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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 61 - Nr. 70 (13. März - 23. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0594
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kleines Nachbarvolk konzentrieren Die


ewigen
inniger

miteinander zum Wohle des Volkes leben
leben müssen. Das sind g e i st i g e Kämpfe,

an das
Bischofs

ein
Wiedergeburt Litauens sei im übrigen erst mit
Unterstützung Deutschlands möglich gewesen,
während Rußland das litauische Volkstum aufs
schärfste unterdrückt h,be. Zusammenfassend wies
er darauf hin, daß auch die in der Anklage
aufgeworfenen Fragen weltanschaulicher Na ur
mit den Angeklagten überhaupt nichts zu tun
hätten.
Gegen 16 Uhr wurde der Prozeß auf Mitt-
woch vertagt.

SMzW her Mchenst eser
DNB Berlin, 12. März. Der Reichs- und
preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung
und Volksbildung hat zusammen mit dem preu-
ßischen Finanzminister einen Erlaß herausge-
geben, wonach für das Rechnungsjahr 1935 eine
allgemeine Senkung der Kirchensteuer vorzu-
nehmen ist. In dem Erlaß heißt es, das all-
gemeine Steuereinkommen, insbesondere das der
Einkommensteuer sei seit dem Jahre 1933 ständig
gestiegen, auch habe sich die Eesamtwirtschafts-
lage erheblich gebessert. Hiermit müsse auch eine
erhebliche Besserung des Kirchensteueraufkom-
mens verbunden sein, da die Kirchensteuer als
Zuschlagssteuer erhoben wird. Die Regierungs-
präsidenten und Oberpräsidenten sind daher an-
gewiesen, bei Genehmigung der Steuerbeschlüsse
dafür Sorge zu tragen, daß der Kirchensteuer-
satz um ein Fünftel niedriger gehalten wird,
als er im Vorjahre war. Ausnahmen sind
nur in Füllen ganz dringender Notstände zuge-
lassen und für den Fall, daß es sich um nicht
ausschiebbare Bauvorhaben handelt, di-
der Förderung der Arbeitsbeschaffung dienen.

Österreichische Beaurte müffeu gedient habe»
DNB. Wien, 12. März. Der Bundeskulturrcck
hat heute das Gutachten über die Notwendigkeit
einer militärischen Ausbildung als Voraussetzung
für die Auf nähme in den öffentlichen Di«cht au«

Im Rahmen der zahlreichen Ehrungen, die
dem Reichsinuemninister Dr. Frick aus Anlas;
seines 58. Geburtstages am Dienstag zuteil wur-
den, brachte die Kriminal- und Vevwaltungspo-
ltzei durch musikalische Darbietungen ihrer Or-
chester im Garten des Innenministeriums, Dr.
Frick Ehrungen dar. Obermusikmeister Teichert
hatte zu Ehren Dr. Fricks eine „Reichsminister
Frick-Fanfare" komponiert, die als WbMutz des
Konzerts WM ersten Mal erklang und vom Mi-
UWer Mit Dank w-wcke.

