscn, Schlußgrsang, Fcstesscn in dcr
Krone um halb 2 Uhr.

Frankfurt, 15. April. J»i Gcgen-
satz zn deiu dcutschen Natioiialverein be-
abstchtigt die hiestgc demokratische Partei
cincn deutschen Bolksverein ins Lebcn zu
rufen, und ist diesclbe bereits mit der
Ausarbeitung der Statuten eisrig beschäf-
tigt.

Berlin, 14. April. Die Sache der
Schweiz ist, wie nicht uiehr zn bczwci-
feln, cine aufgegebene. Nieinand kann
cs der Schweiz verargen, wcnn sie, ver-
lassen, wic sie ist, ihren Frieden best-
inöglich in Paris sucht, und der Groß-
inuth ihres alten Frenndes vcrlraut, da
ihr nichts weiter übrig bleibt. Mit eiiii-
gen Schcin-Concessioiien wird das gute
Verhältniß hergestellt scin, und die Schwci-
zer werdcn sich beruhigcn, die Diploinaten
aber lächelnd dic Hande reiben, denii wie-
dernm ist der Frieden glncklich gercttet.
Unsere Presse faßt die Verhältnisse frei'll'ch
anders auf, sie sieht dic Gefahr fürDcutsch-
land fortgesetzt näher rückend, und daß die
zwölfte Siunde gekoiumen ist. Weun cs
jetzt nicht gelingt, uns einiger und stär-
ker zn machen, so wird wahr werdcn,
was die „Times" nns prophezeiht hat.
Napoleon hat sich füx süne „ächstcn Plänc
durch die Jtaliencr vcrstärkt, er wird stch
durch die Schweiz verstärkcn und die Dä-
nen wartcn daranf. Wo sind Dentsch-
laiids Frcnnde nnd Bundesgenosscn? -
Konnen wir mit dem verrottetcn Bundes-
-tag deu Ka.npf wagen? Können wir ani
. große patriotischc Entschlüsse der dentsche,
Regier.nnge» hoffen? Jst cö möglich vas
deutsche Volk zu vereinigen? (M. I )

Nerlin, 15. April. Es hat wohl kanm
jemal's eine Verhanvlnng im Hausc vcr
Abgeordncten däs Jntcreffc der ganzen
Hanptstadt so in Anspruch genouimen, wie
di'c gestrige über die geineinen Erzesse,
dic am Äbend dcr Schillerfeicr hier
vorsielcn. Daß der deutsche Ehrentag ge-
radc in Bcrlin in so beklagenswerther
Wcise geschänvet worden, das hattc der
Bürgerschaft bitter wehe gethan. Man
fragte sich, wie es wohl möglich war,
daß ein solcher Lrkandal in Berlin, wo
doch ein so großer Polizeiapparat bcsteht,
wic kaum in einer anderu Hauptstadt,
vorkomincii konnte. Und da hörte inan
nnn gestern vom Minister des Jnncrn,
wic die Polizeibchördc in dem ihm er-
statteten Berichc vcrsichert habe, daß nichts
bavon zn ihrcr Keniikniß gckoinmcii sci,
daß öffentlich anf dem Gendarmenmarkt,
am Nachmittag dcs lO. Nov., dnrch am-
bnlante Schnapswirthschastcn Spiritnosen
vcrkauft worden seien. Sonderbar, daß
gerade die Polizei nichts davou erfahren;
wer sonst am Nachmittage des 10. 9kov.
überden GendarmcuiuArkt ging, der branchte
sich, uiii es zu sehcn, gar keine Mühc zu
geben, cr mnßte es sehen, rechts nnd Ii'nkS.
Und cndlich erfnhr man von den betresten-
deu Neduern anch, wic cs uotorische That-
sache sei,. daß der anf dem Gendarinen-
markt damals statioiürt gewesenc Polizei^
bcamtc schon des Nachmittags wiederholt
uin Hülfe nach der Polizcicentralstelle ge-
schickt habe, aber vergebcns. So ist cs
denii frcilich klar, wic es, als es dunkel
gcworden war, zu jencn bcdanerlichcn Er-
zesscn kouimcn konnle. Dabei crinncrt nian
sich iin Publikum denii auch daran, wie cs
seincr Zcit hieß, daß von reaktionärer
Seite, nm den Skandal zu erzeugen und
also dje Schillcrfeier, zveil uian dieselbe
schließlich doch nicht verhindern konnte,
doch wenigst'ens mit Koth. zu bewerfeu,
Geld vertheilt wvrden sci. Hierüber wird
man freilich zu einer letzten und btstimmten
Anfklärung wohl nic gelangen; doch ist
die qestrige Dcbatte darnm schon an und
für sich uicht weniger interessaut.

