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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (28) — 1901

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No. 300 - No. 304 (23. December - 30. December)
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Neuer Heidelberger Anzeiger

1901.

Nr. 302
zu nmchen. Der Kongreß wird diesem Anträge
zustimmen und in Folge dessen eine Unterbrech-
ung der Fleischbeschau und damit auch ein Aus-
hören des Fleischexports nicht eintreten.
Die drohende Kriegsgefahr in Südamerika.
Eine Depesche aus Buenos - Aires vom 21. De-
eember berichtet, es sei beschlossen worden, eine
große Fabrik für Geschützmunition in der Nähe
von Rosairo zu errichten; 2200 Arbeiterinnen
seien mit der Herstellung von Uniformen be-
schäftigt. Das Cabinet habe beschlossen, zwei
neue Regimenter Bergartillerie zu errichten.
-Obwohl die Lage kritisch sei, hoffe man noch im-
mer, den Krieg zu vermeiden.
Der Krieg i« Südafrika eine Pferdefrage.
Ter Burenfreund Pearson (New - York) versi-
chert, daß er von Neuem gegen die Ausfuhr mi-
litärischer Thiere für die englische Armee vor-
gehen werde. Der General - Commandant Bo-
tha habe ihm gesagt, daß ec (Botha) innerhalb
vier Monaten den Frieden diktiren würde, falls
die Zufuhr von Pferden und Maulthieren auf-
hörte. Der Preis für die Thiers wird in Nord-
amerika außerordentlich in die Höhe getrieben
und dis englischen Agenten gehen damit um,
die ferneren Ankäufe in Südamerika zu machen.
— In New - Orleans haben die englischen
Agenten den Einkauf von Maulthieren bereits
eingestellt, weil der Preis für dieselben von 400
Mark auf 460 Mark erhöht worden ist.
142 000 Pfund Plumpudding sind in Zinn-
büchsen zu 1 Pfd. verpackt rechtzeitig nach Süd-
afrika verschifft worden, damit Tommy zu Weih-
nachten ordentlich schwelgen kann, wenn die Bu-
ren ihm die Freude nicht verderben. Das eng-
lische Weihnachtsfest besteht weit mehr denn an-
derswo in vielem Essen und Trinken. Unser
Weihnachtsbaum und die Feier deS heiligen
Abends sind so gut wie unbekannt; der Höhe-
punkt des Festes ist das „Christinas Dinner"
am ersten We'ihnachtstage, bei dem Jeder sich
den Magen nach bestem Können vollstopft. Die
althergebrachte Weihnachtsspeise ist Roastbeef u.
Plumpudding, und erst in den letzten Jahren
hat sich hierin ein Wandel vollzogen, indem man
das Beef durch einen Putenbraten ersetzt hat.

Staat ll. Umgebung.
Heidelberg, 27. Dec.
ch (Ttadtrathssttzunge«.) In den Stadtraths-
schungen vom 16. und 23. d. Mts. wurden u. a.
folgende Gegenstände zur Kenntniß bezw. Erledigung
gebracht: 1) Die Erträgnisse der Dr. Züllig'schen
Stiftung für 1901/02 wurden nach den Anträgen
der besonderen Commission veroeben. 2> Auf Än-
luchen des Vorstandes der Volksbibliothek in Schlier-
bach wird der letzteren ein jährlicher Beitrag der
Stadt von Mk. bewrürgt. 3) Im October wurden
494 Stück Grogvieh und 2562 Stück Kleinvieh im
schlachchaus geschlachtet, auf dem Viehhof aber
W Stuck Großvieh, sowie 2278 Stück Kleinvieh zum
Verkauf gebracht. 4) Das Geschenk des Herrn
Kaufmanns M. Gernsheimer an die städtische Kunst-
und Alterthümersammlung, bestehend in einigen
alten Urkunden, wurde dankend enrgegengenommen.
5) Für das Ausleihen von Fahnen und Wappen
aus den städtischen Beständen sollen für die Folge
Gebühren erhoben werden, die zur Unterhaltung
und Erneuerung der Bestände Verwenduna finden
sollen. 6) Die Lieferung des städtischen Bedarfs
an »argen für die nächsten 5 Jahre einschließlich
der nötbigen Ausstattung wurde dem Schreiner-
meister Ignaz Röder um sein Submissionsangebot
übertragen. 7) Der geschäftsführende Ausschuß für
das XVlll. Verbandsschießen dahier hat aus Dank-
barkeit für die ihm Seitens der städtischen Verwal-
tung in dem Arrangement des Festes gewährte
Unterstützung für die städtischen Sammlungen einen
Stand- und einen Feldbecher, sowie zwei Fest-
münzen gestiftet, wofür der Stadtrath seinen Dank
ausfpricht.

