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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 31 - Nr. 40 (6. Februar - 16. Februar)
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MsrMM und Knüll / Alls der WM der Frau / Sie LMlmrte

psälzer Zote_ Freitag, iS. Februar 1935 _ro. Jahrgang / Ar. 39

Oie Eröffnung derAutomobüausstellung
Eine richtungweisende Rede des Führers und Reichskanzlers

DRV. Berlin, 14. Febr,
Die größte Automobilausstellung der Welt,
die diesjährige Internationale Automobil- und
Motorradausstellung Berlins, wurde Donners-
tag mittag vom Führer und Reichskanzler mit
einer großangelegten richtungweisenden An-
sprache in den Ausstellungshallen am Kaiser-
oamm eröffnet. Der Feier wohnten die Reichs-
regierung, fast das gesamte Diplomatische Korps,,
die Reichs- und Gauleiter der Partei, namhafte
Vertreter der SA, SS des NSKK und aller
Gliederungen der Partei, der Industrie und
Wirtschaft und 100 Handarbeiter der größten
ausstellenden Firmen aus dem Reich und aus
Berlin als Ehrengäste bei.
Im Ehrenraum bemerkte man die Reichs-
minister Heß, Dr. Goebbels, von Neurath, von
Blomberg, Dr. Schacht, Darrs, Rust, Seldte, von
Schwerin-Krosigk und von Eltz-Rübenach, die
Botschafter von Frankreich, England, Italien,
Polen und Spanien, sowie fast sämtliche in Ber-
lin beglaubigte Gesandte; ferner sämtliche
Reichs- und Gauleiter der Partei, unter ihnen
Alfred Rosenberg, den Reichsführer der SS
Himmler- den Chef des Stabes der SA Lutze,
den Reichspressechef der NSDAP Dr. Dietrich,
den Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, Reichs-
jugendführer Baldur von Schirach, die Reichs-
statthalter, fast alle Staatssekretäre; weiter den
Chef der Heeresleitung General von Fritsch, den
Chef der Marineleitung Admiral von Raeder,
den Chef des Kraftfahrwesens der Reichswehr
Generalleutnant Lutz, den Generaldirektor der
Deutschen Reichsbahn Dr. Dorpmüller, den
Eeneralinspektor des deutschen Straßenwesens
Dr. Todt sowie führende Persönlichkeiten der
Wirtschaft und Industrie.
Punkt 11 Uhr verkündeten Heilrufe die An-
kunft des Führers. Das Musikkorps der Wach-
truppe Berlin unter Leitung des Obermusik-
meisters Ahlers gibt Signal. Die Ehrengäste
erheben sich von ihren Plätzen und unter den
Klangen der „Kreuzritter-Fanfaren" durch-
schreitet der Führer mit seiner Begleitung, in
der sich Ministerpräsident General Göring und
Obergruppenführer Brückner befinden, den
Raum zu seinem Platz auf dem großen Podest.
Geheimrat Dr. Allmers
hieß den Führer und Reichskanzler, die Mitglie-
der der Regierung, der Reichsleitung, die Ver-
treter der auswärtigen Mächte und die zahlrei-
chen Ehrengäste willkommen.
Nach einem Hinweis auf die Tatsache, daß vor
50 Jahren, im Frühjahr 1885. KarlVenz den
ersten Kraftwagen der Welt zum Laufen ge-
bracht hatte, fuhr der Redner fort:
Die deutsche Automobilindustrie kann in die-
sem Iubiläumsjahr den Rekord des Ab-
satzes aufweisen. Brachten doch die letzten 12
Monate eine Umsatzhöhe- wie sie bisher nicht er-
reicht worden ist. Die Ersatzbeschaskungsmaßnab-
men der Regierung hatten die Wirkung, daß
unsere Werke auch im Winter gut beschäftigt
waren, .ja, der Dezember, sonst stets der schwächste,
wurde in Bezug auf Auftraaseingänge einer der
besten Monate des ganzen Jahres. Der Januar
1935 ergab an Zulassungen für Personenkraft-
wagen das 4Z4fache, für Lastwagen das 5fache
des Januar 1933. Es klingt wie ein Wunder!
