Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Mai
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0479

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
N 12«

Mittwoch, 23. Mai


Ttlcgramme.

Iteapel, 19. Mcu'. Der Ausgang
dcs Trcffcns bei Calatafimi war-iichl
entscheidcnd. Die Truppeii kchrten
nach Palermo zurück. 6000 Soldatru
marschirtcn hierauf wiedcr vou da aus
zur Vcrsolgung der Jnsurgeiitcii, mit wel-
chen sich mchr als 6000 Manii Eiugcborne
auf Garibaldi's Weisuiig vercinigt habcn.

Neapel, Sonntag, 20. Mai, Abends.
Dic neapolitanischcn Truppcn zogen in
verschicdcnen Treffen am 15. und 16.d. M.
den Knrzern. Lic Position von Mviurcalt,
welchc die Stadc Palcrmo beherrscht, ist
von dcn Earibaldi'schen Freischaarcn besetzt.
Di'e Jnsurgenten marschircn aus Palermo.
Einc Proklamation des Generalö 'Lanza
blieb wirkungslos. Volksmanifestalionen
folgen aus cinandcr; man glaubt an die
baldige Näiiiniing Palcrmo's durch bie
kviiigl. Truppr».

Neapel, 20. Mai, Slbends. (Direct.)
Es isi kciii wcitercr Zusammenstoß zwi-
schen den kön'iglichen Truppcn uud den
Freischaaren vorgekomiuen. Zwci starke
Truppenabthcilungcii vrrsolgcn die flüch-
ti'gen Garibaldiancr und sichern die ruhig
gcblicbenen Provinzen. Man rechnct, daß
die Trcne und der Eiser der Armee die
Neste der Banden vernichten werde.

D e ir t f ch l a n d.

Karlsruhe, 18. Mai. (Schluß dcr
54. Sitzung der 2. Kammer.) Hieranf
kam de Haans Bericht über einen Nach-
trag zum Biidgct dcs Finanzml'nisteriums
(Peiisiviicn sür dic Dienerschaft der höchst-
scligcn Frau Großhcrzogin Slephaiii'c)
zur Erledigimg. Der Commissionöautrag
geht aus Grnehliiignng -der angcforderteu
17,719 und 12,969 fl. für 1860 und
1861, lediglich aus Pietät sür die hohe
'Verstorbene, die Gkinahli'n des Gebers
unserer Verfassung; dcrselbe wird ange-
nvmlnen, wonach sich jetzt dcr igesammte
Pensionsetat anf 572,519 fl. und 565,369
Gulden für 1860 und 1861 beläust. Dcr
Bericht des Abg. Hcußcr übcr dcn Ent-
wurf eincs Budgcts für das HandelS-
uilNlsteriiim begrüßt die Erri'chtuiig als
uneThatsache von segciisrkichcr Wl'rkung
sur das ganze s'and iind spricht dic Er-
^U'timg daß untei Vcrnieiduiig eiuer
i chleppendcn biircaukratischen Geschäftsab-

wicklung ein reges, praktisches, thatkräf-
tigcs Wirkeu bckundet würde. Der gc-
fordcrtc Aufwand wird für 1860 mit
41,325 fl., für 1861 mit 38,325 fl. ge-
nehmigt. Durch gleichzcitige Vcrüiinde-
rung ,der Ausgaben in den Ministcrien
der auswärtigen Angelegenheiten und des
Innern beschränkt sich dcr rcine Mrhr-
auswand auf 16,000 resp. 13,000 fl. Dic
Frage, ob uicht dcr Gewerbschulrath besser
dcm Ncffort des Miiiistcriums dcs Innern
vcrblcibe, wird von Frick angercgt, von
dcr Niederleguug eincs deßfallsigcn Wun-
' sches zu Protocoll aber Umgang genom-
men; Hcintze spricht, unter andern Wün-
schcn: für dic Errichtiing von Handels-
gcrichten; Ncgcnaucr sucht die Erwarlungcn
von ciiiei» liiimittelbaren Einfluß deö Han-
delsmiiistcriums auf Aufschwiiiig-von Han-
del und Gewcrbe auf cin richtigcö Maß
zurück zu sühren, schilpert die Nachtheilc
von allzu raschem Geschäftsgange und an
eliizclnen Beispiclcn (Bauksrage, Eiscn-
bahnban) die Vortheile bedächtiger Com-
Mliiiicatioii zwischen den eiuzelneu Mini-
sterien. Neue Bahncn könne das Han-
delSml'nistcrium nur bezüglich dcs Ge-
werbewescns einschlagen, meist wcrde cs
sich auf bercits vorgezeichncten Spurcn
yalten müffen: der Ncdner sürchtet, die
Popularität des neuen Miiiisteriums werde
sich, sobald durch speciesie Durchführung
sciner eiiizelncn Aufgabrn die Sonder-
Intercssen verschiedcner Stäude verletzt
würdcu, in Unpvpularität verwandeln.
Häusser von Heidelberg deutet mit wenigcn
Worten dic Zwcckmäßigkeit der Zuziehiing
eines ständigcn Mitgliedcs aus dem H«»-
dels- vder Gcwerbestande an. Bär wider-
legt die Ciiiwendungeii Regenauer's und
driugt auf rasches, iinmittclbarcs Eingrei-
fcn, statt des in vielcn Fällcn noch ein-
gehaltencn schristlichkii Versahrens. Staats-
Ml'nistcr Stabel versichert, die Errlchtung
von Handcsgcrichten wcrde in Erwägung
gezogen wcrdcn nnd kaiiiidieBefürchtuiigen
Negcnaüer's, dessen Motive elwas zu
deilllich au den Tag >gelreteu seien, ui'cht
thcilen. Der Präsidcnt des Miriistcriiims
dcs Innern beleuchtet die ciiizclncn gc-
üußcrtcn Wüuschc und findet mi't Bezug
auf Negenaucr's Aussühruug gcrade i'u
dcm Unistande, daß dem Fiiiaiiziiiiüi'steriuii,
so großcr Einfluß eingcräuml war, eme»

