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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Rischowski, Edith: Die Wohnung unserer Zeit: Räume aus der "Deutschen Bau-Ausstellung, Berlin1931"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0273

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XLU. JAHRG.

DARMSTADT

JULI 1931

DIE WOHNUNG UNSERER ZEIT

RÄUME AUS DER »DEUTSCHEN BAU-AUSSTELLUNG—BERLIN 1931«

Die Hallenschau der »Deutschen Bau-Aus-
stellung« in Berlin soll die »Wohnung
unserer Zeit« in vielen durchgebildeten Typen
demonstrieren. Man hat zu diesem Zweck die
Halle als Freiraum behandelt und in einer — auch
dem Grundriß nach — ansprechenden Gliederung
Häuser über den Plan verteilt, so wie sie in Gärten
oder Straßen aneinander gereiht stehen könnten.
Natürlich war das Prinzip nicht absolut durchzu-
halten, und oft ist nur der Grundrißtyp herausge-
stellt, ein ausgebautes Stockwerk oder ein anderer
Bruchteil statt des Ganzen. Dies geschieht in einer
ausstellungstechnisch reizvollen und sehr instruk-
tiven Art, die ganz deutlich das Wesentliche von
Sinn und Zweck dieser Schau ausdrückt: sie ist
nicht so sehr richtungweisend für den neuen Stil,
als vielmehr Darstellung der vielseitigen und
reichen Ausbildung einer erreichten »Stil-Stufe«.
Ihr besonderes Merkmal ist eine gewollte Neu-
tralität der Raumbestimmung, der ganzen Haltung,
auch der farbigen Abtönung. Doch liegt in dieser
Zurückhaltung nichts Puritanisches, sondern ein
gesteigerter Anspruch an Feinheit und Zartheit
des farbigen Zusammenklanges löst die starke und
heitere Farbenfreudigkeit der letzten Jahre ab.

Die Organisation der Wohnung, die durch genau
durchdachte Einteilung die Raumknappheit aus-
gleichen wollte, ist nur mehr für die Wirtschafts-
räume durchgeführt; und die Enge des Rau-
mes, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu
ändern ist, versucht man, wenigstens für das
Raumgefühl, mit anderen Mitteln zu überwinden.
Da ist jenes Dynamisch-Fluktuierende des Räum-
lichen, das am intensivsten in Mies van der
Rohes Planungen gestaltet ist: — jeder Raum ist
ohne feste Begrenzung in den anderen übergeführt,
die Durchblicke und Überschneidungen wechseln
von jedem Standort in jedem Raumteil — und
folgerichtig ist der Ubergang zur umgebenden
Landschaft nicht Tür und Fenster, sondern die
versenkbare Glaswand, die den Wohnraum, zum
mindesten für den Augenschein, mit dem Gar-
ten zur Einheit bindet. Rasenfläche und Wasser-
spiegel sind so gut Elemente des Baus wie die
schwarzspiegelnden Glaswände oder die metal-
lisch blitzenden Säulen. Keine farbigen Akzente
fangen den Blick — nur zarte Abstufungen von
Weiß und Grau, ein warmes dunkles Holz der
Schrankwand als Kontrast: das Licht flutet in un-
gebrochenem Strom durch dieses weite, nirgends

1931. VII. 1.
 
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