Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

DOI Heft:
Nr. 31 - Nr. 40 (6. Februar - 16. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0317
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bezugspreis: Durch Botenzustellung u. Post mowatl. 2.00 e^, bei der Geschäftsstelle
abgeholt 1.80 Einzelnr. 10 eA/. Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er«
scheinen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispalt.
Millimeterzoile (46 mm br.) 7 Textterl: Die 70 mm br. Millimererzeile 25 Bei
Konkurs u. Zwangsvergleich erlischt jed. Anspruch auf Nachlaß. Gevichtsft.: Heidelberg.
SrimMitung mil den Vetlssrn: Sonntaa der Seele/Seimalwarte


Schriftleitung un>d Geschäftsstelle: Heidelberg, Bergh. Str. 54/61, Tel. 7151. Geschäfts«
stunden: 7.30 bis 18 Uhr, Sprechstunden der Redaktion: 11.30 bis 12.30 Uhr. Anzeigen,
Muß: 9 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf«
träge wird keine Gewahr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105.
Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurück-gesandt.
Msrm'Mt und Kunst / Aus ter Mit der Frau / Sir AMmdr

Pfälzer Sole

Freitag, 8. Februar 1935

70. Jahrgang / Ar. 33

//

McDonald über das englisch-französische Übereinkommen

I

Or. Schacht in Breslau

daß die Gesamtheit weiß, die Ersparnisse des müsse nicht nur gehalten, sondern erhöht werden.

der Aufrechterhaltung der holländischen Neu-
tralität zur Luft Stellung.
Außenminister de Eraeff erklärte, daß die
Ueberfliegung holländischen Gebietes durch
Militärflugzeuge oder Militärluftschiffe einer
kriegführenden Macht als eine Verletzung der
niedrländischen Neutralität zu betrachten sei.
Verteidigungsminister Dr. Deckers nahm
zu dem wiedrholt ausgesprochenen Zweifel, ob
die holländische Wehrmacht in der Lage sei, die
Ueberfliegung der holländischen Grenzen durch
Militärflugzeuge einer kriegführenden Macht
zu verhindern, Stellung und betonte, daß eins
vorsätzliche Verletzung der Neutralität von klei-
nen Staaten nicht unter allen Umständen ab-
gewehrt werden könne. Hieraus dürfe aber
nicht der Schluß gezogen werden, daß die Neu-
tralität in der Luft nicht aufrecht erhalten
werden könne. Jedoch werde eine Respektie-
rung der holländischen Unabhängigkeit sowohl
zu Lande und zu Wasser wie in der Luft nur
dann erreicht werden können, wenn Holland
deutlich erkläre, daß jede Neutralitätsverletzung
unter allen Umständen als casus belli ange-
sehen werde, und wenn Holland über eine starke
Wehrmacht verfüge.

Volkes werden so angelegt, daß dem Einzelnen
kein Unrecht geschieht und die Gesamtheit doch
eine Förderung erfährt. Wir müssen erkennen,
daß wir in einer Notzeit leben und daß wir
für ein Jahrzehnt auf Annehmlich-
keiten des Lebens, wie wir sie vor dem
Kriege hatten, zu verzichten haben. Wir
müssen uns bescheiden einrichten, wenn wir durch
diese Selbstbescheidung und dieses Zusammen-
stehen die Zukunft unserer Kinder sicherstelle«
wollen.
Wir befinden uns auf der richtigen Bahn und
wir werden unter der nationalsozialistische«
Führung unsere Lage meistern, auch wenn sie
noch so schwierig ist.

