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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 11 - Nr. 20 (14.Januar - 24. Januar )
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0174
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«eit. /

Mm-SW, d«r 8T HSWM MS

Diese Behauptung ist grundfalsch. In den
„Stimmen der Zeit" wird darüber gesagt: „Es
ist zwar eine oft gehörte Phrase, der rechte Ka-
tholik dürfe kein persönliches Gewissen haben,
sondern das allgemeine Gewissen der Katholi-
ken — der Ultramontanen — schlage in der
Brust des Papstes. Aber diese Redensart ent-
behrt jeden Wahrheitsgehaltes. Der Papst ist
zwar der oberste, und wenn er ex cathedra
spricht, unfehlbare Lehrer der Glaube ns -
Wahrheiten und der Grundsätze der Moral.
Jeder Katholik hat die Pflicht, sich in diesen
Glaubenswahrheiten und sittlichen Pflichten zu
unterrichten und sich die Kenntnis derselben an-
zueignen. Aber wenn es darauf ankommt, die
allgemein lautenden Grundsätze auf die einzel-
nen Vorkommnisse des täglichen Lebens anzu-
wenden, so ist das ganz und gar Aufgabe seines
Gewissens. Dieses eigene persönliche Gewissen
mutz dem Katholiken sagen, was er gemäß den
Grundsätzen seiner Religion in jedem vorkom-
menden Falle zu tun habe, und an den Aus-
spruch des Gewissens hat er sich zu halten ...
und kein Pfarrer, kein Beichtvater, kein Bischof
und kein Papst kann und will ihm diese Pflicht
abnehmen." Ist es nötig, auf Tatsachen hinzu-
weisen? — Wir nennen nur u. a. die Septe-
natswahlen von 1887, Militärvorlage 1893,
Streit um die christlichen Gewerkschaften, Frie-
densresolution des Reichstages 1917, Friedens-
note des Papstes 1917.
Es liegt wirklich kein Grund vor, den Katho-
liken Deutschlands mit Mißtrauen zu begegnen.

Haben sie schon wie stet« in der Geschichte km
großen Weltkrieg den vollgültigen Beweis er-
bracht, daß sie an Opferwilligkeit und Hingabe,
an Treue und völkischem Gemeinschaftsgefühl sich
von niemandem übertreffen lassen, so hat jetzt
wieder einmal deutsches katholisches Volk mit
den religiösen Führern, den Bischöfen von Trier
und Speyer an der Spitze, gezeigt, daß keine
Macht der Erde, weder Verdächtigungen noch
Verleumdungen, es von seiner ihm selbstver-
ständlichen Treuepflicht zum deutschen Volk und
Staat auch nur einen Schritt abbringen kann.
Es hat sich wieder einmal gezeigt, daß nicht zu-
letzt aus religiöser Gewissenspflicht treue Söhne
und Töchter ihrer katholischen Kirche auch die
treuesten Kinder ihrer geliebten Mutter Deutsch-
land sind. Sie taten es in der festen Ueberzeu-
gung, daß Treue um Treue, Vertrauen um Ver-
trauen umso eher ihrer im Verbände des neuen
Deutschland sicher sind, als ihnen durch den Füh-
rer des deutschen Volkes versichert worden ist,
daß in seiner Hut nicht nur ihr tiefverwurzeltes
Deutschtum, sondern auch für sich und ihre Kin-
der der Glauben ihrer Väter, der im Bunde
mit dem Deutschtum im Saargebiet durch Jahr-
hunderte Werte echter deutscher christlicher Kul-
tur geschaffen, für immer gut geborgen ist.
Möge nun endlich überall die Ueberzeugung ge-
festigt sein, daß das neue Deutschland auf seine
Söhne und Töchter katholischen Bekenntnisses
zählen kann nach dem Lhristusgrundsatz: „Gebet
Gott, was Gottes ist und dem Staat, was des
Staates ist!"

