Dr. Goebbels auf dem Gauparleitag Verlin
20000 politische Leiter
im Sportpalast
DNB. Berlin, 2. Februar.
Der erste Eautag der NSDAP Groß-Berlins
im neuen Jahre wurde für die 20 WO politischen
Leiter, die. den Sportpalast überfüllten, wieder
zu einem ganz besonderen Erlebnis. Wie immer
bei diesen Zusammenkünften der Partei, so hielt
auch diesmal der Gauleiter Reichsminister Dr.
Goebbels eine grotzangelegte Rede.
Der Gauleiter nahm eingangs den zweiten
Jahrestag der Machtergreifung zum Anlatz, um
an die Lage der Partei im Dezember 1932 zu
erinnern. Als der Führer am 30. Januar mit-
tags 1 Uhr dis Staatsführung in der Hand hatte,
da wußten wir, daß kein Grund war zum feiern,
sondern daß
Arbeit über Arbeit uns erwartete.
Die Lage in Deutschland war so bedrohlich ge-
worden, daß man ihrer mit den gewöhnlichen
parlamentarischen Mitteln nicht mehr Herr wer-
den konnte. Anders wäre es auch garnicht zu
erklären, daß die Uebernahme der Regierungs-
gewalt durch den Führer nicht den geringsten
Widerstand fand. Man war im gegnew'chen
Lager verrannt genug, zu glauben, daß auch wir
die Macht schon bald wieder abgebsn würden.
Aus den drei Monaten, die man uns großmüti-
gerweise zubilligte, sind aber mittlerweile zwei
Jahre geworden, und ich glaube: es werden
daraus zwanzig und aus diesen zwanzig zwei-
hundert Jahre werden, und es wird sich nichts
an der Tatsache des nationalsozialistischen
Deutschland ändern. (Stürmischer Beifall.)
Das Reich ist im Vergleich zu damals nicht
schwächer, sondern stärker geworden. Das Regime
hat sich nicht abgenutzt, sondern befestigt, und
niemand glaubt mehr daran, daß der National-
sozialismus je noch einmal das Feld räumen
könnte. Mögen Fehler gemacht worden sein,
mögen Mängel da und dort unterlaufen — sie
reichen insgesamt nicht dazu aus, uns die Er-
folge streitig zu machen und den Nationalsozia-
lismus in seiner Kraft und in seiner Macht zu
brechen.
Sein Ende ist überhaupt unvorstellbar.
Auch unsere Gegner haben das allmählich ein-
sehen gelernt. Der Nationalsozialismus fühlt sich
so sicher im Sattel, daß er erst gar nicht nötig
hat, mit Festen und Feiern auf seins Existenz
aufmerksam zu machen. Er hat heute dazu wirk-
samere Mittel. Das Volk ist mit ihm innerlich
solidarisch geworden. Wenn wir z. B. beim zwei-
ten Jahrestage unserer Revolution bewußt auf
rauschende Feste verzichteten und uns stattdessen
als Regierung und Partei gerade mit den Aerm-
sten unseres Volkes verbrüderten, so ist das ein
Zeichen unserer sozialistischen Haltung, die wir
einst in der Theorie vertraten und heute in der
Praxis verwirklichen. (Stürmischer Beifall.)
Das zweite Jahr unseres revolutionären Auf-
baues hat sich würdig dem ersten Jahre des
Durchbruches angeschlossen. Vier Jahre Zeit hat-
ten wir bei der Machtübernahme verlangt, und
schon jetzt sind zwei Drittel unseres Auftrages
erfüllt.
Gewiß, unsere Regierung hat dabei auch
Glück gehabt,
während den verflossenen Parteien Gott seine
Hilfe versagte, obschon sie manchmal so taten,
als ob er ihr Fraktionskollege wäre. (Stürm.
Heiterkeit.) Glück muß man eben haben. Die
Regierung ist nicht in Grübeleien stecken geblie-
ben, sondern.hat Mut zu großen und auch zu
schweren Entschlüssen aufgebracht. Das Regime
steht. Mit Initiative, Mut und Ideen geht es
an die Zeitprobleme heran.