Landrvirtfchastliche Arbeiterfrage
Kr einer Verfügung an die WirtschcfftsHLUp-
pen nimmt der Leiter der Reichsgruppe Indu-
strie Stellung zur Frage des landwirtschaftlichen
Arbeiterbedarfes für die Durchführung der
landwirtschaftlichen ErzeugungsWacht. Es heißt
in dieser Verfügung u. a.:
„Die Durchführung der Erzeugungsschlacht mit
ihrem vermehrten Bedarf an land wirtschaft«
lichon Arbeitskräften wird in den nächsten
WouM und Monaten erhöhte Anforderungen
an die Vermittlung landwirtschaftlicher Ar-
beitskräfte stellen, die eine weitgehende Mit-
wirkung und Hilfeleistung der industriellen Be-
triebe verlangen. Der Erfolg der landwirt-
schaftlichen Erzeugungsschlacht ist eine Ange-
legenheit, die für die gesamte nationale Wirt-
schaft von größter Bedeutung ist, an dessen Ge-
lingen daher alle Gruppen der Wirtschaft in
Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft gleich-
mäßig und mit gleichgerichteter Energie mitzu-
wirken haben. Der Erfolg hängt zum wesent-
lichen Teil davon ab, daß der Landwirtschaft
die für die Durchführung dieser ihr obliegenden
Aufgaben ausreichende Arbeitskräfte nach Zahl
und Eignung zur Verfügung gestellt werden.
Die Reichsgruppe Industrie richtet daher den
dringenden Aufruf an alle industriellen Be-
triebssichrer, bei der Beschäftigung von Arbeits-
kräften in ihren Betrieben diesen zwingenden
volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten unbedingt
Rechnung zu tragen und von der Einstellung von
Arbeitskräften, die in der Landwirtschaft tätig
bzw. für die Landwirtschaft geeignet sind, unter
allen Umstanden Abstand zu nehmen."
Aus dem gleichen Grunde werden in disftm
Aufruf die industriellen Betriebe außerdem auft
gefordert, sich für die Durchführung des Gesetzes
zur Befriedigung des Bedarfes der Landwirt*
schäft an Arbeitskräften vom 26. Februar 1-9SS
weitestgehend zur Verfügung zu stellen und in
enger Zusammenarbeit mit den zuständige«
Arbeitsämtern mitzuwirken, daß die den Orga-
nen der Reichsanftalt für Arbeitsvermittlung
und Arbeitslosenversicherung in diesem Gesetz
übertragenen Aufgaben mit Erfolg durchgeführt
werden können.

Amerika und die innerpolitischen Wirren
auf Kuba
DNB. Washington, 12. März. In amerikunu
schon Regierungskreisen ist man der Ansicht, daß
es der Negierung Mendieta gelingen wird, aus
Kuba wieder geordnete Verhältnisse herzustellen.
Seitdem Kuba volle Souveränität zuerkannt
worden ist, befolgt man in Washington streng
eine Politik der Nichteinmischung. Obwohl die
spanische Regierung soeben einen Kreuzer nach
Kuba in Marsch gesetzt hat, erachtet man eine
solche Maßnahme in Washington noch nicht für
notwendig. Sollten jedoch die Ereignisse auf
Kuba zu einer ernstlichen Gefährdung der ameri-
kanischen Bürger führen, so würde man zwar
nach Havanna Kriegsschiffe schicken, um den
Amerikanern eine Zuflucht zu bieten, keinesfalls
würde nran jedoch sich in die innerpolitischen
Streitigkeiten auf Kuba in irgendeiner Weife
rinmifchen wollen.

MMhMg der SiaMgewatt
nur durch Beamte
NdZ. Berlin, 6. März. Der Reichs- und preu-
ßische Innenminister weist in einem RunderlaH
darauf hin, daß in der letzten Zeit bei einzelnen
Gemeinden in starkem Umfange Veamtenstellen
in Angestelltenstellen umgewandelt worden sind.
Der Minister gibt hierzu eine Auslegung der
beamtenrechtlichen Bestimmungen und erklärt,
daß Amtsftellen. in denen obrigkeitliche Auf-
gaben im Sinne der Ausübung der Staatsge-
walt erfüllt werden, grundsätzlich von Beamten
ausgefüllt werden müßten, die in einem öffent-
lich-rechtlichen Pflichtenverhältnis zum Staate
stehen. Hierbei kämen beispielsweise alle Amts-
ftellen des Kassen- und Polizeidienstes in Be-
tracht, sowie fast alle Amtsstellen das gehobenen
und des einfachen mittleren Expedientendienstes
und schließlich ein großer Teil der Amtsftellen
des unteren Dienstes. Die Aufsichtsbehörden
werden ersucht, die Stellenumwandlungen zu
überprüfen und notfalls unter den vom Mini-
ster gegebenen Gesichtspunkten eine Rückwand-
lung der Stellen vorzunehmen Dabei soll auch
berücksichtigt werden, daß mit einer weitergehen.-
den Umwandlung von Beamtenstellen eine nicht
erwünschte Beeinträchtigung der Zivilversor-
gung verbunden ist.