Oer Appel! des Handels

Gje Rede Dr. Leys
DNB. Berlin, 21. Ian.
Äm Montagmorgen um 8 Uhr fand in allen
deutschen Handelsbetrieben der erste Reichs-
betriebsappell der Reichsbetrieb s-
gemsinschaft Handel statt. Aus diesem
Anlaß hielt Reichsorganisationsleiter Dr. Ley
in einem Berliner Betriebe eine Rede, die auf
sämtliche deutschen Sender übertragen wurde.
Dr. Ley führte aus:
Ihr lieben deutschen Arbeitsmenschen im Han-
del und Gewerbe!
Es ist ein überwältigendes Bild gewesen, zu
sehen, wie die Werktätigen an der Saar nach
einem fünfzehnjährigen heldenhaften Ringen um
ihr Deutschtum mit einer überwältigenden
Mehrheit sich zurückbekannten zu unserem Volke.
Hier an der Saar war kein Kampf zwischen
Deutschland und einer anderen Nation, nein, es
war ein innerdeutscher Kampf zweier Welten,
es war der Kampf des Nationalismus
mit dem internationalen marxistischen Gedan-
ken. And das ist das große, das hier vor der
gesamten Welt und vor unserem Volke offenbar
ward, daß das Blut und die Rasse die Gemein-
i<^rft der Nation stärker, tausendmal stärker als
alle Internationalen Phrasen und Worte und
marxistischen Manifeste war.
Jahrzehntelang hatte der Marxismus Zeit
und Muse gehabt, die Werktätigen in seinen
Bann zu ziehen, und Organisationen, Parteien
und Gewerkschaften zu bilden, um diese Menschen
festzuhalten und sie von ihrem Volke zu entfer-
nen- Und doch, als das Schicksal dann mit seiner
Härte, ja ich möchte sagen, mit seiner Brutalität
an die Menschen herantrat und sie zuletzt fragte:
Glaubst Du an Deutschland? — da sprachen sie,
wenn auch nach einem schweren inneren Kampf:
Jawohl Schicksal, ich glaube an Deutschland!
Meine deutschen Volksgenossen und Volksge-
nossinnen, die Ihr heute morgen angetreten
seid, um in dieser Stunde der Weihe sich zu be-
kennen zu der Vetriebsgemeinschaft und darüber
hinaus zu der Gemeinschaft der Nation, erken-
net eines: wir sind nicht zusammengekommen,
um einem Stande, einer Klasse, einem Berufe zu
drenen, sondern alles, was wir tun und was wir
noch leisten werden, es dient nur einem Gedan-
ken: Deutschland.
Wir haben gebrochen mit jenem Gedanken,
daß man dre Interessen des Einzelnen dann am
besten vertreten könne, wenn man auf den
Trümmern eines anderen Standes und einer
anderen Klasse sein Glück suchen will. Adolf
Hitler, unser Führer, hat gesagt: Es soll keiner
wahnen und keiner glauben, daß sein Glück ge-
deihen kann, wenn es dem Nachbarn schlecht geht.
Sondern wir Nationalsozialisten wissen, daß die
^teresiengegensätze unter den Menschen vorhan-
Wir wollen, daß jeder Mensch einen gesunden
Ghrgerz hat und seine Interessen vertritt, aber
war rufen es allen Deutschen zu und sagen es
levem: Dein Interesse hat dort aufzuhören, wo
der Gemeinschaft beginnen.
Und Dein Interesse ist dann am besten gewahrt'
wenn Du es in den Schoß der Nation legst, das
heißt, wenn Dein Interesse zum Interesse der
Natron wird, wenn Dein Wollen das Wollen der
Ration ist wenn Du Dich verbi ^est mit Deinen
Volksgenossen zu einem geme ,amen Tun und
zu ernem gemeinsamen Wollen.
Meine deutschen Volksgenossen und Volksqe-
nossrnnen im Handel! Ich weiß, Ihr seid in den
letzten Jahrzehnten arg verdächtigt worden. Und
ich weiß daß mancher Nationalsozialist verächt-
lich vielleicht einmal über den Handel sprach
Ja, ich werß, daß es einige Theoretiker gab, die
glaubten, daß zwischen Produzenten und Konsu-
menten ein dritter Stand, der Handel, nicht
mehr notwendig fer. ^ch weiß das alles und Sie
es mit mrr, und doch müssen wir erkcn-
daß ein wertvolles, ein gleichberechtig-
. "r allen schaffenden Ständen des Vol-
5- M gehöre nicht zu jenen, die nun
»lind sind, weil ermge Wenige Ihren herrlichen

