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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 21 - Nr. 30 (25.Januar - 5. Februar)
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rungen zogen, haben wir die vollkommen steril
AKvordene Trägheit überwunden und unserem
nationalen Leben damit einen neuen und, wie
ich überzeugt bin, entscheidenden Schwung g-e-
gsbtzn,
Hm übrigen freut es mich, nunmehr noch
einem Jahre neugestalteter deutsch-polnischer Be-
ziehungen auf das Fruchtbare dieser Entwicklung
herabblicken und Hinweisen zu dürfen.
Es ist uns gelungen, eirw der geschichtlich be-
deutsamsten Korrekturen rechtzeitig durchgeführt
zu haben.
Nämlich eine Korrektur des Irrtums, als ob
zwischen den beiden Völkern eine Feindschaft als

eine Art Erbmasse stets vorhanden gewesen wäre
und damit für alle Zukunft vorhanden sein
müßte. Ich glaube im Gegenteil, daß trotz all
dem Schweren, was zwischen den beiden Völkern
liegt, wir im Interesse der gemeinsamen Erhal-
tung gerade der europäischen Kultur zu einer
aufrichtigen Zusammenarbeit verpflichtet sind.
Das nationalsozialistische Regime m Deutschland
wird nichts unterlassen, was geeignet sein kann,
diese Zusammenarbeit zu fördern und langsam in
eine fortdauernde Freundschaft zu verwandeln.
Ter heutige Tag gibt mir die Berechtigung,
mehr denn je an die Verwirklichung eines sol-
chen Wunsches zu glauben.


