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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 41 - Nr. 50 (18. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0459
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MsrMast and Kunit ? Aus ter MU ter Frau / Die LMtunbe

Pfälzer Zote

Montag, 25. Februar 1935

70. Jahrgang / Ar. 47

Ganz Deutschland feiert den 1. März
Der Tag der Heimkehr der Saar

Ausruf des
Reichspropagandaministers
DNB Verlin, 23. Febr.
Der Tag der Heimkehr der Saardeutschen in
ihr Vaterland soll nach dem Willen des Füh-
rers einer der erhebensten Feiertage des Jah-
res sein; er wird vom ganzen deutschen Volk
festlich begangen werden.
Das deutsche Volk wird in dem Augenblick, in
dem die Kirchenglocken und die Sirenen der
Fabriken und Schiffe im ganzen Reich und im
Saargebiet die erfolgte Rückgabe der Saar an
Deutschland verkünden, die Häuser beflaggen-
Unsere Brüder und Schwestern an der Saar
hielten trotz Drangsal und Not ihrem Volke die
Treue. Deutsches Volk, bekenne Du Dich zu
ihnen und nimm sie in Deine Gemeinschaft auf.
Der Neichsminister für Volksaufklärung und
Propaganda:
Dr. Goebbels.
*
Aus Anlatz der Uebernahme der Negierungs-
geschäfte im Saarland flaggen am Freitag, dem
1. März, die Gebäude des Reiches, der Länder,
der Gemeinden, der Körperschaften des öffent-
lichen Rechtes und der öffentlichen Schulen.
Diese Anordnung wird hiermit amtlich mit dem
Hinzufügen bekanntgegeben, datz eine schriftliche
Benachrichtigung der Behörden nicht erfolgt.
Die Feiern im Reich
DNB Berlin, 23. Feb, Nach dem Willen des
Führers soll der Tag der Heimkehr der Saar-
deutschen in ihr Vaterland einer der erhebend-
sten Feiertage des Jahres 1935 sein. Er wird
deshalb vom deutschen Volk festlich begangen.
DieFeiern im Reich
Die Feiern im Reich werden naturgemäß
stark von dem Programm der Feiern im Saar-
gebiet beeinflußt. Die Uebergabe der Regie-
rungsgeschäfte an Gauleiter Vürckel wird auf
alle deutschen Sender übernommen. Gleichzeitig
läuten die Kirchenglocken, die Sirenen der Fa-
briken und der Schiffe ertönen. In diesem
Augenblick wird auch die Beflaggung der öf-
fentlichen Gebäude und der Privathäuser vor-
genommen. Zur selben Zeit beginnt auch im
ganzen Deutschen Reich eine Verkehrsstille von
einer Minute, die sich, soweit es sich ermögli-
chen läßt, in einer Arbeitsruhe von gleicher
Dauer in den Betrieben auswirken wird.
Der Zeitpunkt der Uebergabe der Regie-
rungsgeschäste an Gauleiter Vrückel steht noch
nicht genau fest; er wird später mitaeteilt
werden.
In allen deutschen Orten finden am Abend
Kundgebungen statt, bei denen der höchste poli-
tische Leiter des Ortes sprechen wird. An den
Kundgebungen nehmen sämtliche Gliederungen
der NSDAP., sowie alle sonstigen Vereine und
vor allem die Bevölkerung teil.
Die Abendkundgebungen schließen mit Fackel-
zügen. Auf den Höhen werden Freiheitsfeuer
brennen, die öffentlichen Gebäude, wichtige
Denkmäler usw. werden angestrahlt.
Am Vormittag finden in den Schulen kurze
Feiern statt, nach denen der Unterricht aus-
fällt. Für den Festtag der Rückkehr der Saar
ins Reich ist schließlich die Polizeistunde aufge-
hoben. Schon am Tage (oder vielleicht zwei
Tage) vorher beginnen die (bereits oben er-
wähnten) Sternfahrten des DDAL und des
NSKK nach Saarbrücken. Die Abfahrt der Wa-
gen wird in jedem Orte feierlich ausgestaltet
werden.
Außerdem wird der Luftsportverband am
Vormittag des 1. Viärz einen Sternslug nach
Saarbrücken durchführen, an dem sich 30 Ma-
schinen beteiligen. Auch dieser Abflug erhält
ein besonders festliches Gepräge.
Die Wehrmacht veranstaltet an ihren Stand-
orten im ganzen Reich zur Zeit der Rundfunk-