crrten. Nur wie aus weiter Ferne hörte sie
Frau Ilonas geflüsterte Worte:
„Gehen Sie voraus und erwarten Sie mich
im Corridor! Ich habe noch zwei Worte unter
vier Augen mit SeinerDurchlaucht zu sprechen."
Aber halb instinktiv gehorchte sie doch dem
ausgesprochenen Befehl und verließ das Ge-
mach, nachdem sie auf dem kurzen Weg bis zur
Thür dreimal geknixt hatte, wie es ihr aus einer
kürzlich gelesenen Schilderung höfischen Lebens
als ein strenges Gebot der Etiquette in der Er-
innerung war.
Kaum war sie draußen, als Frau Ilona in
einer nichts weniger als ehrerbietigen Haltung
auf den Fürsten losfuhr:
„Sind's denn von Sinnen, Arpasiy? Zwan-
zigtausmd Mark hat's in ihrem Pompadour, die
Alte. Vor meinen leibhaftigen Augen hat sie's
eingesteckt. Und hergeben hätt' sie's bis auf dm
letzten Heller, wann Sie's ihr nicht verwehrt hät-
ten. Ich begreif' meiner Seel' nit, wie man
so leichtsinnig umgehen kann mit dem Gelbe."
Julius Arpasty hatte die hastig hervorge-
sprudelte Strafpredigt lächelnd über sich ergehen
lassen.
„Haben Sie denn unsere Abrede vergessen,
schöne Ilona? Wenn wir ihr jetzt die Zwanzig-
taufend abgenommen hätten, würden ihr sicher-
lich schort auf dem Heimwege allerlei Besorg-
nisse und Bedenken gekommen sein, während
wir sie nun um so sicherer haben. Lasset/'Sie jetzt
nur Ihr Kartenorakel tüchtig arbeiten sind brin-