Der Streik in KBa
Das Wirtschaftsleben lahmgelegt. — Todesstrafe
für Terrorakte
'DNB Havanna, 12. März.
Infolge der weiteren Ausdehnung des gegen
die Regierung des Präsidenten Mendieta
gerichteten politischen Streiks ist nahezu das
gesamte Wirtschaftsleben Kubas lahmgelegt. Die
gesamte Arbeiterschaft der Tabakindustrie sowie
üie Zollbeamten und die Angestellten in den
großen Geschäftshäusern haben sich dem Streik
angeschlossen. Arbeitsminister Rodriguez hat
als Gegenmaßnahme die Auflösung aller am
Streik beteiligten Gewerkschaften angeordnet.
Das Kabinett hat für alle Terror- und Sabo-
tageakte die Todesstrafe verfügt. Bei den
verschiedenen Straßenkämpfen, die in
den letzten Tagen in Havanna stattfanden,
wurden nach den bisherigen Meldungen etwa
10 Personen getötet. Am Dienstag war es in
der Hauptstadt verhältnismäßig ruhig. Nur
gelegentlich waren Bombenexplosionen zu
hören. Der Stabschef des kubanischen Heeres,
Vatista hat die Verhaftung aller streikenden
EisenbahirnngestsÄten ungeordnet.

Assessor Skankevicms
MM Ur dieMmeldeuMn
DNB Koumo, 12. März,
gegen die Memelländer wurden
die Plädoyers der Verteidiger

M MMstZeit in AMkeich
W» MMHrmrZ -er zweijährigen Dienstzeit bis
rench den Parlaincntsferien vertagt
DNB. Paris, 12. März.
Witz i« «ntLAsrchteten Kreisen verlautet, wird
WMWtMHibent Fl and in in der für Frei-
tag «WMndigten Erklärung über die Dienst-
MterWhung vor der Kammer amtlich bekannt-
jWen, dass die im April d. Js. eingestellten Ne-
MjÄW W Monate zu dienen haben. Die Regie-
rD»g wÄÄ M diesem Zweck von der hier durch
MckAsl des Rekrutierungsgesetzes gebotenen
^WHLeit einer Verordnung Gebrauch machen.
Me im Oktober d. Zs. einzuberufenden Rekru-
ten Ms« zwei Jahre dienen. Die Regierung
MO nach den Parlanrentsferien den entsprechen-
den MMrntrvATf einbringen.
Bis LMe dieses Sommers hofft man in
einen Asberblick über die internationale
KlM im allgemeinen, die Entwicklung der Pakt-
WMandftmgen und die Aussichten einer Wieder-
aufnahme der Arbeiten der Abrüstungskonferenz
M gewinnen. Kammer und Senat sollen dann
Wter BerÄHrchtigung dieser Entwicklung über
hm Antrag dsr Regierung auf gesetzmäßige Der-
MMrmrg der Dienstzeit auf zwei Jahre be-
fknde-n.
OMMs M McDMÄd
DNB. London, 13. Mürz.
Zu den von dem politischen Berichterstatter
der „E-vening N-ews" erwähnten Gerüchten über
Osten bevorstehenden Rücktritt MacDonalds ver-
Pssitete das Reuter-Büro am späten
ZHsnstag-Abend folgende Darstellung:
Trotz der amtlichen beruhigenden Meldungen
Mer die Gesundheit MacDonalds läßt die Er-
Mtuug, an der MacDonald leidet, in politischen
Kreisen Gerüchte Wiederaufleben, daß der Mi-
«WeLpräsident wegen seiner Abgespannthect
MglMerweise demnächst die Leitung Les Kabi-
«Ms niederlegen werde. Jedenfalls geht die
alHemeine Ansicht dahin, daß ein vollständiger
WÄHftl vor den Festlichkeiten aus Anlaß des
RsAwrungsjubiläums des Königs im Mai völ-
lig unwahrscheinlich sei, und die Vermutungen
LeKehen sich mehr auf die Möglichkeit eines
Wechsels der Aemter zwischen MacDonald und
Baldwin, wonach Baldwin Ministerpräsident
und Mac Donald Lordpräsident des Geheimen
Rates werden würde.

