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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 280 - No. 289 (29. November - 10. December)
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Nr. 288.

Heidelberger Lokal-Anzeiger

Staatshaushalt dürfte sich auf etwa 610 Mill.
Dollars belaufen, dagegen befänden sich etwa
1212 Millionen in der Staatskasse.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Tee.
Tas Haus erledigte verschiedene Rechmmgs-
sachen und setzte dann die erste Berathung des
Zolltarifentwurfes fort.
Abg. Winterer betrachtet die Frage nicht
als eine politische, sondern rein wirthschastliche.
Wir halten eine mäßige Erhöhung der land-
wirthschaftlichen Zölle für dringend nöthig und
glauben damit auf dem Boden der ausgleichenden
Gerechtigkeit zu stehen.
Unterstaatssecretär Schraut: Unser' Land-
wirthschaftsrath, dem meist kleine Landwirthe
angehören, hat sich für Erhöhung der Zölle aus-
gesprochen.
Abg. Schrader (freis.) führt aus: Nicht
die Zölle veranlassen den wirthschaftlichen Auf-
schwung, sondern die Tüchtigkeit der industriel-
len Arbeiter. Tie Zuckerzölls brachten zu Wege,
daß wir Zucker billig exportiren, dagegen theue-
rer essen, als irgend Jemand im Auslands

Badischer Landtag.
Karlsruhe, 7. Tec.
Eingegangen sind zwei Petitionen der Land-
straßsnwarte, betresferrd die Regelung ihrer Än-
slellungs- und Gehaltsverhältnisse, der Bürger-
vereine der Oststadt Karlsruhe, die Verlegung
des Bahnhofs betreffend. Die Kammermit-
glieder sind für Montag Mittag in das gtoßher-
zogliche Schloß geladen, um dem Großherzog
und der Frau Großherzogin vorgestellt zu wer-
den.
Minister Tr. Sch enkel legt einen Gesetz-
entwurf vor, betreffend die Ergänzung des Ver-
zeichnisses der Landstraßen.
Nach Uebereinkommen der Parteien wird der
Gesetzentwurf, die Umwandlung der Colonie Kö-
nigsfeld betreffend, einer Commission von fünf
Mitgliedern überwiesen, bestehend aus den Abge-
ordneten Tr. Wilckens, Tr. Binz, Arm -
bruster, Breitner und Fendrich. Tie
Verfassungscommission ist aus folgenden Abge-
ordneten zusammengesetzt: Dr. Wsi l ck en s,
Dr. Blankenhorn, Dr. Gold schmit,
Hauser, Qbkircher, Wittum, Bir-
kenm eher, Fehrenbach, Herth,
Wacker, Zehnter, Dr. Heimburger.
Hoffmann, Dreesbach u. Fendrich.
Es erstatteten sodann die Abgeordneten Binz,
Heimburger und Qbkircher Bericht über die Ver-
bleichung der Budgetsätze mit den Rechnungser-
Kebnissen für die Jahre 1899—99. Während der
Sitzung ist von Professor Gur litt . Dresden
das Verzeichnis; der hervorragenden Männer
eingegangen, die sich gegen die bauliche
Veränderung des Heidelberger
Schlosses ausgesprochen haben.
Nächste Sitzung Dienstag lU/? Uhr. Tages-
ordnung : Rechnungsnachweisungsn,

