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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 11 - Nr. 20 (14.Januar - 24. Januar )
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SillrMolt MS Kunst / Aus der Mit trr Frau / Sir LrirstuM

Pfälzer Sole_Donnerstag, 17. Januar 1S3S_79. Jahrgang / Är. 14

Dis Genfer Gaarverhandlungen vor dem Abschluß?
Voraussichtlich heute noch Ratstagung / Durchführung der Rückgliederung bis 1. März?

DRV. Genf, 16. Jan.
In gut unterrichteten Völkerbundskreisen wird
versichert, daß die Verhandlungen über die Frage
des Zeitpunktes für die Rückgliede-
rung der Saar gute Fortschritte gemacht haben
und vor dem Abschluß stehen. Für Donners-
tag ist eine Tagung des Völkerbunds-
rates vorgesehen, in der, wie man hört, die
grundsätzliche Frage der Rückgliederung der Saar
nach Deutschland gleichzeitig mit der Festsetzung
des Zeitpunktes geregelt werden soll.
Es wird also keine Trennung dieser
Fragen mehr stattfinden. Als Zeitpunkt der
Rückgliederung soll — wie von französischer
Seite versichert wird — der 1. März in Aussicht
genommen sein. Jedoch wird hinzugefügt, daß
der Zeitpunkt in der Annahme in Aussicht ge-
nommen worden ist, daß bis dahin alle noch
ausstehenden Fragen geregelt sind.
Wie man weiter hört, wird der französische
Außenminister Laval, wenn es zu einer Eini-
gung kommt, Donnerstag im Völkerbundsrat
keine eigentliche Rede halten, sondern nur eine
kurze Erklärung abgeben, die zugleich eine Ant-
wort auf die Rede des Führers bildet.
Der Bericht Aloisis
DRV. Genf, 16. Ian.
Der Dreierausschuß für die Saar hielt am
späten Nachmittag eine Sitzung ab. Baron
Aloisi teilte mit, daß der Bericht an den Völker-
bundsrat in eine neue Form gebracht worden
sei. Einzelheiten wurden nicht bekanntgegeben.
Daraus geht hervor, daß die von französischer
Seite stammende Meldung, daß mit Deutschland
alles geregelt sei, zum mindesten verfrüht ist.
Auf deutscher Seite hat man bisher die endgül-
tige Fassung der von der Gegenseite ausgear-
beiteten Vorschläge noch nicht in Händen. Sie
wird außerdem geprüft werden müssen.
Dio Sitzung des Völkerbundsrates ist aus
Donnerstag, 16. Uhr, angesetzt worden.
Optimismus in
Genfer französischen Kreisen >
DNV. Paris, 16. Ian.
Der Genfer Berichterstatter der Agentur Ha-
rms meldet, daß man in den dortigen französi-
schen Kreisen der Vertagung der Ratssitzung zur
Regelung der Saarfrage keine sehr große Be-
deutung beimesse. Man rechne damit, daß diese
Sitzung zur Annahme einer Entschließung füh-
ren könne, die allen interessierten Kreisen
Rechnung trage. Der Völkerbundsrat werde
darin die Rückgliederung des Saargebietes an
Deutschland aussprechen und gleichzeitig den
Zeitpunkt für die Ueberführung des Saar-
gebiets in den deutschen Hoheitsbetrieb fest-
setzen. Als solcher kämen die ersten Fe-
bruartage in Betracht, vorausgesetzt, daß
Deutschland damit einverstanden sei, bis dahin
die noch schwebenden Fragen zu regeln
Außenminister Laval äußerte französischen
Journalisten gegenüber, er hoffe, daß es bis
Donnerstag zu einer Einigung mit Deutschland
kommen werde. In diesem Falle könne man die
Saarfrage noch nachträglich auf die Tages-
ordnung des Völkerbundsrates setzen. Auf jeden
Fall hoffe er, daß bisEnde dieser Woche
die ganze Saarfrage von dem Rat erledigt wer-
den könne.
Die Vorschläge der Natsmächte nach Berlin
übermittelt
DNV. Genf, 16. Jan. Die Vorschläge der
Natsmächte, die vom Dreierausschuß ausgearbei-
tet worden sind, sind jetzt durch den deutschen
Konsul zur Prüfung nach Berlin gegeben wor-
den. Man erwartet eine Antwort bis Donners- I
tag Rittag.

