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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 11 - Nr. 20 (14.Januar - 24. Januar )
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0165
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WMMaft und Kunst / Aus der WM der Fmu / Die Leleitmte

Pfälzer Sole

Montag, 21. Januar iszs

76. Jahrgang / Ar. 17

Oie Feier des Reichsgründungstages
Die Weihestunde des KyWuserbundeS im Sportpalast

DNV. Berlin, 20. Ian.
Der Deutsche Reichskriegerbund „Kyffhäu -
s s r" veranstaltete am Sonntag mittag seine
traditionelle „Deutsche Weihestunde" anläßlich
der 64. Wiederkehr des Reichsgründungstages.
Wie immer bei dieser Reichsgründungsfeier war
der Sportpalast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Führer und Oberbefehlshaber der Wehr-
macht hatte mit seiner Vertretung den Vize-
admiral von Heusinger-Waldegg beauftragt.
Unter den Ehrengästen sah man u. a. Reichs-
außenminister Frhr. v. Neurath, die Staats-
sekretäre Dr. Lammers und Dr. Meißner, die
Generale der Landespolizei Daluege, Wecke und
v. Zeppelin, Oberbürgermeister Dr. Sahm, den
Beauftragten für Abrustungsfragen v. Ribben-
trop. Als Vertreter des Reichswehrministeriums
war Generalleutnant Knochenhauer an der
Spitze zahlreicher hoher Reichswehroffiziere er-
schienen. Die SS wurde durch Reichsführer
Himmler vertreten, die SA durch Obergruppen-
führer Krüger und Gruppenführer Uhland, das
NSKK durch Korpsführer Hühnlein.
Nach dem Fahneneinmarsch, bei dem die 14
Traditionsfahnen der Kysfhäuserverbände des
Landesverbandes Saargebiet besonders herzlich
begrüßt wurden, leiteten feierliche Musik aus
Lohengrin und Lieder aus den Befreiungskrie-
gen über zu der Ansprache des Bundesführers
des Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser,
Oberst a. D. Reinhard. Der Redner über-
mittelte dem Führer und Oberbefehlshaber der
Wehrmacht die Treuegrüße seiner Kriegskame-
raden und der Kämpfer von 1870/71, überbrachte
selbst herzliche Grüße des preußischen Minister-
präsidenten, General der Infanterie Göring, und
begrüßte dann vor allem die von der befreiten
Saar gekommenen Kameraden und eine große
Zahl von Altveteranen. Dabei machte er die
Mitteilung, daß er in diesem Iubiläumsjahr, in
dem die jüngsten Teilnehmer an den Einigungs-
kriegen das 80. Lebensjahr überschritten, eine
besonders sachgemäße Betreuung durch den Bund
angeordnet habe, um den alten Kameraden den
Daseinskampf zu erleichtern.
Oberst Reinhard sagte dann u. a.: Wir füllen
die von uns seit jeher gepflegte heilige Tradi-
tion unseres Soldatentums mit dem lebendigen
Geist dieser Zeit, die dem Wcl'r- und Ehrbe-
griff wieder Geltung verschafft hat. Das gemein-
same Kriegserlebnis aller Frontkämpfer ist da-
zu berufen, die Achtung der Völker voreinander
wieder herzustellen und daher arbeiten wir
Männer vom Kyffhäuserbund, die den Krieg ken-
nen, unablässig daran, daß der Leitgedanke un-
seres ehemaligen Frontkameraden und heutigen
Führers Erfüllung findet:
„Kein Deutscher für einen neuen Krieg,
aber für die Verteidigung des Vater-
landes das ganze Volk:"
Adolf Hitler habe die Neichsidee des Altreichs-
kanzlers vollendet und ausgebaut. Er habe die
Gemeinschaft des deutschen Volkes geschaffen.
Ewig aber ist, so sagte der Redner weiter, auch
unser Dank an den großen Feldherrn, der die
Tat Bismarcks einte mit der Tat Hitlers, an
den unvergeßlichen Schirmherrn unseres Kyff-
häuserbundes, unseren Hindenburg. Ueber
alle Zeiten hinweg wird dieser große Ekkehart
der Deutschen als Hüter heldischer Geschichte
stehen. Indem wir seiner gedenken, wollen wir
nun zugleich alle unsere im Weltkriege gefalle-
nen Kameraden ehren in einer Minute stillen
Gedenkens.
Die Fahnen senkten sich, und unter dumpfem
Trommelwirbel ertönte dann leise das Lied vom
Guten Kameraden. Dann nahm Oberst Reinhard
wieder das Wort. Er erklärte, daß die alten
kampferprobten Soldaten in altüberlieferter
Verbundenheit mit des Reiches Wehrmacht den

