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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0569

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Hndelberger TagblaN.

M 1L2.


,«» O....L gnscrlionügcbührrn sür die Zspolligk P-. -g-8/5»^

lel' DteN^«N<), 18« Zllilk ii^cile «dcr dcrcnRaum werdcn m,l L<r.

D e lk L s ch l a n d.

Karlsrnhe, ll. Iuni'. Dic vrrschie-
dcncn Preßprocrsse, wclche in der glncklich
hinlcr un6 -liegendcn Periode gegcn con-
cordatöfeindliche Blätter anhängig gcniacht
wnrden, finden ciner nach deni andern
eine den Brklagten günstige Erlcdignng;
doch wohl ein Dcwcis, daß kcin geiiügen-
der Grund vorlag, fic üborhaupl zu er-
heben.

Karlsruhc, lö.Inni. DieCoininisfion
der zweiccn Kaniincr für die kirchcngcsetz-
lichen Vorlagen ist init ihren Beraihungen
zu Endc und wird morgen niit dcr Nc-
gierung conferircn. Besli'inintcni Vernch-
mc'n nach ist von ihr kciiie ncniicnswerthe
Abändcrii11g vorgeschlagc > i.

Karlsruhe, 16.Inni. Das hcntc er-
schieiicnc evangeli'schc>,Kii chen- nnd Volks-
blatt" ladct zn der ain 27. d. M. anf
der „Ncservc" zn Brnchsal statlfindendcn
Konferenz evangclischer Gcistlichen iind
Laicn rin nnd bcincrkt dabei n. A.:„Das
Vorgehcn der Dnrlacher' Vcrsammlniig,
dcrcn Fordcrungcn wir zwar nicht in
.allcn, aber in cinigen cntschcidcnd wich-
tigcn Pinikten für rechtswidrig nnd ge-
fährlich halten, erlanbt vvllcnds Denjeni-
gen, welche die Znkiinft unsercr Kirchc
auf dcn Grund dcs pvfitivcn Glaubcns
und Ncchts gcbant wünschen nnd, sei es
dnrch ihr Aint als Geisilichc, sci cs durch
ihren Bilbungsstaiid nnd ihre sonstigc
Stellnng in der Geincknde, znin Mitrcden
in dicscn Diiigcn bcrnfcn find, nicht län-
gcr siillc zn fitzen; fie würdcn sich sonst
cincr Untreue an ihrcr Kirche in ci'ncr
Zcit großcr Gefahr nnd Eiitscheidnng
schnldig niachcn."

Dic „K. Z." schreibt: Also auch die
Könige von Hannover nnd Sachscn wer-
den nach Baden-Badcii gehcn, nnd soniit
dort allc inächtigstcn dcutschen Fürsten zn-
gcgcn scin. Dicsc Einniüthigkeit dcr dcnt-!
schcn Fürsten ist ,'ehr crfrculich nnd kan» '
in ganz Dcntschlaiid nnr dcn bcstcn Ein-
drnck inachcn. Der franzöfische Kaiser
kann darin cin Spnibol jcner Eintracht
crblickcn, die im haderreichcn Dcutschland
herrschcn wird, so oft die dcntscheu Gren-
zcn rvm Auslande bcdröht wcrdcn.

Baden, 15. Inni. Se. Maj. dcr
Kaiser Napoleon ist hcute Abend 7 Uhr
dahier aiigckoinmen, wurdc von Sr. Kgl.
Hoheit dein Großherzog Pon Baden am

Bahnhof cmpfangen'i nnd in sejn Abstcige--
gnarticr Stcphanicnbad bcglcitet. Dcr
Kaiser hat dcn Besnch Sr. Kgl. Hohcit
des Prinz-Nrgentcn von Prcnßcii em-
pfangcn, wclchcr drri Viertel Stnnden bei
ihm blieb, nnd war dann bcim Großherzog
znm Thcc. Morgen früh ist Dejeniier anf
dcm alten Schloß, Nachmittags Diner
im großhcrzoglichcn Schloß nnd Abends
Hofconccrt ebendaselbst. Bis Sonntag
Znsaminenkiinft ini Ebcrsteiner Schloß. Dic
Königc von Würtcmbcrg, -Haiinovcr nnd
Sachsen waren schon Nachiiu'ktags vicr Uhr
ciiigctrosicn. Dcr Prinz-Ncgcnt hat ihncn
sofort nach ihrcr Ankniift Bcsnch gcmacht
und später Gcgenbesuch cmpfangrn.

