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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 31 - Nr. 40 (6. Februar - 16. Februar)
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Mittwoch, 13. Februar 1935

70. Jahrgang / Ar.


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Geistige Abwehr des Marxismus
Das internationale antimarxistische Institut in Gens

EVon unserem Berichterstatter)
Senf, im Februar 1935.
InGenf soll ein internationales antimarxi-
stisches Institut geschaffen werden, dessen Haupt-
zweck es ist, geistige Waffen zur Bekämpfung der
marxistischen Seuche vorzubereiten und allen,
welche in diesem notwendigen Kampfe aktiv her-
vortreten wollen, zur Verfügung zu stellen. Eine
Dorbereitungskommission, welche die Einrichtung
dieses Institutes in die Wege leitet, ist ins Leben
gerufen und an ihre Spitze der auch durch seine
Tätigkeit in der Pro-Deo-Vewegung bekannte
Rechtsanwalt Th. Aubert gestellt worden.
(Aubert ist Leiter der seit 1924 bestehenden Ver-
einigung gegen die Dritte Internationale, die
freilich bisher nur die besondere kommunistische
Form des Marxismus bekämpfte.) Das neue
Institut soll allerdings — in folgerichtiger Er-
weiterung der Eedankengänge, welche die schon
bestehenden Genfer internationalen antikommu-
nistischen Vereinigungen leiten — den Mar-
xismus in jeder Form bekämpfen
und zugleich die antimarxistische Bewegung durch
die Aufstellung einer gemeinsamen Lehre geistig
vertiefen.
In einem vor zahlreichen, namentlich aus
Kreisen der Jugend herbeigeströmten Zuhörern
gehaltenen Vortrag entwickelte Aubert kürzlich

in Genf die Ideen, welche der Einrichtung des
geplanten Institutes zugrundeliegen. Er wies
darauf hin, daß sich sehr oft diejenigen, welche
aus dem „Denken eine Disziplin machen", beim
Kampf gegen den Marxismus bisher zurückhiel-
ten, während die den geistigen Führern sehr oft
fernstehenden Kreise der Wirtschaft und Politik
oft die großen, die Gegenwart bewegenden gei-
stigen Fragen zu sehr unter dem Gesichtspunkt
der materiellen Sonderinteressen betrachten und
lösen. Demgegenüber haben es jedoch die Mar-
xisten immer wieder verstanden, die Fragen der
Weltanschauung mit der Behandlung der übri-
gen sie interessierenden politischen und wirt-
schaftlichen Probleme zu verbinden, und somit
den Geist in ihren Dienst zu stellen, wenn sie ihn
dabei auch mißbrauchten. Das geplante Institut
soll deshalb sein Augenmerk auf eine geistige
Bekämpfung des Marxismus richten, und dabei
von der Vertretung zweier dem Marxismus ge-
radewegs entgegengesetzten Grundgedanken, dem-
jenigen der Persönlichkeit und demjenigen
des Privateigentums, ausgehen. Gleich-
zeitig soll das Institut ein Studium- und Jnfor-
mationszentrum ersten Ranges werden, welches
die Praktiken der verschiedenen marxistischen Re-
gierungen, soweit sie noch bestehen, und marxi-
stischen Verwaltungen untersucht und die Ergeb-
nisse dieser Untersuchungen allen Mitgliedern

zur Verfügung stellt, sodaß sie wiederum in den
verschiedenen Ländern zu propagandistischen
Zwecken verwertet werden können. So will das
Institut, das international zusammengesetzt ist
und seinen Kampf gegen die marxistische Inter-
nationale auf eine internationale Grundlage
stellt, als unabhängig von den nationalen Par-
teien in den einzelnen Ländern gelten, es will
aber zugleich auch das nationale Leben in den
verschiedenen Staaten in keiner Weise beeinträch-
tigen, sondern ihm sogar durch die Vermittlung
der Informationen und Studienergebnisse das
geistige Rüstzeug für den Kampf gegen Marxis-
mus und Bolschewismus zur Verfügung stellen.
Ueber die geplanten Studien und Untersuchun-
gen, die von Juristen, Volkswirten, Künstlern
und Politikern durchgeführt werden sollen, er-
fährt man, daß sie sich hauptsächlich auf die Ge-
biete der Sozialisierungsbestrebungen (marxisti-
scher und nationaler Art), der unabhängig vom
Marxismus erreichten sozialen Fortschritte, des
fiskalischen und verwaltungsmäßigen Neuauf-
baues von Staaten, der Verminderung der öffent-
lichen Ausgaben und schließlich der neuesten und
wirkungsvollsten Propagandamethoden erstrecken
sollen. Möglicherweise wird das Institut, wenn
erst eine gewisse Arbeitsleistung vollbracht ist,
auch dazu übergehen, internationale Konferenzen
zu veranstalten.