Geheimrat Allmers kam dann auf den unauf-
haltsamen Niedergang der Automobilindustrie zu
sprechen, der vor zebn Jahren seinen Anfang ge-
nommen habe, und stellte dieser Entwicklung den
ungeheuren Aufschwung der vergangenen zwei
Jahre gegenüber. ..Von einem Inlandsobsatz
von 44 500 Automobilen im Jahre des Tiefstan-
des 1932 auf 159 000 im Jahre 1934, das bedeu-
tet eine Verdreieinhalbfachung — von 36 000
Motorrädern auf 76 000 —, kann es ein glän-
zenderes Zeugnis geben für die Kraft national-
sozialistischer Wirtschaftsführung?"
Nach einem. Dank an den Reichsvropaganda-
minifter sowie an die Reichsministerien der
Wirtschaft und des Verkehrs kam der Redner
auf die Ausfuhr zu sprechen. Es ist uns ge-
lungen. erklärte er, die Ausfuhr von Lastwagen
um rund 4 mH., die von Personenwagen um
24 v. H. zu steigern- doch das genügt uns nicht.
Wir brauchen gesteigerte Ausfuhr, um ausländi-
sches Rohmaterial kaufen zu können. Daher ist
die Autamobilindustrie zur Selbsthilfe geschrit-
ten. Sämtliche Fabriken haben einmütig be-
schloßen, bedeutende Mittel in eine Export-
kasse zu zahlen, die den exportierenden Wer-
ken ermöglichen soll, den Wettbewerb auf dem
Weltmarkt zu begegnen.

Internationale Geltung haben unsere neuen !
Rennwagen erlangt. Bei den 12 wichtigsten
großen Rennen Europas im Jahre 1934 stiegen
am Schluß die deutschen Fahnen an den Sie-
germasten hoch. Siegreich auch unsere Sport-
und Tourenwagen, wie Adler, Opel, BMW,
Röhr, Hansa-Lloyd, Hanomag, Stoewer, DKW,
Wanderer. Mercedes in zahlreichen Konkur-
renzen.
Eine Aufgabe aber, die uns der Führer im
Vorjahre gestellt hat, die Aufgabe, „den Wagen
zu konstruieren, der zwangsläufig eine Mil-
lionenschicht neuer Käufer erschließt", haben wir
noch nicht lösen können —, den Volkswagen
bringt diese Ausstellung nicht. Eine
Gemeinschaftsarbeit hat sich ergeben, deren
große Tragweite noch gar nicht abzusehen ist.
Wir haben bedeutende Mittel aufgebracht u. die
Konstruktion in bewährte Hände gelegt. Die
Arbeit ist vorgeschritten, drei verschiedene
Modelle sind im Bau, wir haben gute Hoffnung,
daß der große Wurf gelingen wird, aber es
wäre leichtfertig, ohne genügend lange und
scharfe Erprobung mit den Konstruktionen her-
auszukommen. Gelingt technische und wirt-
schaftliche Bezwingung der Riseenaufgabe, so
wird der Volkswagen nicht allein breite Schich-
ten unseres Volkes erfassen, er wird auch ein
Exportobjekt von größerer Bedeutung werden.
Seien Sie überzeugt, mein Führer, daß Sie uns
nicht kleinmütig finden werden, daß wir den
sehnlichen Wunsch haben, unseren Dank für die
starke Förderung durch Bewältigung der schwie-
rigsten aller Aufgaben zu erweisen, daß wir mit
allem Eifer arbeiten und auch im Vollbewußt-
sein der wirtschaftlichen Verantwortung.
So groß im Ueberwinden unser arbeitsames
und tüchtiges Volk ist- eines hat es nicht im
Auslande besiegen können: die üble Nach-
rede. Noch immer werden wir in der Welt
verkannt, noch immer kann man die gewaltige
Größe unserer Entwicklung der letzten beiden
Jahre nicht begreifen, man will nicht verstehen,
wie dieses verstümmelte und gequälte Deutsch-
land mit der heroischen Willenskraft seiner Füh-
rung nach Gleichberechtigung strebt, wie es in
heißem Ringen Ehre und Würde wiedererlangt
hat und dazu noch ein kostbares Gut, das den
anderen Völkern fehlt, den sozialen, den inne-
ren Frieden.
