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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 22.1911

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Kračik, Hugo: Die Westend-Synagoge in Frankfurt: Architekt: Franz Roeckle, Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.11722#0497

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INNEN-DEKORATION 473

ARCHITEKT FRANZ ROECKLE—FRANKFURT A. M. WESTEND-SYNAGOGE—FRANKFURT. HAUPTANSICHT.

DIE WESTEND-SYNAGOGE IN FRANKFURT.

ARCHITEKT: FRANZ ROECKLE FRANKFURT A. M.

Zum zweiten Male innerhalb zweier Jahren hat die Der niedrige, stimmungsvolle, breit ausladende Haupt-
Frankfurter israelitische Religionsgesellschaft dem eingang in Form eines Tores liegt in der Achse des
Stadtbilde ein Bauwerk eingefügt, welches schon in seinem Hauptbaues. Eine charakteristisch gerundete, sanft in
Äußeren jenen Eindruck vermittelt, den nur eine be- das Dach verlaufende Kuppel krönt ihn. Diese offene,
güterte Zivilisation verbunden mit dem zur höchsten dreiteilige Halle in ihrer gehaltvollen, tektonischen
Potenz erhobenen, künstlerisch abgeklärten Geschmacke Schönheit dürfte wohl mit zu dem Besten gehören, was
des modernen Architekten hervorrufen kann. Waren es uns eine empfindsame Architektur schenken kann. In
bei dem ersten jüdischen Gotteshause — der sogenannten dem intimen Vorhof steht ein weißer, in selten schönen
Ostend-Synagoge — Charlottenburger Architekten, welche harmonisch proportionierten Formen gestalteter Marmor-
im Wettbewerbe den Sieg davon trugen und die Aus- brunnen. Drei gegenüberliegende, dunkle Türen führen
führung erhielten, so errang sich bei diesem neuen Bau- in das Innere des Gebäudes. Hier empfängt uns eine,
werke im fashionablen Westend der, früher in Stuttgart durch wuchtige Doppelsäulen aus gelblichen Giallo di
ansässige ,Architekt Franz Roeckle den ersten Preis. Torri Marmor vom eigentlichen Hauptraum getrennte,
Die ernsten, monumentalen Formen der äußeren, niedrige Vorhalle. Ihr erster Eindruck verrät —
vertikalen Muschelkalk-Architektur mit ihrer flachen Li- gegenüber dem Äußeren des Bauwerkes — daß wir uns
senenteilung lassen aus der Gruppe der angegliederten an einer Kultusstätte befinden, deren Ursprünge im
Nebengebäude den zentralen Hauptbau mit seiner Orient zu suchen sind. Die Ornamente der Säulen-
schönen Kuppel und seinen vier Anbauten imposant kapitelle nebst denen der Unterzüge sind in blau, gelb
hervortreten. Die feingeschwungenen Giebel-Felder die- und Gold bemalt. Auch das schöne Dreiecksmotiv der
ser Anbauten enthalten als fast einzigen Schmuck des Marmor-Wandbekleidung, welche sich bis zur Kämpfer-
ganzen äußeren Baues trefflich stilisierte, die Symbole höhe der Vierungsbogen erhebt und den ganzen Syna-
des jüdischen Glaubens haltende Löwen — das einzige gogenraum umzieht, klingt bei allem Reiz der formalen
Tier, welches die jüdische Tradition abzubilden erlaubt. wie farbigen Bildung in einem fremdländisch-eigenartigen
 
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