Man vergesse doch nicht, was für Zustände wir
auf allen Gebieten, nicht zuletzt auf dem der
Reichs-, Länder- und Kommunalfinanzen, vor-
fanden. Es wird manchmal geklagt über die
Höhe der Steuern. Aber man soll sich doch
vergegenwärtigen, daß wir in der Zeit, da wir
regieren, auch
keine Schulden gemacht
haben. Es blieb uns manchmal nichts anderes
übrig, als rigoros vorzugehen, denn die Krise
zur Zeit der Machtübernahme war so groß, daß
jedes Mittel zu ihrer Behebung recht sein mußte.
Man darf auch nicht außer Acht lassen, daß wir
die auf allen Gebieten angebahnten Reformen
ohne starke Jnnererschlltterung durchgeführt
haben. Das war möglich, weil wir sie nach und
nach und immer zur gegebenen Zeit in Angriff
nahmen Schritt für Schritt. Was vor zwei Jah-
ren noch schwerste Krisen und schärfsten Wider-
stand hervorgerufen hätte, vollzieht sich heute so
geräuschlos, daß man kaum mehr etwas davon
merkt.
Dr. Goebbels verwies in diesem Zusammen-
hang auf die jetzt angebahnte
Senkung -es Zinsfußes,
die er als den Anfang eines organischen Um-
baues des gesamten deutschen Kreditwesens be-
A.erchnete. Zu geeigneter Zeit begonnen, habe sie
jede Erschütterung vollzogen und keine
Fabrik, keine Bank sei dabei zugrunde gegangen.
Zn der ^rage der Devisen- und Roh-
st 0 sfb e sch a f fu n g habe es gegolten, ent-
weder das Arbeitsbeschaffungsprogramm aufzu-
geben, oder aber zeitweilig Schwierigkeiten in
Kauf zu nehmen. Selbstverständlich habe man
sich dafür entschlossen, die Arbeitslosen in den
Wrrtschaftsprozeß einzugliedern. Infolgedessen
Habs man natürlich auf der anderen Seite auch
mehr oder minder auf dem Gebiet der Devisen-
Beschaffung zu kämpfen gehabt. Einen nicht zu
unterschätzenden Vorteil habe diese Zwangslage
mit sich gebracht:
die Beschaffung von eigenen Rohstoffen auf
synthetischem Wege
sei in Deutschland schon so weit fortgeschritten,
daß auf einigen Gebieten bereits eine gewisse
Unabhängigkeit vom Auslandsmarkt festzustellen
sei. So verdanke die nationalsozialistische Regie-
rung ihre Erfolge nicht allein dem Glück, son-
dern auch der Not und der Bedrängnis, die sie
gelehrt hätten, die gegebenen Folgerungen aus
der Lage zu ziehen. Es wäre verständlich ge-
wesen, so fuhr Dr. Goebbels fort, wenn sich die
Regierung angesichts ihrer großen Aufgaben im
ersten Ansturm weniger um die Lebenshaltung
der breiten Massen hätte kümmern können. Aber
wir haben schon mitten im Aufbau unserer Wirt-
schaft dem sozialistischen Teil unseres Programms
Genüge widerfahren lassen. Es gibt wohl in der
Welt heute keinen Staat, der sozial so verankert
wäre wie der unsere. Nickt umsonst kommen
Menschen aus den verschiedensten Ländern zu
uns, um unser Winterhilfswerk zu stu-
dieren. Dem Besserwisser aber begegnen wir auf
seinen Einwand, daß das Volk das ja bezahlen
müsse, mit der Gegenfrage:
Ja, wer soll es denn sonst bezahlen?
Es ist ja schließlich nicht so, daß eine Regie-
rung bei ihrem Antritt einen Scheck über 350
Millionen für das Winterhilfswerk in die Tasche
gesteckt bekommt. Es will schon etwas bedeuten,
daß das Volk uns solche Summen anvertraut.
(Stürmischer Beifall.) Bei unseren Vorgängern
hätte es sich das wohl überlegt! (Stürmische
Heiterkeit.)
