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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0491

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over deren Androluuig crössneir oder verll-
zichen. § 686 6. Nichtgcistliche, wclchc
dernrtigcHiiiidliiiigeii wisseiitlich crlcichtcrii
odcr bcsördcrii, werdeir cils Gehi'lfcn bc-
straft. § 686 o. Stcitt eincs TheilS Viefer
Strafen kami eiiie Geldstrafc von fünfzrg
bis füilfhiiiidert Guldeii erkamit wcrden.
Säimntliche Gesetzeiitwürfe wuvben au dic
Abtheiluugci, verwieseu, uin uach dcr üb-
licheu Bcrathiiiig eine Coinmissson znr
Prüfnng uiid Berichterstattiing zn wählen.
Dicselbe soll morgcn uin 4 Mitglieder
vcrstärkt werden.

Karlsrulie, 19. Mai. Unbestritteii
wird die Crrichtiilig des Handcls-Miiii-
steriiims allerwärts nnd insbcsonderc Sei-
tciis dcs Haiivclsstandes mit günstigcn
Angcn betrachiet; es wurde dics anch von
säinintlichcn Abgcordncten, die in der gest-
rigen Budgetverhaiidlnng das Wort cr-
grisscn, init alleiniger Änsnahine des ab-
gecrctenen FiiianzininistersRegenaner, aus-
gcsprochen. Seine Einwürfe gcgen d'ie
neuc Schöpfnng, welcher er ein sehr un-
günstiges Prognostikon stelltc, hattcn aller-
dings, wie anch von Gch. Rath Lainep
eingcrättint wnrde, Manches für ssch, konn-
ten aber iin Ganzen. nin so weniger ver-
faiigcn, als die Gcsschtspnnkcc dcr nenen
Regiernng ssch in inehrfacher Hinsscht von
feiitn dcr vorigcn wrscntlich nnterscheidcn.
Wenn von deni erfahrenen Staatsprak-
tiker als ein Hanptgrnnd gegcn die nene
Einrichtilng gcltend geinacht wnrdc^ daß
ans der Abgabe dcr bctr. Gcschäftszweige ^
Waffer- nnd Straßenba», Handcls- und
Gcwcrbewesen, Landwirthschaft:c. an daS
Hanbelsininistcrinm dcni Ministerinin dcs!
Znnerii ein bcträchtlicher Vcrlnst an Ein-^
flnß i'm Lande crwachfcn werdc, so war!
es ganz in dein Gciste dcs nenen Negie-!
rungspriiigips, wclch'cs noch jnngst von!
einein hochbegablcn Mitglied ver ersten §
Kamincr als ein Segon für das Land be->
zeichiiet ward, wcnn ihin cntgegengehalten
wurde, daß die Gcgenständc ain zweck-
uiäßigsten derjeiii'gen Stelle zuzutheilen ssnd,
wo stx ain bestcn verwaltet wcrden können,
nicht ivo ani besten Eiiissnß dadnrch zu
gewinnen ist. Cs ist wahr, noch l'st keincr
der deutschcn Mittelstaaten init der Er-
richtung cines Handclsininisterinins vor-
gegangen, aber ist „icht diesc hohe sozial-
politische Bedeutung dcr niatericllcn Jn-
teressen oui Erzcugniß der jüngstcn Zeit?
Bald genng wlrd sich auch andcrwärts
das Bedürfiiiß.geltcnd inachen, wclchem
hiep von Seiten einer einsichtigen Regic-
rung begegnet wurde, noch bevor es zi»n
allgeineinen Pewußrsein gckoinincn.

Mannheim, 22. Mai. Eiiie in dcn
schönen Tagcn, da unsere Großhcrzogin
zuerst den Boden ihrer nclicn Heiiiialh
bctrat, von dcin nenvcrinähltcn Fürstcn-
paare gemachte Zusagc ist heute, wenn
auch später als erwartct, so doch nicht
minder freudig begrüßt in Erfüllnng ge-

gangen. .Der Großherzog und dic
Groß'hcrzogin ssnd hente früh 11'/^
Uhr hicr cingetroffeng dic Stadt war fesi-
lich beflaggt-, die Bcwohnev inachten in
festlichcr KleidnngSpalier dnrch die breitc
Straße bis ziun Schlößhofe, znr chrerbie-
tl'gcn Bcgrüßniig des. Fürstcnpaarcs, und
dic Kircheiiglockewbcidcr christlichen Confcs-'
ssonen stiminten init ihrrn Feierklängen cin-
liiüthig init dicscm Festgrußc zilsaininen. Es
war ein wahrhaft schöner Angenblick. Dic
Dauer des Anfenlhaltcs. des Großherzogl.
Paares ist noch nicht bestimint begrünzt;
sse dürfte ssch jedenfalls bis Ende dcr
Wochc crstrccken.

Dcr scit 1349 flüchtige Rcdactenr des
„Beobachter", 1) . Lndwig Wciffer, ist vor
Knrzem bcgnadigt worden und nach Stutt-
gart ziirückgekchrt..

Kassel, 21. Mai. Die Regiernng der
Provinz Niederhessen legt auf das Spielcn
in answärtl'gen Loltericn schwrrc Strafen.
Der -Lopielcnde, Vcrkäufcr von Looscn
over Ucbcrnehincr von Collcktnren nnter-
liegt Gelv-, Leibcs-, und unter Uinstän-
den, Gcfäiigni'ß- und Eisen-Strafen. Dic
'geringsic Strafe für Spieler oder Loos-
verkänfe.ö ist 100 Thlr., Confiscation der
Loose und der darauf faüendfn. Gcwinne.