Heidelberger Lokal-Anzeiger »
(Die Einnahme« der Nebenbahn Mann-
heim—Weinheim—Heidelberg—Mannheim) be-
trugen im November 54273Mk. (2978 Mk. weniger
als im November 1900 und vom Beginn des Betriebs-
jahres an 523475 Mk. (3067 Mk. mehr als im ent-
sprechenden Zeitraum des Vorjahres).
ttz (Anerkennung SZjähr. trengeleisteter Ar-
beit.) Im Portland-Cementwerk in Leimen wurden
heute vor versammelter Arbeiterschaft 18 Beamte und
Arbeiter der Fabrik, welche jetzt über 25 Jahr in der-
selben thätig sind, mit werthvollen Uhren beschenkt.
Die Uhren tragen die Widmung: „Für 25jährige
treu geleistete Arbeit". Herr Director Schott hielt
eine Ansprache und Herr Director Dkerz brachte ein
Hoch auf die Jubilars aus, in welches die Arbeiter-
schaft kräftig einstimmte. Die Namen Derjenigen,
die sich diese Ehrung verdienten sind: Comptoirdiener
Nicolaus Ewald aus Heidelberg, Aufseher Michael
Bender aus Wieblingen, Oberbrenner Georg
Braun aus Kirchheim, die Arbeiter Georg Peter
Bopp aus Eppelheim, Georg Fanz aus Wieblin-
gen. Wilhelm Göggel aus Rohrbach, Heinrich
Grimminger aus Rohrbach, Carl Haber-
mai er aus Heidelberg, Andreas Koppe rt aus
Rohrbach, Peter Ostertag aus Kirchheim, Heinrich
Rhein aus Gaiberg, Martin Schäfer aus
Leimen, Josef Scheid aus Leimen, Carl Schwall
aus Heidelberg, Michael Weide maier aus Lei-
men, Philipp Wiest aus Rohrbach, Victor Wun-
derte aus Heidelberg, Heinrich Zimmer aus
Wieblingen.
LL (Weihnachtsfeier« i« de« Vereise«.) Der
„Männergesangverein Eintracht Hei-
delberg" hatte am Sonntag Abend seine Mitglie-
der und Freunde zu einer Weihnachtsfeier in sein
SLngerheim „Zum Essighaus" eingeladen. Zahlreich
hatten sie dem Ruse Folge geleistet, sodaß die großen
Räumlichkeiten dicht besetzt waren. Die wackere Sän-
gerschaar setzte unter der anerkannt tüchtigen Leitung
des Dirigenten, Herrn Lehrer Kaufmann, ihr
bestes Können ein, sowohl was die zum Vortrag ge-
brachten Chöre als auch die dargebotenen Quartette
und Soli betrat, um in den Anwesenden einen erhe-
benden .Eindruck Hervorrufen. Im Laufe des Abends
gedachte der 1. Vorstand, Herr Fabian, in län-
gerer Ansprache der im vergangenen Jahre errunge-
nen schönen Erfolge, die zugleich mit froher Zuver-
sicht auf die mit der 25jährigen Jubelfeier im näch-
sten Fahr verknüpften großen Aufgaben blicken ließen,
und überreichte unter herzlichen Worten des Dankes
und der Anerkennung dem um dis Hebung des Ver-
eins verdienten Gesangsleiter ein namhaftes Geschenk
in lauterm Gold. Daß neben all dem Genannten auch
der „Weihnachtsmann" mit seinen heitern Reden und
Weisen nicht zu kurz kam und eine reichlich ausgestat-
tete Gabsntafel Gelegenheit zu manchem nützlichen,
aber auch schalkhaften Gewinn bot, ist selbstverständ-
lich.
Handschuhsheim, 23. Dec. lWeihnachts
feie r.j Auch die hiesigen Vereine sind mit dem ge-
strigen Tage in die Weihnachtsfeier eingetreteu. Den
Reigen eröffneten der Militärverein und der evangek
Kircheflchor. Während ersterer zugunsten der Sani-
tätscolonne eine Gabenverloosung veranstaltete, er-
stellte letzterer nach einer Ansprache des Herrn Vikar
Lauer die Anwesenden durch flotte Aufführung zweier
Weihnachtsstücke.
st: Waldhilsbach, 26. Dec. (Umsonst be-
müht) hat sich der Gesangverein Liederkranz Wald-
hilsbach, der sich angelegen sein ließ, zwei passende
Weihnachtslieder einzuüben, um den Gottesdienst in
der Kirche zu Gaiberg, zu dessen Kirchspiel Wald-
hilsbach gehört, am ersten Weihnachtsfeste zu ver-
schönen. Als er aber das Erlernte in Gaiberg zu Ge-
hör bringen wollte, verweigerte der Herr Pfarrer die
Erlaubnitz hiezu. Welche Gründe den Herrn Pfarrer
zu diesem Verbot veranlaßten, ist unbekannt geblie-
ben. Jedenfalls aber dürfte die Zurückweisung des
hiesigen Gesangvereins nicht dazu beitragen, die
Einigkeit in der Kirchengemeinde zu fördern.
x Wiesloch, 24. Dec. (Kilometer-
hefte.) Auf den Stationen Wiesloch Stadt,