Das deutsche Volk ist zufriedener als zu-
vor, arm ist es an Gold, doch an Kräften reich,
es ist fröhlich, weil nun die Arbeit wieder Sinn
hat, es ist stolz, weil die solange unterdrückte
Liebe zur Heimatwiedererweckt wurde, und es
ist glücklich, weil es für alle endlich wieder ein
großes Ziel gibt: ein hochgemutes, aber arbeit-
sames, ein wehrhaftes, aber friedliebendes
Vaterland. Fragt Männer und Frauen aller
Stände, fragt Jung und Alt- fragt wen ihr
wollt, alle werden freudig antworten im Sinne
der Worte des Führers: „Es ist herrlich, in
einer Zeit zu leben, die den Menschen große
Aufgaben stellt."
Der Führer und Reichskanzler
eröffnete sodann die Ausstellung mit folgender
Ansprache:
„Männer und Frauen!
Als ich am 11. Februar 1933 zum ersten Mal
die Ehre hatte, von dieser Stelle aus zu spre-
chen, befanden sich der deutsche Verkehr und die
deutsche Verkehrswirtschaft in einem fast unauf-
haltsam erscheinenden Niedergang. Während
über sechs Millionen Menschen ohne Erwerb und
eigenen Verdienst die immer kleiner werdende
Zahl der noch produktiv Schaffenden auf das
schwerste belasteten, ging eine Industrie nach der
anderen dem Zusammenbruch entgegen. Beson-
ders grauenvoll wirkte sich dieser in der Ver-
kehrswirtschaft aus. Eine Industrie, die in ande-
ren Ländern an der Spitze der produktiven Ar-
beit stand, schien in Deutschland langsam einzu-
gehen. Der Verkauf von 46 OOO Wagen in einem
Jahr war nicht einmal genügend, den jährlichen
Abgang von der an sich so bescheidenen Zahl
unseres Kraftwagenbestandes auszugleichen. Von
einer Vermehrung unserer Motorfahrzeuge
konnte keine Rede mehr sein. Diese Entwicklung
war aber zugleich ein beängstigendes Symptom
für die immer mehr um sich greifende allgemeine
Lähmung und schien geradezu denen recht zu
geben, die planmäßig und bewußt im deutschen
Volk einen Minderwertigkeitskomplex hochzüch-
ten wollten. Nun mögen wohl alte Industrien
und Erwerbszweige auch wieder absterben, allein
es ist traurig, wenn ein Volk keinen Anteil mehr
nimmt an einem sonst fast überall in junger
und frischer Entwicklung begriffe-

nen Wirt schaftst eil und es ist doppelt
schlimm, wenn dadurch eine solche zukunftsreiche
Wirtschaftsbelebung nicht nur zum Stillstand
kommt, sondern am Ende sogar noch zurückgeht.
Wenn ich damals von dieser Stelle aus die
Entschlossenheit des neuen Regimes verkündete,
den langsamen Verfall unseres Kraftverkehrs
Einhalt zu gebieten, dann war ich mir darüber
klar, daß eine solche Wendung nur im Rahmen
einer allgemeinen Wiederbelebung unserer Wirt-
schaft gelingen kann. Aber wenn die Gesundung
unseres Kraftverkehrs und der an ihm beteilig-
ten Wirtschaft nur in Verbindung einer allge-
meinen Belebung stattfinden kann, darf man
auch umgekehrt nicht vergessen, daß diese
allgemeine Wiederherstellung unseres wirt-
schaftlichen Lebens mißlingen mühte, ohne
die einzelnen Teilmaßnahmen zur Heilung
wirtschaftlicher Schäden auf den verschredenen
zahlreichen Einzelgebieten.