Dr. Goebbels erinnerte dann an die Leistun-
gen des „Kraft-durch-Freude"-Werkes. Dieselben
Menschen, die vielleicht vor drei Jahren unter
den Einwirkungen des Kommunismus gesagt
hätten: Was geht uns das Saarland an', haben
jetzt mit uns demonstriert in dem Gefühl: Deutsch-
land setzt sich wieder durch, es gewinnt seine
Achtung in der Welt wieder und das kommt
allen Deutschen zugute. Man kann heute in der
Welt wieder stolz sein auf Deutschland! Mehr
und mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß
unser Sozialismus nicht eine Phrase oder eins
Sache der Theorie ist, sondern eine Sache des
Lebens. Bei uns regiert nicht die Wirtschaft die
Politik, sondern die Politik die Wirtschaft, und
die Minister sind nicht den Wirtschaftskapitänen,
sondern die Wirtschaftskapitäne dem Staat unter-
geordnet. Als Minister, die aus dem Volke her-
vorgegangen sind und für sich außer einer ent-
sprechenden Lebenshaltung keine materiellen
Vorteile verlangen, können wir die ehrlichen
Makler sein in der Abwägung der jeweiligen
Interessen.
Alles wird entschieden nach der Frage des
Gemeinwohles.
Aus der Fülle der Maßnahmen, die die wirt-
schaftlichen und sozialen Erfolge politisch zu
untermauern hatten, hob Dr. Goebbels im wei-
teren Verlauf seiner Ausführungen die Reichs-
reform besonders hervor, wobei er betonte,
wie wichtig für unsere außenpolitische Position
aas Vorhandensein eines einzigen zentralen poli-
tischen Willens ist, weiter die Rassegesetz-
gebung, die Maßnahmen zur Bekämpfung
erbkranken Nachwuchses) den Umbau der Presse
und des Rundfunks, den Neuaufbau von Theater
und Film. Nur. ein Mann, Adolf Hitler, so
rief er zusammensassend unter dem stürmischen
Beifall der Parteigenossen aus, repräsentiert
den deutschen Willen.
Partei und Staat sind unterdes in der Zen-
tralidee unserer Weltanschauung so verzahnt und
verklammert worden, daß man sie garnicht mehr
auseinanderreißen kann. Die Idee überdacht
alles.
Partei, Staat und Wehrmacht
sind die Organisationen der Idee in ihrer Aus-
führung, und auf den Säulen dieser Organi-
sationen steht fest, legal und unerschütterlich das
nationalsozialistische Regime. Dadurch sind wir
in die Lage versetzt worden, eine aktive Außen-
politik zu betreiben. Wenn man von uns for-
Karl de
Der AWg m Aachm
Der 28. Januar als Festtag Karls des Großen
wurde in der Kaiserstadt Aachen und in der
Diözese in altgewohnter Festlichkeit begangen.
Die Stadtverwaltung hatte, wie alljähr-
lich, „die unentgeltliche Besichtigung des Krö-
nungssaales aus Anlaß des Karlsfestes am
Sonntag, 27. Januar, und am Sonntag, 3. Fe-
bruar, gestattet."
Im Großen Saale des Alten Kurhauses, der
bis auf den letzten Platz gefüllt war, beging
das Aachener Kaiser-Karl-Gymnasium
das Patronatsfest mit einer würdigen Feier-
stunde. Der Leiter der Schule, Öberstudien-
direktor Billen, hielt die Festansprache. Eü
betonte dabei u. a. (nach dem Bericht des
„Dolksfreund" vom 29. Jan. 1935): „Hermann
der Cherusker hat erst in Rom den eigenen
völkischen Geist bekommen, erst im römischen
Eeneralstab lernte er die Kriegskunst, die ihm
später zum Siege verhalf. Auch Karl der Große
ist von der Vorstellung des römischen Impe-
riums stark beeinflußt; er ist aber kein Röm-
ling gewesen, sondern hat sein Deutschtum
nie verleugnet. Wenn ein Volk sich im
Leben behaupten will, darf ihm weder Helden-
tum noch Christentum fremd sein. Das Christen-
tum vermag den Drang des Deutschen, sich un-
gestüm in die Weite zu ergießen, einzudämmen.
„Auf völkischer Grundlage mit den beiden star-
ken Aesten Antike und Christentum wollen wir
unsere Jungen zu christlichen Deutschen des
Dritten Reiches erziehen."
Diözesanbischof Dr. Vogt zelebriert am 3.