aufrecht erhalten kann. Diesem Ziel dient auch
der neue Plan. Er muß das eine zeigen: Be-
deutet der deutsche Markt noch etwas für das
Ausland, oder bedeutet er nichts mehr? Sind
diese 65 Millionen Konsumenten im Herzen
Europas etwas, wofür sich die Welt interessiert?
Die Kompensationsgeschäfte, die so oft mißver-
standen worden sind, haben den wichtigen Kern,
daß nämlich das Ausland, das an Deutschland
verkaufen möchte, sich nun auch Mühe geben muß,
für den Absatz der deutschen Waren auf dem
Weltmarkt zu sorgen. Es gibt eine ganze Reihe
von Waren, die auch ohne Kompensationsge-
schäfte abgesetzt werden.
Dr. Schacht hob dann die Richtigkeit des na-
tionalsozialistischen Grundsatzes hervor, daß die
Leistung des einzelnen Menschen wieder in
den Vordergrund gerückt werden müsse.
Wenn der Einzelne nicht in diesem Sinne arbei-
tet, kann die Regierung sich bemühen, soviel sie
will, sie wird ihr Ziel nicht erreichen. Was
nutzen Verordnungen, Vorschriften und Gesetze,
wenn nicht jeder Einzelne von dem Pflichtgefühl
erfüllt ist, daß er in der Gemeinschaft steht und
mit ihr zu leben und zu wirken hat und daß er
selbst nicht leben und wirken kann, wenn das
Ganze nicht besteht.
Im letzten Teil seiner Ausführungen gab der
Reichsbankpräsident einen Ueberblick, in wie
planvoller Weise der Nationalsozialismus auf
dem Gebiet der Finanz- und Kapitalpolitik vor-
gegangen ist. (Aufsicht über den Kapitalmarkt,
Anleihestockgesetz, Kreditgewerbegesetz, Zinssen-
kungsgesetz.) Es ist alles getan worden, um das
Vertrauen der Volksgenossen zum Staat zu
festigen. Den nicht ausführbaren Plänen hat
der Führer eine Politik der Ordnung und des
Vertrauens entgegengesetzt mit der Ueberzeu-
gung, daß man aus keiner Volkswirtschaft mehr
herausholen kann, als in ihr ist. Es kommt nicht
so sehr darauf an, unter welchen Bedingungen
man hierbei vorgeht, sondern vielmehr darauf,

der
Be-

Jn Gegenwart des Stellvertreters des Führers,
des Staatssekretärs Lammers, des Neichssührers
SS, Vertretern der Heeres- und Marineleitung
der SA, SS, des FAD, des Luftsportverbandes
und vieler Behörden eröffnete Reichsleiter Alfred
Rosenberg in Berlin-Dahlem das Schulungs-
haus des Außenpolitischen Amtes
der NSDAP. Tie Leitung übernahm
außenpolitische Schriftleiter des „Völkischen
obachters", Dr. Walther Schmitt.

„Ein großer Schritt zum Frieden

Die Errichtung von Fabriken innerhalb der
französischen Grenzbefestigungen
DNV. Paris, 7. Febr. Der Abgeordnete des
Moseldepartements, Nomine, war vom Kammer-
ausschuß für Elsaß und Lothringen beauftragt
worden, ein Gutachten über den vom Senat an-
genommenen Eesetzesvorschlag abzugeben, wonach
die Errichtung von Fabriken innerhalb der
Grenzbefestigungszone von der Entscheidung der
Regierung abhängig gemacht werden sollte. Der
Abgeordnete hat sich im Namen des Ausschusses
gegen diesen Vorschlag ausgesprochen, dessen
Zweckmäßigkeit keineswegs erwiesen sei, da die
Regierung auf Grund des deutsch-französischen
Grenzabkommens sowieso hinreichend Möglich-
keiten habe, um ausländische Arbeiter und In-
genieure zu verhindern, in der Grenzbefestigungs-
zone zu arbeiten und etwaige militärische Ge-
heimnisse zu ermitteln.

DNV. Breslau, 8. Febr.
Auf Einladung der Industrie- und Handels-
kammer Breslau sprach am Donnerstag nachmit-
tag im Breslauer Konzerthaus vor etwa 1700
Vertretern der schlesischen Wirtschaft der mit der
Führung des Reichswirtschaftsministeriums be-
auftragte Reichsbankpräsidenr Dr. Schacht über
„Wirtschaftspolitische Fragen der Gegenwart".
Dr. Schacht behandelte die Fragen der deut-
schen Auslandsverschuldung, der Rohstoffbefchaf-
fung sowie der Finanzierung der Arbeitsbeschaf-
fung, wobei er insbesondere die Zusammenhänge
zwischen Arbeitsbeschaffung und Rohstoffbeschas-
fung eingehend darlegte. Er betonte, daß es sehr
wertvoll für die Mitglieder der Reichsregierung
sei, dann und wann zur Wirtschaft zu kommen
und ihr zu sagen, daß es nicht allein an der
Regierung liege, wenn die Dinge nicht alle
wunschgemäß vorwärtskommen, daß es nicht
schlechter Wille, Bürokratie usw. sei, sondern daß
die zu bewältigenden Aufgaben überaus schwie-
rig sind, so daß wir Verständnis und Duldung
und nicht zuletzt die wertvolle Mitarbeit
der Wirtschaft benötigen. — Das folgerich-
tige Ergebnis der im Außenhandel überhand-
nehmenden Schwierigkeiten war der neue Plan,
der ein unerläßliches Instrument zur Gesundung
der deutschen Wirtschaft ist. Auf eine einfache
Formel gebracht, ist der Sinn dieses Planes fol-
gender: nicht mehr kaufen, als man bezahlen
kann, und so viel verkaufen wie nur irgend mög-
lich. Um das Ziel zu erreichen, daß tatsächlich
nur das hereinkommt, was bezahlt werden kann,
sind die bekannten Ueberwachungsstellen einge-
richtet worden, die die Einfuhr ausnahmslos
kontrollieren. Das Ganze basiert auf einem Sy-
stem des Vordringlichen, d. h. weniger wichtige
Einfuhr wird gegen lebensnotwendige abge-
wogen.
Eine Entwertung der Währung so,
wie es andere Länder getan haben, kommt für
uns nichtin Frage. Wir haben den Beweis
erbracht, daß man eine Währung auch ohne Gold