vom Führer vorgezeichneten Weg vorwärts-
i schreiten wollten, dem einen hohen Ziele zu:
Ein freies und gleichberechtigtes Deutschland!
- Als Kameraden wollen wir uns die Hand über
! die Grenzen reichen, um gemeinsam zu ringen
gegen jeden neuen Krieg. Nicht als Pazifisten,
sondern als Männer, die wissen, daß nicht Haß
und Waffen, sondern die Ehre und dis Freiheit
der Schutz des Friedens sind.
Der Kyfshäuserlandessührer des Caargebiets,
Hoos, gab darauf der Freude Ausdruck, in
der Reichshauptstadt im Namen der Frontkame-

DNB- Saarbrücken, 20. Ian. Immer wieder
hat man in den Wochen vor der Saarabstim-
mung darauf verwiesen, daß das Schicksal des
Landes an der Saar zu einem erheblichen Teile
in die Hände des Bergarbeiters gegeben sei, der
seit Vätertagen im Boden der Heimat wurzelte
und die Last des Ueberganges der Gruben in
die französische Verwaltung seit Kriegsende zu
tragen hatte. Eine Art „Siegesfeier" in ganz
besonderem Sinne war die Kundgebung, die der
Eewerkverein Christlicher Bergarbeiter an der
Saar am Sonntag vormittag in Saarbrücken
veranstaltete und an der auch, herzlich begrüßt,
der Landesleiter der Deutschen Front, Pirro,
teilnahm. Ihre Führer, die zu ihnen sprachen,
sind viel genannt worden im Kampfe um die
Saar, Peter Kiefer, Alois Lenhart, Karl Hil-
lenbrand- Ein Name ist nie ausgesprochen wor-
den, der früher stets in Verbindung mit diesen
genannt wurde. Nur Peter Kiefer erwähnte,
daß die Tochter des Abtrünnigen weinend zu
ihm gekommen sei und daß er sie zum Verblei-
ben in der Heimat aufgefordert habe, denn die
Kinder trügen schwer genug an der Schuld des
Vaters.
„Dieser Sieg,,, so führte der Geschäftsführer
des Eewerkvereins, Lenhart, aus, „war nur
möglich, weil wir Saarbergleute zu jeder Zeit
wußten, welche Pflichten wir dem deutschen
Volke gegenüber haben. Ohne Uebehebung dür-
fen wir sagen: Wir christlich-nationalen Berg-
leute haben's geschafft!" Die Kraft, 16 Jahre
lang durchzuhalten, habe ihnen nur der Wille
gegeben, ihren Kindern die Heimat zu erhalten.
Stolz kehrte die Saar nun heim zum deutschen
Vaterland, in dem der Arbeiter ein Glied der
Volksgemeinschaft geworden sei. Nun wolle der
Saarbergmann mit dem deutschen Volke und
seinem Führer kämpfen um die Eleichberechti«
gung des deutschen Volkes unter den Völkern
der Welt.
Peter Kiefer, der Führer des Eewerkvereins,
würdigte die weltpolitische Bedeutung des Sie-
ges der deutschen Sache am 13. Januar. Die
internationalen Truppen, die man zur Saar ge-
schickt habe, können jetzt in ihrer Heimat ver-
künden, sie hätten ein diszipliniertes Volk dort
kennengelernt. Die Welt werde erkennen, daß
sie von falschen Propheten belogen und betrogen
worden sei. Das Saarvolk habe in dem unblu-
tigen Waffengang durch die Ätimme des Blutes
und des Gewissens dem deutschen Vaterlands
einen hervorragenden Sieg errungen. Die histo-
rische Bedeutung des 13. Januar sei, vor der
Welt den Beweis geliefert zu haben, daß der
Rhein nicht Deutschlands Grenze, sondern jetzt
und immerdar Deutschlands Strom fei. Damit
diene die Entscheidung dem Frieden- Der Weg
sei frei zur Versöhnung. Das habe der Saar-
bevollmächtigte des Führers zum Ausdruck ge-
bracht, als er ihm aufgetragen habe: Grüßen