Staat «. Umgebung.
Heidelberg, 9. Dec.
(Das Präsidium des bad. Militär-Ver-
eius-Berbandes.) veröffentlicht folgende Erklärung:
„Dem Präsidium ist zur Kenntniß gekommen, daß
feierlichen Ernst/ durch den sie ihren gläubigen
Kundinnen stets ganz besonders zu iinponiren
wu^ie, legte sie die Blätter in vier Reihen auf
den Tisch und vertiefte sich lange schweigend in
ihrs Betrachtung. Mehr und mehr nahm dabei
ihr hübsches Gesicht den Ausdruck mitleidiger
Traurigkeit an, und wiederholt schüttelte sie den
Kopf, als ob es ihn schwer fiele, an die Richtig-
keit ihrer Wahrnehmungen zu glauben.
„Schwarz — ganz schwarz liegt es um Sie
her, thcuerste Freundin," begann sie endlich mit
halblauter Stimme und in jenem pathetisch ge-
tragenen Tone, den die falschen Somnambulen
anzuschlagen lieben. „Ter Mann, vor dem ich
Sie schon so oft habe warnen müssen, ist Ihnen
plötzlich ganz nahe gerückt, und es droht Ihnen
von ihm eine sehr ernste Gefahr."
Frau Liesing stöhnte schmerzlich auf. Es war
ja keine Neuigkeit, die sie da erfuhr, sondern nur
eins trübselige Bestätigung dessen, was sie be-
reits gut genug wußte. Mit blöden Augen auf
das ausgebreitete Kartenspiel starrend, das ihrer
klugen Freundin so wunderbare Dinge offen-
barte, seufzte sie:
„Weiter, liebe Frau Matrasch — nur weiter!
Ich bin auf das Schlimmste gefaßt."
„Schauen Sie her: die Carreau-Zehn liegt
zwischen Ihnen und ihm. Tas ist die Gcldkarte,
und um Geld handelt es sich für ihn, um viel
Geld. Er geht mit der Absicht um. Ihnen Alles
zu nehmen, was sie besitzen."
Die Frau Baumeister nickte.
„Ich wußte es wohl, daß dies seine Absicht
sei," sagte sie leise und mehr zu sich selbst, als zu
der Anderen sprechend. „Die Fünfzigtausend
sollten nur der Anfang sein."
(Fortsetzung folgt.)

