Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

DOI Heft:
Nr. 21 - Nr. 30 (25.Januar - 5. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0257
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bezugspreis: Durch Botenzustellung u. Post mowatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
abgeholt 1.80 Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er«
scheinen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispalt.
Millimeterzeile (46 mm br.) 7 eHch Textteil: Die 70 mm br. Millimeterzeile 25 Bei
Konkurs u. Zwangsvergleich erlischt jed. Anspruch auf Nachlaß. Gevichtsst.: Heidelberg.
Stlmatzettung mil den Beilagen: Sinnlos ter Seele / Seimalwatte


Schriftleitung und Geschäftsstelle: Heidelberg, Dergh. Str. 59/61, Tel. 7151. Geschäfts*
stunden: 7.30 bis 18 llhr, Sprechstunden der Redaktion: 11.30 Lis 12.30 Uhr. Anzeigen-
schluß: 9 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-
träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105,
Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt.
MUMM Ml» Kunst / Alls »rr MU »er Krall / Sir LMtUllbe

Pfälzer Sole

Freitag, 1. Februar iszs_70. Jahrgang / Rr. 27




Flandin beim Luftfahrtminister Londostderrq
DNB London, 1. Febr. Ministerpräsident
Flandin war am Donnerstag abend East des
englischen Luftfahrtministers Lord Londonderry.
Es fand ein kleines Diner statt, das keinen
offiziellen Charakter hatte. Unter den Gästen
sah man den französischen Botschafter Lorbin,
Ministerpräsident MacDonald, Außenminister
Simon und Schatzkanzler Chamberlain. Außen- ,
Minister Laval war nicht erschienen. Er ver-
brachte den Abend in seinem Hotel,

Deutsche Rückfragen
in Rom und Paris
DNB. Basel, 31. Ian
Schweizer Zeitungen bringen die Meldung,
wonach in Berliner diplomatischen Kreisen die
Nachricht verbreitet sei, daß die deutsche Regie-
rung gestern durch ihre Botschafter in Paris
und Rom die angekündigte Rückfrage bezüglich
des Nichteinmischungspaktes habe
überreichen lassen. Es seien bestimmte Fragen
gestellt, jedoch werde als eine Vorbedingung für
die Annahme des Paktes seitens der deutschen
Regierung die Forderung erhoben, daß England
und auch die Schweiz diesem Pakt beitreten.
Erkundigungen an zuständiger Stelle ergeben,

Lord Lothian über den Frieden
DNB. London, 81. Ian.
Die „Time s" veröffentlicht einen langen
Aufsatz des am Mittwoch von Berlin nach Lon-
don zurückgekehrten Lord Lothian, in dem das
Verhältnis Deutschlands zur Friedensfrage er-
örtert wird. Nach seinen langen Unterredun-
gen, so sagt er u- a., mit Herrn Hitler und eini-
gen führenden Mitgliedern der nationalsoziali-
stischen Partei sowie mit den leitenden Män-
nern des Auswärtigen Amtes und der Reichs-
wehr glaube er, daß die Aussichten für
den Frieden viel besser seien, als viele
Leute glaubten, wenn nur die britische Regie-
rung die Lage mit Festigkeit behandeln würde-
Der Verfasser würdigt vorurteilslos den fran-
zösischen und den deutschen Standpunkt. Er sagt
in diesem Zusammenhang, der National-
sozialismus sei u. a. eine Bewegung per-
sönlicher und nationaler Selbstachtung. Er sei
zum großen Teil ins Leben getreten, um der
Erniedrigung Deutschlands ein Ende zu machen.
Schließlich verweist der Verfasser auf die Ge-
fahren des jetzigen Zustandes. Deutschland rüste
in vertragswidriger Weise auf und Frankreich!
suche ein Gegengewicht durch neue eigene
Rüstungen und durch militärische Bündnisse
und Verständigungen zu schaffen. Die jetzt dro-
hende Gefahr, so sagt Lord Lothian, sei viel
größer als 1914, denn infolge der Entwicklung
der Luftwaffe würden die Staatsleiter ge-
nötigt sein, ihre Entscheidungen nicht mehr wie
früher binnen einiger Tage, sondern binnen
einiger Minuten zu treffen, falls sie nicht ihre
eigenen Hauptstädte verwüstet sehen wollten.

