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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 12. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0015
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Pfälzer Zote

Donnerstag, 3. Januar 193S


Das entscheidende Ferngespräch Paris-Rom / über den Inhalt der politischen Übereinkunft
noch nichts bekannt


DRV Paris, 2. Jan.
Wie Harms amtlich mitteilt, wird Außen-
minister Laval am Donnerstag abend 20 30
Uhr nach Rom abreisen.
Der Quai d'Orsay veröffentlicht nach-
stehende amtliche Verlautbarung:
»Auf Einladung der italienischen Regierung
«trd sich Außenminister Laval am Donnerstag-
abend um 20.30 Uhr nach Rom begeben, wo er
wichtige Besprechungen haben wird, die beide
Länder interessieren und die sich auf allgemeine
Politische Fragen als Abschluß der Besprechun-
gen beziehen, die in der letzten Zeit auf politi«
fchem Wege gepflogen worden sind "
Außenminister Laval wird sich drei Tage in
der italienischen Hauptstadt aufhalten. Die
französischen Minister waren am Mittwoch-
morgen zu einem sehr langen Ministerrat zu-
fammengetreten, in dessen Verlauf der Außen-
minister den genauen Stand der französisch-
italienischen Verhandlungen darlegte. Im An-
schluß hieran empfing Laval noch einmal den
italienischen Botschafter in Paris: diese Zusam-
menkunft war für den Entschluß der Reise maß-
gebend. Ob das französische Programm irgend
eine Aenderung erfahren hat, ist bisher nicht
bekannt geworden.
Ueber die Reise des französischen Außen-
ministers Laval nach Rom hat die Agencia
Stefani am Mittwochnachmittag um 3 Uhr
folgende Mitteilung herausgegeben:
„Auf eine Einladung der italienischen Regie-
rung wird der französische Außenminister Laval
am Donnerstagabend von Paris nach Rom ab-
reisen. Herr Laval wird mit dem Chef der ita-
lienischen Regierung wichtige Besprechungen
über Fragen haben, die die beiden Länder und
die allgemeine Politik betreffen, um die Erörte-
rungen zum Abschluß zu bringen, die seit länge-
rer Zeit zwischen den beiden Ländern im Gange
sind."

Unterredung zwischen Mussolini und Laval Richt
gelüftet werden wird. Es ist nicht ausgeschlos-
sen, daß im Gegensatz zu dem bisher stets als
Vorbedingung für das Zustandekommen der
Unterredung geäußerten Wünsche, schon vorher
ein fest umrissenes Abkommen zu erzielen, noch
einige Punkte offengeblieben sein mögen.
Laval wird am Freitag um 19.30 Uhr in Rom
eintreffen und Dienstag mittag wieder abreisen,
so daß er Mittwoch in Paris zurückerwartet
wird. Der Montag ist für den Empfang
beim Papst vorgesehen.
Noch vor dem entscheidenden Ferngespräch
zwischen Rom und Paris hatte sich die halbamt-
liche französische Nachrichtenagentur Havas aus
London melden lassen, daß die englische Regie
rung nicht zögern würde, ihren Einfluß in Rom
im Sinne einer Vermittlung geltend zu machen
wenn Schwierigkeiten den Abschluß der Ver-
handlungen in Frage stellen sollten-


DNB. London, 3. Ian.
Das Auswärtige Amt teilt mit: Bei
seinen Besprechungen mit Flandin und Laval
über die europäische Lage gab Staatssekretär
Sir John Simon in Paris am 22. Dezember
der Hoffnung Ausdruck, daß die Besprechungen
in London in nächster Zeit wieder ausgenom-
men würden. Während seines Aufenthalts in
Südfrankreich hielt sich John Simon in enger
Verbindung mit den Erörterungen zwischen der
französischen und der italienischen Regierung,
deren Ergebnis die Reise Lavals nach Rom
am 3. Januar ist. Man hatte gehofft, daß der
Besuch der französischen Minister in London
unmittelbar nach dieser Reise stattfinden könnte.
Wegen des Mangels an Zeit wurde es pedoch
für notwendig befunden, den Besuch zu verschie-
ben, der sobald wie möglich nachdem Zu-
sammentritt des Völkerbundsrats
am 11. Januar erfolgen wird.