München, l l.April. In einer am
5. d. zu Kaiserslautern stactgefnndenen
Versammliing von Protestauten aus allen
Theilcn dcr Pfalz wurde bcschlossen', ,,daß
am 22. April in.Kaiserslantern eine großc
allgemeine Vcrsaminliing der pfälzischen
Protcstanten statthaben solle, Bchnss Be-
rachnng nnd Untcrzeichiinng einer Adresse
an den Köili'g, nu't dcr Bitte, um Abhilfe
vielsacher Beschwerden gegeu das herr-
schende kirchliche Spstcm und um Lösnng
der dnrch das neue Gesangbuch erzcngten
Wi'rren."

Wien, 13. April. Der „Ostd. Post"

' entiiehmen wir über den Selb.stmord
^ v. R o b e rt's noch.Folgendcö: „Der Prä-
i sidcntwer Wieuer Börsenkammer, Lndwig
v. Roberl, einer der ersten hiesigen In-

dnstriellcn, hat.sich inittels cincs Pistolen-
schnsses das Lcben gciioinmeii. Er war
cin Mann, der uahc an deu Sicbenzig
war, abcr durchans rüstig und von un-
gcniciner Lebhaftigkeit des Geistcs. Er
staud an der Spitze einer Ncihe der er-
giebigstcn Iiidustrie-Uiiternehuiniigen, war
Eigenrhüiiier großer- Kohlenbergwerke in
Böhineu, Mi'teigenthümer der klabnoer
Eisen.werke, große.r Znckcr- uud cheinischcr
Fabri'ken und Chef cines der rcichstcn Groß-
handlnngshäuser Wiens. Ein schmerzliches
Leiden (cin Gürstelausschlag), welches sich
i,i jnngster Zcit bei ihm einstellte, hat den
lebhasten Mauii so anßer sich gebracht,
daß er iu ciner heftigcil Stnnde zu den
Waffen, mit dencii er schr vcrtranc war,
griff, und sciuem Leben cin rasches Ende
machte.

Wien- Durch Erlaß des Knltns-
liiiiil'stcriums uud anf Grunb ciner beson-
dercn kaiserl. Entschlicßnng ist die Er-
lanbniß ertheilt worden, iu sämiiitlichen
cvangelischen Kirchen der dcutsch slavoni-
schen . Kronländer jährlich tiuinal eiue
Sammlnng srciwilliger Beiträge für den
Gustav-Adolph-Verein einznleicen.

Wien. 1>r. Görgen, Vorsteher der
JrrcnanstaltzuDöbling, wo GrafSzechenpi
sich erschossen hat, erklärt jetzt öffcntlich,
daß der Gras während der 12 Jahre, die
cr i'n dieser Anstali vcrbrachte, geistcökrank
war und sich iiiimer mit dem Gedanken
dcs Selbstmords lrug.

F r a n k r e i ch.

Pariö, 14. April. Jm gesetzgebcndcn
Körper hat es einige Oppvsttion anläßlich
der Vcriniilderung des Cvittingeiiks von
140,000 ans 100,000 Maiin gegeben.
Inlcs Favre bekämpfte den Friedcn von
Vi'llafranca; dieser dünkt dem Nedner ein
vollständiges Dcmenti der Proelamatioii
vom 3. Mai. Der Rcdner bemerkt dabei,
daß cs ein Dilcmmck gebe, dem man sich
nicht entziehen köiine. War der Krieg
von 1859 legitim, so koniite die'Herrschaft
Oesterreichs es uicht sciii. War die Hcrr-
schafc Oesterreichs in Jtälieu legicim, so
ivar der von Frankreich uuternommene
Krieg rnchloS nnd dem Völkerrechr wider-
sprechend. Ucbtc Oesterreich in Ikalicn
ein Werk der Gcwalt aus, so mußte man
cs verjagen und es ist noch dvrt. Daher
cine unentschiedeiie, nnerträgliche Lage,
eine Alles paralisireude Unrnhe, eine llii-
ruhe, die anfhören muß, wenn die Ehre
Fraukreichs ungefährdet bleibeu soll. Was
die Wechscl in dcr kaiscrl. Pölitik bezüg-
lich der romischen Fräge becrifft, auf welchc
hingewiescn wurve, so scheint es dein
Nedner, daß sie unr in der Form bestan-
den. Innerlich, meiiit er, war daS Staats-
obcrhaupt anf den Nichterfolg dcr Uiiter-
handlnngcil gefaßt und voin Resnlcace nnr
mittelmäßig nberrascht. Die Ende 1359
crschienenc Broschüre dünkt dem Nednec
 
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