gen sie sie morgen um sechs Uhr wieder hier-
her! Die Person ist ja noch viel einfältiger, als
ich mir's nach Ihrer Erzählung vorgestellt habe,
und ich stehe Ihnen dafür ein, daß sie nach der
dritten Unterredung da ist, wohin wir sie haben
wollten. Nur dreinreden dürfen Sie mir nicht
wieder! Ich weiß sehr genau, was ich thue, und
daß man mir Vorhaltungen macht, kann ich nicht
gut vertragen."
Die Kartenlegerin gab sich zufrieden und
wandte sich zum Gehen. Aber der „Fürst"
hielt sie noch.auf einen Augenblick zurück.
„Sie denken dpch an Ihr Versprechen wegen
des Opernbillets? Tie Kleine beschäftigt mich
mehr, als ich selbst es für möglich gehalten hätte,
und ich liebe das lange Hinziehen nicht. Also
beweisen Sie Ihre Geschicklichkeit auch hier —
und nun gehen Sie, damit unserer gemeinschaft-
lichen Freundin draußen im Vorzimmer diese
Privat - Unterhaltung hinter ihrem Rücken nicht
erst verdächtig wird!"
(Fortsetzung folgt.)
Mannheimer Hoftheater. »Der Polnische
Jude", ein Libretto, das an Verismus nichts zu wün-
schen übrig laßt und in seiner theilweise rohen Fas-
sung manchmal abstoßen wirkt, musikalisch jedenfalls
eine der bemerkenswerthesten Erscheinungen der
neueren Zeit, ging gestern als die erste größere
Opernpremiere der Spielzeit in Scene. Die Wie-
dergabe des Werkes war eine tadellose und die ein-
zige hervorragende Parthie der Oper hatte in Herrn
Kromer einen hervorragenden, hochbedeutendenJnter-
preten gefunden. Jnscenesetzung und Einstudirung
genügten den höchsten Ansprüchen. —si.

— Mannheim, 24. Dec. (Rohe Bur-
sche n.j In der Nacht vom letzten Sonntag
auf Montag mißhandelten 4 Feudenheimer Bur-
schen auf der Straße Ilvesheim-Feudenheim
zwei ruhig des Weges gehende Männer und
brachten ihnen mit Baumpfählen nicht unerheb-
liche Verletzungen bei. Darauf dsmolirten sie
ein Schutzgeländer und warfen dasselbe in den
Neckar. Schließlich erbrachen sie die Leichen-
halle des israelitischen Kirchhofs in Ilvesheim,
zogen den Leichenwagen heraus, schoben ihn bis
zur Böschung und warfen ihn über dieselbe in
den Neckar hinab. Die Thäter sind ermittelt
und verhaftet.
x Mannheim, 23. Dec. (ZurRegulir-
ungdes Oberrhein s.s Heute Abend
wurde in der Handelskammer eine gemeinsame
Sitzung der Stadträthe und der Handelskammer
abgehalten, in der eins gemeinsame Eingabe
gegen die Regulirung des Oberrheins beschlos-
sen wurde.
Mannheim, 21. Dec. sE'hrenbür-
ger.s Commercienrath und Generalconsul
Carl Reiß ist in Anerkennung seiner vielsei-
tigen und hervorragenden Verdienste um die
Stadt Mannheim zum Ehrenbürger der hiesigen
Stadt ernannt worden.
-t- Würzburg, 24. Dec. (Verschiede-
nes.j Die Gewinnauszahlung der Würzburg.
Grombühlep Lotterie ist bis 30. December sistirt
worden. Gründe für diese Maßnahme sind bis
jetzt nicht bekannt gegeben. — Der verstorbene
Domkapitular Dr. Wjckenmaysr hat letztwillig
zur Erbauung und Gründung einer katholischen
Kinderpflege sein Vermögen von 365 000 Mark
vermacht.

