Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

DOI Heft:
Nr. 11 - Nr. 20 (14.Januar - 24. Januar )
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0149
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bezugspreis: Durch Botenzustellung u. Post monatl. 2.00 -A<.L, bei der Geschäftsstelle
abgeholt 1.80 Ur:, Einzelnr. 10 eA-t. Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er.
scheinen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die 1 spalt.
Millimeterzsils (46 mm br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimsrerzeile 25 Bei
Konkurs u. Zwangsoergleich erlischt jed. Anspruch auf Nachlaß. Berichtsft.: Heidelberg.
SrimatMilung mit »en Beilagen: Srnnlag ter Seele / Srimatwarie


Schriftleitung und Geschäftsstelle: Heidelberg, Vergh. Str. 59/61, Tel. 7151. Geschäfts,
stunde^: 7.30 bis 18 Uhr, Sprechstunden der Redaktion: 11.30 Lis 12.30 Uhr. Anzeigen.
Mutz: 9 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-
träge wird keine Gewahr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105.
Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt.
MlrMast und Kunst / Aus ter WM ter ?rau / Sie Lelestiinte

Pfälzer Sole

Samstag, 19. Januar 1935

70. Jahrgang / Ar. 16

Neues Kriedensbekenntnis des Führers
Ein außeopoliiifches Interview Adolf Hitlers mit Ward pries

Deutschland
und der Dölkervund
DNV. München, 1-8. Jan. !
Am Donnerstag gewährte der Führer und!
Reichskanzler Adolf Hitler dem bekannten!
englischen Vertreter und Journalisten der Ro- -
thermere-Presse, Mister Ward Price, ein In- !
terview, in dem er sich zu einer Anzahl außen- !
politischer Fragen äußerte. j
Ward Price richtete zunächst folgende Frage >
an den Führer: „Unter welchen Bedingungen
kann Deutschland zum Völkerbund zurück-
kehren?
Der Führer antwortete: „Ich und niemand
rn Deutschland denken daran, für einen even-
tuellen Wiedereintritt in den Völkerbund „Be-
dingungen" zu stellen. Ob wir noch einmal in
diese Korporation zurückkehren oder nicht, hängt
ausschließlich davon ab, ob wir ihr als vollstän-!
dig gleichwertige Nation angehören können. !
Dies ist keine „Bedingung", sondern einfach eine I
Selbstverständlichkeit. Entweder sind wir ein
souveräner Staat oder wir sind es nicht. So-
lange wir dies nicht sind, haben wir in einer
Gemeinschaft souveräner Staaten nichts zu
suchen. Solange die nationalsozialistische Bewe-
gung Deutschland führt — und das wird für!
die nächsten paar Jahrhunderte der Fall sein, !
auch wenn unsere Emigranten noch so oft das >
Gegenteil beschworen — wird sich an dieser Ein-
stellung nichts mehr ändern. Im übrigen habe
ich' dies bereits in meiner Mairede 1933 aus-
drücklich erklärt. Ich möchte dabei betonen, daß
die Unterscheidung in „moralisch gleichberech-
tigt" und „sachlich gleichberechtigt" vom deut-
schen Volk als eine Beleidigung empfunden
wird. Ob 69 Millionen Menschen auf dieser
Welt moralisch gleichberechtigt sind oder nicht,
kann letzten Endes niemand entscheiden als
höchstens das betroffene Volk selbst. Entweder
man ist sachlich gleichberechtigt, dann muß man
es von vornherein auch moralisch sein, und
wenn man umgekehrt moralisch einmal gleich-
berechtigt ist, bleibt es unverständlich, wieso
man dann die sachliche Gleichberechtigung be- !
streiten oder einfach verweigern kann. !
Frage: Wird dazu nötig sein, die Tren- !
nung der allgemeinen Völkerbundsbestimmungen
vom Versailler Vertrag durchzuführen?
Der Führer antwortete:
Solange der Völkerbund nur ein Garantie- j
vertrag von Siegermächten ist, führt er seinen!
Namen überhaupt zu Unrecht. Daß auf die
Dauer dieser Bund — der doch dem Willen der
Gründer nach vermutlich eine Ewigkeitserschei-
nung sein soll — nicht verkoppelt werden kann
mit einem Vertrag, dessen zeitliche Begrenzung
schon in seinen inneren Gebrechen und Unmög-
lichkeiten liegt, kann vielleicht von den der-
zeitigen Interessenten bestritten werden, wird
aber einst geschichtlich als selbstverständlich
gelten. '
Frage: Sollte die Anerkennung der Gleich- >
berechtigung im voraus stattfinden, oder könnte i
die Gewährung der Gleichberechtigung und die
Rückkehr gleichzeitig erfolgen?
Der Führer antwortete:
Die deutsche Gleichberechtigung ist die Vor-
aussetzung für jede Beteiligung Deutsch-
lands an internationalen Abmachungen und
Vereinbarungen. Mit dieser Forderung stehe ich
keinesfalls vereinsamt in der Welt da, sondern
ich befind« mich in der anständigsten Gesellschaft.
Denn: Kein Volk von Ehrgefühl und keine Re-
gierung von Pflichtbewußtsein könnten hier an-
ders denken oder gar anders handeln. Auf der
Welt sind schon sehr viele Kriege verloren ge-

