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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 12. Januar)
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Pfälzer Zote

Samstag, 12. Januar 1935 _70. Jahrgang / Ar. 10

Oer letzte Aufruf der Deutschen Front
Die deutsche Saar will die Freiheit und den Frieden

DNV. Saarbrücken, 11. Ian.
Die Landesleitung der Deutschen Front
erläßt zum letzten Male vor der Abstimmung
einen großen Schlußaufruf, in dem sie noch ein-
mal an das Bolksbewußtsein aller Saarländer
appelliert. Die Saar will die Freiheit und den
Frieden, und darum gebe die Deutsche Front
jedem Saarländer in dieser denkwürdigen Stunde
die Hand.
Der Aufruf lautet:
„Deutsche Männer und deutsche
Frauen an der Saar!
15 lange bittere Jahre der gewaltsamen
Trennung vom Vaterlande gehen zu Ende.
Ein gewaltiger opfervoller und siegreicher
Kamps für das deutsche Volkstum steht vor sei-
ner Vollendung und Krönung.
Die Stunde ist gekommen, da wir alle mit
Stolz und unserer Verantwortung vor der Ge-
schichte bewußt an die Urne treten. Eine Ent-
scheidung haben wir vor unserem Gewissen aller-
dings nicht mehr zu treffen.
Menschen wollten sich unterfangen, uns, die
die göttliche Vorsehung zu Deutschen werden ließ,
unserem Volkstum zu entfremden, ja sogar zu
entreißen. Alle Versuche mußten kläglich schei-
tern. Denn: „Was Gott zusammenge-
fügt, kannderMenschnichttrennen!"
Männer und Frauen der deutschen Eid-
genossenschaft!
Uns ist in diesen 15 Jahren wahrhaftig nichts
erspart geblieben. Das deutsche Volkstum an der
Saar hat in seiner harten Prüfung den Kelch bis
zur Neige geleert. Wer so in der Schmiede des
Kampfes gestählt wurde, den können nun auch
die letzten jämmerlichen und tollsten Auswüchse
der Unwahrhaftigkeit der Gegner Deutschlands
nicht irre machen.
Aus unsagbarem Haß eines volksfremden
Egoismus werden die Gegner nichts Unterlasten,
um mit Lüge und Verleumdung, mit
Niedertracht und Gemeinheit alles, was uns un-
antastbar und heilig ist, bis in die letzte Stunde
der Abstimmungshandlung zu besudeln. An Euch,
an Eurex festgefügten Front, an Eurer Treue zu
Volk und Vaterland müssen und werden stets
Judasse scheitern. In Kampf und Disziplin be-
währt, habt Ihr für die verantwortlichen Schü-
rer des Vruderhasses, die das Kainsmal ewig auf
ihrer Stirn tragen, nicht einmal mehr einen
Blick übrig.
Aber Du, deutscher Bruder, der Du durch Ver-
hetzung und deshalb in Verblendung die Faust
heute noch ballst, denk an Deine Kameraden,
die geblieben sind für Deutschland und damit
auch für Dich und unser aller Freiheit!
Kannst Du und willst Du abseits stehen? Willst
Du vielmehr nicht lebender Erbe des Vermächt-
nisses der Bannerträger der Freiheit aller
Deutschen sein?
Wir wollen nicht, daß Du, deutscher Arbei-
ter, und Du gläubiger Christ, als Opfer der
Verhetzung unseren Toten untreu wirst und
Deine Zugehörigkeit zum deutschen Volkstum da-

Die Bekanntgabe
des Abstimmungsergebnisses
Auf Dienstag vormittag verschoben
DNB. Saarbrücken, 11. Jan.
Die Abstimmungskommission teilt
mit: Aus technischen Gründen wird die Stimm-
zählung erst am Montag um 17 Uhr anfangen.
Es ist vorgesehen, daß die Bekanntmachung des
Ergebnisses frühestens am Dienstag
morgen 7 Uhr erfolgen wird. Es ist wahr-
scheinlich, daß das Ergebnis durch Rundfunk
um 8 Uhr bekanntgegsben wird.

mit aufgibst. Nein, erst dann wird unser Glaube
seine Vollendung, unser Sehnen seine Erfüllung
finden, wenn sich auch die letzte schwielige Faust
geöffnet hat und der letzte Zweifler an der gott-
gewollten unlösbaren Verbundenheit zwischen
Religion und Volkstum sich in unsere Eidgenos-
senschaft eingliedert.
Ihr alle, die Ihr innerlich Euer Vaterland
nicht verraten konntet, seid eingedenk, daß eine
deutsche Mutter Euch geboren hat, die, wie die
kommenden Geschlechter, nur in deutscher Erde
ihre letzte Ruhe finden kann.
In dieser denkwürdigen Stunde reichen wir

allen deutschen Brüdern und Schwestern an der
Saar im Bewußtsein unserer Zusammengehörig-
keit die Hand. Wir schlagen ein. Wir fühlen den
Pulsschlag des gleichen Blutes. Wir empfinden
und wissen, was es heißt, dab nur in der Volks-
gemeinschaft Freiheit und Friede einer Nation
verbürgt sind.
Das ist unser geschichtliches Bekennt-
nis, das wir am 13. Januar ablegen wollen
vor aller Welt.
Wir wollen die Freiheit, wir wollen den
Frieden. Die Freiheit der großen deutschen
Nation ist der Friede der Welt."