unter den Kameraden das Gerücht verbreitet worden
ist, daß auch in der nicht wohlwollenden Tagespreise
Aufnahme gefunden hat (wo?), es sei den Vereinen
des bad. Militär-Vereins-Verbandes jede Kundgeb-
ung in der Frage der Chamberlain'schen Rede ver-
boten worden. Das Präsidium erklärt dieses Gerücht
als eine übelwollende Erfindung."
S (Städt. ArbeitsnachweiSanstalt Heidel-
berg.) Nach amtlicher Zusammenstellung wurden
im Monat November 1901 im Ganzen 685 Gesuch:
eingetragen und zwar 250 von Arbeitgebern, 179 für
männliche, 71 für weibliche Personen, welche 355 Ar-
beitskräfte, 280 männliche und 75 weibliche, verlang-
ten und denen IM Arbeitskräfte, 349 männliche und
96 weibliche, zugewiesen wurden. Arbeitnehmer
wurden 435 eingetragen, 345 männliche, SO weibliche,
und konnte von diesen 410 sofort Arbeit nachgewiesen
werden, 330 männliche und 80 weibliche. Befriedigt
wurden im Ganzen 547, und zwar 226 Arbeitgeber,
172 männliche, 54 weibliche, und 321 Arbeitnehmer,
darunter 264 männliche und 57 weibliche. Außerdem
haben noch 769 Arbeitnehmer, 740 männliche und 29
weibliche bei der Anstalt um Arbeit nachgesucht,
welche aber, da ihnen nicht sofort passende Arbeit nach-
gewiesen werden konnte, auf einen Eintrag verzichte-
ten. Im Vergleiche zu dem Vormonat October d. I.
wo auch 452 Arbeitskräfte verlangt wurden und 1335
Arbeitsuchende sich meldeten, hat sich das Angebor
von offenen Stellen auf 280 in diesem Monat ver-
mindert, gegenüber einem Angebot von 1185 Arbeit-
suchenden und gegen den gleichen Monat v. I., wo
376 Arbeitskräfte verlangt wurden und 972 Arbeit-
suchende dis Anstalt in Anspruch nahmen.
Es wäre daher sehr erwünscht, offen werdende Stel-
len alsbald bei der Anstalt zur Anmeldung zu brin-
gen, damit der Arbeitslosigkeit einigermaßen gesteuert
werden könnte.
-st (Examen bestanden.) Nachfolgende Rechts-
kandidaten haben die erste juristische Staatsprüfung
bestanden und wurden zu Rechtspraktikanten ernannt:
Wilh. Böhringer aus Eichtersheim, Otto Döpf-
ner, Roland Erb, Edwin Leonhard und Otta
Schüler, sämmtlich aus Heidelberg.
K (Der landwirthschaftliche Bezirksverein
Heidelberg) hielt gestern Nachmittag im Gasthause
„Zum Prinzen Wilhelm" (Neuenheim) eine Ver-
sammlung ab, die von den Landwirthen des Bezirks
gut besucht war. Der erste Punkt der Tagesordnung
betraf den Anschluß der Zuchtgenossenschaft „Elsenz-
thal" an den landwirthschaftlichcn Bezirksverein und
Beitritt zum Verband der unterbadischen Zuchtge-
nossenschaften. Der Vorsitzende, Herr Steingöt-
ter, erörterte die hier einschlägigen Verhältnisse
und wies auf die hohe Bedeutung der von den Zucht-
genossenschaften angestrebten Förderung der Rind-
viehzucht hin, welcher sich die Landwirthschaft künftig
voraussichtlich mehr zuwenden werde, da von den
geplanten Getreidezöllen eine wesentliche Erhöhung
der Fruchtpreise Wohl kaum zu erwarten sei. Die
Satzungen wurden darauf einstimmig angenommen
und damit der Anschluß gutgcheißcn. Es wurde so-
dann ein Ministerialerlaß zur Kenntniß gebracht,
nach welchem den Vereinsmitgliedern bei Beschickung
