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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 61 - Nr. 70 (13. März - 23. März)
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Sette -

Mittwoch, A. MSrz 1S3S

Sdt.

geschaffene Gelegenheit, ein allgemeines Ein-
vernehmen zu fördern, ungenutzt vorübergehen
zu lassen: aber unter den neugeschaffenen Um-
ständen hält sie es vor der Ausführung dieses
Besuches für nötig, die deutsche Regierung auf
die obigen Gesichtspunkte aufmerksam zu
machen; sie wünscht darüber Gewißheit zu haben,
daß der deutschen Regierung das Zustande-
kommen des Besuches mit dem Um-
fangundZiel derUnterhaltung, wie
früher verabredet, so wie es oben in Absatz 4
ausgeführt ist, noch erwünscht ist.
Hierzu teilt DRV mit:
Man wird nicht fehl gehen in der Annahme,
daß der Reichsminister gegenüber den Einwen-
dungen der englischen Regierung zu dem Gesetz
vom 16. März ds. Js. die abweichende Stellung-
nahme der Reichsregierung geltend gemacht hat.
Deutschland ist bekanntlich nicht bereit, zu-
zugestehen, daß der Teil V des Versailler Ver-
trages, der auch das Abrüstungsversprechen der
anderen Mächte enthielt, einseitig von
Deutschland verletzt worden sei. Selbst
nachdem die Interalliierte Kontrollkommission
die völlige Entwaffnung Deutschlands festgestellt
und Deutschland verlassen hatte, haben hieraus
die anderen Mächtenicht die notwen-
digen Folgerungen gezogen, alsbald selbst
zu Abrüstungsmaßnahmen zu schreiten. Sie sind
mit dieser ihrer Verpflichtung nicht nur selbst
seit Jahren in Verzug geblieben, sie haben fort-
gefahren, die Rüstungen zu vermehren und zu
vervollkommnen. Dies läuft letzten Endes auf
eine Verletzung der Grundlagen des Teiles V
des Versailler Vertrages durch die Verfasser
selbst hinaus. Die Maßnahme vom 16. März
schafft daher erst die rechte Grundlage, auf der
die kommenden Besprechungen, frei von den
bisher aufgrund der deutschen Diskriminierung
bestehenden Belastungen und Hemmnissen, unter
voller Berücksichtigung der Sicher-
heitaller zu einem Erfolg führen können.
Der Führer
in Augsburg und Stuttgart
Augsburg, 19. März. Um 1 Uhr mittags traf
Dienstag plötzlich der Führer und Reichskanz-
ler im Kraftwagen hier ein. Nach kurzer Mit-
tagsrast begab sich der Führer durch die mit
jubelnden Menschen rasch angefüllten Straßen
zum Rathaus, wo er den Goldenen Saal besich-
tigte und sich in das Goldene Buch der Stadt
eintrug.
Stuttgart, 19. März. Am Dienstag um 18.30
Uhr traf der Führer und Reichskanzler, beglei-
tet von seinem engeren Stabe, im Kraftwagen
hier ein. Er wurde mit unermeßlichem Jubel
begrüßt. Die vielen Volksgenossen, die sich in
immer stärkerem Maße vor dem Hotel des Füh-
rers einfanden, wurden nicht müde, nach dem
Führer zu verlangen, der sich dann auch wieder-
holt am Fenster zeigte. Um 23 Uhr veranstaltete
die Wehrmacht einen Zapfenstreich vor dem Hotel
des Führers, der sich längere Zeit auf dem Bal-
kon zeigte.
Das Hoheitszeichen des Reiches
wird «gestaltet
Der Reichsjustizminister weist in
einem Erlaß an die deutschen Justizbehörden
darauf hin, daß vom 1. April 1935 ab die Lan-
desjustizbehärden zu den Reichsbehörden zählen,
und daß für die Reichsbehörden die Führung
der Hoheitszeichen des Reiches, insbesondere in
den Dienstflaggen und Dienstsiegeln, vorgeschrie-
ben ist. Gleichwohl sehe ich, so sagt der Mini-
ster, davon ab, die Anschaffung solcher Stücke
anzuordnen, weil gegenwärtig erwogen wird,
dem Hoheitszeichen des Reiches eine andere Ge-
staltung zu geben. Der Minister ordnet für
den Uebergang an, daß die Beflaggung der Ge-
bäude wie bisher mit der schwarz-weiß-roten
Flagge (ohne Hoheitszeichen) und der Haken-
kreuzflagge zu erfolgen hat. An erster Stelle
ist die Hakenkreuzflagge zu setzen. Wo ein drit-
ter Flaggenstock fest angebracht ist, ist eine
zweite Hakenkreuzflagge zu setzen. Die Justiz-
behörden und -beamten haben ihre jetzigen
Dienstsiegel und -stempel einstweilen weiterzu-
führen.
Unterredung mit Mussolini
DNV. Paris, 19. März. Der ehemalige fran-
zösisHe Gesandte in Luxemburg, Michel
Mi söffe, hatte am Montag eine Unterredung
mit Mussolini über die er im „Matin" be-
richtet. Das Blatt leitet diese Unterredung mit
dem Hinweis ein, daß es dem italienischen
Staatschef angesichts der letzten europäischen Er-
eignisse natürlich nicht möglich gewesen sei, län-
gere Erklärungen abzugeben. Mussolini habe
erklärt: „Sie kennen unsere Doktrin: keine Phra-
sen. sondern Handlungen. Man spricht nicht,
wenn man verhandelt und ich werde augenblick-
lich keine öffentlichen Erklärungen abgeben. Sie
haben selbst in Rom das Werk gesehen, das der
Faschismus vollbracht hat. Er hat alles zerstört,
was häßlich, gewöhnlich und ungesund war. Das
Volk hat ein Recht auf Schönheit, Licht und Ge-
sundheit Wir haben die Stadt bereits verbrei-
tert, gelüftet und verschönert. Die Hygiene und
dis Geschichte kommen dabei ebenfalls auf ihre
Rechnung. Alles das ist nicht mit Worten ge-
schaffen. Unser Werk ist noch nicht vollendet. Es
wird im Interesse aller fortgesetzt. Worte bedeu-
ten nichts nur Handlungen und Wirklichkeit der
Dinge rechnen.