übertragung der Regierungsgeschäfte an Gau-
leiter Bürckel Appelle, in denen die Saar-
brücker Uebertragungen gehört werden. Gleich-
zeitig werden auf den Gebäuden der Wehr-
macht die Flaggen gehißt. Am Abend werden
in den Standorten der Wehrmacht Zapfen-
streiche veranstaltet, nachdem der aussührende
Musikzug der Reichswehr an der Spitze der
Fackelzüge zum Versammlungsort marschiert
ist.
DieFeiern in der Reichshauptstadt
Das Tagesprogramm für Berlin deckt sich im
allgemeinen mit dem Programm für das Reich
Die genauen Zeiten am Tage werden noch
bekanntgegeben.
Für abends 19 Uhr ist eine große Kund-
gebung im Lustgarten vorgesehen. Aus diesem
Anlaß versammeln sich die PO, die Gliederun-
gen der Partei, die Verbände und Vereine um
17 Uhr auf vier verschiedenen Plätzen der
Reichshauptstadt und zwar in Moabit (Kleiner
Tiergarten), in Schöneberg (Rudolf Wilde-
Platz), auf dem Horst Wessel-Platz und in

Der Papst an Bischof Aares
Antwort auf die Huldigungsadresse der
Berliner Katholiken
Berlin, 22. Febr.
Auf das Telegramm der Katholiken Berlins
im Sportpalast ging folgendes Antworttele-
gramm aus der Vatikanstadt bei Bischof Bares
ein:
Ter-Heilige Vater hat die Glückwünsche der
Katholiken Berlins, die Tu in ihrem Namen
übersandt hast, freudigen Herzens empfangen
und spendet euch seinen Segen: er ruft die Gabe
himmlischer Kraft und himmlichen Starkmutrs
auf euch hernieder, damit ihr euch im Dienst der
Religion, der Nährmutter der Kultur und der -
Humanität, hervorragend bewähren möchtet.
Kardinal Pacelli,
Sowjetrußlands gewaltige
Lustrüstungen
DNB. Moskau, 22. Febr.
Aus Anlaß des 17jährigen Bestehens der
Roten Armee und Marine veröffentlicht die
Ossoaviachim, die die Aufgabe hat, die militä-
rische Ausbildung der Zivilbevölkerung durchzu-
führen, zahlreiche Angaben, die an Hand von
Ziffern gemacht sind, über ihre Tätigkeit. Da-
nach zählt die Ossoaviachim 13 238 000 Personen
als Mitglieder. Sie besitzt 113 Flugklubs, 2 000
Segelfliegerschulen und andere Einrichtungen.
Ferner besitzt sie eine motorisierte Abteilung, die

Neuköln (Fontane-Promenade und Friedrich
Karl-Platz)-
Formationen der Reichswehr, der Landespolt-
jei, der Schutzpolizei, des Feldjägerkorps, der
SS-Leibstandarte Adolf Hitler, der SA, SS,
des NSKK, der PO, des Arbeitsdienstes, des
Luftsportverbandes und der HI insaeiamt 2000
Mann, treten um 18 Uhr auf der Charlotten-
burger Chaussee mit Musikzügen und Fackeln
zum Marsch nach dem Lustgarten an.
Die Kundgebung im Lustgarten selbst be-
ginnt mit dem Aufmarsch des Fackelzuaes unv
der Fahnen vom Schloßhof auf die Rampe.
Dann spielt die Reichwehrkapelle das Nieder-
ländische Dankgebet. Hierauf Ansprache. An-
schließend an die Kundgebung werden Frei-
heitsfeuer abgebrannt und das Saarlied ge-
sungen. Die Kundgebung endet mit einem
Sieg-Heil auf den Führer, dem Deutschland-
und HorstWessel-Lied, worauf der Abmarsch der
Fahnen erfolgt. Im Anschluß daran marschieren
die Formationen, an ihrer Spitze die Reichs-
wehr, mit ihren Fackeln zum Wilhelm-Platz,
wo der Große Zapfenstreich gespielt wird