benen und den Verhältnissen des Saarmarktes
völlig unangemessenen Werbung zu beobachten
sind, müssen wieder verschwinden.

„Immer treu zum Reich"
In der „N. S. Z. — Rheinfront" lesen wir!
Wir wissen, mit welch unerschütterlicher
Reichstreus die katholischen Saarländer zum
Sieg der deutschen Eemeinbürgschaft an der
Saar beitrugen. Man weiß auch, mit welcher
Ueberraschung das mißgünstige Ausland diesem
Bekenntnis zum Reich gegenüberstand, hatte es
doch bis zuletzt konfessionellen Hader vorausge«
setzt und sich nicht gescheut, einen vom Deutsch-
tum abweichenden klerikal-katholischen Stand-
punkt zu konstruieren, ja ore Kirche und den
Papst selbst für deutschfeindliche Mächte in An-
spruch zu nehmen. Das katholische Deutsch-
tum hat aber auch an der Saar bewiesen, daß
bei allen nationalen Entscheidungen sein Platz
nur in der unerschütterlichen Front des ange-
stammten Volkstums sein kann.
Mit Genugtuung dürfen wir für diese selbst-
verständliche Haltung, die nur im Auslands
noch bezweifelt wird, einen neuerlichen Beweis
in dem Hirtenschreiben buchen, das der Bischof
von Speyer an seine Diözesanen im Saarland
anläßlich des Abstimm nngsiieges oerichrer hat
und in dem es unmißverständlich heißt:
„Gepriesen seien auch die machtvollen Für-
sprecher in dieser wichtigen Entscheidung, dis
rumgekrönten Kaiser, die unseren Dom zu
ihrer Ruhestätte bestimmt haben. Seit 15 Jah-
ren haben wir sie um ihre Fürbitte bei Gott
für euch angerufen. Sie, deren sieggeschmückte
Kaiserkone der Ehrentitel zierte: „allezeit Meh-
rer des Reiches zu sein", möchten doch durch
ihre Fürsprache das Unglück verhüten, daß wei-
tere Teile von dem Reiche abgetrennt werden,
dem sie einstens treuwachende Herrscherliebe
und Fürsorge gewidmet haben. Nun hat Gott
aufs neue seine treuen Diener verherrlicht."
Die aus diesen Worten sprechende Reichstreue
müßte auch den letzten Hetzer in dem Ausland,
der seine Deutschfeindlichkeit in einen angeblich
„echt" katholischen Standpunkt hüllt, zum Ver-
stummen bringen. Noch höher ist die klare Ent-
scheidung des katholischen Deutschland zu wür-
digen und erfreut festzustellen, daß im deutschen
Episkopat noch die alte „Reichsstandschaft", die
Reichstreue lebt, die seinen Ruhmestitel in der
Geschichte ausmacht.