„Pakt der Wteinrnischung"
statt Garantiepakt
DNB. Wien, 2. Jan.
Den Vertretern der Auslandsagenturenwer-
den folgende Mitteilungen aus dem Ball-
hausplatz zur Verfügung gestellt:
Die Romreiss des französischen Außenmini-
sters wird von maßgebender österreichischer Seite
dahin kommentiert, daß sie der Ausdruck dafür
ist, daß die Schwierigkeiten, die sich in der
Frage des Nichteinmischungspaktes ergeben
haben, bereinigt werden konnten. Im Laufe des
gestrigen Tages und der heutigen Nacht hatten
dis österreichischen Vertreter in Rom und Paris
wiederholt Gelegenheit, mit den für den Stand
der französisch-italienischen Verhandlungen maß-
gebenden Personen in Fühlung zu treten und
hierbei die Wünsche Oesterreichs Larzulegen: die
österreichischen Wünsche haben nun eine weit-
gehende Berücksichtigung gefunden. Mit diesem
Pakt der Nichteinmischung hat das von den
Vertretern Oesterreichs in Genf begonnene
Werk seine Krönung gefunden. Das Abkommen
wird auf strikter Gegenseitigkeit beruhen und
die gegenseitige Verpflichtung der Teilnehmer
enthalten, sich nicht in die Politik eines ande.
ren Staates einzumengen, und gewaltsame Um-
sturzbewegungen, die sich gegen den einen oder
anderen der vertragschließenden Teile richten
würden, nicht zu unterstützen. In diesem Vertrag
kann tatsächlich die Befriedung Mitteleuropas
erblickt werden. Man kann der Hoffnung Aus-
druck geben, daß alle am mitteleuropäischen
Raum interessierten Staaten, die guten Willens
sind, sich diesem Nichteinmischungspakt anschlie-
ßen werden. Die Einladung zur Teilnahme
wird möglichst weit gezogen werden. Sie wird
an Oesterreich und alle Nachbarstaaten, darun-
ter auch an das Deutsche Reich und wahrschein-
lich auch an Frankreich, England, Rumänien
und Polen ergehen. Während der Anwesenheit
des französischen Außenministers in Rom wird
Oesterreich selbstverständlich durch seine Vertre-
tung in Rom über die weiteren Abschnitte der
Besprechungen unterrichtet werden.

Die Wen Verhandlungen
DNB Paris, 2. Ian.
Die unerwartete Festsetzung der Reise des
französischen Außenministers Laval nach Rom
wird in politischen Kreisen lebhaft begrüßt-
Noch Mittwoch früh schien keine Aussicht für
eine Einigung zwischen den lateinischen Haupt-
stützten zu bestehen. Während des Minister-!
rates, der dem französischen Außenminister;
unbeschränkte Vollmacht für die Fortführung
der Verhandlungen mit Italien erteilet, wurde
Laval fernmündlich abberufen. Er empfing so-
fort den italienischen Botschafter. Nach einer
kurzen Unterredung mit ihm setzte sich Laval
fernmündlich mit dem französischen Botschafter;
in Rom in Verbindung. Kurz darauf folgte
der Besuch des österreichischen Vertreters beim
Völkerbund, Pflügel, am Quai d'Orsay. Da
gleich darauf die Abreise Lavals nach Rom an- j
gekündigt werden konnte, nimmt man in unter-
richteten Kreisen an, daß die Veanstan ,
düngen der Wiener Regierung wegen
der Beteiligung der Nachfolgestaaten an dem
Garantiepakt zu rückgezogen oder jedenfalls
nicht mehr in dem bisherigen Umfang aufrecht-
erhalten werden- Der Außenminister teilte selbst
bei der Bekantgabe der kurzen Mitteilung über
seine bevorstehende Reise mit, daß das Pro-
gramm seines Aufenthaltes in Rom noch nicht
endgültig festgelegt sei. Im Laufe des Tages
dürfte das Protokoll aber ausgearbeitet werden.
Ueber den Inhalt der politischen Ueber-
einkunft ist bisher nicht bekannt geworden.
Man rechnet damit, daß das Geheimnis vor der