Der Hl. Vater hat dem Direktor der Wupper-
Ler Druckerei, Ernst Brachat-Elberfeld,
K MEikreuz „Pro ecclesia et pontifice" ver-

„Französisch-englisches Drama"

Mißstimmung in Paris

DNV Paris, 19. März.
Wladimir d'Ormesson schreibt im
„Figaro" zu der Stellungnahme Englands, man
könne eine gewisse Ueberraschung darüber
nicht verbergen, daß die englische Regierung
trotz allem, an dem Berliner Besuch sesthalte,
ohne vorher mit Paris und Rom über die neue
Lage gesprochen zu haben. Die englische Ant-
wort an die Reichsregierung sei nicht die, die
man erwartet hätte. Den Reichskanzler zu
fragen, ob er iinmer noch gewillt sei, auf der
Grundlage des Abkommens vom 3. Februar zu
verhandeln, sei Humor im Stile Bern-
hard Shaws, aber ein Humor, der teuer
zu stehen kommen werde. Es fei möglich, daß
eine solche Maßnahme der englischen Regierung
einige konservative Sitze bei den kommenden
Wahlen retten werde. Sie sei aber nicht ge-
eignet, dem Frieden zu dienen.
Der Außenpolitiker des „Excelsior" wundert
sich über das Phlegma, mit dem England
auf den Beschluß der Reichsregierung geant-
wortet habe. Man hätte eine entschlossene und
unzweideutigere Haltung in der englischen Note
erwarten dürfen. Verschiedene Blätter, so
„Figaro" und „Excelsior", sprechen den Wunsch
aus, daß Sir John Simon vor seiner Ber-
liner Reise nach Paris kommen möge, um milder
französischen Regierung zu verhandeln. Der
„Figaro" weist außerdem darauf hin, daß die
von der französischen Regierung in Ueberein-
stimmung mit Rom beabsichtigte Protestaktion
nicht die späteren Beschlüsse beeinflussen werde,
die die französische Regierung hinsichtlich der
diplomatischen Rückwirkungen der deutschen
Maßnahme ergreifen werde. Man wisse noch
nicht, ob die Angelegenheit vor den Völkerbund
gebracht werde oder nicht.
Die französische Agentur Radio veröffentlicht
in diesem Zusammenhang die angebliche n
Anweisungen, die Außenminister Laval
sofort nach Bekanntwerden der Wiedereinfüh-
rung der Wehrpflicht den diplomatischen Ver-
tretern Frankreichs übermittelt habe. Der
französische Außenminister habe auf die Not-
wendigkeit eines beschleunigten energischen und
feierlichen Protestes hingewiesen. Er habe fer¬