Wenn wir nach knapp zwei Jahren in der Förde-
rung des deutschen Automojjilwesens so große
und durchschlagende Erfolge aufzuweisen ver-
mögen, dann soll man erkennen, daß dies nicht
einem Zufall oder einer Hexerei zu verdanken
ist, sondern einem sehr umfassenden Angriff
gegen bestimmte Ursachen des früheren Verfalls
auf diesem Wirtschaftsgebiet einerseits und einer
Reihe weiterer Maßnahmen, deren Wirkung aus
dem Gesamtzusammenhang dieser Aktion rein
psychologisch schon nicht wegzudenken ist. Ohne
sie wäre dieser Versuch, den Zusammenbruch
unserer Automobilindustrie aufzuhalten, trotz
allen sonstigen guten Willens dennoch mißlun-
gen! Ich sage bewußt „Zusammenbru ch",
denn es ist falsch, für die Beurteilung des bis
heute Geleisteten als Ausgangspunkt das Jahr
1932 zu nehmen, sondern richtig ist es, die Linie
der Entwicklung vor dem Jahre 1932 gedanklich
über dieses Jahr hinaus fortzusetzen, und dann
erst wird man das richtige Bild über den Um-
fang und die Bedeutung einer Aktion gewinnen,
die nicht einen bestehenden, wenn auch stagnie-
renden Zustand ausbesserte, sondern einen fort-
laufenden Verfall abstoppte und in einen Auf-
stieg verwandelte.
Die Automobilfabrikation nimmt mit ihren
Nebenindustrien eine sehr entscheidende
Schlüsselstellung ein.
Die durch' sie in Verkehr gesetzten Werte errei-
chen in den meisten Staaten hohe Prozentsätze
der in der Wirtschaft fließenden Gesamtsummen.
Warum gerade in Deutschland die Entwicklung
dieser Industrie so ungünstig verlief, ist auf den
ersten Blick schwer verständlich. In unserem
Lande wurde der Kraftwagen erfunden. Die
Namen Daimler und Venz gehören zu den gro-
ßen Verkehrspionieren der Menschheit! Das
deutsche Volk selbst besitzt im Durchschnitt eine
außerordentlich hohe technische Fähigkeit und
Veranlagung. Unsere Ingenieure gehören und
gehörten zu allen Zeiten zu den tüchtigsten und
fähigsten Technikern der Welt. Der deutsche Ar-
beiter wird gerade in seinem Qualitätswert von
keinem anderen Arbeiter übertroffen. Der Wage-
mut unserer Unternehmer hat uns auf vielen
anderen Gebieten die größten wirtschaftlichen
Einrichtungen aufgebaut. Auch die Art unserer
Besiedlung läßt von vornherein auf ein großes
Verkehrsbedürfnis schließen. Die deutschen
Reichsbahnen zum Beispiel waren vergleichs-
weise nicht nur die größten, sondern auch weit-
aus mustergültigsten Anlagen. Warum soll nun
unser Volk, das in seinen Eisenbahen, in seinen
Schiffahrtslinien und — seit den letzten 1 'Z
Jahrzehnten — auch in seiner Luftpost eine
außerordentliche Intensität des Verkehrs ent-
wickelt hat, gerade mit dem Verkehrsmittel ui
einem entwürdigenden Rückstand bleiben, das
es einst selbst erfunden hat?
Die Gründe kennen heißt hier die Voraus-
setzung schaffen für die Beseitigung dieses un-
möglichen Zustandes.
Wenn der Weltkrieg durch seine Abschließung
Deutschlands von den übrigen Völkern sowohl
als durch die Stellung ganz besonderer und
andersgearteter Aufgaben uns zum ersten Mals
aus dem Rahmen und dem Fluß der internatio-
nalen Entwicklung dieses Vcrkchrsinstrumentes
herausriß, dann war es nach ihm
der Vertrag von Versailles, der durch seine
moralische, politische und wirtschaftliche Er-
drosselung Deutschlands die nachfolgenden
Bedingungen für den Zusammenbruch unserer
Automobilwirtschaft schuf.
Unkluge Maßnahmen der Regierungen taten
im Bunde mit einer zur Primitivität hinsteuern-
den marxistischen Weltanschauung das übrige,

Deutsche Stellungnahme
zu den Londoner Vorschlägen
DNB. Berlin, 14. FeLr.
Der Neichsminister des Auswärtigen, Freiherr
von Neurath, hat Donnerstagnachmittag de«
englischen Botschafter Six Eric Phipps und
unmittelbar darauf den französischen Botschafter
Francois Poncet empfangen und ihnen die
deutsche Stellungnahme zu den Londoner Vor-
schlägen mitgeteilt.
Wie das DNB. ergänzend erfährt, ist eine
Note nicht überreicht worden. Eine Veröffent-
lichung des Inhalts der deutschen Mitteilung ist
für Samstagfrüh vorgesehen.