! Stand verdächtigt, weil einige Wenige Ihren
Stand beschmutzt haben, weil sie tatsächlich aus
dem königlichen Kaufmann eine kleine Krämer-
seele gemacht haben. Nein, ich gehöre nicht zu
denen,' die nun einen großen Stand herabwür-
digen, sondern wir wollen gemeinsam wieder das
machen, was ehemals Ihre Vorfahren, Ihre Vor-
läufer und Vorkämpfer waren, jenen Typ des
königlichen Kaufmannes, wie wir ihn aus dem
Geschlecht der Fugger oder in den Städten der
stolzen Hanse kennen gelernt haben.
Ich möchte Ihnen aber, meine Volksgenossen
und Volksgenossinnen, an dem heutigen Morgen
ein Beispiel als Letztes geben. Es sind nahezu
3090 Jahre her, da kämpften zwei Kaufmanns-
republiken miteinander einen Kampf auf Leben
und Tod. Es war Karthago, jene stolze
Handelsstadt am Mittelmeer, an der afrikani-
schen Küste, und es war jenes stolze Rom. auch
eine Handelsstadt, die nun mit den Waffen
gegeneinanderlosgezogen und sich das Mittel-
meer streitig machten. Karthago hat seinen
Feldherrn Hannibal in der Geschichte erhalten,
der noch in Taufenden von Jahren genannt wer-
den wird. Er schlug alle Heere, die Rom ihm
entgegensandte. Und nur der Feldherr, der Kon-
sul Varro, kam zurück nach Rom. Und Rom.
eine Handelsstadt, sie bezeugte eine Größe, die
auch noch in Tausenden von Jahren genannt
werden wird. Und so kämpfte Rom und so siegte
Nom.
Und das Beispiel dagegen war Karthago. Dort
war aus dem Kaufmann ein Krämer geworden,
der nichts anderes kannte als sein Gold. Und sie
versagten Hannibal die Soldaten und die Ele-
fanten und die Speere und die Pferde und so
wurde Karthago geschlagen und Rom siegte.
Heute weiß keiner mehr, wo Karthago war. Es
lieferte seine Waffen ab und seine Männer wur-
den erschlagen und seine Frauen als Sklavinnen
davongeführt, die Stadt geschleift.
Und 3 MO Jahre nachher lieferte ein Volk auch
seine Waffen ab, das war Deutschland — zum
ersten Mal seit Karthago. Es ist ein Wunoer,
meine deutschen Volksgenossen, jetzt hat dieses
waffenlose Deutschland, dieses Deutschland, das
sich selbst entmannte, das zu einem Krämervolk
geworden war, das zu einem Karthago gewor-
den war, sich aufgerafft, so daß heute bereits
Lloyd George, der Engländer, sagt und sagen
muß: Niemand in der Welt darf es wagen,
Deutschland ungestraft anzugreisen.
Jawohl, Ihr Männer und Frauen, vom Han-
del, Handwerk und Industrie, Ihr Meister und
Gesellen, Ihr Handelsherren und Lehrlinge,
haltet zusammen, seid eine Gemeinschaft. Adolf
Hitler hat uns die Gleichberechtigung zurücker-
obert, Adolf Hitler hat uns die Ehre geholt.
Wir haben nicht dgs Schicksal Karthagos über
uns ergehen lassen 'müssen, sondern es ist ein
Wunder, daß uns das Schicksal den Mann Adolf
Hitler gesandt hat, jenen Mann, der uns auf-
rüttelte und sagte: Niemand darf es mehr
wagen, Deutschland ungestraft anzugreifen. Ja-
wohl, Adolf Hitler, unser Führer, wir danken
Dir in dieser Morgenstunde und vas sei unser
Gelöbnis:
Wir wollen eine Gemeinschaft sein, eine Kame-
radschaft von Treue, von Anhänglichkeit, von
Opferbereitschaft, wir wollen kämpfen ?ür
Deutschland, für Adolf Hitler.
Stillgestanden! Die Fahnen hoch! Unserem
Führer Adolf Hitler, mit ihm das ganze Deutsch-
land und unsere Freiheit — ein dreifaches Sieg-
Heil!