ner die in den französischen und Londoner Ab-
kommen vorgesehenen gemeinsamen Beratungen
gefordert und schließlich die Einberufung einer
außerordentlichen Tagung in Gens vorge-
schlagen.
Der „Paris Midi" nennt die Aufrechterhal-
tung der Reise der englischen Minister nach Ber-
lin eine grausame Enttäuschung für
Frankreich und meint, die französische Politik
schwanke zwischen den beiden Polen Moskau
und London. Je mehr man sich dem einen Pol
nähere, umsomehr entferne man sich vom ande-
ren. Da die englisch-französische Zusammen-
arbeit während der letzten 48 Stunden nicht all-
zu aktiv gewesen sei, ergebe sich eine französisch-
russische von selbst. Der Ministerrat werde am
Mittwoch daher auch eine Reise Lavals nach
Moskau grundsätzlich beschließen. Hat man ber
uns noch nicht eingesehen, fragt das Blatt, nach
so vielen Enttäuschungen durch unsere englischen
Freunde inbezug auf Deutschland, daß die öffent-
liche Meinung und die Politiker jenseits des
Kanals allem, was England in einen kontinen-
talen Konflikt verwickeln könnte, feindlich
gegenüberstehen? Hat man noch nicht, nach so
vielen zähen Bemühungen der englischen Kabi-
nette während der letzten 16 Jahre zur Befrei-
ung Deutschlands von Verpflichtungen des Ver-
sailler Vertrages auf Kosten Frankreichs das
englische Spiel verstanden, das im wesentlichen
darauf hinzielt, ein europäisches Gleich-
gewicht nach seinem Wunsche wieder herzu-
stellen, in dem Deutschland wieder zu einem
ausgleichenden Faktor für die Macht und die
Bündnisse Frankreichs erhoben wird. Das eng-
lische Spiel sei auf die Schiedsrichterrolle ab-
gestellt, was die feinste Art des Grundsatzes:
„Trenne, um zu h errschen;" darstellt. Die
Schlußfolgerungen des „Paris Midi" sind, daß
die französische Politik sich zwar auf die eng-
lische stützen müsse, aber sich nie mit ihr gleich-
schalten dürfe.
Unter der Ueberschnft „Sir John Simon geht
doch nach Berlin" spricht der Chefredakteur des
„Ordre" von einen: „französisch - englischen
Drama". Er sei zu der Feststellung gezwungen,
daß die Nachbarn auf der anderen Seite des
Kanals seit Kriegsende stets das Spiel des
Feindes gegen Frankreich gespielt hätten.