Feflpredigt des Bischofs Aloisius Mal
bei der Saargedenkseier in Rom

Wie wir berichteten, fand am vergangenen
Sonntag in der deutschen Nationalkirche der
Anima in Rom ein feierliches Dankamt
anläßlich der Saarabstimmung statt, bei dem in
Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der deutschen
und der österreichischen Kolonie, der beiden Bot-
schafter, Dr. von Bergen und Dr. Kohl ruß, und
des Kreisleiters der NSDAP in Rom, Linne-
mann, der Rektor der Anima, Bischof Aloisius
Hudal, die Festpredigt hielt, die die „Germania"
veröffentlicht. Wir entnehmen den Ausführun-
gen folgendes:
Die Saarbevölkerung ist zu 75 Prozent katho-
lisch, treu den Bischöfen von Trier und Speyer
Argehen, eng mit der Geistlichkeit dieser Diözesen
in frohen und trüben Tagen verbunden. In
Trier hat die katholische Jungmännerbewegung
vor wenigen Jahren das Lhristuszeichen der
Katakomben zum Abzeichen seiner Mitglieder
erwählt. In den schweren sozialen Auseinander-
setzungen der Bergarbeiter mit den Gruben-
besitzern, zwischen Kapitalismus und Volksrecht,
sind viele katholische Priester des Saargebiets
in den 80er und SOer Jahren an vorderster
Stelle gestanden, um die Rechts der Arbeiter-
welt zu verteidigen. Noch heute gedenkt das
Saarvolk in tiefer Dankbarkeit dieser Weg-
gemeinschaft mit ihren Priestern, des großen
Bischofs Kor um von Trier, des Presseapostels
Kaplan Dasbach, und steht deshalb geschlossen
unter dieser bewährten Führung des Klerus.
Vielleicht in keinem anderen Gebiete von
Deutschland sind Volk und Priestertum seelisch
so eng verbunden. So kann man ohne Uebertrei-
bung sagen, daß dieses Abstimmungsergebnis in
erster Linie das Werk des deutschen Ka-
tholizismus ist, der sich in der Liebe zu
Heimat und Volk, zu Staat und Vaterland, von
niemandem übertreffen läßt, der aber auch mit
vollem Recht erwartet, daß dieser Vorschuß an
Vertrauen zur Heimat von jenen, die heute ihre
Geschicks in Händen haben, erwidert wird in
dankbarer Gesinnung mit jener Liberalität und
vornehmen Staatskunft in weltanschaulichen
Fragen, die dem Volke und dem Staate immer
in gleicher Weise zum Segen gereichten.
Das Bekenntnis der Saarbevölkerung )U
Staat und Volk hat seine tiefsten Wurzeln in
der Treue zum heiligen Glauben. Staats-
tpeue! Zeder Staat ist ein Begriff, der von
her geschichtlichen Entwicklung abhängig ist, in
seiner Organisation, in seinen Formen, in sei-
nen Grenzen und Zielen. Jeder Staat ist ge-
schichtlich geworden und in ständiger Entwick-
lung begriffen. Längst aber, bevor es Staaten
Sah, war die Familie, die Keimzelle des
Staats, war die Einzelpersönlichkeit, die beide
nicht das Ergebnis der Geschichte, sondern natur-
gegebene Werte sind, so sehr anderseits beide zur
Staatenbildung drängen. Staatstreue kann nicht
der Ausflust dichterischer Begeisterung, augen-
blicklicher Gemütsstimmung und der Opportuni-
tät sein oder nur das Ergebnis nüchterner Er-
wägung, weil schließlich unter dem Schutze eines
geordneten Staatswesens dem Menschen die
wertvollen Güter der Bildung, Wissenschaft und
Kunst, die Sicherheit des Verkehrs und Handels
zum besten vermittelt werden. Wahre Staats-
treu« muß tiefer verankert sein. Der gläu-
bige Christ sieht im Staate mehr
als jener, dem die Werte von Reli-
gion und Uebernatur fremde Wel-
ten bleiben. Der Staat ist ihm nicht bloß
sin Organismus von ineinander wirkenden ma-
teriellen Kräften ohne letzte Zielsetzung und
bleibenden tieferen Sinn, ihm ist der Staat
mehr als bloße Geschichte und Entwicklung. Er
ist Sinngebung und seine tiefste Bedeutung
für ein Volk liegt für uns Katholiken darin,
daß feder Staat nicht bloß auf sozialem und
national ein Gebiete Hervorragendes leistet, son-
dern in enger Zusammenarbeit mit der Kirche,
weil Leide auf ihrem Gebiete eine vollkommene
Gesellschaftsform darstellen, schon im eigenen
Interesse des religiösen Friedens die große
Sendung des Christentums als Offenbarung
Gottes an die Menschheit in alle Kulturberciche
hinein ermöglichen und erleichtern muß. So ist
für uns Christen, das Ideal nur der christ-
kich« Staat. So verstanden ist auch das über-
wältigende Abstimmungsergebnis der Saar-
kgtholiken unter der Führung ihrer Bischöfe ein
Bekenntnis zu jenem Deutschland, dem der
Führer des Reiches als allein Berufener
Has Christentum zur Grundlage des Staats-
wesens gegeben hat.
Volkstreue! Es ist ein Begriff, der über
den Staat hinausgreift. Millionen gehören
seelisch zusgmmen die nicht innerhalb desselben
Staatswesens leben, die auch ihrem eigenen
Kgterland in restloser Treue ergeben sind, sei
es, haß sie dort die Gastfreundschaft genießen, sei
es, daß eben die Geschichte uns Entwicklung
Hnen ein anderes Staatswesen angewiesen hat.
kte glls sind aber durch Sprache und gemein-
same geistige Kultur in eines höheren Einheit
Miteinander verbunden.
Mährend die Stauten ihre Grenzen Ln-
d«rn können, ober »mH die politischen Form-nr,