VWofsbesuch <m der Sa«
VWyf DmMwaffsr an die kathMfchen Männer SaardrSSens
die man ausfechten mutz mit den geistigen Waf-
fen der Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit
und Liebe. Das ist möglich. Aus einem so ge-
führten Kampfe erwächst der Friede in den
deutschen Gauen Dann stehen Kirche und Staat
als zwei Gotteswerke, die beide dem
Willen Gottes entsprungen sind, in
segensreicher Verbindung.
Bischof Bornewasser erinnerte dann
vorbildliche Wirken des verstorbenen
von Berlin und vormaligen Trierer Seminar-
regens Dr. Bares und ging auf die Rede des
Reichskommissars Bürckel vom 1. März ein.
Ich habe mich gefreut, sagte er, daß Herr Reichs-
kommissar Bürckel gesagt hat: „Ich habe die Zu-
versicht, daß wir hier im Gau es zuwege brin-
gen, daß Kirche und Bewegung, jede an ihrem
Platze, zum Segen des Volkes ihre Aufgaben
erfüllen." „Zum Segen des Volkes" —
das war das große Ziel, das die Kirche seit fast
2000 Jahren auch in Deutschland vor Augen
hatte und mit allen ihr zur Verfügung stehenden
Kräften durchgesührt hat. Diesen „Segen des
Volkes" hätte die Kirche freilich nicht in dem
weltweiten Umfange bringen können, wenn sie
dem modernen Schlagwort vom „R e i n-
religiöse n", das sich auf den Kirchenraum
und das religiöse Innenleben beschränken soll,
gehuldigt hätte.
Das ist ja gerade die große Sünde unserer
Zeit, daß sie das bürgerliche Leben rom
religiösen Leben getrennt hat, die beiden
Leden gleichsam als zwei Ssnderlebcn neben-
einander stellt.
Wie man sogar Politik und Religion nicht sejn
säuberlich voneinander scheiden kann, als ob sie
gar nichts miteinander zu tun hätten und als
ob die Sphären Les Religiösen und Politischen
sich nicht im Leben des einzelnen und in der
Sache selbst ost stark berührten und vielfach
überschnitten, so kann man auch nach christlicher
Auffassung das religiöse und bürgerliche Leben
nicht voneinander trennen. Deshalb kann und
muß die Kirche ihr Augenmerk auf alle
Dinge des Lebens richten, soweit diese vor
allem der Erreichung des höchsten Zieles der
Menschen, des ewigen Glückes, förderlich oder
hinderlich sein können: auf Wissenschaft, Litera-
tur, Kunst, Gesetzgebung, soziale und staatsbür-
gerliche Fragen. Diese Tätigkeit auf allen Kul-
turgebieten ist von unermeßlichem Werte nicht
nur für den einzelnen, sondern auch für alle
Familien und Nationen, die ohne die Durchdrin-
gung aller dieser Gebiete mit dem christlichen
Gedankenguts allmählich innerlich verarmen und
auf die Dauer zugrunde gehen werden.
Wir freuen uns, über jede Unterstützung, die
uns Reichs- und Staatsregierung in der Er-
haltung des christlichen Charakters unseres deut-
schen Vaterlandes zuteil werden lassen. Aber
darüber müssen wir uns klar sein:
Nicht der Wille der Negierenden macht oder
erhält ein Reich christlich. Das tut das starke
christliche Bewußtsein und das echt christliche
Leben seiner Männer, seiner Frauen und
seiner Jugend!
Darum mein Schlutzruf: „Stehet fest im Glau-
ben, handelt männlich und seid stark!" (1. Kor.
6, 13.) Stehet fest im Glauben, wie ihr Män-
ner an der Saar es immer getan! Ihr steht treu
zu Christus. Ohne Christus kein Heil. Den
armseligen Ersatz, den manche heute für den
Lhristusglauben anbieten, lehnen wir Männer
der Saar ab. „Niemand kann einen anderen
Grund legen als den, der gelegt ist: Jesus Chri-
stus. (1. Kor. 3, 11.)
Nach der Ansprache des Bischofs sang die Ver-
sammlung: „Fest soll mein Taufbund immer
stehen . . ." Reichstagsabgeordneter Peter K i e-
ser hatte von Berlin aus der Versammlung
ein Begrüßungstclegramm gesandt.

i Die Behauptungen des nach Miami (Florida)
! geflüchteten früheren Präsidenten Carlos Hevia,
daß seit Sancstag etwa 200 Personen in Kuba
„abgeschlachtet" worden seien, werden von der
Regierung dementiert.