Februar in Gegenwart der Vertreter höchster
staatlicher und kirchlicher Behörden ein feier-
liches Pontifikalamt. Der Kaiser-Karl-Schrein
wird bei dieser Gelegenheit öffentlich im Okto-
gon des Aachener Münsters ausgestellt, und zu
dsrt, daß auch wir uns für eine Befriedung
Europas einsetzen, dann muß man uns auch
als gleichberechtigte Partner in Kauf nehmen!
Cs muß das eine tatsächliche Gleichberechtigung
sein, die nicht mit moralischen Phrasen entwer-
tet wird. Das heißt nicht etwa, daß wir den
Krieg wollen. Wir wollen nicht erne Armee,
um Krieg zu führen, sondern um den Frieden
zu erhalten. Denn ein ohnmächtiges Land ist
geradezu eine Einladung an die Welt, es zu
überfallen. Unter tosendem Beifall rief der
Minister aus:
Unsere Entschlossenheit zur Erkämpfung der
deutschen Gleichberechtigung ist unerschütter-
lich! Sie kann überhaupt nicht abgehandelt
werden!
Ob wir kommenden Vereinbarungen Leitre-
ten, das hängt in erster Linie davon ab, ob wir
das tun können als souveräner und gleichberech-
tigter Staat (Erneuter, langanhaltender Bei-
fall.) Von einer Rückkehr in den Völker-
bund kann so lange keine Rede sein, als wir
mit den anderen Nationen keine gleichen Rechte
haben. Wir sind jederzeit bereit, am internatio-
nalen Frieden mitzuarbeiten und unseren Zoll
zu entrichten für die Konsolidierung Europas.
Unser Abkommen mit Polen hat auch bewie-
sen, daß wir entschlossen sind, für den allgemei-
nen Frieden Opfer zu bringen. Es ist unser
ernsthafter Wille, osm gequälten Erdteil
Europa Frieden zu geben. Und da ein solcher
Friede von Dauer sein soll, kann er nicht auf
der wankenden Basis ungleicher Rechte errichtet
werden.
Der Gauleiter warf nach diesem großen
Usberblick über die Eesamtlinie der deutschen
Innen- und Außenpolitik die Frage auf, was
demgegenüber die kleinen Sorgen des Alltags,
die unbedeutenden Mängel an diesem oder je-
nem Menschen, an dieser oder jener Sache zu
sagen hätten. Er klärte in diesem Zusammen-
hang vorerst das
Verhältnis zwischen Parteigenossen und
Nichtparteigenossen
dahin: Wir wollen dem Nichtparteigenossen kei-
neswegs seine Betätigung im wirtschaftlichen
und im kulturellen Leben beschränken. Aber die
Politik wird von der Partei gemacht, und
da soll uns niemand ins Handwerk pfuschen.
Daß im übrigen eine Partei mit mehreren
100 000 politischen Leitern auch hier und da
einen unzulänglichen Amtswalter aufzuweisen
hat, ist nur natürlich. Haben wir ihn erkannt,
so wird er ausgeschaltet. Aber keineswegs geben
wir unsere Hand dazu, einen Parteigenossen, der
der Partei ehrlich gedient hat, deshalb gleich ab-
zusetzen, weil er einmal einen Fehler gemacht
hat. Da erklären wir uns solidarisch mit ihm,
denn er ist immer noch weit besser als der
Spießer, der gar nichts getan und nur gemeckert
hat (Stürm. Beifall.) Eine andere Frage, die
Dr. Goebbels berührte, war die
Hat die Partei das Recht und die Pflicht
zu angemessenem Auftreten?
Er beantwortete sie offen dahin: Auch öffent-
liches Auftreten ist für uns nur ein Mittel zum
Zweck. Wir müssen es ebenso beherrschen wie
alle anderen Gebiete. Nur muß der National-
sozialist dabei immer bleiben, was er ist. Jedes
Gebiet, das wir freiwillig aufgeben, überlassen
wir damit unseren offenen oder getarnten Geg-
nern. Deswegen sollen und dürfen Amtswalter
wie Minister sich dadurch nicht ändern. Unsere
Parteigenossen, die in langer Kampfzeit bewie-
sen haben, daß sie Opfer bringen und Entsagung
über können, haben es nicht nötig, ihre Ehrlich-
keit und Lauterkeit täglich aufs neue zu vertei-
digen.