Ab 16. Januar Zollgrenze zwischen Frankreich
und dem Saargebiet
DNV. Saarbrücken, 16. Jan. Wie wir erfah-
ren, hat die französische Generaldirektion in
Paris angeordnet, daß ab 16. Januar 1935 zwi-
schen Frankreich und dem Saargebiet die Zoll-
grenze aufgerichtet werden soll.
Matz Braun, Pfordt und Hoffmann nach
Frankreich geflüchtet
DNB. Paris, 16. Jan. Die Führer der
Status quo-Bewcgung, Matz Braun, Pfordt und
Hoffmann, sind am Mittwoch nach Frankreich
geflüchtet. Matz Braun erklärte französischen
Pressevertretern in Forbach, er glaube kaum,
daß er wieder ins Saargebiet zurückkehren werde.
Regiflermatt
Verwendung für die Saargebistbewohner
nur bis 15. Januar
Das Reichsbankdirektorium hat für
die Verwendung von Reichsmark aus Register-
g: thaben für Saargebietbewohner folgende
Grundsätze festgslegt, die am 15. Januar 1935
in Kraft getreten sind:
1 Mit Ablauf des 15. Januar 1935 ist im
Saurgebiet die Abgabe von Reichsmark aus
Registerguthaben für Reisezwecke nicht mehr zu-
lässig.
2. Reiseschecks, Akkreditive oder Kreditbriefs,
die bis zum 15. Januar 1935 von Saargebiets-
bewohnern erworben worden sind, können noch
bis zum 31. Januar 1935 bei den deutschen Ban-
ken und Zahlstellen in Deutschland außerhalb
des Saargebietes nach den für die Saargebiets-
bewohner vorgesehenen Bestimmungen des Re-
gistermarkreiseverkehrs zur Einlösung gelangen.
3- Vom 1- Februar ds. Js- ab kann eine Ein-
lösung solcher Reiseschecks usw. nicht mehr er-
folgen. Genehmigungen zugunsten von Saar-
gebietsbewohnern zwecks Verwendung von Re-
gistermark zu Studienzwecken usw. werden mit
Wirkung vom 1. Februar 1935 hinfällig.
Die Abstimmungsurnen
in Gen? eingetroffen
DNB. Genf, 16. Jan. Eine große Anzahl in-
ternationaler Journalisten und viele andere
Personen hatten sich heute um die Mittagsstunde
auf dem Bahnhof in Genf eingefunden, um der
Ankunft des Zuges mit den Abstimmungsurnen
aus der Saar beizuwohnen. Starke polizeiliche
Absperrungen waren vorgenommen worden. Der
Zug rollte ohne irgendwelche Feierlichkeiten an
der gewöhnlichen Stelle in den Bahnhof ein. Es
zeigte sich, daß die Urnen in einem versiegelten
Gepäckabteil enthalten waren, wo sie, wie man
härt, vorläufig auch bleiben sollen. Der betref-
fende Wagen war von Detektiven bewacht. Dem
Wagen entstiegen auch die Mitglieder der Ab-
stimmungskommission, die sofort unter das
Kreuzfeuer der Fotografen gerieten. Auf Be-
fragen erklärte der Vorsitzende der Abstimmungs-
kommission, Rohde, daß die Wahl sich genau
so, wie er dem Völkerbund telegrafisch mitgeteilt
habe, völlig ordnungsmäßig und ohne jeden Ter-
ror abgespielt habe.
Um den Ostpakt
Französische Antwort auf das deutsche
Memorandum überreicht
DNV. Berlin, 16. Jan.
Der französische Botschafter übergab am Mitt-
woch im Auswärtigen Amt die französische Stel-
lungnahme zu dem deutschen Memorandum vom
8. September vorigen Jahres betreffend den so-
genannten Ostpakt.