Saarbrücken, 11. März.
Bischof Dr. Bornewasser von Trier be-
suchte am Sonntag Saarbrücken, um zu den
katholischen Männern der Stadt in einer großen
Kundgebung zu sprechen. Er ließ ankündigen,
daß er demnächst zu einer besonderen Jugend-
kundgebung nach Saarbrücken kommen werde.
Der große Festsaal des Johannishoses war trotz
vieler anderer Veranstaltugen überfüllt, als der
Oberhirte, freudig begrüßt, in der Versamm-
lung erschien. Dechant Prälat Dr. Schlich be-
grüßte den Bischof zur ersten katholischen Kund-
gebung im befreiten Saarland und versicherte
ihm, daß sich die deutsche und katholische Treue
des Saarvolkes auch weiterhin so bewähren
werde, wie sie sich am Aostimmungstage bewährt
habe. Nach einem Fanfarengruß der katholischen
Jugend nahm
Bischof Bornewasser
das Wort. Der Oberhirte sagte nach dem Be-
richt der „Saarbr. Landcszeitung" u. a.:
Ich bin Bischof und kein Politiker. Will es
auch nicht sein. Daß meine Haltung als deut-
scher Bischof seit Beginn meiner dreizehnjähri-
gen Regierungszeit bis zum heutigen Tage in
der Frage: Saarland und Deutschland, keinen
Augenblick die gerade Linie verlassen hat, das
war der Ausfluß meines unbeirrbaren Rechts-
bewußtseins und meiner Liebe zu Volk, Kirche
und Vaterland. Mein Weg war der Weg der
Pflicht. Ihn mußte ich gehen, auch weuu er von
solchen nicht immer erkannt wurde, die ich mit
der Liebe des Guten Hirten liebte und immer
liebe. Es war für mich eine große Freude und
Genugtuung, daß
der ganze deutsche Episkopat meine Haltung
voll und ganz anerkannte und mit semem
starken Worte nicht unwesentlich zu dem die
Welt überraschenden und glänzenden Ergeb-
nis des 13. Januar beitrug.
Eine Tatsache, die von einer späteren Geschichts-
schreibung vielleicht mehr gewürdigt wird als
von der Oesfentlichkeit unserer Tage. In diesem
Zusammenhang darf ich nicht unterlassen, daraus
hinzuweisen, daß die in den verflossenen fünfzehn
Jahren mehr als einmal von gewisser Seite ver-
langte kirchliche Trennung des Eaargebietes von
den angestammten Diözesen Trier und Speyer
immer zurückgewiesen wurde. Diese Tatsache ist
von einer heute noch viel zu wenig gewürdigten
Bedeutung für den 13. Januar gewesen.
Der Bischof zitierte die Kundgebung des deut-
schen Episkopates vom 28. Mürz 1933 und fuhr
fort: Wir wollen und müssen mit allem Ernste
Volkswohl, Vaterland und staatliche Autorität
stützen. Damit steht es durchaus im Einklang,
wenn wir Bischöfe, als von Gott gesetzte Hirten
und Lehrer der katholischen Christen, in deut-
schen Landen einmütig und geschlossen unsere
Stimme erheben gegen die Verbreitung neu-
heidnischer Ideen. Selbst auf die Gefahr hin,
daß es immer noch Menschen gibt, die diese
pflichtgemäße Verteidigung der christlichen
Wahrheiten als Angriff gegen Regierung oder
Partei ansehen. Es liegt in dieser Verkennung
eine tiestraurige Tragik, die wirklich nicht zu
sein brauchte.
Der Bischof sprach dann über die staatserhal-
tende Kraft des Christentums. Wo deshalb
eine Staatssührung das wirklich positiv-gläubige
Christentum, dessen hohe Bedeutung für das
Staatsleben der Führer und Kanzler des Rei-
ches mehr als einmal betont hat, zu ihrer festen
Grundlage macht, da wird dieses wirklich
positiv-gläubige Christentum zur unersetz-
lichen Kraftquelle für das wahre Leben und
die gesunde Entwicklung der Nation.
Dabei werden gewisse Spannungen im-
mer sein, weil zwei, jede -aus ihrem Gebiete
selbständige Mächte wie Staat und Kirche, neben
und
und

