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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Lang-Danoli, Hugo: Grundregeln für das Klein-Wohnhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0116

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT KARL BERTSCH—MÜNCHEN. SCHRANK IM DAMENSCHLAFZIMMER.

GRUNDREGELN FÜR DAS KLEIN-WOHNHAUS.

Grundlegende Ausführungen einer Autorität auf irgend Was sind nun die typischen Merkmale eines normalen
einem Gebiet sollten, wenn sich auch anfänglich Kleinwohnhauses? In den meisten Fällen wird der gesamte
Widerspruch erhebt, stets dreifach und vierfach erwogen Rauminhalt in möglichst viele, durch einen Korridor
werden. So mögen die nachfolgenden Worte Baillie getrennte, kleine Räume aufgeteilt und diese Räume
Scotts, einer Autorität auf dem Gebiete des Klein- werden dann mit möglichst vielen Möbeln vollgepfropft.
Wohnhauses, die wir frei wiedergeben, zum Nach- Das Ergebnis ist wie ein Schuh, der drückt; die Familie
denken anregen, besonders seine Ausführungen über bewegt sich in fürchterlicher Enge zwischen Tisch und
die Halle, da man wiederholt der Anschauung begegnet, Ofen eingezwängt, zwischen zwecklosen Möbeln und
diese sei im deutschen Kleinwohnhaus nicht am Platze. unnützen Ziergegenständen, die nicht zieren. Gerade
»Ein behagliches und schönes Wohnhaus für eine das Kleinwohnhaus muß unter allen Umständen
begrenzte Summe zu bauen, ist vielleicht eines der einen Raum enthalten mit genügender Boden-
schwierigsten Probleme, die der neuzeitliche Architekt fläche und »Ellbogenfreiheit«. Studierzimmer
zu lösen hat. An erster Stelle müssen die Architekten und alle Räume, die selten von mehr als 1 oder 2
lernen, all ihren Architektur-Dilettantismus zu vergessen, Personen bewohnt sind, mögen im Kleinwohnhaus ver-
und sich herabzulassen, bescheidene und wirklich zweck- hältnismäßig klein gehalten werden. Sie sollen als Ein-
mäßige Wohnstätten zu entwerfen. Zweitens muß der bauten und Nischen des großen zentralen Raumes wirken,
Architekt vergessen, daß er in der Tradition des Bau- an seiner Geräumigkeit teilnehmen, um so das unerträg-
gewerbes erzogen wurde und muß versuchen, die lang liehe Gefühl der bedrückenden Enge zu verlieren, das
verschollene Baukunst zu erlernen. Er muß mehr die rechteckige Kabine auslöst. Im Landhaus, in
den Wert seines Werkes für die Menschheit und weniger dem die Zimmer an und für sich größere Dimensionen
den eigenen Profit im Auge haben. Der ausführende aufweisen, ist das Zimmer- und Korridorsystem wohl
Handwerker aber muß mehr Freude an seinem Hand- am Platze, im Kleinwohnhaus dagegen muß der zen-
werk haben und muß eine Arbeit erhalten, die er mit trale Hauptteil zu einem Innenraum gestaltet werden,
Freude ausführen kann. Die Bewohner solcher Häuser der dem Eintretenden sofort den Eindruck vermittelt,
haben ebenfalls viel zu lernen, und viel zu vergessen daß er sich in einem Hause befindet,
an traditionellen Absurditäten und Vortäuschungen. Aus ökonomischen Rücksichten ist es gut, hier die
 
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