(lemkcbtr Uäcdncbten.
(Zu einer „Centralgenoffenschaft") wollen sich
alle die von den Milchhändlern Berlins und seiner
Vororte begründeten Genossenschaften für Milchver-
kauf, Milcherzeugung und Mrlchverwerthung zu-
sorninenschließen, um so dem Milchkriege w^ksameren
Widerstand leisten zu können. Man sieht, dre Waffen
werden in diesem erbitterten Kampfe unverdrossen
weiter geschmiedet.
(Rothschilds Rsichthum.) Der Ches des Wie-
nsr Hauses Rothschild soll nachgewiesencrmaßen ein
Jahreseinkommen von 440 Millionen Kronen haben,
eine Tageseinnahme von mehr als 1,200,000 Kronen,
in der Secunde. 13 Kr. (10Z4 Mk.). Die Alldeutschen
wollten nun im Reichsrath vom Finanzminister er-
fahren, wie viel Einkommensteuer Rothschild zahle
(von rechtswegen müßte er 20 Millionen Kronen
zählen). Der Minister erwiderte, daß er nicht auf
eine stähere Erörterung über die angebliche Höhe des
Vermögens Albert Rothschild's eingehen könne, da
das Gesetz unbedingte Geheimhaltung der bei der
Steuerveranlagung gewonnenen Kenntniß des Ver-
mögens und Einkommens vorschreibe. Das Roth-
schildsche Vermögen werde phantastisch überschätzt.
Es hätte sich noch nie der^ leiseste Anhaltspunkt er-
geben, daß Baron Rothschild sich seinen steuergesetz-
lichen Verpflichtungen in irgendwelcher Beziehung
zu entziehen versucht habe.
(Tas Nehme« einer Prise im GerichtSsaal)
kann für den Betreffenden zuweilen recht böse Folgen
haben. So verurtheilte dieser Tage das Schöffen-
gericht in Rössel den dort wohnhaften Schuhmacher-
meister M., der sich erkühnt hatte, gemüthlich eine
Prise zu nehmen, als er in einer Beleidigungsklage
den Zeugeneid leisten sollte, wegen Ungebühx vor
Gericht zu zwei Tagen Hast. Der Verurtheilte wurde
zur Verbüßung dieser Strafe sofort dem Gefäugniß
zugeführt.
(Eins Hochzeit oh«e Bräutigam) fand in Wien
statt. Für den Fehlenden gab ein Freund das Ja-
wort. Solche Trauungen finden nur dann statt,
wenn die Anwesenheit des Bräutigams durch ein un-
überwindlickes Hinderniß unmöglich gemacht wird.
Ein solches war auch thatsächlich bei der Trauung des
Fräuleins Wilhelmine Rikala mit ihrem Bräutigam
Leopold Fürst vorhanden. Herr Fürst, der in Wien
die Technik studirt hat, war nicht im Stande, dort
eine seinen Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechende
Beschäftigung zu finden. Da bot sich ihm eineStellung
bei den Eisenbahnbauten in Bangkpg in. Siam. Fürst
ging nach Asien und konnte es thatsächlich dort im
Laufe eines Jahres zu einer sehr geachteten Lebens-
stellung bringen. Seine Braut,war in Wien geblie-
ben. Tas Brautpaar wollte sich jetzt verehelichen.
Ta aber in Bangkog die Verheirathung der Beiden
schwer durchzuführen wäre, bat Fürst einen Freund,
an seiner Stelle mit Fräulein Rikala vor den Altar
zu treten und an seiner Stelle ihr das Jawort zu
geben. Um diesen Schritt unternehmen zu können,
mußte erst seitens des Consistoriums und seitens der
Statthalterei die Bewilligung ertheilt werden. Diese
langte nun cm und bald darauf wurde Wilhelmine
Rikala ihrem Bräutigam angetraut, ohne daß dieser
dem feierlichen Acte beigewohnt hätte. Die junge
Frau Fürst fuhr gleich nach der Trauung nach Bang-
kog, wo sie bereits eintraf. Nun sendet Herr Fürst
von seinem Wohnsitz aus Vermählungsanzeigen an
seine Freunde nach Wien.
(Gin seltsames Begräbnis?.) Der Sohn eines
Großschlächtermeisters in Berlin sollte zu Grabe ge-
tragen werden. Der Sarg und die Kränze waren be-
reits auf dem Leichenwagen untergebracht und der
Zug hatte sich langsam in Bewegung gesetzt. Plötz-
lich nahmen die Pferde des Leichenwagens, angetrie-
oen von dem Krrkscher, ein rasendes Tempo an, so daß
die hinterher fahrenden Wagen nicht folgen konnten
und zurückbleiben mußten. Der Kutscher, der be-
trunken gewesen sein muß, hatte augenscheinlich ganz
vergessen, daß der von ihm geführte Wagen einen
Sarg trug. In rasendem Galopp überholte er selbst
die elektrische Bahn und endete seine Fahrt statt auf
dem Kirchhofe zum nicht geringen Entsetzen seines
Dienstherr:? in dessen Schlachthof. Inzwischen hat¬