Der GlirÄvunschaustausch
mit dem Führer
DNB. Berlin, 2. Jan.
Anläßlich des Jahreswechsels haben zahlreiche
Staatsoberhäupter mit dem Führer und Reichs-
kanzler drahtlich Glückwünsche ausgetauscht. So
fand ein Telegrammwechsel statt mit den Köni-
gen von Bulgarien, Dänemark, England, Süd-
ilawien, Norwegen und Schweden, ferner mit
oem österreichischen Bundespräsidenten und dem
Reichsverweser des Königreichs Ungarn. Außer-
dem haben Glückwünsche übersandt der Kaiser
von Abessinien, der König von Afghanistan und
oer Schah von Persien.
Ebenso sind dem Führer und Reichskanzlei
Glückwünsche von den Reichsstatthaltern, den
Mitgliedern der Landesregierungen, den
Reichsbischof, dem Präsidenten des Reichs-
gerichts und dem Oberreichsanwalt und anderer
obersten Reichs- und Landesbehörden, von Ober-
bürgermeistern und Bürgermeistern deutscher
Städte, den Organisationen und Gliederungen
der NSDAP, von Verbänden und Vereinigun-
gen sowie von Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens, von Deutschen und deutschen Vereini-
gungen im Ausland und von Privatpersonen
des In- und Auslandes zugegangen. Besonders
zahlreich waren die Glückwünsche aus dem Saar-
gebiet, wo Verbände, Vereine und viele Einzel-
personen aus allen Kreisen der deutschen Volks-
genossen an der Saar des Führers in Treue und
Zuversicht gedachten.
Telegrammwechsel zwischen dem Führer und
dem König von Italien
DNB. Berlin, 2. Jan. Außer dem bereits
bekanntgegebenen Austausch von Neujahrswün¬

schen mit fremden Staatsoberhäuptern hat auch
ein Telegrammwechsel zwischen dem Führer
und Reichskanzler und dem König von Italien
stattgefunden, in dem beiderseits sowohl persön-
lich wie auch für das deutsche bzw. italienische
Volk Glückwünsche zum Ausdruck gebracht wor-
den sind.


Große Kundgebung bei der Beisetzung der
Opfer des Zusammenstoßes in Cuyoacan
DNB. Mexiko-Stadt, 2. Jan. Am Mittwoch
wurden die fünf Opfer des Zusammenstoßes in
der Vorstadt Cuyoacan unter großer Beteili-
gung der Bevölkerung beigesetzt. Dabei kam es
zu einer großen Demonstration der Bevölkerung,
die von den Behörden die strenge Bestrafung der
Revolutionäre forderte, die auf die Kirchen-
besucher geschossen hatten. Die Menge gab de>
Erwartung Ausdruck, daß Präsident Cardenm
ihre Wünsche erfüllen werde.

Ter neuernannte Fürsterzbischof von Salz-
burg Wird am 27. Januar feierlich inthronisiert
werden. In Vorarlberg hat er bereits seine offi-
ziellen Abschiedsbesuche gemacht. Tie nächsten
Tage, wird er in Innsbruck verbringen.
In dem Disziplinarverfahren gegen den Eisen-
bahnpräsidenten Nicklaus haben die Vertei-
diger Dr. Savekouls an den Regierungskommis-
sar Knox ein Gesuch gerichtet, Nicklans bis zur
Erledigung des Verfahrens vom Dienste zu
suspendieren.
SA-Gruppenführer Schramme in Dort-
mund wurde vertretungsweise mit der Verwal-
tung der Stelle des Polizeipräsidenten daselbst
beauftragt.