„Gleichberechtigung
und Sicherheit"
Der Standpunkt der englischen Regierung zu
den kommenden politischen Erörterungen
DNB London, 16. Jan.
Mit dem Herannahen des Besuches Flan-
dins und Lavals in London beginnen sich
in maßgebenden britischen Kreisen immer deut-
licher die Umrisse des Standpunktes zu zeigen,
den die Wortführer der englischen Regierung
nicht nur bei diesen Erörterungen, sondern auch >
bei den für später in Aussicht genommenen viel j
umfassenderen Besprechungen, vor allem unter j
Einbeziehung Deutschlands, ennehmen werden.
Mit großem Nachdruck wird betont, daß es sich I
bei den englisch-französischen Besprechungen nur
um eine Fühlungnahme handelt, die als Ein-
leitung zu der Hauptfrage, nämlich sem Wie-
dereintritt Deutschlands in das Konzert
der Mächte, gedacht ist. Daß man sich auf bri-
tischer Seite unter diesem Wiedereintritt die
Rückkehr Deutschlands nach Genf vorstellt, liegt
auf der Hand. Um sich ein Bild über die An-
sicht machen zu können, die in englischen Krei-
sen über die Form einer erneuten Beteiligung
Deutschlands an den Arbeiten des Völkerbundes
herrscht, muß man sich vor Augen halten, daß
in London als die beiden Hauptfragen der au-
genblicklichen europäischen Lage die deutsche
Forderung nach Gleichberechtigung und die
französische Forderung nach Sicherheit bezeichnet
werden. Das hier verfolgte Ziel scheint die
„gleichzeitige" Erfüllung dieser beiden Forderun-
gen zu sein. Im Zusammenhang damit muß
auf den vor kurzem in der „Times" erschiene-

Das politische Ergebnis
her Saarabstimmung
DNV Berlin, 16. Jan.
Der Führer und Reichskanzler gewährte dem
Korrespondenten der Hearst-Presse, Pierre Huß,
folgendes Interview:
Frage: Was halten Sie, Herr Reichskanz-
ler, von dem Ergebnis der Saarabstimmung?
Der Führer antwortete: Das Abstim-
mungsergebnis erfüllt mich, wie jeden einzelnen
meiner Mitarbeiter, mit unendlichem Stolz aus
das deutsche Volk. Es ist zugleich eine nach-
trägliche Verurteilung des Friedensvertrages
von Versailles von wahrhaft geschichtlichem Aus-
maß. Denn in diesem Vertrag wurde dieses
Gebiet von Deutschland gerissen mit der Be-
hauptung, es lebten in ihm 150 000 Franzosen.
Nach fünfzehnjähriger Herrschaft des Völker-
bundes und damit letzten Endes doch Frank-
reichs, wurde nunmehr festgestellt, daß nicht
150 000, sondern knapp 2000 Franzosen in diesem
Gebiet ansässig sind, d. h. auf 1090 Saareinwoh-
ner kommen nicht einmal vier Franzosen. Kann
man sich da wundern, daß ein Vertrag, der auf
so unwahren Argumenten aufgebaut ist, der
Menschheit kein Glück und keinen Segen zu
bringen vermag?
Frage: Werden die Sozialdemokraten oder
auch Kommunisten des Saargebiets und andere
nichtnationalsozialistische Saarbewohner, die für
Deutschland gestimmt haben, künftig wegen ihrer
früheren politischen Haltung irgendwelche
Schwiergikeiten zu befürchten haben?
Der Führer antwortete: Ich habe vor
sechzehn Jahren mir sechs Mann meinen Kampf
um Deutschland begonnen, d. h. also meinen
Kampf um das deutsche Volk. Die Zahl meiner
Anhänger und damit der Anhang« d« Natio-

