Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0243
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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Das Schicksal der Wohnung
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INNEN-DEKO RATION
221
PROF. J. H1LLFRBRAND. DEUTSCHE WERKSTATTEN
KLEIDERSCHRANK 1K SCHLAFZIMMER SEITE 218
DAS SCHICKSAL DER WOHNUNG
Jede Wohnung ist, bildlich gesprochen, eine emp-
findsame Hülle, die auf alle Lebensverrich-
tungen der Organismen, des Einzelmenschen oder
der Familie, die sie umschließt, reagiert. Sie
unterliegt vor allem der Abnutzung durch den
ständigen Gebrauch, sie unterliegt aber auch
allen anderen Wandlungs - Vorgängen, denen
jeder Lebens-Organismus ausgesetzt ist, vor allem
»Wachstum« oder »Schrumpfung«, der Inhalts-
Vermehrung oder Inhalts-Verminderung, die durch
die jeweils sich steigernden oder abebbenden
Lebensnotwendigkeiten bedingt werden.
Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet zeigt
sich das Wohnen als eine Art von »Kristallisations-
Vorgang«. Dem vorhandenen Grund-Stock fügt
das Leben in seiner Vielgestaltigkeit, ohne daß es
uns recht bewußt wird, ständig neue Bestandteile
hinzu, die meist schon nach wenigen Jahren das
ursprüngliche Bild verändern. Das Leben schickt
uns unter allerhand listigen Vorwänden Dinge,
auf die wir nie gerechnet und die wir im Grunde
nie gewollt haben, gegen die wir uns aber aus
hundert psychologischen Verknüpfungen heraus
nicht erwehren können. Das ist eine Seite des-
sen, was man als »Schicksal einer Woh-
nung« betrachten kann und was zwangsläufig
Kristallisations - Vorgänge erzeugt. Der sich er-
weiternde Horizont und sich ausdehnende Ak-
tions-Bereich des wohnenden Individuums,
seine Symbiose mit anderen Individuen, die
immer unvorhergesehene Wandlungen aller Art
hervorrufen, erzeugen weitere Kristallisationen.
Man denke an das Zimmer des Bücherfreundes,
das ursprünglich nur einen Bücherträger aufwies,
das aber durch eine sich steigernde Leidenschaft
zur wändefüllenden Bücherei wird; man denke
ferner an Erbschaften von Kunstgegenständen,
wie schicksalhaft werden sie einer Behausung!
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PROF. J. H1LLFRBRAND. DEUTSCHE WERKSTATTEN
KLEIDERSCHRANK 1K SCHLAFZIMMER SEITE 218
DAS SCHICKSAL DER WOHNUNG
Jede Wohnung ist, bildlich gesprochen, eine emp-
findsame Hülle, die auf alle Lebensverrich-
tungen der Organismen, des Einzelmenschen oder
der Familie, die sie umschließt, reagiert. Sie
unterliegt vor allem der Abnutzung durch den
ständigen Gebrauch, sie unterliegt aber auch
allen anderen Wandlungs - Vorgängen, denen
jeder Lebens-Organismus ausgesetzt ist, vor allem
»Wachstum« oder »Schrumpfung«, der Inhalts-
Vermehrung oder Inhalts-Verminderung, die durch
die jeweils sich steigernden oder abebbenden
Lebensnotwendigkeiten bedingt werden.
Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet zeigt
sich das Wohnen als eine Art von »Kristallisations-
Vorgang«. Dem vorhandenen Grund-Stock fügt
das Leben in seiner Vielgestaltigkeit, ohne daß es
uns recht bewußt wird, ständig neue Bestandteile
hinzu, die meist schon nach wenigen Jahren das
ursprüngliche Bild verändern. Das Leben schickt
uns unter allerhand listigen Vorwänden Dinge,
auf die wir nie gerechnet und die wir im Grunde
nie gewollt haben, gegen die wir uns aber aus
hundert psychologischen Verknüpfungen heraus
nicht erwehren können. Das ist eine Seite des-
sen, was man als »Schicksal einer Woh-
nung« betrachten kann und was zwangsläufig
Kristallisations - Vorgänge erzeugt. Der sich er-
weiternde Horizont und sich ausdehnende Ak-
tions-Bereich des wohnenden Individuums,
seine Symbiose mit anderen Individuen, die
immer unvorhergesehene Wandlungen aller Art
hervorrufen, erzeugen weitere Kristallisationen.
Man denke an das Zimmer des Bücherfreundes,
das ursprünglich nur einen Bücherträger aufwies,
das aber durch eine sich steigernde Leidenschaft
zur wändefüllenden Bücherei wird; man denke
ferner an Erbschaften von Kunstgegenständen,
wie schicksalhaft werden sie einer Behausung!