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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

DOI issue:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1899)
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Göhler, Georg: Peter Cornelius
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0237

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beiden Gruppen. Sie sind Poeten, aber sie bleiben auch in den höchsten
Stimmungen Herren ihres Stosfes, sie gehen nicht unter im Schwall
ihrer Gefühle, sondern verbinden künstlerisches Feingefühl mit Größe.
Es ist bezeichnend, daß das Urbild dieser höchsten Kunst, daß Goethe
nach Cornelius' eigenem Bekenntnis von seinen Jünglingsjahren bis zu
seinem Tode sein eigentlicher Meister war. — Die wenigen Werke, die
uns Cornelius hinterlassen hat, sind deshalb in ihrer ganzen Bedeutung
nicht von Jedem zu würdigen. Das Einfachste sind die schlichten Lieder

op. s, Gelegenheits-
stücke von idyllischer
Stimmung, dann die
bekannten Stücke aus
op>. ^ »Jn Lust und
Schmerzen" und
„Komm, wir wandeln
zusammen im Mond-
schein" und die schönen
Duette, op. 6. Aber
schon in dem Zyklus
„Trauer und Trost"
op. 3, in den Weih-
nachtsliedern, op. 8,
in den teilweise ganz
bedeutenden Para-
phrasen des „Vater
unser", op. 2 (ok.
Nr. 2!), vor allen
Dingen aber in den
„Brautliedern" liegt
ein künstlerischer Reich-
tum, der mit einem
Male lange nicht aus-
zuschöpfen ist.

Technisch stellen die
Stücke alle keine über-
mäßigen Ansorde-
rungen, und sür das
moderne deutsche Haus
sind sie eigentlich die
beste Musik, die es
geben kann. Besonders

die Brautlieder beansprucheu die Einstellung in der allervordersten Reihe
der ganzen Liedliteratur des Jahrhunderts. Jn der Größe und Tiefe
der Stimmung, die alle bei dem Vorwurs so beliebte Süßlichkeit ver-
meidet und mit einer adeligen Vornehmheit höchstes Feingesühl und
sinnliche Krast verbindet, sind diese Stücke kaum zu überbieten. Voll-
endet vorgetragen habe ich sie sreilich noch nie gehört. Sind unsere
Künstlerinnen wirklich alle unfähig, eine solche Ausgabe zu lösen? —
Die höchsten künstlerischen Ausgaben stellt Peter Cornelius auch
sonst. So dem deutschen Münnergesang in seinem op>. 9 und op>. (2.

2. Dezemberheft ^899
 
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