der im Frühjahr in Mannheim stattfindenden Aus-
stellung der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft
mit 'Farren und Rindern besondere Vortheile ge-
währt werden, und aufgefordert, Anmeldungen in
.aller Bälde an den Vorsitzenden gelangen zu lassen.
Ferner wurde mitgetheilt, daß Herr .Stabhalter
Zimmer man n-Schwabenheimerhof auf derAugu-
stenberger Ausstellung für Braugerste zwei Preise
und ebenso einen auf der Berliner Ausstellung er-
halten hat. Der Vorsitzende empfiehlt dringend von
der Versicherung des Viehbestandes mehr Gebrauch
zu machen, die billig sei und den Landwirth vor gro-
ßem Schaden bewahre, ebenso fordert er angelegent-
lichst auf, den Bedarf an jungen Bäumen aus den
leistungsfähigen Baumschulen in Ziegelhausen und
Gaiberg zu beziehen. Zum Schluß wurden diejenigen
Pferde- und Rindviohbssitzer, deren Thiers aus staat-
lichen oder Vereinsmitteln prämiiert wurden, be-
kannt gegeben und die Prämien ausbezahlt. Das
Namensverzeichniß der Besitzer prämiierter Thiere
mußten wir Raummangels wegen für heute zurück-
legen.
/X (Der Kanonier-Verein) feierte am Sam-
stag Abend in dem hübsch mit artilleristischen Emble-
men geschmückten Vcceinslocale „Zum Römer" das
Namensfest der Schutzpatronin der Artillerie, der hei-
ligen Barbara. Die Mitglieder in stattlicher Anzahl
sowie einige Gäste waren zur Feier des Festes er-
schienen. Der 1. Vorstand, Herr Scherer, begrüßte
die Anwesenden und hielt eine auf die Bedeutung des
Festes hinweisende längere Ansprache, die er mit ei-
nem Hoch auf den Großherzog und die Großherzogin
schloß, das begeistertsten Wiederklang fand. Das
Kaiserhoch brachte der 2. Vorstand, Herr Kohm, aus,
ein Mitglied des MaPnebereinZ feierte dis deutsche
Artillerie und Herr Kamerad Hefft die gute Ka-
meradschaft insbesondere unter den Waffenbrüdern
Mit Begeisterung gesungene patriotische und Kano-
nierlieder und effectvoll von der hiesigen Militär-
capelle vorgetragene Musikstücke trugen zur Unter-
haltung und Verschönerung des Abends bei.
— (Dienstjubiläum.) Herr Reinhold
Wollweber beging gestern sein Mjährigcs Dienst-
jubiläum als Mitglied des früheren Stadtorchesters
und jetzigen städt. Orchesters. Dem Jubilar, welcher
auch auf eine mehr als 20jährige Thätigkeit als Ge-
schäftsführer zurückblickt und der nicht nur bei seinen
Collegen, als auch bei allen Denen, die ihn als vor-
züglichen Musiker und liebenswürdigen Menschen
kennen gelernt, die ausgezeichnetste Hochachtung ge-
nießt, wurde aus diesem Anlasse am Morgen des Ju-
beltageS von einigen Collegen ein wohlgelungenes
Ständchen dargebracht. Eine Abordnung des städt.
Orchesters, an der Spitze Herr Director Radig, über-
brachte Herrn Wollweber die Glückwünsche des ge-
jammten Orchesters, und überreichte ihm zugleich als
Andenken an diesen ihm denkwürdigen Tag ein Werth-
Volles Schreibzeug. Der Männerchor des Theaters
erfreute den Jubilar ebenfalls mit einer stimmungs-
vollen, gesanglichen Ovation. Möge dem Jubilar
noch manches Jahr, rüstiger Thätigkeit bejchieden sein.