Jvr Prozeß
mn Dienstag
fortgesetzt.
Der litauische Staatsrechtler Prof Stanke-
vicius, der die Neumann-Leute verteidigt,
hielt eine großangelegte Rede Bemerkenswert
war, daß er stets den - litauischen Standpunkt
betonte, wenngleich er die deutsch-litauischen
Beziehungen versöhnlich ausfaßte.
Er wies zunächst auf die Schwierigkeiten hin,
LL-f di« die Verteidigung immer wieder stieße,
da die Zeugen offenbar unter dem Druck der
Polizei widersprechende Aussagen gemacht hät-
und betonte, daß die Autonomie von den
verbotenen beiden Parteien schon deshalb nicht
Hoche bekämpft werden können, weil schließlich
essst durch die Autonomie die Selbständigkeit
u«d bas Deutschtum überhaupt nur erhalten
Worden seien. — Die Abfindungsgelder der
deutschen Regierung seien mit der litauischen
Regierung vereinbart worden. Eigentlich hätten
sie von der litauischen Regierung bezahlt wer-
kwn müssen. Dem litauischen Staat sei also nur
sine Erleichterung erwachsen, die man den An-
WAagten unmöglich als Schuld anrechnen
Gnne. Das gleiche gelte auch für die anderen
Wuanzisllen und kulturellen Beziehungen, die
Hon früher her zwischen Deutschland und dem
Wemekgebiet bestanden hätten und nicht von
heute auf morgen zu lösen seien. Die Anklage-
Mr.ift beschäftige sich aber zu zwei Dritteln mit
Vorgängen aus derZeit vor Gründung der beiden
verbotenen Parteien. Die Anklage könne man
also höchstens zu einem Drittel als — vom
Wauifchen Standpunkt aus — belastend für die
Angeklagten bezeichnen. Die Bewegung, so fuhr
Professor Stcmkevixius fort, habe spontan von
Deutschland auf das Memelgebiet übergegriffen.
Gs sei bemerkenswert, daß zuerst die Jugend
von ihr erfaßt worden sei. Wie sehr man mit
Wsftm Aeberschäumen der Jugend habe rechnen
mWerr, ergebe sich daraus, daß der damalige
M-aurfche Gouverneur ein deutsches Mitglied
des Direktoriums gefragt hat, ob es nicht mög-
lich sei, diese Bewegung in einer neu zu grün-
denden Partei aufzufangen. Die Anregung zur
Mündung der jetzt angeklagten Parteien sei
demnach von einem litauischen Gouverneur aus-
gegangen.
Besonders unterstrich Professor Stankevicius,
daß ein bewaffneter Aufstand geheim vorberei-
tet würde, nicht aber durch eine öffentliche Pro-
gcmda, wie sie die Jugend dauernd für die bei-
hru Parteien im Memelgebiet getrieben hätte.
Do» einer Uniformierung zu reden, sei eben-
ste abwegig, da selbst nach der Anklage die
Anzüge der Parteimitglieder von verschiedener
Marb« und verschiedenem Schnitt gewesen seien.
Zum Schluß seiner Ausführungen erklärte
HKO. StLukevicius, daß es völlig unsinnig sei,
M Bauchen, ei« 7V-Millionenoslk, mit dem die
Aunze Welt rechne, würde feine ganze Kraft auf
 
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