ten die Leidtragenden in ihren Wagen den Kirchhof
erreicht, sie waren indessen nicht wenig erstaunt, als
sie erfuhren, daß die Leiche hier noch nicht angelangt
war. Erst eine geraume Zeit später erschien der von
einem andern Kutscher gelenkte Leichenwagen mit
dem Sarge des Verstorbenen.
(Ein mnthiges Dorfmädche«) ist die Russin
Maria Bartoszewska. Dieselbe fuhr in einein Bauern-
wagen aus dem Dorfe Kora nach Odessa. Unterwegs
fielen zwei Wegelagerer den Pferden in die Zügel,
banden den Kutscher und forderten von dem Mädchen
die Herausgabe seiner Baarschaft. Das muthigr
Mädchen erschrak nicht vor den Drohungen der Räu-
ber, sondern schlug ihnen eine Parthie Schafskopf
vor. „Ich habe bei mir 56 Rubel," sagte sie; „ver-
liere ich, so gebe ich Euch das Geld, gewinne ich, so
laßt Ihr mich ruhig meinen Weg fortsetzen." „Ein-
verstanden!" riefen die Burschen, denen die Uner-
schrockenheit der Bäuerin gefiel. Diese zog aus der
Tasche ein schmutziges Spiel Karten, und das sonder-
bare Turnier begann trotz strömendem Regen. Als
Spieltisch diente ein Koffer. Das Glück ist bekannt-
lich dem. Muthigen günstig, so war cs auch hier: die
Wegelagerer verloren die Parthie. Die Bartos-
zewska forderte nun, daß sie ihr Wort hielten; davon
wollten die Männer aber nichts wissen. Schließlich
nähmen sie 20 Rubel, welche das Mädchen ihnen an-
bot, und schlüge?? sich in die Büsche. Als sie nach
Odessa kam, wandte sich die kleine Russin an die Po-
lizei und hofft dadurch vielleicht wieder zu ihrem Gelds
zu gelangen.
(Eis Gehängter, der wieder lebendig wird.)
In Little Rock (Arkansas) wurde am 6. December
ein Mann Namens Bud Wilson, der im vorigen
Jahre einen Wächter uinbrachte, durch den Strang
-vom Leben zum Tode gebracht. Zwanzig Dkinuten,
nachdem die Klappe ge^llen war, wurde die Leichs
abgenommen und in einen Sarg gelegt. Aber ehs
der Deckel auf de?? Sarg gelegt wurde, begann der
Körper sich zu rühren. -Wilson öffnete die Augen
und über seiner ganzen Körper lief ein Zittern. Er
wurde ohne Verzug aus dem Sarge genommen und
von den Deputies nochmals die Stufen zum Schaffet
hinaufgetragen. Ms mar? aber auf der Plattform
anlangtc, wurde der Körper starr, blieb eine Weile so
und erschlaffte dann. Wilson wurde von der? Acrzten
nochmals genau untersucht, und endlich lautete ihre
Todeserklärung dahin, t-" Delinqent durch
Strangulation gestorben sei
(Tod u«d Leben.) Die ehrsame Gemeinde
Ehrnsdorf unweit Wien hat sich einen neuen Leicheri-
wagen für schweres Geld gekauft, damit Jeder eine
„schöne Leich" haben könne, noch schöner als die Nach-
bargemeinde. Darob war die Freude der Einwohner
so groß, daß sie den Leichenwagen von der Eisen-
bahnstation mit Musik abholen und Abends zu Ehren
des freudigen Ereignisses ein Tanzkränzchen veran-
stalteter? — ein Leichcnwagen-TanzkränzchenI
(Girre Risserrhöhle), die vielleicht die größte der
Welt ist, ist irr Amerika entdeckt worden. Aus New-
Bor? wird darüber gemeldet: Eine wunderbare na-
türliche Höhle ist fünfzig Meilen östlich von Butts
City, der Hauptstadt Montanas, entdeckt, worden.
Die Höhle ist schon in einer Längs von zehn Meilen
und einer Tiefe von 1000 Fuß erforscht worden. Sie
enthält einen großer? Fluß mit einem 100 Fuß hohen
Wasserfall und es sind Anzeichen vorhanden, daß sic
in vorgeschichtlichen Zeiten als Wohnstätte benutzt
wurde. Die Stalaktiten und andere Naturwunder
sollen schöner und reichhaltiger als die in früher ent-
deckten Höhlen sein.