gangen. Wenn man nach jedem verlorenen
Krieg in der Vergangenheit dem unglücklich
Unterlegenen für immer seine Ehre und seine
Gleichberechtigung aberkannt hätte, müßte der
Völkerbund schon jetzt mit lauter Nichtgleich-
berechtigten und damit letzten Endes ehrlosen
und minderwertigen Nationen vorlieb nehmen.
Denn es gibt ja kaum einen Staat oder eine
Nation, die nicht einmal das Unglück hatten,
selbst wenn sie tausendmal im Recht waren, §
einem stärkeren Gegner oder einer stärkeren
Koalition zu unterliegen. Bisher hat sich dieser
gräßliche Unsinn in der Welt noch nicht einzu-
bürgern vermocht und wir sind entschlossen, da-
für zu sorgen, daß Deutschland nicht das erste
Exempel für die Einführung eines solchen
Wahnsinns abgibt.
Frage: Finden Euer Excellenz nicht, daß
die Reform des Völkerbundes drin-
gend notwendig ist? Wie könnte man das
praktisch in die Wege leiten? Welche Argu-
mente dafür wären der Öffentlichkeit zu unter-
breiten?
Der Führer antwortete: „Da wir ohnehin
nicht im Völkerbund sind, beschäftigen wir uns
auch nicht mit Gedanken über seine inneren
Reformen."
Frage: „Ich sprach neulich mit einer hoch-
stehenden politischen Persönlichkeit in Frank-
reich. Ich fragte sie folgendes: Warum denn
will Frankreich die vollendete Tatsache der Wie-
derherstellung der deutschen Rüstungen nicht an-
erkennen? Wir Engländer halten es immer
für vernünftiger, solche Tatsachen ins Auge zu
fassen. Dieser Politiker hat mir geantwortet:
Ja, wir glauben, daß Deutschland eine Politik
der Versöhnung nur solange treiben wird, bis
die Reichswehr sich in der Lage fühlt, einen
Krieg erfolgreich führen zu können. Man be-
fürchtet in Frankreich, daß die Annäherungs-
bestrebungen an die französischen Frontkämpfer-
verbände nur eine Tarnung sind, hinter der die
zukünftigen aggressiven Absichten verborgen
werden sollen. Welche ist Eurer Excellenz Er-
widerung zu diesen Befürchtungen?"
Der Führer antwortete: „Dieser Politiker
hat noch nie ein Volk geführt. Oder könnte er
sonst glauben, daß man ein Jahrzehnt lang von
Frieden reden kann, um dann plötzlich mit dem-
selben Volk so mir nichts dir nichts einen Krieg
zu beginnen? Wenn ich vom Frieden rede,
drücke ich mich nicht anders aus als es der
tiefinnerste Wunsch des deutschen Volkes ist. Ich
kenne die Schrecken des Krieges. Gemessen an
seinen Opfern sind alle Gewinne unbefriedigend.
Die katastrophalen Folgen einer solchen allge-
meinen europäischen Schlächterei würden in Zu-
kunft noch schlimmere sein. Ich glaube, daß der
kommunistische Wahnsinn der einzige Gewinner
wäre. Ich habe aber nicht 15 Jahre dagegen
gekämpft, um ihn dann auf einem Umweg erst
recht auf den Thron zu heben- Was ich will,
ist das Glück meines Volkes. Ich habe nicht
gesehen, daß der Krieg das höchste Glück ist,
sondern im Gegenteil, ich sah nur tiefstes Leid.
Ich spreche daher zwei Bekenntnisse
ganz offen aus:
Erstens: Deutschland wird von sich aus nie-
mals den Frieden brechen, und zweitens: Wer
uns anfaßt, greift in Dornen und Stacheln,
denn ebenso wie wir den Frieden lieben, lie-
ben wir die Freiheit. Wenn ich auf der einen
Seite, ohne dazu gezwungen zu sein, Frankreich
namens des ganzen deutschen Bolles die Ver-
sicherung abgebe, daß wir keine territorialen
Forderungen mehr erheben werden und damit
durch uns selbst jede Revanchevoraussetzung be-
seitigen, so gebe ich auf der anderen Seite aber
genau so die heilige Versicherung ab, daß nus j