Große
Seiten des Hochaltars steht dann die berühmte
Karlsbüste mit dem Schädel des großen Deut-
schen. Machtvoll erklingt an diesem Tage — be-
geistert von den Aachener Gläubigen gesungen
— der alte und immer wieder neue Preisgesang
des großen Kaisers und seiner Kaiserstadt:
„Ards sczusnsls, urbs regsüs ..."
Die „Kirchenzeitung für das Bis-
tum Aachen" vom 27. Januar widmet Karl
dem Großen („Des deutschen Volkes erster
Kaiser" )eine ganze Sondernummer in Wort
und Bild. Weihbischof Dr. Hermann Joseph
Sträter schreibt im Schlutzteil eines Auf-
satzes „Karls des Großen Münster als Brenn-
punkt idealen Lebens": „lieber dreißig deutsche
Könige sind im Münster gekrönt worden. Es
ist durch Jahrhunderte hindurch die vornehmste
Kirche Deutschlands gewesen. Und wenn auch
unser Münster Anziehungskraft auf Menschen
aller Zonen ausübt, so freuen wir uns doch, daß
es die deutscheste aller Kirchen ist.
Karl der Große gehört nicht zu den offiziellen
Heiligen der katholischen Kirche; eine gesetz-
mäßige Heiligsprechung ist ihm nicht zuteil ge-
worden. Aber weil er einer der ganz Großen
der Weltgeschichte ist, weil er unendlich viel
getan hat zur religiösen, sittlichen und kultu-
rellen Hebung seines Volkes und trotz vorhan-
dener Schattenseiten doch in mancher Hinsicht
vorbildlich lebte, hat die Kirche es stillschwei-
gend geduldet, daß er in Aachen und an einigen
anderen Orten als heilig verehrt wird.
Dieser Standpunkt ist ein viel gerechterer, als
derjenige, den heute einzelne einnehmen, die
den großen Kaiser wegen vorgekommener, oft
dazu noch übertrieben dargestellter Fehler maß-
los heruntersetzen. Dante, der für geschicht-
liche Größe ein feines Verständnis hatte und
mit Freimut tadelte, was ihm, und hsndelte es
sich auch um hochgestellte Persönlichkeiten, fehler¬
hast schien, (spricht im „Paradies*, dem drM«
Teil seiner „Göttlichen Komödie", von KarE
dem Großen. Er sieht, von Beatrice geführt und
belehrt, in einer der hohen Himmelssphären
strahlende Sterne, die ein leuchtendes Kreuz
bilden; jeder Stern ist ein verklärter Gottes-
held. Da nennt ihm Beatrice deren Namen;
entzückt schaut er zu zweien dieser Leuchten
empor und schildert uns anhand eines Bildes
aus Jagdsitten seiner Zeit, dessen er sich oft
bedient, wie der Anblick ihn fesselt: „Als Ro-
land dann erschien und Karl der Große, den
Beiden folgte aufmerksam mein Auge, gleichwie
das Auge folgt des Falken Stoße." (Par. 18,
43—45). — Weihbischof und Dompropst Dr.
Sträter schließt den Aufsatz mit den Worten:
„Deutschland, deutsches Volk, deutsche Kultur,
vergiß nie, was du Karl dem Großen verdankst!"
GemErstum und Christentum
Hannover, 31. Jam
Im Außeninstitut der Technischen Hochschule
Hannover sprach Domvikar Dr. Algermissen
(Hildesheim) über die „Synthese von Germanen-
tum und Christentum in der Geschichte des deut-
schen Glaubens". Als Mitglied der „Entente in-
ternationale" gegen die dritte International«
und der 1934 gegründeten „Pro-Teo-Kommission"
hat Dr. Algermissen im Dezember, fünf Wochen
vor der Saarabstimmung, in Saarbrücken eine
große antibolschewistische Abstimmung durchge-
führt, die das Ziel, dem im Saargebiet als Bun-
desgenossen des Christentums sich gebärdenden
und gegen die deutsche Regierung auftretenden
Kommunismus seine religiöse Maske abzureißen,
voll und ganz erfüllt. Ter Redner, der durch
seine eine Verständigung unter den christlichen
Bekenntnissen anstrebenden konfessionZkundlichen
Arbeiten bekannt ist, beschränkte sich darauf, daS
Wesen der Synthese von Germanentum und
Christentum, wie es sich an besonders wichtigen
Punkten der letzten 1000 Jahre zeigte, darzu-
legen und das Typische in der Synthese zwischen
germanischem Empfinden und christlichem Glau-
bensgehalt durch einige Beispiele zu erläutern.