Baden. Bci dcr Anklinft des Kaisers
Napolcon <so wird nns ans verläsfigcr
Quelle mitgetheilt) hatte sich: eine große
Mcnschenmciigc vcrsammelt, um den Vicl-
besprochcnen, der vom Großherzog von
Baden empfangrn nnd in die Villu Ste-
phanie, die für ihn cingerichtet worden
war, begleitct wurde, zn sehen; es fehltc
anch nicht an Znrufen, abcr das „Vive
I'Lmponeur" schicn nnr von franzöfischen
Lippcn zn lom»,en. Dcr Kaiser sah ernst
ans, doch cin Schimmer innerlicher Zn-
fricdeiihtit lag, wie ein Sonncnbli'ck, auf
sci'nen starrcn Zügcn; ich fand ihn jedoch
viel bcsscr ausschend, als wic damals, als
er nach dcm Friedcn von Villafranca in
Mailand nnd Tnrin cinzog. Hente ist
sein Triiiniph auch größer, bcdentsamer!
Dcr Kaiser reiste mit kleinem Gcfolge,
doch glanbe ich nntcr Andern auch den
General Flenrp bemerkt zn habcn. Waö
die bcidtii kommcnden Tage, dic cr hicr
zn verweilcn gedcnkt, bringen wcrden. das
wissen, glanbc ich, nicht tininal die zu-
nächst bctheiligtcn Persvnen; er wird sein
Programm aber schon gemacht habcn, und
icli kann Ihncn nnr zilm Schliisse zurnfcn:

O Dculschlanö', sci »ur jctzt cmf Dcinrr Hiith,

Dcin ärgstcr Fcind kclirt gastlich bci Dir ciii:

Doch zcigst Du hculc Fiiiigkcil iiud Mulh.

Danii wird cö Dir'ciii Augcublick dcs FricdcuS sciu!

Baden, 16. Jnni. Die erste Znsam-
menknnft dcs Prinz-Kegentcn und dcs
Kaiscrs Napolcon fand gestern Abcnd nm
8 Uhr statt. Nachdem dcr Kaiser Napo-
lcon in der Villa der verstorbenen Groß-
hnzogin Stephanie abgestirge» war, be-
zvgen die mit ihm von Paris gekomnieiicn
Ofsicierc dcr „Cent Gardcs", di'c in ihrer
reich mit.Silber gesiicktcn blaiien Uniform

prachtvoll anssehcn, die Wache. Nach dem
Diner befahl dcr Kaiser, der seincii eige-
ncn Wagen nnd Pferdc bci fich hat, än-
zuspanncn, nin zuin Priiiz-Vegcntcn von
Prenßen zn fahrcn; abcr er bekam die
Nachricht, daß derselbe zu ihm kommen
würdc. Dcr Kaiser, im schwarzcn Frack
und mit dem Stern dcr Ehrenlcgi'on ge-
schmückt, erwartete den .Prinz-Negenten
im rothcn Pavillon. Als derselbc nahte,
giiig ihm der Kaiser einige Schrittc ent-
gegeii, rcichtc dem Prinz-Regcnlen frennd-
lich die Hand, dic diescr hcrzlich drücktc,
und licß den Pri'nzen zuerst ci'ntrcten,
worauf cr selbst eintrat nnd die -Fenster-
vorhänge des Pavillons hcrabließ. Kanm
war dcr Kaiser eingetretcn, fo kainen die
Adjntantcn dcr Könlgc von Sachsen, Han-
nover und' Würtcmberg mit der An-
frage, ob der Kai'ser zn sprechen sek,
abrr dersclbe empfing außer dcm Prinz-
Ncgenten Nicmand. Er bli'cb mic dcm-
sclben über eine Stnndc allci'n im Ge-
spräch. ^ Als der Prinz - Negent fich cnt--
fcrnte, begleitctc ihn der Kaifer bis znm
Wagen und rcichte ihm noch ciiimal herz-
lich die Hand. Der Prinz war schwarz
gekleidet unb trug das große Band der
Ehrenlcgion. Auf bem Antlitze beiber Mo-
narchen war Hciterkeit und'Zufriedenheit
bemerkbar. In nnterrichtcten Krciscn macht
sich heiite die Uebcrzcngnng Zeltend, daß
wir in Folge der gegenwärtigcn Cvnferenz
einer fricdlichen Znkunft ciitgegengehcn.
Auch in Bezug auf die Eiiiigkeic niiscres
Vacerlandcs scheint die Confcrenz der Für-
sicn segnend zn wirken.

Die Paßconkrole ist hier nicht vcrschärft,
doch ist vielc badische Gciidarmcrie hier;
anch mchrcre höhere Polizeibcamtc aus
Paris, Berlin, Dresden und Hannover
sinb fichtbar, doch ist der Fremde nicht
gcnirt. Die Polizci hat jcde Demonstra-
lion niil Fahncii ic., welcher Art fie auch
sei, verbolen.

Biiden, 16. Iiini. Heute Vormiltag
haben fich dic dentschen Souveräne
gegcnfcitig beuicht nnd Lonis Napolcon
ihre Be>nche abgestattet. Um 4 Uhr wird
dcr Pn'nz-Ncgcnt zuin zweitcn Male niit
dcm Kaijcr zufalbmciitresseii. — Dem Ver-
nchmcn nach ist dieSltliation der Erh'il-
tnng des Friedens giinflig. N'apolcon >on
in der gcstrigeli Üntcrrcdnng »>'t ^'>n
Prinz-Negenlen die friedli'che" 7"/"
sicherungen, wegcn dcrc» »'»»vllchcm
 
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