raden des Saargebietes sprechen zu dürfen. Sein
Dank galt in erster Linie dem Frontkameraden,
dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler,
dem man es verdanke, daß endlich auch die
Frontkameraden des Saargebietes zum Reiche
heimkehren konnten. Nun sei der Weg zur Ver-
ständigung zwischen zwei Nachbarvölkern fre-i.
Wenn das Saargebiet bis zum 18. Januar
Streitobjekt war, so könne und müsse es jetzt
Brücke zwischen diesen Nationen werden. Er
schloß mit den Worten: Die Saar ist frei! Die
Saar ist treu! Heil Hitler!

Sie die treuen Kumpels von mir. Der Tag
wird kommen, an dem der Führer und ich an
der Saar sein werden, um diesem braven Volke
zu sagen: Ihr habt Deutschlands Ansuchen in
der Welt einen Riesendienst erwiesen. Ihr habt
der Welt bewiesen, daß alle Ereuelmärchen falsch
sind. Kiefer betonte auch, daß es dem Säarberg-
mann fern liege, nun mit einem großen Wunsch-
zettel aufzuwarten. Er trage das Bewußtsein in
sich, daß das neue Deutschland ihn achte und
ehre. Hell klangen die Stimmen, als zum Schluß
das Deutschland-, Horst Wessel- und Saarlied
angestimmt wurden- Spontan wurde aus der
Mitte der Versammlung das Siegyeil auf dis
Führer ausaebracht.
Auflösung der SPD
Neunkirchens
DNB Neunkirchen, 19. Ian. Dis Auflösung
der Ortsgruppe der SPD Neunkirchen wurde
nach zweitägigen Verhandlungen mit dem Be-
auftragten der Deutschen Front, Baurat Keller,
herbeigesührt- Die Auflösung ist vollkommen
freiwillig erfolgt. Sämtliche noch vorhandenen
Akten wurden übergeben und das restliche Ver-
mögen in Höhe von 1687,35 Frank dem Winter-
hilsswerk Neunkirchen zur freien Verfügung ge-
stellt. Die Stadtverordneten der SPD haben
ihre Mandate niedergelegt. Auch die Volks-
haus-GmbH. Neunkirchen hat ihre Liquidation
beschlossen. Das Gebäude wird als „Haus der
deutschen Arbeit" der Deutschen Arbeitsfront
zur Verfügung gestellt- Die marxistische „Freie
Turnerschaft" von Neunkirchen hat ebenfalls
ihre Auflösung beschlossen und ist geschlossen mit
Fahne zur „Deutschen Turnerschaft" überge-
gangen.
Die Zeitung „Deutsche Front" schreibt zu den
Neunkirchener Vorgängen: „Somit ist die Arbei-
terstadt Neunkirchen die erste Stadt des Saar-
gebietes, wo der Marxismus aufgehört hat zu
existieren. Es ist zu begrüßen, daß die Leute,
die bis zum letzten Augenblick für ihre Sache
gekämpft haben, jetzt freiwillig wieder zum
deutschen Volkstum stoßen, da ihre Oberführer
sofort feige die Fahne verlassen haben und sich
bereits im Auslande befinden. Wie wollen auch
diesen Letzten, die freiwillig zu uns zurückfin-
den, die Bruderhand reichen und alles ver-
gangene vergessen. Das neue Deutschland wird
sie belehren, daß sie mit ihren marxistischen
Theorien in die Irre gegangen waren. Sie wer-
den sich sicherlich, wie die Millionen ihrer
Arbeitsbrüder im Dritten Reich wohlfühlen.

In d«r geheimen Sitzung des BöÄevbundsrats
wurde davon Kenntnis genommen, daß Ita-
lien und Abessinien sich verpflichtet haben,
den Streitfall im Wege unmittelbarer Verhand-
lungen zu regeln.