in denen die Bevölkerung zusammenlebt, ändert
sich das Volkstum nicht, weil es etwas
Naturgegebenes ist, wenn es auch gehütet wer-
den muß wie ein kostbares Kleinod, wie ein
Erbstück Vergangener Geschlechter. Der Boden
aber, aus dem alles Volkstum sproßt, ist die
Heimat. Hier ruhen jene Kräfte, von denen
wir ein ganzes Lehen hindurch zehren. Heimat-
treue ist Volkstreue. Das ist das Bekenntnis der
Saarbevölkerung am 13. Januqr gewesen.
Glaubenstreuel Es ist die dritte, aber
sinngemäß die erste und wichtigste Treue, weil
Staatstreue und Volkstum ohne diese Treue ins
Wanken geraten, weil von ihr unser Heil für
Zeit und Ewigkeit abhängt. Diese Treue muh
den Primat haben und beanspruchen in unse-
rem ganzen Denken und Handeln. Etu-isiisnu»
miti! yomso — das Wort der Urchristen gilt
auch dem Menschen des 20. Jahrhunderts. In
dieser Frage scheiden mir uns van der radikalen
Gottesleugnung des Bolschewismus, gber auch
von jeder liberalen Weltanschauung, wenn ihre
äußere Form auch noch so schillernde Farben zei?
gen würde.
Das Christentum ist unsere Welt-
anschauung. Hier gilt das Wort des
Apostels: „Dieser ist der Stein, her zum Eckstein
geworden ist und nicht in irgendeinem anderen
ist das Heil. Denn es ist kein anderer Name
unter dem Himmel den Menschen gegeben, guter
dem wir gerettet werden können" (Ap-g. 4, H,
12). Und dieses Wort des Apoftslfürften wird
ergänzt durch ein anderes zeitgemäßes, das
Paulus an seinen Schüler Timotheus geschrieben
bat: „Es gibt Menschen, die die gesunde Lehte
Christi nicht mehr vertragen, sondern die nach
ihren Gelüsten sich andere Lehrer wählen, die
ihren Ohren schmeicheln, die von der Wahrheit
sich abwenden und zu den Fabeln sich hinkehren.
Du aber erwache und vollbringe das Werk eines
Evangelisten" fll. Tim. 4, 3—5).
Das katholische Deutschland betet in diesen
Tagen mit den Katholiken der ganzen Welt um
die religiöse Einheit der Christen, um das große:
Ovum oviis sl unus psrtor. Wir haben nicht
die Macht, diese verlorene Einheit mit menfH,
lichen Mitteln herbeizuführen. Gott allein weiß
es, ob diese Wunde noch einmal sich schließen
wird, aber eines wollen lbir in erster Linie in
heißem Gebete erflehen und dazu auch unsere
Kräfte verwenden, damit wenigstens jene, die
noch an Christi Gottheit glauben, in ganz
Europa sich zusgmmenfinhen WM geschlossenen
Kampf gegen jene, die heute mitten in einer
Zeit völligen Zerfalls zu sprechen wagen*
blosuwur stupa k-sgnsi-s supsi- vos — wir wol-
len nicht, daß Christus über uns herrsche.
Was ist also der tiefer« Sinn der Sa-ar,
abstimmung, wenn wir über alles rein Polt,
tische, das für sich allein nicht in di« Kirche ge-
hört, hinausblick-en, und nur die ewigen Gedan-
ken des Christentums sprechen lassen?
Friede dem deutschen Volke. Unser
Volk bedarf des Friedens nach den Erschütte-
rungen des Weltkrieges, nach den Auswirkun-
gen der Friedensverträge, der Revolution, nach
den ständigen Kämpfen. Friede nach außen und
ebenso sehr Friede im Innern. Je dunkler es
in dieser Menschheit wird, je weiter sie sich in
persönliche und kollektive Selbstsucht verliert,
desto mächtiger beginnt wieder das Bild Christi
zu leuchten für jene, die Augen haben, ihn zu
sehen, desto überwältigender klingt seine Lehre
an Welt und Mensch für di«, di« Ohren haben,
ihn zu hören, desto sicherer wissen wir es: Er ist
es, dem die Zukunft gehört, auch wenn der
Kampf um seine Lehre wieder apokalyptische
Formen annehmen sollte. Er allein konnte spre,
chen: „Ich bin das Licht der West- Wer mir
nicht nachfolgt, wandelt nicht im Lichte, sondern
in Finsternis!" Mit anderen Worten: Wir müs-
sen wieder wahre, kompromißlose Jünger Christi,
Tatkatholiken werden, um seine Weltanschauung
wirksam zu machen für Nation und Staat.,
Damit diese Erkenntnis unter allen Nationen
wachse, wellen wir in dieser Weihestunde unsere
Gebete zum Himmel empvrsenden, denn von ihr
hängt in letzter Linie der Friede in ganz
Europa und damit auch jener in unserem Volke
ab. Immer wieder hat es sich deshalb in der
Völkergeschichte bewahrheitet, daß die treuesten
und verläßlichsten Bürger nur jene waren, di«
weltanschaulich tief im Christusglauben verwur-
zelt waren. Diese allein haben in allen Zeiten
versinkende Monarchien und untergehende Repu-
bliken noch mit der ganzen Opferwilligkeit gläu-
biger Menschen bis zur letzten Stunde gestützt
und Staatsformen die Treue bewahrt auch un-
ter Opfern und Enttäuschungen, wenn andere
längst sich zurückgezogen hatten, fahnenflüchtig
wurden oder gar ins Lager der Gegner überge-
laufen waren. Es ist jene vmn-hme Vaterlands-
liebs, dj« nur, wenn sie ans religiöser lieber*
zeugung geboren ist, zur sittlichen Tugend wird.