Einleitend schickte er voraus, daß das Chri-
stentum seinem ganzen Wesen nach übernatürlich,
Christi Heilsordnung weltumspan-
nend und die christliche Wahrheitsfrage ganz
und gar unabhängig von menschlicher Ergebnis-
und Darstellungsfähigkeit sei. Nur in der gei-
stigen Durchdringung und künstlerischen Gestal-
tung der religiösen Ideenwelt entsteht die art-
gemäße Beeinflussung. So ist es zu verstehen,
daß das absolute, übervölkische Christentum bei
den einzelnen Rassen und Völkern eigenartige
Züge ausweist. Und so ist das Christentum auch
eine Verbindung eingegangen mit der Eigenart
germanischer Frömmigkeit, deren Grundzüge in
den tiefen Mythen, der tiefen Sehnsucht nach
Wahrheit und der tiefernsten Ehrfurcht vor dem
Göttlichen beruhen. Mit dem Zug zur überna-
tionalen religiösen Vertiefung vereinigt sich der
Drang zu seelischem Erleben des Religiösen. Als
das Ringen und die Auseinandersetzung zwischen
Germanentum und Christentum gegen Ende des
9 Jahrhunderts beendet war, traten die Grund-
züge germanischer Frömmigkeit im Christentum
in Erscheinung; nicht etwa in einer neuen Form
des Christentums, aber es kam zu einer neuen
artgemäßen Erfassung, Prägung und äußeren
Gestaltung des christlichen Glaubens und Fröm-
migkeitsgehaltes.
Das erläuterte Dr. Algermissen nun an zahl-
reichen Beispielen aus dem „Heliand", aus der
frühromanischen Kunst Niedersachsens, aus dem
Hochstand der zum Himmel strebenden Gotik, der
deutschen Mystik, dem Barok und der Romantik.
Diese habe ihr Ziel nicht erreicht, weil sie den
Blick allzusehr in die Vergangenheit und ewige
Fernen gerichtet hatte. Mehr und mehr steigerte
sich, die Zersetzung des Gemeinschaftslebens und
des Glaubens, es fehlte also die Synthese von
Germanentum und Christentum. Dr. Algermis-
sen schloß mit dem Hinweis, daß alles nach Re-
form und neuem Geist ruft. Als Grundpfei-
ler des neuen Reiches sind von unserm
Führer das echte deutsche Volkstum und das po-
sitive Christentum erklärt worden.
Indien erhält fünf Könige
Aus London wird berichtet: Anläßlich des im
Mai dieses Jahres stattfindenden 25. Regie-
rnngsjubiläums König Georgs V. beabsichtigt
England an hervorragende Persönlichkeiten der
Dominons und Kronländer zahlreiche Würden
zu vergeben. Mit Ehrungen dieser Art soll nicht
zuletzt "auch Indien bedacht werden. Und die
bemerkenswerteste dieser Auszeichnungen wird
die Beleihung der fünf selbständig herrschenden
Fürsten Indiens mit der Königswürde sein.
Diese füns sind: der Nizam von Haiderabad, der
Gaikwar von Baroda, der Maharadscha von My-
sore, der Maharadscha von Kashmir und der
Maharadscha von Gwalior. Die solcherart vor-
genommene Veränderung ihrer Titel wird sich
praktisch darin äußern, daß die fünf genannten
Maharadschas in Zukunft das Recht haben wer-
den, diplomatische Vertreter an den Hof von St.
James zu entsenden, und daß sie wenigstens
nominell, für ihr Handeln nur dem König und
Kaiser verantwortlich sein werden. Umgekehrt
wird auch England an den Höfen der fünf neu
geschaffenen Könige nicht mehr, wie bisher, durch
„Agenten" oder ,High Commifsioners", sonder«
durch bevollmächtigte Minister oder T«sarckte
vertreten sein.