Die AeutralM Hollands
in der Lust
DNV den Haag, 7. Febr.
Bei den Haushaltsberatungen der Ersten
Kammer nahmen der Außenminister und der
Minister für Landesverteidigung zu der Frage

Die wirtschaftliche Lage
des Saargebiets
In der Frankfurter Ceselschaft für Handel,
Industrie und Wissenschaft sprach der Syndikus
bei der Handelskammer Saarbrücken, Carte!«
lieri, über „Die wirtschaftliche Lage des Saar-
gebietes aus Anlaß der Rückgliederung". Der
Redner schilderte zunächst in begeisternde«
Worten den überwältigenden Sieg an der Saar,
der ein machtvolles Bekenntnis der Saarwirb-
schäft zur deutschen Wirtschaft war. Die Saar
kehrt zurück als drittgrößtes Kohlen- und zweit-
größtes Stahlrevier Deutschlands. In der 15-
jährigen Abtrennungszeit habe die Saarwirt-
schaft tiefgreifende Strukturwandlungen durch-
gemacht und zum Teil eine andere Entwicklung
genommen als im Reich. Die Beziehungen zur
deutschen Geschäftswelt haben sich gelockert. Die
Saarwirtschaft habe die Entwicklung der deut-
schen Wirtschaft zu modernsten Methoden uns
Geschäftspraktiken nicht mitgemacht und müsse
nun den Anschluß wiedergswinnen. Die Arbeits-
beschaffung für die Eaarindustrie sei besonders
nötig. Hier könne die deutsche Wirtschaft tat-
kräftig der Saar helfen. Andererseits müsse die
Saarindustrie Zeit zur Umstellung haben und
dürfe nicht von der deutschen Konkurrenz er-
drückt werden. Der Arbeiterstond an der Saar

Ser Erfolg der Ainskonversion
DNV. Berlin, 7. Febr-
Nachdem die Frist zum Einspruch der inländi-
schen Besitzer gegenüber den Angeboten der
Emissionsinstitute auf Umtausch ihrer mit 6
vom Hundert und mehr verzinslichen Pfand-
briefe, Kommunalobligationen und verwandten
Schuldverschreibungen in 4^proz. Werte abge-
laufen ist, zeigt eine Zählung der angemeldeten
Proteste, das fast sämtliche Besitzer dieser Wert-
papiere dem Umtausch zugeftimmt haben. Bei
! einem Gesamtumlauf von 8,39 Milliarden RM
der Zinssenkung unterliegender Werte beträgt
die Summe der bisher formgerecht zum Protest
angemeldeten Stücke nur 19,47 Mill. RM, also
0,23 v. H. des Umlaufs. Wenn auch die Protest-
frist für ausländische Besitzer noch läuft, ss
dürfte sich das genannte Ergebnis doch nicht
mehr entscheidend ändern- Der einzigartige Er-
folg der deutschen Zinskonversion, der selbst
günstige Ergebnisse ähnlicher Zinsaktionen in
anderen Ländern noch weit übertrifft, beweist,
daß Art und Zeitpunkt des Umtauschangebots
richtig gewählt wurden. Der entscheidende Schritt
auf dem Wege der organischen Zinssenkung ist
gelungen. Die günstigen Wirkungen des Zins-
abbaues auf die gesamte Wirtschaft werde«
nicht ausbleiben.