Der schwedische Präsident der Abstimmung«-
kommission, Rodhe, Hst Fxeitsg »b««d «Ai
gültig das Saargebiet verlassen, pW ?iüe Er-
holungsreise nach dem Süden «vzutreten.

I des badischen Volkstums aus Alemannen im
> Süden und Franken im Norden, die sich beide
glücklich ergänzen. Die geographische Eigenart
des Landes mit den vielen Tälern war der
Pflege und Erhaltung einer großen Vielgestal-
tung von Volkstrachten besonders günstig.
Der Vortrag von „Vadischi E'schichtli" in
heimischer Mundart, Trachtengxuppen und
Volkstanzgruppen, darunter insbesondere des
Vändertanzes, des Elockentanzes und des Rei-
fentanzes fanden lebhaften Beifall.
Dr. Erwin Hertl schilderte in Wort und
Bild die Schönheiten des badischen Landes und
ließ die zugehörigen Trachtengruppen in Tanz
und Gesang dazu auftreten. Als am Schluß
der Gruppentänze, von den Anwesenden mitge-
sungen, das Badener Lied erklang: „Das
schönste Land in Deutschlands Gauen, das ist
mein Vadner Land, es ist so herrlich anzu-
j schauen, und ruht in Gottes Hand", wurde tk
vielen der Wunsch rege, dieses Land aus eige-

Großer badischer Heimatabend in Berlin
DRV Berlin, 26. Jan.
Pie wuchtigen und zugleich feingliedrigen
Formen des Heidelberger Schlosses grüßen im
Bild von tzsr Bühne des Clou herab, wo am
Freitag abend ein von der NS-Gemeinschaft
„Kraft durch Freude" und der Landsmannschaft
der Badener veranstalteter großer Badi-
scher Heimatabend stattsand, der ein
überaus zahlreiches Publikum herbeigelockt
hatte. Unter den Klängen der Kgpelle der
SS-Stqndarte 75 erfolgte der Einmarsch von
etwa 20 verschiedenen badischen Trachtengrup¬
pen vom Hotzeuwald bis zum Taubergrunv-
Unter den Trachten fanden besondere Beach¬
tung die Neustädter Hochzeitstracht mit der
eigenartigen Kopfbedeckung, dem Chapel, die
Elottertaler mit ihren Ponpons, die Eutacher
mit ihrem Schwalbenhütchen, die Markgräfler
mit schwarzen großen Hauben, ferner Vie Ha¬
nauer und die Hotzenwälder.

Der Vorsitzende der Landsmannschaft der Ba- «er Anschauung kennenzulernen. Es war ein
ch l e r, sprach herzliche Worte der hervorragend geglückter Heimatabend, der alle«
Begrüßung und erklärte die Zusammensetzung Teilnehmern in Erinnerung bleiben wird.