dcullichkn Bcwcis dafür, daß das Miiu-
sterium deö Jnueru sciiier Aufgabe mcht

vollkommcn. gewachsen war, somit cilien
Grund für die Errichtung eiucs Handels-
mini'steriiims. Dic hohe Bedeutung der
matcriellcn Intcrcsscn werde vielleicht schon
bald die Nachbarstaatcn zur Nachahmnng
vcranlasscu.

8 Heidelberg, 22. Mai. Eine freu-
dige Nachricht verbreitct sich durch unsere
Stadt, indcm sichercm Vernehmen nach
Se. Kvnigl. Hoh. dcr Großherzog mit
Allerhvchsidessen erl.auchter Gemahlin den
30. d. M. aus mehrcre Tage hier ein-
trcffcn würden. Es sollen zu dicsem Zwecke
schon iii dem großh. Palais dahicr Nor-
kehrungen, gelroffcn werden. Die alier-
höchstcn Herrschaften wcrden sich hcute
nach Mannheim begebcn, eiüigc Tage da-
sclbst vcrweilen und alsdann das Sänger-
fest in Freiburg besuchrn. Von da wer-
dcn Allerhöchstdieselben den 30. in unsern
Mauern eintreffcn.

Druchsal, 19. Mai. Vör einigen
Tagen erhielt das Bürgermeistcranit dahier
von dcm katholischen Decanate deu Erlaß:
„es sci ihm von dcni Herrn Erzbischos in
Freiburg die Oberaufsicht über den Kirch-
hos übertragen wordeu, und es habe das
Bürgermeisteramt bei allen vorkommenden
Slerbesällcn, Angesichts dieses Erlasses,
bei dem Decanate Anzeige zu machen."
Was auf dieses Schreiben von Seiten
dcs Bürgermcistvramtes erwiedert oder
vcranlaßt worden sei, ist zur Zeit noch
nicht bekannt.

Ans der Dioccse Areibur,p 15. Mai.
Seit einiger Zest läisseu bei dem Erz-
bischos in Frviburg Adresseu vou Land-

kapiteln ein (eingeti offen sind bcrcits aus

den Kapiteln Offenburg, Wail'stadt, Wie-
senthal, Noueiibiirg u. §.), ii> wclchem ^sie
mit ihrem Dauk an den Crzbischof fur
dessen Nimdschreibeii vom 21. April an
dcu Clerus ihr Staiineii vcrbinden, daß
dic zweite Kauiiiier „in uncrhörter Weiso"
die abgeschlosteuc Coiivention angefochten.
Zuglcich erkläre» sie, daß sie die Weisung
des' Erzbischoss „in unverbrüchlichem ca-
noiiische» Gehorsam" befolgen und in der
Festhalluug der Convenlion nur die Aus-
übliiig cines Nechls nnd die Erfüllung
eiüer Pflicht krftiinen.

Durnipadt, 15. Mai. Die Criiiii'ilak-
iiiileislichiilig gegen Hosgerichts - Advocat
Metz, wegen UiiterzeichiiuiigdcsEl'seuacher
Prvgramniö und Theiliiahme a»> Nan'vnal-
verein, hat mir der Verurtheilung des
 
Annotationen