Der Abmarsch der Saartruppen
endgültig festgesetzt
DNB. Saarbrücken, 7. Febr.
Der Dreierausschuß hat nunmehr dem
Hauptquartier der internationalen Truppen im
Saargebiet die endgültige Weisung für den Ab-
transport der Truppenkontingente erteilt, Es
bestätigt sich, daß dieHolländer am 16. Febr.,
die Schweden am 18. Februar abrücken wer-
den. Die englischen und italienischen
Truppen werden in gleicher Stärke und in glei-
chen Abständen in der Zeit vom 19. bis 28- Febr.,
beginnend mit je einem italienischen und einem
englischen Bataillon das Saargebiet verlassen.
Die englischen Tanks treten am 25. Februar die
Rückreise an- Am 26. Februar wird das Haupt-
quartier der englischen und italienischen Trup-
pen in Saarbrücken aufgelöst. Als letzte wer-
den italienische und englische Kraftwagen sowie
eine Nachhut beider Kontingente von hier schei-
den- Am Tage der Uebergabe des Saargebiets
an Deutschland werden also, wie vorauszusehen
war, keine internationalen Truppen mehr hier
weilen.

Die Hochwassergefahr
am Wein vorüber
NDB Koblenz,?. Febr. Aufgrund der «M
Donnerstag vormittag bei der Rheinstrombau-
verwaltung Koblenz vorliegenden Wasserstands-
Meldungen vom Rhein und den Nebenflüsse«
kann dieHochwassergefahr zurzeit als behoben be-
trachtet werden. Das aufklärende Wetter, ver-
Kunden mit leichtem Frost, hat besonders auf
den Nebenflüssen ein zum Teil starkes Zurück-
gehen des Hochwassers bedingt.

DNV. London, 8. Febr.
Ministerpräsident MacDonald hielt am
Donnerstag abend in Luton in der Grafschaft
Bedford eine Rede, in der er sich mit dem eng-
lisch-französischen Abkommen beschäftigte. Dieses
Abkommen, so führte er u. a. aus, sehe die
wirksam st eVorbeugungsmaßnahme
gegen einen Angriff vor, die jemals von
der internationalen Diplomatie getroffen wor-
den sei. Wenn es irgendwo in der Welt einen
Angreifer geben sollte, der einen Krieg plane,
so wisse dieser Staat, daß er, sobald er seine
Flugzeuge zum Angriff gegen seinen Feind ent-
sende, er sich einer Verbindung von Mächten
gegenüberbefinde, die ihm einen Sieg vollstän-
dig unmöglich machen würde. Dies sei ein gro-
ßer Schritt zum Frieden, ein großer
Schritt, um einen Krieg unvorstellbar und un-
möglich zu machen. Außerdem würde Großbri-
tannien, wenn dennoch ein Krieg ausbräche,
nicht allein dastehen. MacDonald äußerte so-
dann die Ansicht, sowohl Deutschland (?)
wie Frankreich hätten Forderungen ge-
stellt, die das andere Land in dieser Form nicht
hätte mit Ehren annehmen können. Die Schwie-
rigkeit bei einer solchen Frage bestehe darin, zu
entscheiden, mit wem man zu verhandeln an-
fangen solle. Wir begannen, sagte der Minister-
präsident, mit beiden Ländern gleichzeitig und
gaben Frankreich eine Erklärung ab, die gegen-
wärtig vom deutschen Volk geprüft wird. Ich
hoffe, das Ergebnis wird sein, daß Deutschland
von neuem im Völkerbund erscheinen wird mit
dem „Ehrenkranz", auf den es Anspruch
erhebt. Frankreich und Deutschland könnten dort
in Sicherheit miteinander sprechen, und die
Folge dieser Aussprache würde hoffentlich darin
bestehen, daß die zerstörte Straße zu einem grö-
ßeren internationalen Abkommen über die
Rüstungen wiederhergestellt würde und daß
die Nationen einen weiteren wesentlichen Schritt
in Richtung auf den Frieden zurücklegen wür-
den. Zu dem englisch-französischen Abkommen
über einen Luftangriff erinnerte MacDonald
daran, daß die Arbeiterpartei im Jahre 1924
das Genfer Protokoll angenommen habe,
das sich auf die gleichen Gedankengänge gründete.
Lustfchutzsragen
vor der französischen Kammer
DNB. Paris, 7. Febr. Die Aussprache über
die Luftschutzvorlage in der Kammer wurde ver-
tagt. Meinungsverschiedenheiten bestehen letzten
Endes wegen der Finanzierung. Während
die Regierung augenscheinlich beabsichtigt, in
erster Linie die Gemeinden zur Tragung der
Kosten heranzuziehen, liegen Gegenanträge auf
eine staatliche Unterstützung für die Organisa-
tion des Luftschutzes vor- Im Hinblick auf die
bevorstehenden Gemeindewahlen könnte die
Asrchrrache eine gewisse politische Bedeutung er-
halten.
 
Annotationen