Zusammenlegung des Reichsministsriums für
Ernährung und Landwirtschaft und des preu-
ßischen Landwirtschastsministeriums
DNB. Berlin, 2. Jan.
Reichsminister Darrs hat am 1. Januar
einen Erlaß an die Nachgeordneten Behörden
seines Geschäftsbereichs herausgegeben, in dem
es u. a. heißt:
Mit Wirkung vom 1. Januar werden das
Reichsministerium für Ernährung und Land«
wirtschaft und der preußische Landwirtschafts-
minister zu gemeinschaftlicher Arbeit vereinigt.
Die Behörde führt die Bezeichnung: „Der
Reichs- und preußische Minister für Ernährung
und Landwirtschaft". Als Dienstsiegel wird
ausschließlich das Reichssiegel verwendet. Di«
gesonderten Haushaltspläne bleiben bis auf
weiteres bestehen. Die beamtenrechtlichen Ver-
hältnisse bleiben zunächst unberührt, jedoch sind
gemäß Verordnung vom 19- Juli 1934 (Reichs«
gesetzblatt I Seite 719) die Reichsbeamten ver«
pflichtet, auch in Angelegenheiten des preußische«
Dienstes, die preußischen Beamten auch in An-
gelegenheiten des Reichsdienstes tätig zu wer-
den. Das gleiche gilt auch für die Angestellten
und Arbeiter.
Das einheitliche Ministerium umfaßt fol-
gende Fachabteilungen:
I. Verwaltung
II. Wirtschaftspolitik
!II. Holzwirtschaftspolitik
IV. Bauern- und Bodenrecht
V. Zoll- und Handelspolitik
V!. Wasserwirtschaft und Landeskultur
VII. Bäuerliche Siedlung und staatseigener
Grundbesitz
VIII. Gestütwesen
IX. Preußische Veterinärverwaltung.
Mit der Leitung der Abteilungen sind beauf-
tragt worden: Abteilung I (Verwaltung): Mini-
sterialdirigent Dr. Hellich, Abteilung ll (Wirt«
schaftspolitik): Ministerialdirektor Dr. Moritz,
(in dieser Abteilung ist eine besondere Unter-
abteilung für Vieh-, Milch- und Fettwirtschaft
eingerichtet worden, mit deren Leitung Mini-
sterialdirigent Dr. Bose betraut wurde).
Abteilung III (Holzwirtschaftspolitik): Mini-
sterialrat Parchmann, Abteilung IV (Vauern-
und Vodenrecht): Ministerialdirektor Dr. Har-
mening, Abteilung V (Zoll- und Handelspoli-
tik): Ministerialdirektor Dr. Köhler.
Abteilung VI (Landeskultur- und Wasserwirt-
aaft): Ministerialdirektor Niermann,
Abteilung VII (Bäuerliche Siedlung u. staats-
eigener Grundbesitz): Ministerialdirektor Dr.
Nunts (in dieser Abteilung ist eine Unterabtei-
lung für bäuerliche Siedlung eingerichtet wor-
den, mit deren Leitung Ministerialrat Dr-
Kummer beauftragt wurde).
Abteilung VIII (Gestütwesen): Oberlandstall-
meister Dr. Seyffert.
Abteilung IX (Preußische Veterinärverwal-
tung) : Ministerialdirigent Professor Dr. Müsse-
meier.
Usbergang preußischer Angelegenheiten
auf das Reich
DNB. Berlin, 2. Jan. Auf Ersuchen des
preußischen Ministerpräsidenten Göring werden
mit Wirkung vom 1. Januar 1935 ab aus dem
Reichs- und preußischen Ministerium für Wirt-
schaft und Arbeit die Verkehrsangelegenheiten
einschließlich der Betreuung der staatlichen
Häfen, Brücken und Fähren sowie aus dem
preußischen Landwirtschaftsministerium dis per-
sönlichen und damit verbundenen sächlichen Ver-
waltungsangelegenheiten derjenigen Wasserbau-
behörden, die auch für das Reich tätig sind,
vom Reichsverkehrsministerium übernommen.

Standartenführer Erich Klaedtke, einer
der ältesten Vorkämpfer der Bewegurcg im Gau
Kurmark, wurde am Mittwoch nachmittag auf
dem Nikolai-Friedhof in Berlin, nur wenige
Schritte von der Ruhestätte Horst Wessels ent-
fernt, unter gewaltiger Teilnahme seiner SA-
Kameraden im Beisein von Vertretern des Staa-
tes und der Partei feierlich zu Grabe getragen.
Erich Klaedtke, den der.Führer tu Anerkennung
 
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