und wirtschaftlichen Aufgaben. Nur auf christ-
licher Grundlage können alle diese
schweren Probleme eine glückliche Lösung fin-
den. Nur Christus und die von ihm gestiftete
Kirche kann den wahren Frieden bringen. Wir
zeigen unsere Treue dadurch, daß wir uns von
den Bestrebungen einer neuheidmschen Religion
' nicht irre machen lassen, dis eine romfreie
Kirche erzielen will, die dem Papst in Rom den
Kampf angesagt hat. Wir glauben fest an die
Lehre, die sagt, daß Christus nur eine wahre
Kirche gestiftet hat, eine Kirche, dis keine Län-
dergrenzen kennt, sondern die dis Menschen
aller Länder und aller Zeiten erfaßt. In diesem
Glauben haben unsere Vorfahren gelebt, in
diesem Glauben haben deutsche Kaiser und
Könige eine innige Verbindung mit Rom und
dem Heiligen Vater angestrebt, die dem deut-
schen Volke von größtem kulturellen und auch
wirtschaftlichem Nutzen war. Eine romfreis
Kirche kann nicht die Rettung bringen. Nur
durch die lebendige Verbindung mit Christus
und seinem sichtbaren Stellvertreter auf Erden,
dem Papste, können wir unser Heil für Zeit
und Ewigkeit erlangen. Nicht mit irdischen
Waffen werden wir auf die 'Dauer gegen dis
volksschädlichen Ideen, zum Beispiel eines
Marxismus, ankämpfen können, sondern nur
mit den Waffen des Geistes, mit den Waffen
des Gebetes und der Gnade- Vom Papsttum
erwarten wir, daß durch sein Eintreten dis
europäische Kultur gerettet, daß der Untergang
des Abendlandes abgewendet wird.

In Luck (Polenf wurde ein Priester der ortho-
doxen Kirche zu sieben Jahren Gefängnis verur-
teilt, weil er einer ukrainischen Terrororgamsa-
tion anqehörte und Gottesdienst für dis gefange-
nen Mitglieder seiner Organisation veranstaltete.
Während der Gerichtsverhandlung wurden acht
Zeugen wegen Meineides verhaftet.

Sie Rückgliederung des Saarlandes

Mithilfe der Wirtschaft
Eine Mahnung des Leiters der Reichswirt-
schaftskammer an die gewerbliche Wirtschaft
DNV. Berlin, 12. Febr.
Der Leiter der Reichswirtschaftskammer, Regie-
rungsrat a. D. Ewald Hecker, wendet sich an
die gesamte gewerbliche Wirtschaft mit der Auf-
forderung, insbesondere durch Achtung der nach-
stehenden Gesichtspunkte dazu mitzuhelfen, daß
Uebergangsschwierigkeiten bei der Rückgliede-
rung des Saarlandes vermieden werden:
1. Die saarländische Industrie verliert durch
die Verlegung der Zollgrenze einen großen Teil
ihres bisherigen Absatzgebietes. Hierfür muß auf
dem innerdeutschen Markt Ersatz geschaffen wer-
den, damit die arbeitenden Volksgenossen nicht
beschäftigungslos werden. Bei der Größe des
deutschen Marktes bleibt für den Absatz der saar-
ländischen Erzeugung Raum, ohne daß hierdurch
irgend jemand in dem übrigen Deutschland aus
seinem Absatzgebiet verdrängt zu werden braucht.
Die Saarindustrie kann vielerlei liefern. Ich
bitte daher gerade den Einzelhandel, Aufträge
auf saarländische Fertigerzeugnisse bereits jetzt
zu vergeben und späterhin ihren Absatz durch er-
höhte Werbung zu fördern. Ich bitte aber auch
die Industrie und den Großhandel, auf jeden
Fall Aufträge in das Saarland zu legen. Jede
Bestellung hilft mit, die Uebergangszeit zu er-
leichtern. Die Handelskammer Saarbrücken ist
gerne bereit, nähere Auskünfte über Bezugs-
quellen im Saargebiet zu geben.
2. Andererseits muß dringend davor gewarnt
werden, eine Ueberfülle von Angeboten in das
Saargebiet zu legen, insbesondere, soweit hier
Waren zu Preisen angeboten werden, die unter
den entsprechenden Preisen im sonstigen Deutsch-
land liegen.
Die Erfahrung der letzten Zeit hat gezeigt,
daß in deutschen Wirtschaftskreisen die Auf-
nahmefähigkeit des saarländischen Marktes ganz
außerordentlich überschätzt wird. Demgegenüber
ist festzustellen, daß dieser zunächst schonungsbe-
dürftig ist und die dort lagernden Vorräte und
Erzeugnisse der Saarindustrie selbst aufnehmen
muß. Diese würde aber zum Erliegen kommen

müssen, wenn sie einem hemmungslosen Wett-
bewerb derjenigen Industrien aus den übrigen
Teilen des Reiches ausgesetzt würde, welche sich
bereits seit zwei Jahren der Vorteile erfreuen,
die ihnen die nationalsozialistische Wirtschafts-
politik geschaffen hat. Zurückhaltung bei Ange-
boten nach dem Saargebiet ist daher geboten.
Erscheinungen, wie sie bereits in einer übertrie-