mehrmals betont, daß die Auffassungen
lands, Frankreichs und Italiens in zwei
tigen Fragen der Gegenwart durchaus
getrennt seien, nämlich in der Frage der Un¬
abhängigkeit Oesterreichs und der Rü¬
stungen Deutschlands. Daß bezüglich
des ersten Punktes in London nur eine Be¬
stätigung der römischen Verständigung heraus¬
kommen könne, stehe außer Zweifel. Wohl aber
könne über die Rüstungsfrage noch eine wei¬
tere Aussprache in London erfolgen, deren
Rahmen allerdings durch die französisch-ita¬
lienische Verständigung von Rom bereits ge- j
geben sei. Deutsche Rüstungen ftien eine ein¬
seitige Verletzung des Teiles V des Versailler
Vertrages Eine Rückkehr zu Teil V sei aber
ebensowenig möglich wie die Behandlung der
Rüstungsfrage auf dem Boden der bereits ge¬
scheiterten Abrüstungskonferenz. Die Tatsache
der Uebereinstimmung zwischen Paris, Rom
und London müsse als ein politischer Willens¬
akt betrachtet werden, sei aber andererseits auch
in keiner Weise als gegen Deutschland gerich¬
tet aufzufassen, sondern solle als feste Voraus- !
setzung für eine Wiederherstellung der!
Beziehungen mit Deutschland gel- § daß die Reichsregierung ihre Botschafter in Pa-

Paris kommenden Meldungen angedeutet ten, eine Wiederherstellung, deren Wert und
wurde, zu einer zeitlichen Vorbedingung Notwendigkeit Deutschland selbst erkennen
für die Gewährung praktischer Eleichberechti- müsse.
gung an Deutschland gemacht wird, sondern daß
dieser Eintritt nur ein Teil eines allgemei¬
nen Planes sein soll, in dem die Frage der
Sicherheit und zwar nicht nur für Frankreich.
sondern für alle beteiligten Länder, sowie ein
Abkommen zur Beschränkung der Rüstungen ent¬
halten sind. Dieser Plan müßte nach britischer
Auffassung eine gleichzeitige Durchführung aller
seiner Bestandteile vorsehen, sodaß das kollek¬
tive Friedenssystem in einem von allen daran
beteiligten Mächten erstrebten Sinn zur Tat¬
sache wird. Dieser britische Plan setzt demnach
weiter dauernde Fühlungnahme mit allen da¬
von betroffenen Ländern voraus und schließt
eine Festlegung der Teilnehmer an den morgen
beginnenden französisch-englischen Verhandlun¬
gen auf eine starre unabänderliche Linie von
vornherein aus-

Klan-in und Laval in London
Sie Vesprechungen
am Freitag und Samstag
DNB. Paris, 31- Ian.
Ministerpräsident Flandin und Außen¬
minister Laval sind am Donnerstagmittag
mit dem „Goldenen Pfeil" nach London abge-
reist. In ihrer Begleitung befinden sich der!
Generalsekretär beim Ministerpräsidium unds
Gesandte in Prag, Noel, ferner der General-
sekretär am Quai d'Orsay, Leger, sowie der
Leiter der französischen Abteilung beim Völker¬
bund, Massigli.
Flandin und Laval trafen am Donnerstag
kurz nach 19 Uhr in London ein. Sie wurden
auf dem Victoria-Bahnhof vom Ministerpräsi- !
dent MacDonald und Außenminister Sir
John Simon begrüßt. Der französische Bot-j
schafter und ein Vertreter der englischen Regie-
rung waren den französischen Ministern nach
Dover entgegengefahren.
Für die amtlichen Vesprechungen in London
sind Freitag und Samstag vorgesehen. Auf
englischer Seite wird außer MacDonald und
Sir John Simon auch Baldwin an den Ver-
handlungen teilnehmen. Während es allgemein
als sicher gilt, daß Laval schon am Samstag-
abend oder am Sonntag wieder nach Paris
zurückkehrt, wird der französische Ministerpräsi-
dent noch das Wachende auf dem Lande ver-
bringen, wo er, wie angenommen wird,
Finanz- und Wirtschaftsfragen mit englischen
Ministern und anderen Persönlichkeiten bespre-
chen will. Vor allem liegt ihm die Frage der
Währungsstabilisierung am Herzen,
in der er jedoch kaum auf großes Entgegenkom-
men von britischer Seite rechnen kann.
Für die Besprechungen am Freitag und Sams-
tag scheint eine eigentliche Tagesordnung nicht
zu bestehen, obwohl die Zusammenkunft mit un-
gewöhnlicher Gründlichkeit vorbereitet worden
ist Dies hat seinen Grund vor allem darin, daß
es bisher nicht gelungen ist, die beiderseitigen
Anschauungen über wichtige grundsätzliche Fra¬
gen, die mit dem deutschen Gleichberechtigungs-
anspruch und den französischen Sicherheitsforde-
rungen Zusammenhängen, auf einen gemein-
samen Nenner zu bringen.
In amtlichen Kreisen in London wurde heute
ebenso wie in Paris erklärt, daß die in der
Presse erschienenen Berichte über eine bereits
gefundene feste Formel sowohl unrichtig!
a l s auch unautorisiert seien- In einer Pari- j
ser Reutermeldung heißt es in diesem Zusam- !
menhang, daß die auf beiden Seiten des Kanals !
über eine Abkommensgrundlage veröffentlichten!
Nachrichten mehr ein Wunsch als eine!
Realität seien- !

