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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Zur Kultur des Wohnens
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0051

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INNEN-DEKORATION

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A. CAMPBELL. AUSFÜHR.: PÖSSENB ACHER—MÜNCHEN. TREPPE IN DER DIELE. LANDHAUS OBERHUMMER.

ZUR KULTUR DES WOHNENS.

Gute Luft und richtige Beleuchtung sind die Grund- zu verfallen. Mag der Kamin ein Luxus sein, er ist
bedingungen aller Wohnkultur. Unsere modernen einer, der besser ist als tausend andere — wie sie auch
Röhrenheizungen sind die angenehmsten und unentbehr- heißen mögen, und ich meine, selbst der Opfer wert,
liehen Erwärmer des modernen Hauses, aber die Mühe- Ein anderes Erfordernis zur Verbesserung der Luft ist das
losigkeit ihrer Handhabung, ihre wunderbare Bequem- Aufstellen von Blumen in Töpfen und in Vasen. Blumen
lichkeit macht meist die Menschen sorglos und nach- sind gute Freunde, sie haben ein Schicksal, sie haben
lässig und läßt sie die wichtigen Maßnahmen zur Er- süßen Duft, sie haben sanfte und leuchtende Farben, die
haltung einer schönen gesunden Luft vergessen. das Herz erfreuen — und sie geben der Luft in den
Das erste Erfordernis zur Verbesserung der Luft in Wohnräumen ein angenehmes Etwas, eine Würze, die
unseren Wohnungen, nicht nur im hygienischen, sondern wohltut, und jeder neue Strauß trägt neuen Reiz hinein,
auch im ästhetischen Sinne, ist Aufstellung von Ka- Bei Festlichkeiten gedenke man auch der schönen
minen in ausgedehntem Maßstabe — neben den ver- Sitte unserer Großmütter, die, ehe die Gäste erschienen,
steckt unter den Fenstern anzubringenden Röhren- auf einer Kohlenschaufel ein wohlriechendes Lavendel-
heizungen. Dann werden wir auch wieder eine erträg- wasser verdunsten ließen, um so der Atmosphäre Farbe
liehe Luft in unseren Räumen haben. Die Poesie des und Feierlichkeit zu verleihen, und um auch die Geruchs-
Kaminfeuers ist zu oft gepriesen, als daß man noch organe derKömmlmge zu bewirten. ImHerrenzimmer,
viel darüber zu sagen brauchte — eins ist sicher, wer wo der Rauch der Zigarren leicht aufdringlich wird, ist
sie in trüben Winterabenden einmal erlebt hat, sie ein Ozonlämpchen wohl am Platze, wenn der brennende
ganz gekostet hat, der wird immer den Wunsch haben, Kamin nicht seine Schuldigkeit tut, und die blauen
zu ihr zurückzukehren. Nirgendwo plaudert, denkt, Wolken dampfender Kräuter verscheucht. Ähnlich wirkt
träumt sichs besser, nirgendwo liest sich besser ein auch Fichtennadelduft in einer Räucheilampe. Für
gutes altes oder neues Buch als dort, wo allmählich — Damen-und Empfangszimmer geben englische Riech-
ein Abbild unseres Lebens — knorrige Scheite prasselnd salzdosen ein leises und angemessenes Parfüm, auch
lockernd sich verzehren, um endlich langsam in Staub japanische Riechbüchsen, die mit aromatischen Kräutern

1911. i. 3.
 
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