Günstigere Regelung für
NdZ. Berlin, 19. März. I
Der Reichsfinanzminister stellt in
einem Runderlaß fest, daß die Veranlagungs-
richtlinien für 1934 Anweisungen über die Be-
rücksichtigung besonderer wirtschaftlicher Verhält-
nisse enthalten, die für den Steuerpflichtigen
günstiger sind als die Anweisungen, die in dem
Runderlaß vom 29. November 1934 zur Durch-
führung der Lohnsteuer ab 1. Januar 1935 ge-
troffen worden waren. Um die gleichmäßige
Behandlung der lohnsteuerpflichtigen Arbeitneh-
mer und der zur Einkommensteuer zu veran-
lagenden Steuerpflichtigen zu gewährleisten, be-
stimmt der Minister, daß nunmehr auch für die
Lohnsteuerpflichtigen eine günstigere Regelung
bei Berücksichtigung der besonderen wirtschaft-
lichen Verhältnisse angewendet werden soll. Der
Minister gibt dafür Richtlinien, die den Veran-
lagungsrichtlinien für die Veranlagten entspre-
chen. Danach können nunmehr die Lohnsteuer-
pflichtigen die Ermäßigung der Lohnsteuer bean-
tragen beim Vorliegen „außergewöhnlicher Be-
lastungen".
Erneute Antragstellung zulässig
Als außergewöhnliche Belastung gilt es z. B.,
wenn der Unterhalt eines Kindes
größere Aufwendungen erfordert als bei der
überwiegenden Mehrzahl der Steuerpflichtigen

aste LohilsteuerMchtigen
> gleicher Einkommens- und Vermögensverhält-
I nisse. Es ist dabei belanglos, ob das Kind min-
, derjährig oder volljährig ist und ob es zum
! Haushalt des Arbeitnehmers gehört oder nicht.
Eine außergewöhnliche Belastung stellt es z. V.
dar, wenn das Kind in einer Anstalt unterge-
bracht werden muß, in einer Blinden- oder
Taubstummenanstalt usw., oder wenn das Kind
das 21. oder 2'5. Lebensjahr vollendet hat und
dennoch mangels eigenen oder genügend großen
Einkommens durch seine Eltern noch unterhal-
ten werden muß, oder wenn der Vater seiner
verheirateten Tochter oder seinem verheirateten
Sohn einen Zuschuß zum Haushalt gewährt.
Hier kann je nach Lage des Einzelfalles, der
steuerfreie Betrag so hoch bemessen werden, daß
die dadurch bedingte Steuerermäßigung den
Betrag einer Kinderermäßigung erreicht, in be-
sonderen Fällen auch übersteigt. Weiter kommt
als außergewöhnliche Belastung in Betracht,
I wenn dein Arbeitnehmer entsprechende Ausgaben
durch Krankheit, Todesfall, Un-
iglücksfall usw. erwachsen, oder wenn der
Arbeitnehmer bedürftige Angehörige
! unterhält. Hier ist auch an die Ledigen gedacht,
die bedürftige Angehörige unterhalten. Die
; Aufwendungen kommen aber nur insoweit in
Betracht, als sie unter Berücksichtigung der Ver-
hältnisse des Unterhaltsempfängers notwendig
und angemessen sind.

Jagdgeschwader RWHsfen
DNB. Berlin, 19. März
In Zusammenhang mit der Berliner Lust-
schutzübung erschienen am Dienstag Jagdflieger
aus Töberitz über der Stadt. Sie gehörten dem
Jagdgeschwader an, dem der Führer und Reichs-
kanzler auf Vorschlag des Neichsmiuisters Gö-
ring, den Namen Jagdgeschwader Richthofen"
verliehen hat.
Die „Schlesische Zeitung" veröffentlicht folgen-
des Schreiben des Neichsmiuisters für Luftfahrt,
Ministerpräsident Göring, an die Mntter des
Ftiegerhelden Manfred von Richthofen in
Schweidnitz:
Hochverehrte gnädige Frau!
Unser Führer und Reichskanzler hat auf mei-
nen Vorschlag befohlen, daß das erste Fliegerge-
schwader, das wieder über einem freien Deutsch-
land schützend seine Schwingen breitet, den Na-
men Richthofen trägt. Es ist mir als Kamerad
Ihres Sohnes eine herzliche Freude, als Reichs-
minister der Luftfahrt ein Stolz, Ihnen von die-
sem Erlaß Kenntnis geben zu können. Ich löse
hiermit ein heiliges Vermächtnis ein, wenn die
stolze Ueberlieferung des ruhmreichen Jagdge-
schwaders, dessen letzter Kommandeur ich war,
auf die neue Einheit übertragen wird. Das Bei-
spiel Ihres unvergeßlichen Heldensohnes wird,
wie damals, alle Offiziere und Soldaten der