Im fernen Osten
Beilegung des mandschurisch-chinesischen
Grenzkonslikts
DNB. Mukden, 21. Jan. Auf das Verspre-
chen der chinesischen Negierung hin, die Armee
Sungscheyuas aus dem Tschachar-Dschehol-Erenz.
gebiet zurückzuziehen, hat die japanische Armee
ihre angedrohten Maßnahmen zueückgestellt, wo-
durch der Ausbruch eines neuen Krieges vorläu-
fig vermieden worden ist.

Französische Vauenivertreler in Berlin
Zusammenarbeit zwischen den Sauern Deutschlands und Frankreichs

DNB Berlin, 21. Jan.
Bei den in Berlin geführten Besprechungen
zwischen Vertretern des französischen Bauern-
tums unter Führung des Herrn Auge Laribö
und Achard und dem Reichsnährstand unter
Führung des Stabshauptabteilungsleiters Dr.
Winter wurde von deutscher Seite zunächst in
großen Zügen ein Bild von der Organisation
und den Methoden der deutschen Markt-
regelung für landwirtschaftliche Erzeugnisse
gegeben. Als außenpolitische Folge-
rung ergibt sich für das deutsche Bauerntum
hieraus die Möglichkeit, nach Maßgabe der durch
die Ordnung der Märkte bekannten inner-
deutschen Versorgungslage mit dem Bauerntum
anderer Länder freundschaftliche Vereinbarun-
gen über die gleichfalls geregelte Einfuhr be-
stimmter Mengen ausländischer landwirtschaft-
licher Erzeugnisse zu treffen- Diese Möglichkeit
soll im Interesse beider Länder zukünftig auch
in den Beziehungen zwischen dem deutschen und
französischen Bauerntum ausgenutzt werden. Zu
diesem Zweck werden gemischte deutsch-franzö-
sisä-e landwirtschaftliche Kommissionen eingesetzt,
die beiderseits mit Fachleuten die für die ein-
zelnen Erzeugnisse und Erzeugnisgruppen besetzt
werden und die die Aufgabe haben, in offener
freundschaftlicher Aussprache die Möglichkeiten
einer wirtschaftlichen Zusammen-
arbeit zwischen dem deutschen und dem fran-
zösischen Bauerntum zu klären.
Aus der bevorstehenden Rückgliederung
der Saar ergibt sich für die auf solche Weise
eingesetzten Ausschüsse die Aufgabe, eine mög-
lichst reibungslose Abwicklung der Uebergangs-
zeit nach der Rückgliederung herbeizuführen. Zu
diesem Zweck sollen alsbald gemischte deutsch¬