Heimkehr des Saararbeiters
Eindrucksvolle Kundgebung der Saarbergleute in Saarbrücken

„Offervatore Romano"
zur Saarabflimmung
In seiner letzten Nummer (Nr. 13) stellt
„Offervatore Roman o" fest, daß das Er-
gebnis der Volksabstimmung an der Saar nicht
nur Zeugnis ablege für die allgemeine Wahl-
beteiligung der Wahlberechtigten, sondern auch
in eindrucksvoller Sprache den bestimmten Wil-
len der ungeheuren Mehrheit des Saarvolkss,
zu ihrem Vaterland« wieder zurückzukehren, zum
Ausdruck bringe- Die Abstimmung gehöre zu
den wichtig st en Ereignissen der letz-
ten Zeit. Sie besitze nicht nur eine außeror-
dentliche politische Bedeutung, indem sie eine
Frage endgültig löse, die sich nunmehr 15 Jahre
dahingezogen habe. Sie müsse vielmehr auch
eine unvergleichliche, unmittelbare und heilsame
Wirkung für die große Sache des Frie-
dens haben. Es sei zu hoffen, daß dem gewal-
tigen Abstimmungstage und den berechtigten
Freudekundgebungen der Sieger gerade mit
Rücksicht auf den Ausgang der Volksabstimmung
und die bewunderungswürdige Kundgebung
einer so ungeheuren Mehrheit eine wohltätige
Befriedigung der Geister folgen werde, die sich
bis gestern bekämpft hätten. Zum Schlüsse er-
klärte der „Offervatore Romano", daß seine
herzlichen Segenswünsche die edle Saarbevölke-
rung begleiteten, und daß er hoffe, Laß der neue
Tag für alle Einwohner der Saar den Beginn
einer neuen Zeit der fruchtbaren
Einigkeit, der inneren Ruhe und der kost-
baren Mitarbeit eines durch so hohe Gesittung
und Arbeitsfreude ausgezeichneten Landes bei
der erwarteten Verwirklichung eines wahrhaf-
ten und dauernden Friedens zwischen den Völ-
kern darstells
In der vorangegangenen Nummer (Nr. 12)
hatte sich der „Osservatore Romano" gegen
einige Zeitungen gewandt, die einen inne-
ren Widerspruch darin erblicken wollten, daß
auf der einen Seite der Heilige Stuhl seine voll-
ständige Neutralität und Unparteilichkeit gegen-
über der Saarfrage bekundet habe, während auf
der andern Seite die deutschen Bischöfe
Gebete für einen glücklichen Ausgang der
Abstimmung hätten verrichten lassen. Eine solche
Behauptung, so erklärt das vatikanische Blatt,
beruhe auf einer offensichtlichen Verwechslung
der Lage und Aufgabe des Heiligen Stuhles
mit der Lage und Aufgabe der deutschen Katho-
liken als treuer Söhne ihres Vaterlandes. Auch
während des Weltkrieges habe der Heilige Stuhl
strenge Neutralität gewahrt, während dis
Katholiken aller Länder für das Wohl ihres
eigenen Vaterlandes gebetet hätten. Damals
habe niemand die Frage gestellt, ob solche Ge-
bete „ein Zeichen der Neutralität oder nicht
vielmehr ein Zeichen des Mißbrauches des reli-
giösen Glaubens für politische Zwecke" darstells.
Man habe wenigstens damals jene Frage nicht
gestellt, weil sie offenbar völlig sinn-
los sei.
Zurückziehung der Truppen
am i. Februar?
DNV. Genf, 19. Ian. Zn hiesigen französische«
Kreisen verlautet, daß man im VöLkerbnndsraL
bereits übereingekommen sei, mit der Zurück-
ziehung der internationalen Truppen aus dem
SaargeLiet am 1. Februar zu beginnen. Die ita-
lienischen Truppenabteilungen sollen zuerst das
SaargeLiet verlassen.
Zu dem in Völkerbundskreisen am Freit-ag in
später Nachtstunde verbreiteten Gerücht, daß die
Rückberufung der italienischen Truppen aus dem
Saargebiet schon zum 1. Februar vorgesehen sei,
wird aus Kreisen des Dreisrausschusses
erklärt, daß kein Beschluß dieser Art gefaßt wor-
den sei. Damit ist natürlich noch nicht gesagt,
daß nicht Wünsche und Pläne dieser Art existie-
ren, die allerdings noch nicht zu einem Beschluß
des mit den Rückgliedsrungsmaßnahmen beauf-
tragten Dreierausschusses geführt haben

Ein neues Strafgesetzbuch wird irr
wenigen Monaten im Entwurf abgeschlossen
vorliegen.
 
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