wiedererstandenen deutschen Luftwaffe zur höch-
sten Kühnheit und Opferberenschast erziehen.
Mit dem Ausdruck meiner gleichbteibenden
Verehrung und Heil Hitler
Ihr sehr ergebener
gez. Heringnn Göring.
Im WMW
Wer dem verdunkelten Berlin
DNB Berlin, 20. März. Den grandiosesten
Anblick von wr Verdunkllungsübung der
Reichshauptstadt Berlin gewannen die Teilneh-
mer an dem Rundilug, den die Rerchssendelei-
tung während der Uebung veranstaltete. Das
Flugzeug stieg um ft-10 Uhr bei voller Beleuch-
tung auf und schraubte sich schnell auf e:ne Höhe
von etwa 2 500 Nietern, die es während des
dreistündigen Fluges beibehielt. Das Ergebnis
der beschränkten Verdunkelung Berlins um 10
Uhr und der völligen Verdunkelung um 11 Uhr
war einfach unbeschreiblich. Von keinem Punkt,
auch nicht vom Funkturm aus, war das Bild so
hervorragend zu verfolgen wie aus dem Flug-
zeug, obwohl stellenweise Wolkenbilüung vor-
handen war und ein leichter Dunstschleier über
der Stadt lag. Von keiner Stelle aus war
auch so gut festzustellen, in wie hervorragendem

Maße die Verdunkelungsübung durchgeführk
wurde- Die Berliner Bevölkerung hatte den
Anweisungen mit bewunderungswürdiger Dis.
ziplin Folge geleistet.
Französischer General¬
gouverneur tödlich abgestürzt
Paris, 19. März. Durch die französische Bot-
schaft in Brüssel ist das französische Außenmini-
sterium in Kenntnis gesetzt worden, daß das seit
vier Tagen vermißte Flugzeug des Generalgou-
verneurs von Französisch - Aequatorial - Afrika,
Renard, nach einer beim belgischen Kolonial-
ministerium eingegangenen Meldung im belgi-
schen Kongo 16 Grad 30 östlicher Länge und
2 Grad 39 südlicher Breite bei Belebe zer-
trümmert aufgefunden worden ist. Die
Insassen sind tot. An Bord befanden sich
außer dem Generalgouverneur Renard und sei-
ner Frau Major Vonninque, Fliegerhauptmann
Eaulard, der Fliegerunteroffizier Ditte und zwei
Mann Besatzung.
*
Eeneralgouverneur Renard war vor seiner
Ernennung seit 1929 Präfekt des Seine-Departe-
ments: er ist 1883 in Oran geboren und war die
längste Zeit seiner Laufbahn in der Präfektur-
verwaltung, häufig auch dem Innenministerium
zugeteilt. Er war nach den Ereignissen des 6.
Februar 1934 aus Solidarität mit dem abgesetz-
ten Polizeipräfektcn von Paris, Chiappe, von
feinem Posten als Seine-Präfekt zurückgetreten.
Das ketzWe Kabinett
Möügetrelen
DNV Brüssel, 20. März.
Das Kabinett Theunis ist zurückgetreten.
Der Ministerpräsident gab gestern nachmittag
zu Beginn der Kammersitzung eine kurze Erklä-
rung ab, in der er den Rücktritt der Regierung
damit begründete, daß sie bei der Durchführung
ihrer Aufgaben im Parlament und im Lande
nicht die Unterstützung gefunden habe, die sie
bei Uebernahme der Geschäfte erwartet habe.
Die Erklärung des Ministerpräsidenten wurde
von der Kammer mit größtem Schweigen ent-
gegengenommen.