nen Vorschlag für die Lösung des Problems der
Erfüllung der deutschen Gleichberechtigungs-
forderung verwiesen werden. Dieser Vorschlag
wird zwar in unterrichteten Kreisen als ncht
inspiriert genannt, trotzdem aber der Beachtung
Wert gefunden. Es wird bemerkt, wenn vrs
drei hauptsächlich in Betracht kommenDen
Mächte — Großbritannien, Frauk-
reich und Italien — erklären, daß feDss
Mitglied des Völkerbundes Gleichberechtigung
besitzt, so könnte der Eintritt Deutschlands in
Len Völkerbund automatisch die von
Deutschland nicht nur in der Rüftungsfrage,
sondern auch in allen anderen Fragen bean-
spruchte Gleichberechtgung verschaffen. Glech-
zeitig würde sich Deutschland ebenso wie die
anderen Mächte verpflichten müssen, ein Ab-
rüst ungsabko mm en abzuschließsn. Daß
man sich auf britischer Seite auch über die
Rolle klar geworden ist, die Großbritannien in
dem geplanten künftigen Sicherheitssystem spie-
len muß, ist aus dem Nachdruck ersichtlich, mit
dem jetzt wieder betont wird, daß England
einen Teil Europas bilde und ebenso wie alle
eurogpäischen Mächte Verantwortlichkeiten zur
Sicherung der Befriedung Europas übernehmen
müsse Wenn von gewisser nicht einflußreicher
englischer Seite vor neuen Bindungen gewarnt
werde, so se: die Antwort darauf, daß in einem
System, bei dem Deutschland ebenso wie zeoes
andere Land dieselbe Verpflichtungen über-
nimmt, der Begriff „Bindung" nicht mehr die
Bedeutung besitze, die ihm in einer nicht ge-
sicherten Lage zukam und daß Bindungen in
einem neuen System allgemeiner gegenseitiger
Verpflichtungen keine erhöhte, sondern im Ge-
genteil eine verminderte Belastung für Groß-
britannien darstellen.

nolsozialistischen Bewegung des neuen Staates
ist seitdem auf nahezu 39 Millionen gestiegen-
Glauben Sie, daß alle diese Menschen früher
etwa keine Parteizugehörigkeit gehabt hatten?
Nein, sie alle rechneten sich einst zu irgend einer
Bewegung Sie sind mühevoll und langsam der
nationalsozialistischen Idee erobert worden. Und
diesen Kampf um die Seele unseres Volkes
geben wir auch heute nicht auf- Wir fragen
daher nie, was der einzelne früher war, son-
dern nur um das, was er heute sein will. So
ist es uns gelungen, die sich befehdenden deut-
schen Parteien aufzulösen und eine wahrhafte
Volksgemeinschaft herzustellen. In ihr leben
ehemalige Kommunisten und Zentrumsanhan-
ger heute in gemeinsamem Kampf für den
nationalsozialistischen Staat, das neue Reich.
Ein Teil dieses Reiches aber ist das Gebiet an
der Saar und ein Teil unseres Volkes find des-
sen Bewohner.
Frage: Sie haben, Herr Reichskanzler, oft
erklärt, daß nach der Beilegung der Saarfrage
das letzte Hindernis für freundschaftliche Be-
ziehungen mit Frankreich beseitigt sein würde.
Haben Sie angesichts Ihrer unermüdlichen wei-
teren Verfolgung dieses Zieles im Interesse des
Weltfriedens einen konkreten Plan im Auge?
Der Führer antwortete: Ich habe oft er-
klärt, daß nach der Rückkehr des Saargebiets
Deutschland keine territorialen Forderungen
mehr an Frankreich stellen wird. Ich habe diese
Erklärung heute vor aller Welt verbindlich wie-
derholt. Es ist dies ein geschichtlich schwerer
Verzicht, den ich damit im Namen des deutschen
Volkes ausspreche. Ich tue es, um dieses schwerste
Opfer beizutragen zur Befriedung Europas.
Mehr kann man von Deutschland nicht ver-
langen. Es liegt nun an der übrigen Welt, die
Konsequenzen aus einem solchen Entschluß zu
Ziehe«. Niemals werde ich oder wird das «eue
 
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