F r a n k r e i ch.

Pirris. Dic „Patric" voin 20. ds.
bringt Folgendcs: „Die Nachricht eines
von dcn »eapolitanischen Trnppcn er-
fochtcnen SiegcS bcstätigt ssch. Man
versschcrt, daß Ocpcschcn in dicscin Siiinc
bei den hies. Lcgationen angekoinmen ssnd.
Nach dcn cr'rcnlirendcn Gcrüchten fand
bcr Znsanimcnstoß bei Silfa staat, einem
kleilieii, anf der rcchten Scitc von Cala-
tassmi gelegcnen Orte. Die mit großcin
Ungcstüin angegriffencn Frcischaaren soüen
ssch encrgisch vcrthcidigt. nnd ihren Rück-
zng in gnter Ordnnng augctreten habe».
Sic ließcn cine gewisse Anzahl Todtc,
die von ihrcm Mnth unb ihrer Energie
Zengniß ablegcn, anf dein Kampfplatze
znrück. Angcsschts dicser Thatsachen, die
wir nnter allcin Vorbchalt inittheilcu,
inüssen wir hinzufügcn, vaß dcn lehtcn
Nachrichtcn znfolge die Jnsurrection sich
anf ciner großen Anzahl von Pnnctcil
reoganissrte. Man versschert, daß, wcnii
die vcrschicdenen Jiisnrgenten-Abthcillln-
grn, die nian in den Proviilzen Meffina,
Palermo, Trapani und Girgenti organi-
sirt. zu Garibalvi's Freischaaren stoßcn
werdcn, die insnrrectionellcn Strcitkräftc
ein Corps von 12,000 wohl bewassneter
und init alleni Nöthigen verschener Män-
ncr bildcn wcrdcii. Dieses Corps, seinc
Action iilit den isolirtcn Abthciliiiigeii
coiiibinircnd, kann sehr crnsthaftc Opcrg-
kioncn liiitcriichuieii und innß uiit dcm
Erfvlg an Zahl aewinnc»."

Pariv, 21. Mai. Es w>'rd hicr als
feststehend betrachtet, daß die Garibal-

dianer bisher keine Niederlagc erlitten
haben. Doch ist man auch zu ber Ein-
sscht gckoin»ie.n, daß Garibaldi und. die
Jnsurtektio» nicht so leicht siegen wer-
den, als man ssch vorgestcllt hatte. Nur
wenn die Truppen-mit dcr Nevolution
gemeinc Sache machen würden, oder
wcnn man in dcn Abruzzen uud in Ca-
labrien ssch erhebe, wäre Aussicht auf
ein rasches Ende vorhanden.

Cn g l a n d.

London, 22. Mäi. Das Oberbaus
hat nach langer Debattc vie Papiev-
steuer-Abschaffnng mit 193 gegen
104 Stiinmen verworfen. Nach der
„Post"' cntsteht' darans keine Minister-
krisss.

I t a l t e n.

Män berichtet ans G e n u a vom 18.
Mai: „Die Gari'bfllvi'sche Colonne griff
die königlichen Trnppcn anf den Höhen
nach Monreale zn an. Das 17. könig-
lichc Rcgiment wnrdc nach wiederholtein
Angristc zersprengt unv zur Hälfte auf-
gxrieben. Das 7. Regiment streckte nach
kurzem Kampfc das Gcwehr. Jäger-
Batflillonc wnrden anfgclöst. Dcr Äuff
stand breitet sich mit neuem Eifcr 'ans. Jn
dcm insurgirten Calabrien bilden sich Co-
lonnen."

Sicilien. Nicht blos die cnglische
und französssche Prcffe hat offen Partci
ergristcn für das Garibald i'sche U n t er-
nchmcn, sondern auch viele dent.schc
Blätter beglciteu dasselbe n;it r'hren anf-
richtigsten Spmpathien. Ueber der Na-
t'ioiialitäts- und Freihcitshcgeisternng für
die Ataliener schcincn bicse Blattcr EincS
zn vcrgcsscn, .woranf es uns aiikoniinei!
mnß: bas ventsche Jntöressc. Ge-
setzt den Fall, dic Garibälvi'sche.Crpedition
würde gelingcn, so wärc dic nächstc Folge
bie, vflß es mit der ileapolitanischeii Herr-
schaft anf dcr Jnsel Sicilicn ans wäre.
Dabei aber wiirde die Revolution vorans-
sichtlich-nichk stehen blciben, foiibcrn anch
anf das ncapolitanischc Festland herüber-
grcifeu und dieses iinaiifhaltsam erobern.
Wir wisscn ans bcm cigciic» Mnnd Ga-
ribaldi's, daß er dieses Land als „edelsten
Inwel" i'n die Kronc Victor Emannel's
einsctzci, will; wir wiffen ferner aus sei-
»cm cigeiicn Mund, daß er dnrch dke
Lcreittigniig Italirns die italienische Armee
auf ciiic halbe MiIlIo n Streiter brin-
gcn inöchte. Nach deiii Fall Neapels
wärc dcr Kirchenstaat eine leichte Bente
„iid daiin würdc sich das vcreinigte Jta-
lie» auf Oesterreich stürzcn, nm ihm
Veneticii und Jstricn zn ciitrcißen. Nun
gibt es freilich Lente genug in Deutsch-
land, dencn der Medankc cincs solchen
neucn vsterreichisch-italieiiischeii Kriegeö
keiiicsw'eas etwas Schreckhafrcs, sondcrn
eher etwas voiii Gcgentheil hat. Jhnen
 
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