20 000 Zellen aufweist sowie über 1 500 Lehr-
schulen mit etwa 450 000 Personen, die das Stu-
dium der Flugkunst betreiben. In einer beson-
deren Organisation ist die Jugend vereinigt, wo
etwa 250 000 Knaben im Alter von 10 bis 15
Jahren zu Schützen ausgebildet werden.
In der Ossoaviachim bestehen ferner u. a.
neun besondere Frauenfliegerschulen, die für den
Nachwuchs der Frauen in der fliegerischen Aus-
bildung Sorge tragen.
Handelsvertragsverhandlungen zwischen
Frankreich und USA.?
DNB. Paris, 23. Febr. Bei dem Bankett des
Amerikanischen Klubs anläßlich der Geburtstags-
feier für George Washington ergriff außer Mi-
nisterpräsident Flandin auch der hiesige amerika-
nische Botschafter Strauß das Wort zu Ausfüh-
rungen über dieWirtschaftsverpflechtung des alten
mit dem neuen Kontinent. Er kündigte in diesem
Zusammenhang an, daß sehr bald zwischen Frank-
reich und den Vereinigten Staaten Handelsver-
tragsverhandlungen ausgenommen werden
würden.
Wechsel in der französischen Botschaft in Warschau
DNB. Paris, 23. Febr. Nach einer Meldung
aus Warschau hat die Polnische Regierung das
Agreement zur Ernennung des französischen Ge-
sandten in Prag und gegenwärtigen Generalsek-
retärs des Ministerpräsidiums, Noel, zum Nach-
folger von Laroche als Botschafter in Warschau
erteilt.

Ein verwegener Llebersatt
Aus eine spanische Sank/Sie Räuber durchschneiden die Teiephenverbindung
Santander-Madrid

DNB Madrid, 24. Febr,
In dem Dorfe Saron in der Nähe von
Santander überfiel eine sechsköpfige Verbrecher-
bande die dortige Zweigstelle der Bank von San-
tander. Nachdem die Banditen zunächst einen
Kraftwagen gemietet, den Lenker unter Be-
drohung mit Erschießen an einem entlegenen
Ort abgesetzt und zum Schweigen veranlaßt hat«
ten, fuhren sie zur Bank, hielten die Angestell-
ten mit Pistolen in Schach, raubten 80000
Peseten und entkamen. Der gestohlene
Wagen wurde kurze Zeit darauf in einer stillen
Straße von Santander gefunden. Einige Stun-
den vor dem Ueberfall hatte einer der Täter, als
Telegraphenarbeiter verkleidet, die Telephon-
leitungen, die über Saron führten, durchschnit¬

ten, sodaß die Verbindungen Santander-Madrid
über das Netz Bilbao-Oviedo hcrgestellt werden
mußten.
Trotz der wegen der fortgesetzten Raubüber-
fälle in- und außerhalb der Stadt strengen Vor-
sichtsmaßnahmen der Polizei von Barcelona
setzen die Verbrecherbanden ihr gefährliches
Handwerk fort. So wurde wieder ein Bote mit
Lohngeldern von zwei Unbekannten überfallen
und unter vorgehaltener Pistole zur Heraus-
gabe des Geldes aufgefordert. Zwei in der
Nähe patroullierende Polizisten wurden auf den
Ueberfall aufmerksam und gaben auf die flüch-
tenden Täter Schüsse ab, wodurch einer von
ihnen auf der Stelle getötet wurde, während der
andere entkam.