Die Laarfinanzverhandlungen
in Basel
DNB Basel, 25. Jan.
In den Saarfinanzverhanülungey, die am
Donnerstag nachmittag unter dem Vorsitz von
Jacques Ruefs, Chef der französischen Ab-
ordnung, begannen, stand zunächst die Trans-
ferierung der französischen Franken in Mark-
währung und Vie Rückführung der eingezogenen
französischen Noten an Vie Bank von Frankreich
durch Vermittlung der BIZ zur Aussprache.
Am Schluß der Donnerstagsitzung wurde fol-
gende amtliche Verlautbarung heraus-
gegeben:
„In Basel haben heute Verhandlungen zwi-
schen Vertretern der deutschen und französischen
Regierung und der Regierungskommission des
Sgargebietes begonnen- Pqs Dreierkomitee
verfolgt die Verhandlungen Lurch ein Mitglied
des Finqnzko-mitees des Völkerbundes.
Die zu behandelnden Probleme betrafen die
Regelung der sich aus der Rückgliederung des
Saarlandes ergebenden allgemeinen und finanz-
technischen Fragen, wie z. B. Frankenaustausch,
zolltechnische Fragen, Privatverträge, Gruben,
und Eisenbahnfragen, Verpflichtungen der Re,
gierungskommission usw.
Es wurde festgestellt, daß die Uebergabe der
einzelnen Verwaltungszweig« des Saarlandes
an Vie deutschen Behörden außerhalb des Auf-
gabenkreises der in Basel begonnenen Bespre-
chungen liegt und diese ihre Vorbereitungen
durch unmittelbare Fühlungnahme
zwischen der deutschen Regierung und der Regie-
rungskommission des Saargebietes erfolgen
muß, In her heute abgehaltenen Besprechung
wurde über di« Arbeitsteilung Beschluß gefaßt
UNd die Bildung von Kommissionen vor-
genommen"
SOS!
Amerikanischer Dampfer mit 1107 Fahrgäste«
an Bord in Seenot
DNB. Newyork, 25. Jan.
Dßr amerikanische 5 M - Tonnen - Dämpfer
„Mohawk" hat SOS-Rufe ausgesandt und mit-
geteilt, däb er mit dem Fährdampfer der Long-
Jsland-Sisssnbahn „Talisman" vier Meilen von
Seagirt (New Jersey) zusammengestoßen sei.
Die „Mohawk* war am Donnerstagnach-
mittag von Newyork nach Havanna und Mexiko
abgegangen. Sie hat 1107 Personen an Bord.
Zwei Rettungsboote der Küstenwache eilen an
die Stelle des Unfalls.
Die Katastrophe der „Mhawk"
Noch 48 Vermißte
DNB. Newyork, 25. Jan.
Der Dampfer „Mohawk" ist nicht weit ent-
fernt von der verbrannten „Morro Castle" ge-
sunken. Nach den Berichten von am Freitag hier
eingetroffenen Ueberlebenden ist der Zusammen-
stoß mit der „Talisman" noch völlig ungeklärt-
Der Zusammenprall erfolgte in einer klaren
Nacht; er war so heftig, daß der Bug der
„Mohawk" vollkommen eingedrückt wurde. Man
begann sofort mit der Aussetzung der Rettungs-
boote. Da jedoch das ganze Deck mit einer
dicken Eisschicht bedeckt war, glitten die Fahr-
gäste, Vf« M den Booten eilten, auf dem Deck
aus und stürzten hin- Die „Mohawk" legte sich
so schnell auf die Seite, daß die Seil« einiger
Rettungsboote durchschnitten werden mußten,
Um rechtzeitig vom Schiff abzukommen-
Als Vie „Mohawk" unterging, befanden sich
noch mindestens 40 Personen aus dem Deck;
einige yon ihnen sprangen ins Meer. Die Ret-
tungsboote trieben in der eisigen Kälte und bei
schwerer Gee stundenlang umher, ehe sie von