» Neuer Heidelberger Anzeiger. _
u. Handschuhsheim, 8. Dec. (Protest gegen
die neue Mannheimer Marktordnung.)
Gestern und heute fanden hier Versammlungen statt,
in welchen zu dem von der Stadt Mannheim ausge-
arbeiteten Plan, betr. Einführung einer neuen
Marktordnung Stellung genommen wurde. Die ge-
strige Versammlung, zu welcher die Stadt Mannheim
eine Abordnung, bestehend aus den Herren Straßen-
bahninspector De mm old sowie Herrn Obercon-
trolleur Schieß entsandt hatte. War sehr gut be-
sucht und nahm einen derart stürmischen Verlauf, daß
nicht die als Vertreter der Stadt Mannheim entsand-
ten Herren die Versammlung leiteten, sondern Herren
der Gegenpartei. Ein Gegner der neuen Marktord-
nung, Herr Kriegshäuser aus Mannheim,
führte an, daß dieselbe, falls sie zur Durchführung
gelangen sollte, für die Stadt Mannheim eine Mehr-
einnahme von ca. 90 000 Dtk. bedeuten würde. Weiter
bemerkte der Redner, daß die Abordnung nur
deshalb nach hier entsandt worden sei, um eine sogen.
„Bauernfängerei" zu betreiben. Nach diesem ergriff
Herr Stadtverordneter Süskind aus Mannheim
das Wort und bemerkte in scharfen Worten, daß die
entsandten Vertreter den zahlreichen Anlvesenden den
eigentlichen Zweck der neuen Marktordnung nur von
der „Sonnenseite" aus geschildert hätten, er wolle
jetzt aber die „Schattenseiten" berühren; seine Aus-
führungen wurden wiederholt mit lauten Beifalls-
rufen unterbrochen. Nachdem dann noch einstimmig
eine Resolution gegen die neue.Marktordnung ange-
nommen wurde, erfolgte Schluß der Versammlung.
— Die auf heute einberufene Versammlung, die in
der „Pfalz" abgehalten wurde, war von Interessenten
aus Neuenheim, Dossenheim und hier so stark besuchr,
daß der geräumige Saal nicht Raum genug bot, um
alle Erschienenen aufzunehmen, aus welchem Grunde
viele Besucher den interessanten Verhandlungen fern-
bleiben mußten. Nachdem Herr Leitz von hier die
Versammelten aufs herzlichste begrüßt hatte, wurde
zur Tagesordnung übergegangen. Herr Kriegs-
häuser aus Mannheim, welcher das Referat in
dieser Angelegenheit übernommen hatte, führte aus,
daß er die heutige Versammlung einberufen hätte,
um auf friedlichem Wege mit den hiesigen Markt-In-
teressenten eine Einigung in Sachen der neuen
Marktordnung herbeizuführen. Redner führte ver-
schiedene Paragraphen an, die sämmtlich ein Verstoß
gegen die Marktordnung wären und nur einzig und
allein den Zweck hätten, das Ausbeutungssystem für
die Marktbesucher in Mannheim noch schärfer in An-
wendung zu bringen. Falls aber der Stadtrath nicht
im Guten mit sich reden lassen und die alte Markt-
ordnung wieder einführen wollte, würden die Markt-
Interessenten mit Gewalt vorgehen und das verlan-
gen, was das Gesetz: vorschreibt. Redner schloß seine
Ausführungen mit den Worten: „Liebe Anwesende,
seid einig, laßt uns den uns bevorstehenden Kampf
bis aufs Aeußerste aufnehmen, und sollte es zu einem
Procetz mit der Stadt Mannheim kommen, wir dür-
fen nicht nachgeben. Laßt Euch nicht noch weiter aus-
pressen, damit Euren Kindern noch das letzte, das
tägliche Brod, genommen wird. Haltet fest zusammen,
und wir worden auch den Sieg davontragen." Ein
ungeheurer Beifallssturm bekundete dem Redner, daß
alle Anwesenden bereit seien, der Aufforderung des
Herrn Kriegshäuser zu folgen. In 8er hieraus er-
folgten Discussion sprachen noch verschiedene Redner
gegen diese Maßregel, worauf die Versammlung ge-
schlossen wurde.
x Wiesloch, 7. Dec. sK r e i s w a h l e n.)
Arn 4. December d. I. hat die Wahl der von den
Kreiswahlmännern zu wählenden Mitglieder
der Kreisversammlung im 1. und 3. Wahlbezirk
(Wiesloch und Walldorf) stattgefunden. Es sind
hierbei gewählt worden: im 1. Wahlbezirk Herr
Landtagsabgeordneter Greiff als Mitglied und
Herr Bürgermeister Ritz von Dielheim als Er-
satzmann, im 3. Wahlbezirk Herr Bürgermeister
Abel von Walldorf als Mitglied und Herr Bür-
germeister Stegmüller von St. Leon als Ersatz-
mann. Im 2. Wahlbezirk war eine Wahl durch
die Kreiswahlmänner nicht erforderlich, da die
in diesem Bezirke gewählten Herren Bürgermei-
ster Maier von Malsch (Mitglied) und Bürger-
meister Stegmüller von St. Leon (Ersatzmann)
noch bis zum Jahre 1904 im Amte verbleiben.
4 Mannheim, 7. Dec. fGeWerbeaus-
stellung.) Aus Anlaß des 50jährigen Re-
gierungsjubiläums des Grotzherzogs und des
60jährigen Jubiläums des Gewerbe- und Hand-
werkervereins veranstaltet Letzterer in den Mo-
naten April bis Juli nächsten Jahres in unserer
Stadt eine Gewerbeausstellung. In dieser An-
gelegenheit fand gestern Abend im Lokale des
Gewerbe- und Handwerkervcreins unter dem
Vorsitz des Herrn Nikolaus eine Versammlung
statt, in welcher Herr Handwerkskammersecretär
Hausier über die bis jetzt geschehenen Vorarbei-
ten Bericht erstattete. Aus diesem Bericht ist
hervorzuheben, daß die Ausstellung von Gewer-
betreibenden des Kammerbezirkes Mann-
heim, welcher die Kreise Mannheim, Heidelberg,
Weinheim, Schwetzingen, Mosbach und Tauber-
bischofsheim umfaßt, mit gewerblichen Erzeug-
nissen beschickt werden soll. Auch die Ausstell-
ung landwirtschaftlicher Geräthe ist erwünscht.
Als Ausstellungslokal ist die Reithalle im Gr.
Schloß einschließlich des zu überdeckenden Hofes
von der Großh. Cirülliste zur Verfügung gestellt
worden. Mit dieser Ausstellung wird eine Der-
loosnng gewerblicher Erzeugnisse, die in der
Ausstellung angekauft werden, verbunden sein.
Der Hauptgewinn wird in einer Schlafzimmer-
Einrichtung bestehen. Möbelstücke und sonstige
Einrichtungsstücke werden die übrigen Gewinne
bilden. Die auszustellenden Gegenstände müssen
in der Werkstätte des Ausstellers angefertigt
sein. Handelsartikel sollen nur in beschränktem
Maße zugelassen werden.
o Mannheim, 8. Dec. fFortbil-
dungsschuleZ Der Stadtrath beschloß die