MlimWe Stimmen
DNB London, 31. Jan.
Das Hauptinteresse der italienischen
Blätter richtet sich auf die bevorstehenden
Besprechungen in London. Ausführliche Be-
richte aus London und Paris geben die von
dorther bekannten verschiedenen Eedankengänge
im wesentlichen ohne Stellungnahme wieder.
Bemerkenswert ist, daß mit einem gewissen!
Nachdruck auf den Zusammenhang zwischen der!
italienisch-französischen Verständigung, beson- i
ders soweit sie sich auf die deutsche Rüstungs-
frage bezieht, und den bevorstehenden englisch-
französischen Beratungen hingewiesen wird.
Dieser Gedanke kommt auch in dem einzigen
vorliegenden Leitartikel der „Tribuna" zum
Ausdruck. Es wird von dem Irrtum gespro-
chen, daß die europäische Politik durch eine fast
ausschließlich französisch-englische Verständigung
geregelt werden könne, wie es in der Nach-
kriegszeit wiederholt versucht worden sei, voll-
ständig ohne Rom vorzugehen. Mit der fran-
zösisch-italienischen Verständigung seien aber
normale und fruchtbare Beziehungen zwischen
Paris und Rom wiederhergestellt worden. Bei
Nichtsdestoweniger scheine es klar zu sein, ! der Behandlung der Rüstungsfrage wird dann
Eng-
wich-
nicht

daß eine Erörterungsgrundlage gefunden wor- '
den sei, aus der sich arbeiten lasse und die eine!
LesAsrmigte Behandlung des Fragenbereiches I
gestatte; aber die beiden für Frankreich lebens- !
wichtigen Punkte, die Bürgschaften und die.
Sanktionen, seien von einer Klärung noch sehr
weit entfernt. j
In unterrichteten britischen Kreisen wird er- !
neut vor der Annahme gewarnt, daß die i
französisch-britischen Besprechungen den Zweck >
verfolgen, feste Beschlüsse zu fassen, die darnach >
etwa anderen Mächten „diktiert" werden
sollen. Wenn sich auch bei den Vorbesprechun- :
gen, die der britische Botschafter in Paris mit!
den französischen Ministern gehabt hat, in den -
letzten 24 Stunden eine gewisse Annäherung der
beiderseitigen Auffassungen über die Behand-
lung der schwebenden Fragen ergeben zu haben
scheint, so wird es doch als völlig irreführend
bezeichnet, von einer Einigung über die Haupt-
punkte der Pläne der beiden Regierungen zu
sprechen. Tue britische Ansicht geht, kurz gesagt,
dahin, daß der Eintritt Deutschlands in den
Völkerbund nicht, wie heute in einigen aus

Jules Lambsu
wiM UM England
DNB. Paris, 31. Jan-
Der frühere Botschafter Jules Lambon, der
bei Kriegsausbruch in Berlin war, hat dem
„Figaro" eine Erklärung zu der Reise Flandins
und Lavals nach London zur Verfügung gestellt,
in der es u. a- heißt: Der Einfluß Englands er-
streckt sich über die ganze Welt. Englands Bei-
tritt zu unserer Sache im Jahre 1914 verschaffte
uns gewissermaßen die moralische Unterstützung
des Weltalls. Dadurch hat England wie durch
seine militärische Mitwirkung in höchstem Maße
zu unserem Siege beigctragen- Da meiner An-
sicht nach die Lage in Europa gegenüber der von
1914 nicht wesentlich verändert hat, ergeben sich
für die Politik beider Länder die gleichen Not-
wendigkeiten. Sie vertreten die gleichen Sachen
in der Welt und haben die gleichen Belange zu
verteidigen. Ihre Entzweiung würde ein wah-
res Unglück sein. Man darf hoffen, daß die Re-
gierungen in London und Paris davon über-
zeugt sind. Deshalb sehen wir dem Ergebnis
der Londoner Besprechungen vertrauensvoll ent-
gegen.