keine Not, kein Druck und keine Gewalt jemals
zum Verzicht aus unsere Ehre und unsere Gleich-
berechtigung bringen werden- Ich halte eine
solche Feststellung für notwendig, denn Verträge
haben überhaupt nur einen Sinn zwischen ehs-<-
liebenden Völkern und ehrbewußten Regierun-
gen. Deutschland aber möchte ein ehrliches Ver-
hältnis zu den Nachbarvölkern Herstellen. Wir
haben dies im Osten getan und ich glaube, daß
man nicht nur in Berlin, sondern auch in War-
schau über die uns gemeinsam gelungene Cnr-
giftung der Atmosphäre glücklich sein wird. Ich
bin weiter überzeugt, daß, wenn man erst ein-
mal diesen Weg des gegenseitigen Verstehens

und der Rücksichtnahme beschritten hat, dabei
am Ende mehr herauskommt, als durch noch ss
umfangreiche, aber innerlich unklare Pakte. Ich
werde es mir jedenfalls tausendmal überlegen,
das deutsche Volk in Abmachungen verstricken zu
lassen, deren Konsequenzen nicht ganz eindeutig
zu übersehen sind. Menn wir schon aus eigenem
Willen keinen Krieg zu führen beabsichtigen,
dann aber noch viel weniger für fremde, Deutsch-
land nicht bewegende Interessen. Im übrigen
haben wir schon öfter als einmal uns bereit er-
klärt, mit den um uns liegenden Staaten ver-
pflichtende Nichtangriffspakte abzuschließen.

Der MW vm Speyer an seine Sam-Mzsmen

Liebe Diözesanen t
Ein tausendfaches Vergelt's Gott sei euch aus-
gesprochen für die ausgezeichnete Treue, die ihr
durch 15 Jahre hindurch unserem deutschen
Vaterland bewahrt und am 13. Januar, dem
hochbedeutsamen Abstimmungstag, ruhmvoll vor
aller Welt beteuert habt. Gott sei gepriesen,
der diesen vortrefflichen Geist eurer Seele ge-
schenkt hat. Gepriesen seien auch die machtvol-
len Fürsprecher in dieser wichtigen Entscheidung,
die ruhmgekrönten Kaiser, die unseren Dom zu
ihrer Ruhestätte bestimmt haben. Seit 15 Jah-
ren haben wir sie um ihre Fürbitte bei Gott
für euch angerusen. Sie, deren sieggeschmückte
Kaiserkrone der Ehrentitel zierte: „allezeit
Mehrer des Reiches zu sein", möchten sie doch
durch ihre Fürsprache das Unglück verhüten,
daß weitere Teile von dem Reich abgetrennt
werden, dem sie einstens treuwachende Herrscher-
liebe und Fürsorge gewidmet haben. Nun hat
Gott aufs neue seine treuen Diener verherr-
licht- Seinem Namey sei Ehre! Die Inschrift
des bischöflichen Siegels: „In das Vaterland
heimführend" hat, wie eine katholische Zeitung
bemerkt, neue Bestätigung erfahren.
Gepriesen sei Gottes Weisheit und Liebe, die
aufs neue gezeigt hat, welche besonderen Auf-
gaben sie den Katholiken außer der beseligenden
Gnade des heiligen Glaubens auch für das
irdische Wohlergehen unseres Volkes zugewiesen
hat. Die Katholiken des Deutschen Reiches be-
wohnen ja hauptsächlich die Crenzlande und
umschließen wie mit einem treuschützenden Wall
die übrigen Reichsgebiete. Dabei scheinen sie
aber auch bestimmt zu sein, die notwendige Ver-
bindung mit den Nachbarstaaten herzustellen,
weil ja doch kein Staat für sich allein bestehen
kann.
Euere Treue am 13- Januar ist der neueste
glänzendste Beweis,, daß katholische Kirche und
Deutschtum keine Gegensätze sind, wie heutzu-
tage vielfach behauptet werden will. Nein —
der Katholizismus erfüllt vielmehr seine Anhän-
ger mit einer Liebe und Treue auch zum irdi-
schen Vaterland, die sich allezeit opferfreudig er¬