Pontifikalamt in Berlin
DNV. Berlin, 12. Febr.
Aus Anlaß der Wiederkehr des Krönungstages
Seiner Heiligkeit des Papstes Pius XI. zele-
brierte am Dienstag vormittag der Apostolische
Nuntius Cäsare Orsenigo in der St. Hed-
wigskathedrale ein feierliches Pontifikalamt.
Als Vertreter des Führers und Reichskanzlers
wohnte Reichsverkehrsminister und Reichspost-
minister Frhr. v. Eltz-Rübenach der Feier
im Altarraum auf dem Ehrenplatz unmittelbar
vor dem Hochaltar bei. Außerdem bemerkte man
auf den Ehrenplätzen Vertreter der Ministerien,
der Wehrmacht sowie einen Vertreter des Saar-
bevollmächtigten Vürckel. Ferner nahm fast das
gesamte Diplomatische Korps an der Feier teil.
Die Feier in München
OL. München, 12. Febr.
Der 13. Krönungstag des Papstes Pius XI.
wurde in Münchens katholischen Kirchen in feier-
licher Weise begangen. Auf Anordnung des Erz-
bischöflichen Ordinariats fanden in allen Kir-
chen die Pfarr- und Hauptgottesdienste mit Hoch-
amt, Aussetzung des Allerheiligsten, Tedeum und
Einfügung eines Kirchengebetes für den Papst
statt. In St. Michael wurde ein feierliches Pon-
tifikalamt abgehalten, bei dem von der katholi-
schen Jugend ein Gregorianischer Choral gesun-
gen wurde und eine Eeneralkommunion statt-
fand.
Am Abend wurde in der St. Michaels-Hof-
kirche eine Papstfeier veranstaltet, zu der sich eine

Die Rückkehr der Saar wird für die deutsche
Wirtschaft große Vorteile mit sich bringen, aber
sie darf nicht zu einem undisziplinierten Wett-
rennen der Geschäftemachers von Einzelnen
führen. Auch hier muß der Einzelne sich des
Vorranges bewußt sein, den der Gemeinnutz der
deutschen und damit auch der Saarwirtschast vor
dem Eigennutz des Einzelnen hat.


dicht gedrängte Schar von Gläubigen versam-
melt hatte, Man bemerkte außerdem viele Per-
sönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter
im Presbyterium den Stadtkommandanten mit
verschiedenen Offizieren der Reichswehr sowie
der Landespolizei. Im Presbyterium hatten auch
die Chargierten der katholischen Verbindungen
in Wichs mit Bannern Aufstellung genommen.
Kardinalerzbischof Faulhaber hielt die
Festpredigt über das Thema „Die Freiheit der
Kirche". Er hob darin, wie das DNB berichtet,
hervor, daß das Reichskonkordat die Freiheit des
Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der
katholischen Religion sowie die Freiheit auch zur
Verkündigung der katholischen Religion ver-
ankere. Es gewährleiste der Kirche auch die Frei-
heit zur Verteidigung ihrer Lehre und Geschichte
und Freiheit auch zur Beantwortung von Eewis-
sensfragen. Der Kardinal kam in diesem Zusam-
menhangs auch auf die Schulfrage zu sprechen.
Anschließend zelebrierte der langjährige Mün-
chener Päpstliche Nuntius Exzellenz Vasallo d i
Torregrossa ein feierliches Segensamt.
In Speyer
In einer Predigt aus Anlaß des Papst-
krönungstages führte Bischof Dr. Ludwig
Sebastian im Dom zu Speyer u. a. aus:
Vieles hat der Heilige Vater getan, um diese
Ausgabe als Lehrer und Hirte der Menschheit
zu erfüllen. Denken wir nur an seine Enzy-
kliken über die christliche Erziehung der Iugend,
über die Heilighaltung der Familien und Ehen,
über die wahre Lösung der schweren sozialen
 
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