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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0578

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dcr defiiil'tive Bcschluß hl'eri'sber gefaßt
werden.

Coburg, 18. Jliin'., Der gcsti-l'gc
Haupttag deö Turiifestcs hat au Gro'ß-
artl'gkeit alle Erlvartllilgen übcrtroslen
und ,'st ächt dentsch ansgefallen. Der Her-
zog entbot von Badcn ans während des
Hanpttnrliciis sei'ne Grnße: cr wnnschc
und hoffe sci'ne Freiide noch innndlich
aussprechen zn können. Es find nbcr
50 Turnvcrei'ne dnrch inchr als 1000
Tnrner vertreten.

Berlin, 18. Jnni'. Eincr Privat-
nn'tthei'lung znfolge hat Frankrei'ch i'n
ei'ncr offi'ci'cllen Note vom 12. d. M.
Preußen cröffnet, es wnnsche mi't dcin
Zollverein ei'nen Handelsvertrag abzu-
schli'eßcn, nnd ersnchc deßhalb di'e prcu-
ßi'sche Negi'eruiig, den andcren Ssaaten
zuin Zwccke wcitcrer Berathung hi'ervon
Mi'tthel'lnng zn machcn.

Wien, 15. Jnnl'. Dr'e Kreuzzei'tiiiig
deinenti'rt di'e Nachri'cht, daß die West-
niächte erklärt haben, di'e schleswi'g-hol-
stei'nl'sche .Frage als ci'ne cnropäische An-
gelcgenhci't betrachten zu inüsscn, worübcr
,uir ini't Ziistl'niinnng dcr Mächtc des
Londoner Protokolls vorgegangcn wcrden
könne. Di'e Krenzzei'tuiig ist di'cscsiiial
nicht gut unterri'chtet. Es niag sei'n,
daß ei'ne daranf Bczug habcnde Note
ni'cht übergeben worden i'st, darübcr wol-
len wi'r ni'cht strei'ten, so vi'rl ist aber
gewi'ß, daß dcr franzöfischc Gcsandte i'n
Wi'en di'e niüiidli'che Erklärnng abgegeben
hat, daß Frankrei'ch di'e schleswl'g-holstci'-
ni'sche Angclegenhei't als ei'ne l'ntcrnatl'o-
nale Frage betrachttj wclchc nur von den
Mächten deö Londoncr Protokolls c»t-
sckieden wcrdcn könne. Margni's de
Mousti'er ging sogar noch wei'ter und
kiiüpfte an ski'ne Erklärnng dcn Nath an,
daß dic deutschcn. Grosimächte am bestcn
thnn würden, wcnn sie die Sachc auf
fich bcruhen li'kßen. Ob dem Herrn v.
Schlei'nl'h ci'ne äHnIiche Eröffnuiig gc-
macht worden i'st, das vermag ich init
Bestl'mmthel't ni'cht zu behanpten, in
dsploniati'schen Krei'scn. wird cs weiii'g-
stens allgettiei'ii angenommcn, und i'st
di'cß jedenfalls schr wahrschci'nlich. Das
Demcnti der Kreuzzeitung kann fich daher
jedenfälls nnr darauf bcziehen, daß keine
Noten übergeben worden find, was se-
doch an dcr Sache sclbst ni'cht das Ge-
ringstc ändert.

?Wien, 15. Jiini'. Die Truppen des
Herzogs von Modena, welchc dcmselbcn
äuf das österrcichische Gebi'et folgtcn, wo
fie fich noch befindeü, werden, wi'e dic
„Aut. Corr." meldct, nnnmchr der päpst-
lichen Armee zugcthcilt und auf römisches
Gcbict verlegt werdcn.

Wien, 15. Juni'. Es ist leicht er-
sichrlich, daß die Ziisainmeiiknnft i'n Baden-
Baden den österreichischcn Blättcrn kein
Bchagen cinflößt. Namcntlich gibt di'e

„Ostd. Post" i'hrc üble Lannc :n 'mchreren
Artikcln zu crkennen. Manche äußcrn ihr
Mißfallcn anch offen. Doch bcmerkc dic
„Oesterr. Ztg.": „Von Prenßen selbst,
vom Prinz-Regenten l'nsbesonderc, schcr'nt
nns das Bestrebcn, die dentschen Fürsten
zu jener Zusammcnklliift hcranznziehen,
als cine Gewähr, dic man Deutschland
von dcn rel'ncil Abfichten dieses Fürftcn
gebcn will, an denen anch Niemand zwei-
feln kann, dcr überhaupt scin Vorgehcn
beobachtet hat."

Wien, 17. Jiiiil'. Die „Ostbeutsche
Post" fährt i'n ihrcn täglichcn Befürch-
tniigen der Fürstenziisammcnknnft in Ba-
den sort, die nach Angabc ihres diplo-
mati'schcn Correspondenten zu Paris im
Grnndc durch England vermittelt worden
wäre. Das österreichischeRegieriliigsorgan
ist fortwährcnd von üblcmHiimor und von
Mißtraucn gegen dicses Ercigniß erfüllt.
Hcute hebt es namentlich hervor, daß' die
Znsammenknnft fich nach und nach .in ciner
Form hcrausgebildet habc, „dic der dent-
schen Stellung Prcußcns cin über alle
Bcrechnung glänzcndes Nelicf gibt", und
sagt daiin:

Jndcm dic Köiiigc und Großhcrzogc DcutschlaudS
in dicscin ivichtigcn Augcnblickc ^sich um dcu Priiiz-

bcdcutcndstcii Folgcn dcS Badcncr ErcignisscS. dic, wcnu
crst dic Fürstcn allc hclmkchrcn, ihrc praktischc Scitc
nach vcrschicdcncn Nichtungcn hin zcigcn wird. UnS

Wien, 18. Jniil'. Dl'c Gesammtheit
der Ansgaben für die Ci'vilvcrwaltuiig-
soll i'n Ziikunft 102 und für die Armee
83 Mi'llionen Gnldcn betragcn.