(Weitere Meldungen s. Seite 2)

um Produktion und Käufer zu bedrücken und
abzuschrecken. Ich habe Ihnen, meine Herren
der Kraftverkehrswirtschazt, daher vor zwei
Jahren meine Auffassungen über dieses Pro-
blem offen mitgeteilt und angegeben, was mei-
ner Ansicht nach zur Ueberwindung dieses Zu-
sammenbruches wird geschehen müssen. Es waren
eine Anzahl von Maßnahmen, teils wirtschaft-
lichen, teils psychologischen Charakters, die —
und dies möchte ich heute besonders laut be-
tonen — nur bei gemeinsamer Inan-
griffnahme und Durchführung eine
Behebung dieser Not schaffen konnten. Wenn
das erste, was getan werden mußte, die Beseiti-
gung der zum Teil geradezu unvernünftigen be-
hördlichen Hemmungen sowie die Abschaffung
einer Anzahl wahrhaft verkehrsmörderischer Be-
lastungen war, dann war aber nicht minder
wichtig, die allgemeine Wiederherstellung des
Selbstvertrauens unseres Volkes und in diesem
besonderen Fall die wirkungsvolle demon-
strative Hervorhebung und Unter-
streichung dieser uns gestellten Aufgabe so-
wie die sichtbare Feststellung der volkswirtschaft-
lichen Bedeutung derselben. Ich hielt es daher
damals für notwendig, daß parallel der Ent-
lastung des Kraftwagenverkehrs von den staat-
lichen Bedrückungen eine bewußte Förde-
rung desselben in der Form eines psychologisch
wirksamen Anreizes durchgeführt werden muß.
Die Stärkung des Automobilsports ge-
hört in das Kapitel der Wiedererweckung des
Interesses der Nation an diesem wunderbaren
Instrument modernster Verkehrstechnik der
Menschheit. Aber ebenso ist dann notwendig
der Bau eines Straßennetzes, das ja eine der
Voraussetzungen für eins wirklich zukunftsreiche
Modernisierung unseres Verkehrs überhaupt ist.
Ein Kraftwagenbestand von zwei bis drei Mil-
lionen Wagen führt unter Zugrundelegung
unseres bisherigen in Trassierung und material-
ungeeigneten Straßennetzes eher zu einem Ver-
kehrsverfall als zu einer Verkehrsverbesserung.
Wenn wir bedenken, daß in der deutschen Auto-
Mobilindustrie und in den Zubehör- und Repa-
raturwerkstätten sowie im Baugewerbe, das für
Fabriken und Garagen tätig ist, jährlich schon
jetzt über 600 000 Menschen beschäftigt sind und
wenn wir zu ihnen noch rechnen die rund 400 000
direkt oder indirekt am Bau der Reichsautobah-
nen und am Ausbau unserer Straßen Beschäftig-
ten, dann ergibt dies
eine Zahl von rund einer Million Menschen,
die heute in dieser Wirtschaft ihr Brot ver-
dienen. Bei einem Andauern der früheren Ver-
hältnisse würden aber vielleicht keine 20 v. H.
von dieser Zahl Arbeit und Auskommen finden!
Das heißt: die gesamte Kraftverkehrswirtschaft
einschließlich den Straßenbau entlastet das Reich
um mindestens 4 bis 500 Millionen Mark dank
der heutigen Entwicklung allein an Arbeitslosen
und Fürsorgeunterstützungen. Sie schafft darüber
hinaus aber ein Steueraufkommen, das insge-
samt diesem Betrags nur wenig nachstehen
dürfte! Also die Summen, die für die direkte
und indirekte Förderung dieser zukunftsreichsten
Industrie aufgebracht werden, stehen — auch
unter Einrechnung der Kosten unseres Straßen-
baues — in keinem Verhältnis zu den schon
heute in Erscheinung tretenden Gewinn. Ich er-
wähne dies, um gegen die Meinung Stellung zu
nehmen, man könne von diesem umfassenden
Programm der Belebung unseres Kraftverkehrs
nach Belieben den einen oder anderen Teil weg-
streichen, weil er finanzielle Belastungen mit sich
bringt, ahne den Nutzen des Gesamten dadurch
einzubüßen. Nein, es sind sehr große Anstren-
 
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