Ser Führer an Gr. Schmitt
und Gr. Schacht
DNB. Berlin, 31. Jan-
Der Führer und Reichskanzler hat an den
Reichswirtschaftsminister und preußischen Mini-
ster für Wirtschaft und Arbeit Dr- Schmitt
folgendes Schreiben gerichtet:
„Sehr geehrter Herr Reichsminister!
Mit Rücksicht auf Ihre immer noch nicht wie-
derhergestellte Gesundheit haben Sie um die
Entlassung aus Ihren Aemtern als Reichswirt-
schaftsminister und preußischer Minister für
Wirtschaft und Arbeit gebeten. Zu meinem
aufrichtigen Bedauern sehe ich mich veranlaßt,
dieser Bitte stattzugeben. Ich spreche Ihnen für
ihre sachkundige, uneigennützige und auf-
opfernde Mitarbeit am Wiederaufbau des Rei-
ches meinen besten Dank aus- LVenn die deutsche
Wirtschaft in verhältnismäßig kurzer Zeit aus
ihrem bedrohlichen Zerfallzustand herausgeführt
und auf den Weg der Gesundung und Kräfti-
gung gebracht werden konnte, so ist dieses auch
Ihrer zielbewußten Arbeit zu verdanken.
Sie, geehrter Herr Reichsminister, haben mir
Ihrs Bereitwilligkeit versichert, nach Ihrer völ-
ligen Wiederherstellung jederzeit Ihre Kraft
und Ihre Erfahrung in den Dienst des Reiches
zu stellen. Ich würdige diese Bereitwilligkeit
durchaus und danke Ihnen hierfür.
Indem ich Ihnen meine besten Wünsche für
eins baldige und vollständige Wiederherstellung
Ihrer Gesundheit ausspreche, bin ich mit deut-
schem Gruß Ihr Ihnen ergebener
gez. Adolf Hitler."
Das Schreiben des Führers und Reichskanz-
lers an den Präsidenten des Reichsbankdirekt-»-
riums Dr- Hjalmar Schacht hat folgenden
Wortlaut:
Sehr geehrter Herr RcichsbankpräsidenL!
Herr Reichsminister Dr. Schmitt hat mit Rück-
sicht auf seine noch nicht wiederhergestellte Ge-
sundheit um seine Entlassung aus seinen Aem-
tern als Reichswirtschaftsminister und preußi-
scher Minister für Wirtschaft und Arbeit ge-
beten. Dieser Bitte habe ich stattgegeben. Ich
habe Sie, Herr Reichsbankpräsident, mit der
Weiterführung der Geschäfte als Reichswirt-
schaftsminister und preußischer Minister für
Wirtschaft und Arbeit beauftragt. Tie von mir
hierzu vollzogenen Erlasse sind inzwischen zuge-
gangen.
Sie haben die beiden Ministerien sechs Mo-
nate lang neben Ihrem Amt als Präsident des
Reichsbankdirektoriums in aufopfernder Tätig-
keit mit Erfolg geleitet. Ich spreche Ihnen hier-
für meinen besonderen Dank aus und wünsche
Ihnen ein weiteres gutes Gelingen bei Ihren
Bemühungen, die Gesundung der deutschen
Wirtschaft zu erreichen.
Mit deutschem Gruß Ihr Ihnen ergebener
gez. Adolf Hitler."


ris und Rom beauftragt hat, eine Reihe von
Rückfragen bezüglich Inhalt und Tragweite des
Nichteinmischungspaktes (Donaupaktes) zu stel-
len. Von Vorbedingungen, Forderungen oder
auch nur Vorschlägen konnte in diesem ersten
Stadium der Klärung auf dem üblichen diplo-
matischen Wege naturgemäß nicht die Rede sein.

Keine GeldsammMgen für den
Rückkauf der Saargruden
DNB. Berlin. 31. Jan-
Aus Anlaß des überwältigenden Ergebnisses
der Saarabstimmung und beseelt von dem Wil-
len, der Neichsregierung, die sich aus der Rück-
gliederung des Saargebicts ergebenden wirt-
schaftlichen Lasten tragen zu helfen, hat sich eins
große Anzahl von Volksgenossen erboten, gol-
dene Schmucksachen zur Verfügung zu stellen-
Diese Opferbereitschaft zeugt von einem vorbild-
lichen Patriotismus.
Die Ablieferung von Eoldschmuck, wie sie im
Jahre 1813 und zuletzt in der schlimmsten Not-
 
Annotationen