Brudervolk kehrt heim

Das Recht
der deutschen Saarbeamten
Dr. Frick an den Reichsbund
der deutschen Beamten
DNB. Berlin, 11. Jan.
Der Reichs- und preußische Minister des In-
nern, Dr. Frick, hat an den Reichsbund der
deutschen Beamten folgendes Schreiben gerichtet:
Aus Anlaß der Veröffentlichung im „Temps"
vom 9. Januar d. Js. und weiterer Notizen in
der Saarpresse haben Sie namens der Saar-
beamtenschaft den Wunsch ausgesprochen, eine
klare Zusicherung der deutschen Regierung da-
hin zu erhalten, daß die Rechte der deutsch-

gesinnten Beamten im Saargebiet restlos ge-
wahrt würden. Die Dauer der Verhandlungen
in Wiesbaden hat zu Zweifeln Anlaß gegeben,
ob ihr Ergebnis den berechtigten Interessen der
deutschen Beamtenschaft gerecht werde.
Wenn die deutsche Regierung auch aufgrund
der von den beiderseitigen Delegationen getrof-
fenen Vereinbarung zur Zeit über das Ergebnis
der Verhandlungen nichts verlautbaren will,
so kann sie doch mit voller Deutlichkeit erklären,
daß selbstverständlich jeder deutsche Beamte im
Saargebiet nach der Rückgliederung unter voller
Wahrung seiner Rechte in sein Vaterland wie-
der ausgenommen werden wird.
Mit Heil Hitler! gez. Dr. Frick.

Das Saargeblet wird
geschloffene Einheit des Reichs
DNV. Berlin, 11. Jan.
Amtlich wird mitgetsilL:
„Das Saargebiet wird bei der Rückgliederung
in der geschlossenen Einheit übernommen wer-
den, in der es in den Jahren des Kampfes «M
sein Deutschtum zusammengestanden hat.
Saar und Pfalz werden ferner zu einem
einheitlichen Gau der NSDAP unter dem Gau-
leiter des Gaues Nheinpfalz, Josef Vürckel, zu-
sarmnengefaßt werden. Gauleiter Bürckel, der
Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, ist zu-
gleich zum Reichskommissar für die Rückgliede-
rung des Saargebietes bestellt worden.

Keine Mißbilligung
des Verhaltens der Bischöfe
Eine amtliche Richtigstellung


OL Speyer, 11. Jan. Im Auftrag der
bischöflichen Behörde wird uns mitgeteilt:
Der Sonderberichterstatter des „Petit Jour-
nal" in Rom meldete zur Unterredung Lavals
mit dem Papst: Die Kirche sei bekanntlich ent-
schlossen, bei der Saarabstimmung sich streng
neutral zu verhalten Da die französische Re-
gierung beabsichtige, nichts zu unternehmen,
wcks irgendwie die Entschließung der Wähler
beeinflussen könne, habe Laval bei seiner Un-
terredung die Saarfrage nicht angeschmrien.
Aber aus sicherer Quelle wisse man, daß der
Papst von sich aus dem französischen Außeir-
Minister erklärt habe, daß die Bischöfe von
Speyer und Trier durch die Anordnung, für
das deutsche Vaterland zu beten, das Ergeb-
nis der Sarrabstimmung präjüdiziert hätten
und einen Tadel erhalten würden. Es han-
dele sich also nicht um das Ergebnis einer Ein-
mischung der französischen Regierung beim Va-
tikan, die deplaziert gewesen wäre, sondern um
den spontanen Akt der päpstlichen Regierung,
die entschlossen sei, die in Frage kommenvsn
Bischöfe zur strengsten Neutralität anzuhallen.
Zu dieser Meldung des „Petit Journal"
gibt das Auswärtige Amt Berlin unterm 10.
Januar folgende Drahtmeldung des deutschen
Botschafters beim Vatika, Herrn von Bergen,
dem Herrn Bischof von Speyer bekannt:
„Meldung Les „Petit Journal" ist frer er-
funden. Ich darf anregen, den Bischöfen vsn
Speyer und Trier nahezulegen, öffentlich zu
erklären- daß alle Gerüchte über Mißbillitzun-
gen, ihres Verhaltens ry der Saarfrage durch
den Heiligen Stuhl nicht den Tatsachen ent-
sprechen."
Eine nowendige Feststellung
DNV. Berlin, 11. Jan. Das Dtözesanblatt
für das Bistum Speyer „Der christliche Pil^r"
schreibt unter der Ueberschrift:
„Ein« notwendige Feststellung"
Von gewisser Seite wird das Gerücht verbreitet,
dieErlasss der hochwürdigsten Herren Bischofs
von Speyer und Trier bezüglich der Saarabstim-
mung seien unter Druck von staatlicher
Seite ergangen. Mit Entrüstung lehnen wir
eine solche Unterstellung ab. Sie widerlegt sich
von selbst durch die klare und entschlossene Hal-
tung unserer hochverehrten Oberhirten, die in
den vergangenen Jahren stets in höchstem Vsr«
antwortungsbewutztsein und Hirtensorge für dis
Heimkehr ihrer Diözesanen im Saargebist ge-
betet haben-
Gerade wir Angehörige des Bistums Speyer
kennen und bewundern seit den schwersten Tage«
der Pfalz 1923 und 1924 die aufrechte Haltung
und unbeirrbare Vaterlandsliebe unseres hoch-
 
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