F- r a n k r e i ch.

Paris, 19. Jnni. Der Moniteur
sagt von der Zllsanlinenkunft i'n Baden:
„Wir zwcifcln nicht, daß die Reise des
Kai'sers ein glückliches Ergcbniß haben
wird. Es bedurftc der Spontaneität
eines so bez'eichnenden Schrittes, um das
einstl'mmigc Konzcrt böswilligcr Gerüchte
und falscher Anffaffnngen zum Schwcigen
zn bringen. Der Kaiser wollte frei dcn
i'n Baden vcrsammelteu Sonveränen sagen,
wie seine Poli'tik niemals vom Wege dcs
Nechts und -der Gerechtigkei't abweichen
wcrde, und dieß mußte,bei so erlauchtcn
und vorurthcilslosen Pcrsönlichkeiten die
Ueberzcugnng befestigcn, welche rin wahrcs
lopal geäußertcs Gefühl stetS cinflößen
ninß. Anch waren die gegeiiseitigen Bc-
ziehnngcn unter den Souveräiien mehr
als höflich." Der Moniteur schlicßt:
„So müssen denn Alle, wclche Wiederhcr-
stellung dcs V^trauens und Fortfetzung
gutcr interiigtionalcr Beziehilngcn wollen,
zu dcr den Fricdcn Europas konsolidiren-
dcn Koiiferenz sich Glück wünschen."

Paris. Man verfichert — schrM
das „Pnps" — in Palermo seien wich-
tige Beschlüsse gefaßt worden. Nachveni
Garibaldi erfahreu hatte, daß die Unter-
hanvlnngen wegcn Ankaufs zehn großer
amerikani'scher Dampfer gelungcn scien
iiiid daß er nächstens dicse Flotte zn ses„er
Verfügung haben wcrdc, soll cr bcschlos-
sen habcn, ohne Verzug eine Landnng auf
dem Fcstlandc zu vcrsnchen.

Paris, 18. Jnni. Dem Vernehmen
uach wird die Bank von Frankrcich balb
von der ihr ertheilten Befugniß Gebrauch
machen, Fünfzig-Franken-Scheine auS-
geben. Bis jctzt find bekanntlich Hundcri-
Fraiiken-Scheine die kleinsten Baukiiotci,

Marseille, 16. Jnni. Nach ben letzten
Nachrichten ans Palermo schätzt mau die

Streitkräftc Garibaldi's anf 40,000Maun.
Garibaldi ließ 9 Jndividnen, bie sich des'
Angriffs auf das Eigenthnm schuldig ge-
ma.cht, crschicßcn. Einige Polizeiagentcn
wnrdcn vom Pöbcl crmordet. Anf Befehl
Garibaldi's eröffnete man eine National-
snbscripti'on; alle adcligen Familicn und
der Erzbischof silbscribirten.

Marseille, 13. Znni. Aus PalerM
vom 10. wird gemeldct, daß ein Decret
Garibaldi's anf den 18. d. die?lushe-
bung der durch die Conscription zünser.
ten Mannschaften. und anf den M. ts.
dcn Abmärsch der Coiifcribirteii nach^.L-
lcrmo und Catailia festfcht. Eiii andcriL
Decret vcrfngt foforti'gc Rcgiiifitionen
von Pferde- und Militäreffectcn. Diese
Decrete sind dnrch die Nothweiidigkeit !
motivirt, den Krieg zn Gnnstcn dcr ita- <
lienischen Einheit kräftig zu fnhren. Jn !
Palermo hat man Kanoncn zu gießen >
begonnen. Tansendc von Pikcn sind-an ^
die Palermitancr vcrtheilt worden. Das
Comiie für die Vcrtheidignng der Stadt l
hat angeordnet, dic Barrikadeii sorglich -
zu erhaltcn. Der Erzbischof von Palerino
hat Garibaldi' eincn Besnch avgestattet. >

S ch w e i z.

Bern, 18. Juni. Der Blindesrath ^
hat Oi cincr Notc an die französischc Rc> ^
gicrnng die frühern Protestc gegen dic
Eiiivcrlcibiing Savopcns eriienert. Dco
andcrn Mächtcn wird die Note mitgethcilt,
und um Beschickung und Beschlcniiiguoz
einer Confcrenz ersucht. Da die sardini'
schen Donaiiiers bei Verlassniig ihrcr Pi'
stcn- augeiiblicklich durch Geiidarincii, nich
Douani'crs, ersetzt worden find, so schlics'
man daraus, daß die Zottgränzc fortan 1°
Ausführung kbmmt.

(8enf. DerGroße Rath hat27 Savc;'k
Bürgcrn, wclche bci der Aiiiicrioussiaz
ihre Spmpathi'e für dic Schweiz kimdgc'
gebcn, darunter den bekaimteii Chcua,
Bard, Faurar, Marechal,
bürgerrecht gcschenkt. Die
Eidgenossciischaft dürfte das Gleiche thu".
 
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