weist. Aber auch jenen saarländischen Diözesanen,
welche vielleicht gegen die sofortige Rückgliede-
rung Bedenken trugen, sei die Anerkennung nicht
versagt, daß sie durch 15 Jahre ihre Treue zum
deutschen Vaterland in Wort und Tat bewiesen
haben, so oft meine obcrhirtlichen Amtspflich-
ten mich unter sie führten.
Der Gott des Friedens gebe nun, daß wie-
der Friede und Einigkeit unter allen Bevölke-
rungskreisen einziehe,: „der Friede Gottes, der
alle Begriffe übersteigt, schützt euere Herzen und
eure Gedanken durch Christus Jesus, unsere«
Herrn."
Speyer, den 15. Januar 1935.
f Ludwig,
Bischof von Speyer.
Dankgottesdienst
Dieses Hirtenschreiben ist am Sonntag, den
20. Januar, zu verkünden und zugleich der
Dankgottesdienst bekannt zu geben-
Weiter verordne ich aus Anlaß des günstigen
Ergebnisses der Saar-Abstimmung, daß am näch-
sten Sonntag, den 20. Januar 1835, in allen
Pfarrkirchen und in allen unseren öffentlichen
Kirchen der Diözese ein feierliches Dank-Amt
abgehalten wird. Der Sonntag ist gewählt wor-
den, damit alle katholischen Saarländer an die-
sem Gottesdienst teilnehmen können. Die Ver-
kündigung der Ehe-Verordnung ist auf den fol-
genden Sonntag zu verschieben.
Dem steht nichts im Wege, daß bei diesem
auch für die Diözese wichtigen Anlaß dis Kir-
chen mit -kirchlichen Farben beflaggt werden.
Eine Illumination oder Anleuchtung der Kir-
chen ist statthaft.
f Ludwig,
Bischof von Speyer.
Se. Exzellenz, Bischof Dr. Ludwig Sebastian,
er^lt anläßlich des glänzenden Abstimmungs-
sieges an der Saar wohl von privater Seite
wie van Vereinigungen spontan zahlreiche herz-
lich gehaltene Telegramme und Schreiben, dis
tiefempfundenen Dank und Glückwünsche aus-
sprechen.

Abschluß des Wettjubeljahres
in Lourdes
Die „Lothriger Volkszeitung" meldet aus
Rom:
Der Abschluß des Hl. Jahres der Erlösung
findet in Lourdes statt. Der „Osservatore
Romano" veröffentlich heute ein päpstliches
Schreiben „Quod tam alacri" an die Adresse
des Bischofs von Lourdes, Mgr. Gerlier, in
dem der Papst dis ganze katholische Welt zur
Hl. Grotte einlädt, um dem eucharistischen Tri-
duum betzuwohnen, das dort als Abschluß des

Jubeljahres der Erlösung abgehalten werden
soll. Zum ersten Mal in der Geschichte der ka-
tholischen Kirche werden in Lourdes am 26.,
27. und 28. April ohne Unterbrechung Tag und
Nacht Messen gelesen werden, wodurch die
Prophezeiung von Malachias über die unun-
terbrochene Darbringung des Opfers der Er-
lösung verwirklicht wird
Papst Pius XI. erfleht die Fürbitte der
Muttergottes für die Beendigung der Leiden,
unter denen die Menschheit stöhnt. Der Hl.
Vater erfleht insbesondere die Beendigung der
Wirtschaftskrifis und die Aufrechterhaltung des
Weltfriedens. Zu diesem Zwecke ruft er dis
 
Annotationen