1901.

-Di

lll

Einführung Les Fortbildungsschulzwanges für
junge Kaufleute unter 18 Jahren. Dis Fort'
bildungsschule soll einen 3jährigen Curs
außerdem einen einjährigen für ungeniigem
Ausgebildete enthalten. Von der Unterricht-'
zeit sollen von 6 Stunden 3 Stunden in die Ta'
geszeit, 3 Stunden auf den Abmd entfallen. Zsü
Beschaffung des Lchrpersonals soll die Regis'
rung ersucht werden, schleunigst einen Curs für
Handelslehrer ins Leben zu rufen.
4- Ludwigshafen, 8. Dec. (Für 100 O(>0
Mark Menschenhaare verbrannt-l
In der Haarhandlung S. Weilheimer (G. m. ü-
H.), Kaiser Wilhelmstr. 62, brach heute frin
im ersten Stockwerk des Hinterhauses ein Brav"
aus, der sich auch auf das Bureau ausdehnta
Die Feuerwehr wurde bald des Feuers Herr-
Fußboden und Decken sind durchgebrannt, vst'
schiedenes Mobiliar und namentlich Menscheü'
haare angeblich im Werthe von 100 000 Marl
Wie das Feuer entstand, ist nicht bekannt,
Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Tst
Haarfabrik beschäftigt ca. 25—28 Personen. Dsk
Chef, Herr Samuel Weilheimer, befindet M
seit einigen Tagen auf einer Geschäftsreise.

für clen Lanclniarm
Beim Einkäufe« des Federviehes ist stet^
große Vorsicht geboten, wenn es nicht lebend^
auf den Markt gebracht wird. In großen Stads
ten kommt notorisch das krepirte Federvieh aul
den Markt. Tie Schlachtwunde ist stets nm
Blut unterlaufen, wenn sie während des Leben-
nicht betrügerischer Weise dem krepirten Thi^
beigebracht wurde. Fette Gänse, die infolge
einer Uebcrfllüung (Stopfen, Nudeln) oder
großer-Feistheit leicht und plötzlich sterben, sim
genießbar. Im Allgemeinen ist aber krepirfts
Federvieh als ungenießbar zu betrachten, nE
durch die auf dm Feldern ausgestreuten,
ten- und Mänsegifte oft Arsmk- und Phospho?
Vergiftungen Vorkommen.
Tas Schaf ist sehr empfindlich gegen ano?
male Beschaffenheit des Futters, die schon deN
Auge und der "Nase bemerkbar ist. Die klein^
edleren Wollrassen vertragen noch viel weniE
Futter von minderwertiger Beschaffenheit w-
die größeren Schläge. Jeder Züchter muß si"
durch Erfahrung genügende Grundlagen ve?
schaffen, um zu wissen, was er seiner Herde, ohm
sie zu schädigen, bieten kann, denn in manchs
Jahren werden leider Futtermittel erzeugt, deu§"
trotz der größten Aufmerksamkeit beim Werb^
nicht die Güte bleibt, welche zu erzielen gcrvw
Wunsch eines jeden Landwirts war.
Junge Thiere, besonders Hähne, verschieß
ncr Rassen beficdern sich manchmal sehr schleim
Dies liegt in erster Linie in der Rasse. Je^
Züchter weiß, daß Spanier sich langsamer befü'
Lern als Italiener. Dann ist das Geschiß
von Einfluß, lind schon an der langsames
oder schnelleren Befiederung kann man vielf^
das Geschlecht unterscheiden, bevor noch
eigentlichen Erkennungszeichen, wie Kariü^
Sporn usw. sich zeigen. Aber auch ein krankst^'
rer Zustand kann das langsame Bestedern
Thiere verursachen, wie ein solcher auch
Wachsthum beeinflußt