französische Ausschüsse aus Sachverständigen auf
dem Gebiete der Milch- und Molkereiwirtschaft,
des Obst- und Gartenbaues einschließlich der
Kartoffelwirtschaft und der Vieh-, Fleisch-
und Fettwirtschaft zusammentreten- Dabei er-
steht beiderseits der Wunsch, daß die veterinär-
pflanzenpolizeilichen Bestimmungen in beiden
Ländern auf das unbedingt Notwendige be-
schränkt werden- Als Grundsatz für die Arbeit
der Ausschüsse wird von deutscher Seite aner-
kannt, daß die bisherige Belieferung des Saar-
gebiets mit leicht verderblichen und schwer
transportfähigen landwirtschaftlichen Erzeugnis-
sen der benachbarten französischen Gebiete keines-
wegs von heute auf morgen abgedrosselt wer-
den soll. Es wird dabei beiderseits von der
Voraussetzung ausgegangen, daß auch Verein-
barungen Zustandekommen, die eine Ausfuhr
saarländischer Erzeugnisse nach Frankreich er-
möglichen.
Vor Zusammentritt der Ausschüsse werden sich
beide Seiten gegenseitig durch die Zustellung
entsprechender Unterlagen über die Grundlagen
der vorgesehenen Ausschußarbeit unterrichten.
Die unter Führung der Herren Augö Larib«
und Achard in Berlin weilenden Vertreter der
französischen landwirtschaftlichen Organisationen
besichtigten am Sonntag die geschichtlichen Stät-
ten Potsdams. Sie verweilten dabei einige
Zeit am Grabe Friedrich des Großen. Seit
Napoleon ist es das erste Mal, daß amtliche
französische Vertreter am Sarge Friedrich de«
Großen gestanden haben. Die französischen
Bauernführer erkannten seine bäuerliche und
kolonisatorische Tätigkeit an. — „Zwei Nehren
statt einer habe er wachsen lassen."

Aus aller Welt

Grubenunglück in Jugoslawien

Belgrad, 21. Jan.
Bei Sajetfchar ereignete sich am Montag
infolge einer Gasexplosion ein Grubenunglück.
Genaue Nachrichten über das Ausmaß des Un-
glücks sind noch nicht bekannt. Die „Prawda"
meldet, daß im Augenblick der Explosion mehrere
hundert Bergarbeiter unter der Erde waren.
Einer Mitteilung des Grubenbesitzers zufolge
wurden jedoch nur 24 Bergleute von dem Unglück
betroffen, von denen bisher sechs als Leichen
geborgen werden konnten.
Der Grubenbesitzer, der ehemalige Minister
George Eentschitsch, erklärte allerdings, daß
diese Mitteilung unverbindlich sei, weil er nur
schwer telephonische Verbindung mit Sajetschar
erhalten könne. An anderer Stelle veröffentlicht
die „Prawda" ein Gerücht, wonach die Zahl der
Toten bisher 30 betrage. Das Blatt erklärt, daß
es unmöglich sei, genaue Nachrichten zu erhal-
ten, weil man in Sajetschar selbst über das Aus-
maß des Unglücks nichts bestimmtes wisse.
Eine spätere Mitteilung Gentschitschs besagt,
daß nach den letzten noch nicht bestätigten Mit-
teilungen die Zahl der Toten in Sajetschar elf
betrage, während sieben Bergleute schwer und
fünf leicht verletzt worden seien. Ein Bergmann
werde noch vermißt.
12 Tote beim Grubenunglück von Sajetschar
Di« in den Abendstunden vorliegenden Nach-
richten über das Grubenunglück von Sajetschar
bestätigen nicht die in der „Prawda" geäußerten
Befürchtungen, daß einige hundert Bergleute da-
von betroffen worden seien. Sowohl die amt-
lichen wie die privaten Informationen lauten
dahin, daß die Zahl der Opfer 24 nicht über-
steigt. Davon ist die Hälfte tot, die anderen
konnten mit mehr oder minder schweren Verlet-
zungen geborgen werden. Aus Belgrad ist ein
Untersuchungsausschuß nach Sajetschar abgereist.
Vier Todesopfer
auf der Oheim-Grube
Drei Bergleute noch nicht geborgen
Kaitowitz, 21. Jan. Zu dem schweren Ein-
sturzunglück auf der Oheim-Grube in Katto-
witz, bei dem infolge eines Gebirgsschlages auf
der 590-Meter-Sole eine Strecke von 40 Metern
zu Bruch ging, wird ergänzend mitgeteilt, daß
. nicht sechs, sondern sieben Bergleute verschüttet
wurden. Wie bereits gemeldet, konnten drei
Bergleute zum Teil schwer verletzt geborgen
Verden. Das weitere Vordringen der Rettungs-
kolonnen, die in drei Schichten arbeiteten, ge-
staltete sich außerordentlich schwierig, da immer
neu« Gesteinsmassen nachstürztsn. Nach Abständi-
ger aufopferungsvoller Arbeit wurde ein vier-
ter Bergmann freigelegt, er war jedoch bereits
tot. Die anderen drei Bergleute liegen noch
unter den Trümmern begraben. Es besteht
keine Aussicht, sie lebendig zu bergen.
Zwei Todesopfer des Wohnungsbrandes in Esten
Esten, 21. Jan. Der Wohnungsbrand, der sich
im der Nacht zum Sonntag bei eine« Feier in