Vor zwei Wochen wurden die Eiereinkaufs-
preise des Großhandels ermäßigt und damit auf
den Stand gebracht, der für die Dauer des
größten Eieranfalles gelten wird. Dabei war
die Erwartung ausgesprochen worden, daß nach
Räumung der Läger in etwa Wochenfrist die
Preissenkung der letzten Zeit sich bis zum La-
dengeschäft auswirken würde. Nach dieser
Uebergangszeit muß erwartet werden, daß der
Einzelhandel den herabgesetzten Einkaufspreisen
Rechnung trägt. Als gerecht wird allgemein
eine Spanne von 1^—2 Pfg. über der Ber-
liner Preisfestsetzung angenommen. Für den
Kleinhandel sind daher folgende Preise bei Ab-
gabe an die Hausfrau als angemessen zu be-
trachten: Vollfrische Eier Gruppe 1 bis zu 11
Pfg., F bis zu 10^ Pfg., 8 bis zu 10 Pfg., 6
> bis zu 9^ Pfg., v bis zu 9 Pfg. Eier auslän-
, bischer Herkunft liegen im Preise im allge-
meinen wie bisher etwas niedriger als die
deutschen.

Zn Kürze
'Geheimrat Duisberg wird am Freitag nach-
bnittag in Leverkusen in der Begräbnisstätte im
Karl Tuisberg-Park zur letzten Ruhe beigefetzt.
Auf Einladung des Sozialen Amtes derNeichs-
juqendfnhrung und des Jugendamtes der Deut-
schen Arbeitsfront unternahmen in Berlin etwa
50 ausländische Journalisten eine Besichtigtzngs-
fahrt durch mehrere Kampfstätten des Reichs-
beruf Z w e t t k a m p f e s der Reichshauptstadt.
*
Das Völkerbundssekretariat veröffentlicht die
Note der abessinischen Regierung
an den Generalsekretär des Völkerbundes. Darrn
verlangt Abessinien unter Berufung auf Artikel
15 des Völkerbundsvertrages die Befassung des
Völkerbundsrates mit dem italienisch-abessinischen
Streitfall zürn Zwecke einer vollständigen Unter-
suchung und Prüfung der Angelegenheit.
Ministerpräsident MacTonald teilte am Diens-
tag nachmittag im Unterhaus mit, daß am Don-
nerstag eine Unterharr saus spräche üoer
Außenpolitik stattfinden werde. Tie Aus-
sprache werde einen allgemeinen Charakter haben
und nicht von irgendeinem besonderen Antrag
aus gehen. *
Der frühere langjährige türkische Botschafter
in Berlin, Muktar Pascha, der feinen er-
krankten, in Oesterreich wohnenden Sohn betu-
chen wollte, ist kuyz nach seiner Abreise aus
Alexandrien verstorben. Muktar Pascha war mrt
der Schwester König Fuads von Aegypten ver-
heiratet. Im Balkankrieg hatte er sich einen Na-
men als Divisionskommandeur gemacht. Er war
lange Jahre türkischer Botschafter in Berlin;
einer feiner Söhne hat als Offizier der deutzchen
Armee am Weltkriege teilgenommen.
Die Adjutantur des Stabschefs der^ SA teilt
mit: Infolge Quetschung der linken Hand kann
Stabschef Lutze bis auf weiteres nur den drin-
genden Dienftgeschäften nachkommen. Aus dem
gleichen Grunde ist es ihm nicht möglich, bereits
zugesagten Einladungen nachzukommen, und eS
wird gebeten, bis auf weiteres von Besuchen und
Einladungen des Stabschefs abfeHm W
 
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