Gericktszeitung.
r. Heidelberg, 6. Dsc. (Sch offen geri^^
1. Heinrich Brühler von Zuzenhausen erhielt wstil^
Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz 20
Geldstrafe ev. 4 Tage Gefängniß. — 2. Heinrich H"
mann von Schriesheim erhielt wegen Körpervernst
ung 3 Wochen und 3 Tage Gefängniß. — 3. s),
Weber von Oftersheim, angcklagt wegen Diebsta?
wurde freigesprochen. — 4. Josef Beierle hier crh>^
wegen Ruhestörung und Körperverletzung 2 N?o"
Gefängniß und 2 Tage Haft. — Leonhard Elliot h"
wurde wegen Diebstahls mit einem Verweis bcdo .
— 6. Christian Riesch, z. Zt. in Haft hier, erhielt
gen Körperverletzung 5 Wochen Gefängniß. —
wig Mier, z. Zt. in Haft hier, erhielt wegen Dflz,
stahls 1 Tag Gefängniß. — 8. Johann Kocher, )
in Haft hier, erhielt wegen Körperverletzung
Ruhestörung 4 Wochen Gefängniß.
fl. Heidelberg, 6. Dec. sStrafkamr" st
Vorsitzender: Landgerichtsrath Gerner, Berufs,
der Großh. Staatsbehörde: Staatsanwalt Dr.
bald und Referendär Holzenthaler.
1. Am 24. September d. I., Vormittags H
ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhöfe ein AÜ
mcnstoß zweier Züge dadurch, daß dem von
heim herkömmsnüen Zuge 694 die Einfahrt fr?'^^
ben wurde, während auf dem Einfahrtsgeleise
gen des Zuges 624 sich noch befanden. Der
dene Materialschaden betrug ca. 5000 Mk. Dir
schuldung an diesem Unfall wird dem heute
Anklage stehenden Eisenbahnassistenten Julius /'
Hardt zur Last gelegt. Ruthardt, der 25
ist, seit 1893 im Eisenbahndienste sich befindet -s-
bereits 1"H Jahr in Mosbach im Fahrdienst üst
tigt war, sollte am 25. Sept, den Dienst
Filialfahrdienstbureau des hiesigen Bahnhofs
nehmen. Er war deshalb dem dortigen Beauü?'^--
nige Zeit vorher bcigegeben, um die örtlich?"
hältnisse kennen zu lernen, hatte jedoch keine sich?
ohne Wissen und Willen seines Vorgesetzten tiew
Verrichtungen vorzunehmen. Trotzdem gab
der Zug 694 in Kirchheim abschlug und ^r wat'
dienstbeamte zufälüg im Bureau nicht anw?f?"
die Einfahrt frei, nachdem er durch das
auf seine Anfrage, ob der Zug einfahrcn ^',,stst*
Stellwärter irrthümlich die Antwort „I""

^>.15873. Den
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„ Mit Bezug l
Ebnung für der
^rkt vom 22. Ni
hiermit zur
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Nr. 288.
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2 Wochen.
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"erg, zu verar
Ein Zug infolge
d»erk des Land
Pferde gctödtet
E»ann beide Bei
"ald darauf se
^nnte sich schul
in schließen. 5
Gefängniß, al
strurtheilr.
F-rankentk
Entschä
29.000 Mark si
Aerathung bei
nechtsanwalt g
/m am Freite
Austragung. 2
Zentner, indem
"iechtsanwcllt st
Nwlshundert z
^erichtstostcn v
^ast gelegt.
Leipzig, 4
"heilte den
^civsig, der de:
r-.

Moderne«
Aus
Wik
Großh. badis
Haupts
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au de
 
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