anderen Schiffen ausgenommen werden konnten.
Vielfach froren die Riehmen der Rettungsboot«
in den Händen der Ruderer fest. Die Mehr-
zahl der Ueberlebenden ist in Newyork mit er-
frorenen Händen und Ohren, sowie sonstigen
Verletzungen eingetroffen. Zur Zeit des Zu-
sammenstoßes spielte ununterbrochen das Schiffs-
orchester. Die Ueberlebenden preisen außeror-
dentlich den Heldenmut der Besatzung
und betonen, daß es an Bord der „Mohawk"
keine Panik gegeben habe.
Die Suche der Küstenwachschiffe und der Flug-
zeuge nach den 49 vermißten Fahrgästen und
Mitgliedern der Besatzung ist bisher ergebnis-
los geblieben.
Die Nachforschungen nach den Vermißten
Zwei mit den Nachforschungen nach den Ver-
mißten der „Mohawk" beauftragte Wasserflut
zeuge berichteten, daß sie in der Nähe von Seä-
girt an der Küste von Jersey im Wasser fünf
Leichen und vier leere Rettungsboote gesichtet
haben. Später funkte ein Küstenwachschiff, daß
es aus dem Meere etwa 10 Meilen südlich deß
Unglücksstelle neun Leichen geborgen habe-
Unter den Vermißten befinde sich auch der Kapi-
tän der „Mohawk", Joseph Wood, der «och
kurz vor dem Untergang seines Schiffes auf der
Kommandobrücke gesehen wurde.
Ein deutscher Emigrant in Prag erschossen
DNB. Prag, 25. Jan. Nach einer Meldung de»
Preß-Büro Prag ist in der Nacht vom 23. auf
den 24. Januar in einem Hotel bei Pribram der
deutsche Emigrant Rudolf Wormys aus Stutt-
gart erschossen worden. Als mutmaßliche Täter
werden drei Reichsdeutsche genannt, ohne daß je-
doch eine nähere Begründung für diese Vermu*
tung angeführt wird. Man wird daher die wei-
teren Ermittlungen abwarten müssen.
Zn Kürze
Namens der Ritter des Ordens „Pvur K
Märkte" hatte Eeneralfeldmarschall v. Macken-
sen an den Führer und Reichskgnzler ein Er-
gebenheitstelegramm gerichtet. Der Führer har
hierauf telegraphisch wie folgt geantwortet:
„Ihnen, sehr verehrter Herr Generalfeldmar-
schall, und den zum Friedrichstag in Berlin ver-
sammelten Rittern des Ordens „Pour le m«rtte
danke ich für die mir telegraphisch übermittelte«
Grüße, die ich in soldatischer Verbmrdenheit Herz,
lichst erwidere, gez. Adolf Hitler."
Am Jahrestage der nationalsozialistischen Re-
volution, dem 30. Januar 1935, ist wie im Vor-
jahre jegliche Sammeltätigkeit verboten-
Eine Ausnahme hiervon bildet di« Winterhilfe
lotterie.
*
Reichsminister Dr. Göbbels eröffnet« Frei-
tag mittag den Betrieb der Fernschreiber-
anlage, die er als Verbindung zwischen dem
Reichsministerium für Volksaufklärung urm
Propaganda und seinen sämtlichen Lanvesftel-
len sowie der Reichspropagandaleitung der
DAP München anlegen ließ. Einzig vqstehenN
in der Welt ist die Möglichkeit, alle 33 durch
dieses Netz verbundenen Stellen im Reich gleich,
zeitig zusammenzuschalten. So können Mittei-
lungen von einer Stelle gleichzeitig an alle an-
deren gegeben oder auch Wechselschreiben zwi-
schen einzelnen Stellen ausgetauscht werden, di«
alle anderen Stellen mitlesen. Es kann also ern«
einzige große Konferenz zwischen 33 in ganz
Deutschland verstreuten Stellen auf schriftlichem
Wege stattfinden.
Gestern nachmittag fand in der Berliner Aus-
stellungsstadt am Kaissrdamm eine Pressevorba-
fichtigung der Grünen Woch« 1935 statt,
die in der Zeit vom 26. Januqr bis 3. Febxuqr
veranstaltet wird. *
Der Untersuchungsrichter des Obersten Abstim«
muuasgerichtshofes hat den Polizeiinfpektpr von
Schaffhausen,'T i l k, aus der Haft entlassen.
Tilk hatte bekanntlich in dex Nacht zum LI. Ja-
nuar den Emigranten Meysr von Schaffhause«,
aks er seiner Verhaftung mit der Waff« M d«
Hand Widerstand leistete, in Notwehr «vschofssst.
 
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