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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Schulze, Otto: Das Haus Hans Ibach in Barmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0135

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XXII. JAHRGANG.

DARMSTADT.

MÄRZ 1911.

DAS HAUS HANS IBACH IN BARMEN.

VON DIR. OTTO SCHULZE—ELBERFELD.

Auch im Wuppertal, mit seinen industriereichen
l Städten und gewerbsfleißigen Ortschaften, mit
seiner arbeitsfrohen, aber auch Festen und Ver-
gnügungen gern zugetanen Menschen, hat die neue
Zeit immer mehr Einzug gehalten. Es hat lange
gedauert; obgleich gerade Barmen und Elberfeld
im Welthandel eine bedeutende Rolle spielen, und
die Söhne der Fabrikanten und Handelsherren sich
gern in der Welt umsehen, und die heimatlichen
Erzeugnisse der Zeitmode in allen Weltteilen an-
zupassen sind, war man gegen den allgemeinen
Fortschritt da draußen immer etwas im Hinter-
treffen. Gewiß, es hat hier im Tal immer kunst-
sinnige Menschen gegeben und opferwillige För-
derer für die jungen Museen wie für die öffentliche
Kunstpflege, wofür gerade die letzte Zeit geradezu
glänzende Proben geliefert hat, aber, abgesehen
von den rein landschaftlichen Reizen der Städtelage,
fehlte es an allen Schönheiten architektonischer
Bilder und an einer an anderen Plätzen weit früher
in Erscheinung getretenen Wohnungskultur. Dabei
hat an sich nicht einmal eine gewisse Bauarmut
geherrscht; die Straßen und Häuser sind seit langem
aus der Talsole heraus die Höhen hinangekrochen,
Villensiedelungen sind entstanden, denn die Natur

lockt hier besonders dazu. Aber es entstand viel
nach der Schablone nach Maßgabe des Reichtums,
nur selten blinkt etwas Eigenart heraus. Heimat-
schutz, Gartenstadtbewegung und ähnliches drangen
spät in unser Tal; es blieb vieles in der langsamen
Selbstentwicklung, konservativ wie die mit der Erd-
scholle verwachsene Bevölkerung, die nur wenig mit
fremdem Blut durchsetzt wird. Es ist ein vorsichtiges
Abwarten, ein langsames Reifen. Auch das hat sein
gutes, die Wupperstädte blieben so von den Aus-
wüchsen des Jugendstils verschont, so daß die hiesigen
Bausünden als allzu schwere nicht angesehen werden
können. Konservative Bauherren und Architekten
zeitigen immerhin noch erfreulichere Werke als
schwankende Naturen, die nur die Äußerlichkeiten
der Erscheinungen als Wahrzeichen der Zeit nehmen.

So hat uns die langsame Entwicklung doch
auch vorwärts gebracht, und die Werke der äl-
teren Architekten-Generation, an denen auch süd-
deutsche Kollegen beteiligt sind, weisen immerhin
zum Teil auch recht achtbare Leistungen auf. Auch
die kommunalen Bauten sind daran, soweit sie in
neuerer Zeit entstanden sind, mit besonders guter
Note beteiligt. Neuerdings hat die öffentliche wie
private Bautätigkeit der landschaftlichen Bauweise

1911. III. 1.
 
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