einem Privathaus dadurch ereignete, daß -et
einer Blitzlichtaufnahme die Stichflamme des
Blitzlichtes die Papierdekoration des Festraumes
in Brand setzte, hat inzwischen zwei Todesopfer
gefordert. Zwei Teilnehmer an der Feier, eine
Frau und ein Mann, sind im Krankenhaus ihre«
schweren Brandverletzungen erlegen. Die übri-
gen zehn Verletzten liegen in den Krankenhäu-
sern noch in bedenklichem Zustande darnieder.
Auch der dritte Mörder von Piktupönen
rechtskräftig zum Tode verurteilt
Leipzig, 21. Jan. Das Reichsgericht verwarf
am Montag antragsgemäß die von dem Ange-
klagten Emil Dobels gegen das Urteil des
Tilsiter Schwurgerichts vom 28. 9. 1934 einge-
legte Revision als unbegründet. Damit ist
Dobels wegen gemeinschaftlichen Mordes in
zwei Fällen rechtskräftig zweimal zum Tode
unter Aberkennung der Ehrenrechte auf Le-
benszeit und wegen versuchten Mordes zu 1V
Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Angeklagte
war in der Nacht zum 29. 11. 1932 gemeinsam
mit zwei litauischen Komplizen in die Woh-
nung des Gastwirts Gennees in Piktupönen
(Memelgebiet) eingedrungen. Als die Familie
um Hilfe rief, erschossen die Räuber die Ehe-
frau Franziska Gennees und deren Sohn Erich.
Die auf dessen Bruder Rudolf abgefeuerten
Schüsse gingen fehl, und die drei Banditen
mußten flüchten, ohne den geplanten Raub aus-
führen zu können. Die beiden litauischen Mör-
der Smetons und Josupeit wurden am 5. 5.
1933 vom Memeler Schwurgericht zum Tode
verurteilt. Da ihre Revision vom obersten Tri-
bunal in Kowno verworfen wurden, sind die
beiden Todesurteile rechtskräftig geworden. Vor
dem litauischen Gericht wurde die Mittäter-
schaft Dobels festgestellt, der jetzt von dem deut-
schen Gericht ebenfalls rechtskräftig zum Tode
verurteil worden ist-
Ein grausiger Mord aufgeklärt
Dresden, 21. Jan. Am 20. Oktober 1034 wurde
in einem landwirtschaftlichen Anwesen in Alt-
mookritz bei Dresden in einem Komposthaufen
vergraben die Leiche der feit dem 1. August 1934
vermißt gewesenen Landwirtschaftsgehilfin Erna
Kuhnert, die in dein betreffenden Anwesen be-
schäftigt war, aufgefunden. Die Leiche war in
Säcke eingenäht. Das furchtbare Verbrechen hat
jetzt durch einen Zufall seine Aufklärung gefun-
den. Am Samstag abend wurde in einem Tanz-
lokal in Dresden der 28jährige Johann Anders
festgenommen, weil er einem Mädchen aus der
Handtasche Geld gestohlen hatte. Anders war in
demselben Anwesen beschäftigt, wie die ermordete
Kuhnert. Bei seiner Vernehmung über den Dieb-
stahl gab er auch zu, die Kuhnert, die von ihm
ein Kind erwartete, ermordet und in dem Kom-
posthaufen vergraben zu haben.
Schweres AuLobvsunglück in Spanien
Madrid, 21. Jan. In der Provinz Malaga
stürzte ein vollbesetzter Autobus einen Feldab-
hang hinunter. Drei Insassen wurden getöHt,
achtzehn schwer verletzt.
 
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