Englische Fühlungnahme
in Berlin
DNB. Berlin, 23. Febr. Aufgrund der
deutschen Stellungnahme vom 13. Februar zu
dem Londoner Kommunique hat gestern die erste
Fühlungnahme englischerseits in Berlin stattge-
funden, indem der englische Botschafter Sir Eric
Phipps den Neichsminister des Auswärtigen
Freiherrn von Neurath am Nachmittag zu
einer Aussprache ausgesucht hat.
„Der beste Weg"
DNB. London, 23. Febr.
Ter Schatzkanzler Neville Chamberlain
sprach am Freitag abend auf einer Kundgebung
der Nationalregierung in Bradford. Zur außen-
politischen Lage sagte Chamberlain u. a. folgen-
des: Deutschland hat den Geist, in dem die Lon-
doner Vorschläge vorgebracht wurden, begrüßt,
und ohne Zweifel werden sofort weitere Ver-
handlungen mit Deutschland statt-
sinden, die — wie wir hoffen — letzten Endes
zur Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund
führen werden. Unsere Politik geht nicht dahin,
in ein Bündnissystem einzutreten, in dem ver-
sucht wird, die Kräfte der einen Bündnispartei
gegen die Kräfte einer anderen Bündnispartri
auszuwägen, vielmehr ist es unsere Politik zu
versuchen, den Geist des guten Willens und der
gegenseitigen Garantie unter den Nationen zu
fördern. Tas ist die aussichtsreichste Methode
und diejenige, die am wahrscheinlichsten zu einer
allgemeinen Abrüstung führt. Die Nationen
rüsten heute nicht, weil sie Vergnügen daran
haben, sondern weil sie sich vor Angriffen fürch-
ten. Wenn man einmal diese Furcht zerstören
könnte, dann zerstörte man auch die hauptsächlich-
sten Gründe für die Rüstungen. Das ist die Po-
litik, die England in seinen Beziehungen zu den
anderen Mächten verfolgt, und meiner Ansicht
nach können wir annehmen, daß wir gute
Fortschritte machen. Unsere Hauptsorge
liegt in der Aufrechterhaltung des Friedens.
England ist heute durch die Entwicklung der Luft-
fahrt viel verwundbarer als früher. Es ist der
Angelpunkt der Politik der englischen Regierung,
den Völkerbund mit allen in ihren Kräften
stehenden Mitteln zu stärken und zu entwickeln,
da er das einzige Mittel ist, um den Frieden und
die internationale Zusammenarbeit zu erzielen.
Vor dem Londoner Besuch
Die österreichischen Forderungen
DNB London, 23. Febr.
Obwohl die österreichischen Besprechungen in
Paris noch nicht abgeschlossen sind, beschäftigt
der anschließende Besuch in London schon heute
die englische Presse. Die österreichischen Gäste
werden außer mit dem Ministerpräsidenten
MacDonald und dem Außenminister Sir
John Simon auch mit Baldwin und dem
Schatzkanzler Neville Chamberlain sowie
dem Gouverneur der Bank von England Zusam-
menkommen- In einem Leitartikel sagt die
„Times", daß die österreichischen Minister will-
kommene Besucher in London seien. Der Haupt-
punkt der Unterhaltungen werde die Erörterung
des Donaupaktplanes sein. Die Zusam-
menkunft mit dem Schatzkanzler Neville Cham-
berlain und dem Gouverneur der Bank von
England lasse darauf schließen, daß auch die
Finanzfragen zur Sprache kommen, wobei
allerdings mehr von bereits gewährten Unter-
stützungen die Rede sein werde als von zukünf-
tigen. Die Habsburger Restauration, die von
der Schuschnigg-Regierung befürwortet werde,
scheine im gegenwärtigen Augenblick nicht in
den Rahmen praktischer Politik zu gehören.
Pertinax gibt im „Daily Telegraph" folgende
Aufstellung der österreichischen Forde-
rungen:
1. Die etwaigen Unterzeichner des französisch-
italienischen Abkommens sollen mit Oesterreich
Rücksprache nehmen, falls jemals Schritte er-
griffen werden, um die Unabhängigkeit Oester«
 
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