GericktsZeitung.
r. Heidelberg, 28- Dec. (Schöffengericht.)
1. Wilhelm Müller von hier erhielt wegen Beleidi-
gung und Ruhestörung 10 Tage Gefäugniß. — 2.
Die Verhandlung gegen Otto Frohn von Mainz, an-
geklagt wegen Körperverletzung, wurde vertagt. — 3.
Walter Graf von hier, Martin Epple von hier, Al-
bert Ebcrbach von Metz, Andreas Wagner von hier
erhielten wegen des gleichen Reats die drei ersteren
je 2 Wochen, letzterer 3 Wochen Gefängnitz. — 4. Karl
Fankhauser, Alfred Müller, Paul Schmitt rind Josef
Netzer, alle von Leimen, sind angeklagt wegen Körper-
verletzung; Müller und Schmitt je 4 Wochen, Netzer
1 Woche Gefängnitz. — 5. Leonhard Juhl von Meckes-
heim erhielt wegen Beleidigung 1 Woche Hast. — «».
Die Verhandlung gegen Josef Schneider von Hocken-
heim, angeklagt wegen Vergehens gegen die Gew.-
Ord., wurde vertagt. — 7. Mathias Fränkel von
Frankfurt a. M. und Karl Steigleder von hier erhiel-
ten wegen Sachbeschädigung je 20 Mk. Geldstrafe ev.
4 Tage Gefängnitz. — 8. Leonhard Löscher von Lei-
men erhielt wegen Beleidigung 20 Mk. Geldstrafe
ev. 4 Tage Haft. — 9. Georg Kirsch von Meckesheim
erhielt wegen Körperverletzung 40 Mk. Geldstrafe eb.
8 Tage Gefängnitz. — 10. Arno Uhlmann, in Hast
hier, erhielt wegen Diebstahls 3 Wochen Gefängnitz.
— 11. Jakobine Haas aus Eberbach, z. Zt. in Hast
hier, erhielt wegen Diebstahls 14 Tage Gefängniß.

für cken Lanämarm.
Verpflanze« größerer Bäume. Größere
Bäume werden zweckmäßig mit Frostballen ver-
setzt. Im Herbst wird in einer Entfernung von
70—80 Centimeter vom Stamm im ganzen
Umkreise ein 70—80 Centimeter tiefer Graben
ausgehoben'und wieder mit Laub zngefüllt. Ge-
gen Ende Winters löst man den Frostballen von
den tiefer gehenden Wurzeln, wobei man mög-
lichst schonend Vorgehen soll. Nachdem man den
Baum gehörig mit alter Packleinwand und der-
gleichen eingewickelt, wird derselbe am beste»
auf einem zweiräderigen Wagen an den Ort be-
fördert, wo er zu stehen kommt und wo schon im
Herbst eine entsprechende Baumgrube ausgeha-
ben wurde. Daß auch die Aeste im VerhältnH

Dielheim, Horrenberg, Baierthal, Schutthaufen,
Rauenberg, Mühlhausen, Eichtersheim und

Waldangelloch der Nebenbahn Wiesloch—
Meckesheim—Waldangelloch werden Kilometer-
heft . Einträge abgefertigt.

gar nicht mehr aus denn Boden, sondern als
würde sie von lichten Wölkchen getragen, wäh-
rend ring s um sie her die lieben Eng lein musi-

Nr. 302.

zu den Wurf
auf der Hand
gen des Bau
unerläßlich. -
jetzens größer
Zeit erfordert
her im Herbf
Entfernung r
Stamme absi
abschneidet, a
anhäuselt un
über ruhig st
stehen geblie!
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