Studieren besäßen, so dürften sie dieselben nur mit einem und dcm andcrn
Gelehrten Privat-Stunden halten lassen, bis sie dic Vollkommenheil erreicht
hätten, daß sie weiter keinen Unterricht brauchten- Wozu ihre Neigung eine
jede triebe, dazu müßte man sie anführen lassen, so daß man unter ihnen
Geistliche, Rechts-Gelehrte, Arznei-Verständige und Welt-Weise, so überhaupt
alle Arten der Gelehrten anträfe. Jhrem Werte und Wissen nach müßte man
eben aus ihnen Doktors und Professors machen, damit ihre Bemühungcn
gleichfalls eine Belohnung von Ehren-Stellen zu gewarten hätten.
Die Gelehrsamkeit des Frauenzimmers sollte zu zweyerley Stücken an-
gewandt werden; und zwar einen Teils, ihres gleichen zu unterrichten. Wollten
sie Kollegia und Disputationen halten, so müßte keine Mannsperson, sondern
nur Frauenzimmer hinein gehen. Solchergestalt könnten gar wol in einer Stadt
zwey Mademien aufgerichtet werden. Es würde dadurch kein Mißbrauch und
keine Unordnung entstehen, wenn Mannspersonen zu ihres gleichen in Kollegia
gingen, und Frauenzimmer bey ihrem Geschlechte blieben. Alsdann würde
man der Damen Gelehrsamkeit kein unordentlich Bücher-Lesen nennen können,
das jetzt weiter zu nichts dient, als daß es Schmeichlern Gelegenheit giebt, oft-
mals ihre Schwäche zu entdecken. Anderen Teils künnte man sich auch diesen
Nutzen von ihren Wissenschaften versprechen, daß auch unter unserem Geschlecht
hernachmals fleißigere und gelehrtere Männer würden anzutreffen scyn. Es
würde alles schlechte Latein an den Bettel-Stab kommen; die Herren Professoren
würden genötigt seyn, ihr Lesen nicht so oft ohne erhebliche Ursache auszusetzen.
Die Sittenlehrer würden gezwungen werden, ihr Leben nach ihren Lehren ein-
zurichten, und dadurch würden viele Aergernisse gehoben werden.
Es sind mir auf Universitäten vielerley Menschen vorgekommen, dener
es besser gewesen wäre, sie hätten sich niemals dafür ausgegeben, was sie
vorstellen wollten. Bey diesem Geständnis aber suche ich keineswegs der
studierenden Jugend eine Verachtung gegen ihre Professoren einzupragen. Nein,
das sey ferne. Jch will dadurch nur beweisen, daß die Frauenzimmer-Akademie
der gelehrten Welt mehr Nutzen als Schaden stiften würde, im Falle sie sollte
aufgerichtet werden.
Wollte ein und der andere einwenden, es würde auf die Art kein Haus-
wirt eine wirtliche Frau mehr bekommen können, wenn sich die meisten in die
Gelehrsamkeit vertieften, und daher die Haushaltungssorgen in Vergessenheit
stellten, daß sie nachmals einem Manne nur als ein unnützcr Hausrat beschwer-
lich fallen würden: So will ich nur zum Voraus sagen, sie würden nicht ver-
gessen, sich auch darin unterrichten zu lassen. Man kann ja nicht stetig über
den Büchern sitzen; und also würden sie die Stunden, so andere zur Ergötz-
lichkeit anwenden, zur Erlernung der Wirtschaft gebrauchen.
Das griechische Volk lernte von seinen tragischen Poeten mehr Gutes
als von allen seinen Pfaffen, die nichts als den Schlendrian ihrer Cere-
monien wußten.
Wenn heute zu Tage jemand aufstände, der eben die Schnitzer wider die
dramatische Poesie beginge, die Corneille im Cid begangen, der würde gcwiß
von dem ganzen Parterre ausgepfiffen werden.
»
Wir Deutsche pflegen insgemein sehr aufmerksam und sorgfältig in An-
sehung alles ausländischen; hergegen sehr nachlässig und sorglos in Absicht auf
unsre einheimischen Sachen zu seyn.
llunstwart
Gelehrten Privat-Stunden halten lassen, bis sie dic Vollkommenheil erreicht
hätten, daß sie weiter keinen Unterricht brauchten- Wozu ihre Neigung eine
jede triebe, dazu müßte man sie anführen lassen, so daß man unter ihnen
Geistliche, Rechts-Gelehrte, Arznei-Verständige und Welt-Weise, so überhaupt
alle Arten der Gelehrten anträfe. Jhrem Werte und Wissen nach müßte man
eben aus ihnen Doktors und Professors machen, damit ihre Bemühungcn
gleichfalls eine Belohnung von Ehren-Stellen zu gewarten hätten.
Die Gelehrsamkeit des Frauenzimmers sollte zu zweyerley Stücken an-
gewandt werden; und zwar einen Teils, ihres gleichen zu unterrichten. Wollten
sie Kollegia und Disputationen halten, so müßte keine Mannsperson, sondern
nur Frauenzimmer hinein gehen. Solchergestalt könnten gar wol in einer Stadt
zwey Mademien aufgerichtet werden. Es würde dadurch kein Mißbrauch und
keine Unordnung entstehen, wenn Mannspersonen zu ihres gleichen in Kollegia
gingen, und Frauenzimmer bey ihrem Geschlechte blieben. Alsdann würde
man der Damen Gelehrsamkeit kein unordentlich Bücher-Lesen nennen können,
das jetzt weiter zu nichts dient, als daß es Schmeichlern Gelegenheit giebt, oft-
mals ihre Schwäche zu entdecken. Anderen Teils künnte man sich auch diesen
Nutzen von ihren Wissenschaften versprechen, daß auch unter unserem Geschlecht
hernachmals fleißigere und gelehrtere Männer würden anzutreffen scyn. Es
würde alles schlechte Latein an den Bettel-Stab kommen; die Herren Professoren
würden genötigt seyn, ihr Lesen nicht so oft ohne erhebliche Ursache auszusetzen.
Die Sittenlehrer würden gezwungen werden, ihr Leben nach ihren Lehren ein-
zurichten, und dadurch würden viele Aergernisse gehoben werden.
Es sind mir auf Universitäten vielerley Menschen vorgekommen, dener
es besser gewesen wäre, sie hätten sich niemals dafür ausgegeben, was sie
vorstellen wollten. Bey diesem Geständnis aber suche ich keineswegs der
studierenden Jugend eine Verachtung gegen ihre Professoren einzupragen. Nein,
das sey ferne. Jch will dadurch nur beweisen, daß die Frauenzimmer-Akademie
der gelehrten Welt mehr Nutzen als Schaden stiften würde, im Falle sie sollte
aufgerichtet werden.
Wollte ein und der andere einwenden, es würde auf die Art kein Haus-
wirt eine wirtliche Frau mehr bekommen können, wenn sich die meisten in die
Gelehrsamkeit vertieften, und daher die Haushaltungssorgen in Vergessenheit
stellten, daß sie nachmals einem Manne nur als ein unnützcr Hausrat beschwer-
lich fallen würden: So will ich nur zum Voraus sagen, sie würden nicht ver-
gessen, sich auch darin unterrichten zu lassen. Man kann ja nicht stetig über
den Büchern sitzen; und also würden sie die Stunden, so andere zur Ergötz-
lichkeit anwenden, zur Erlernung der Wirtschaft gebrauchen.
Das griechische Volk lernte von seinen tragischen Poeten mehr Gutes
als von allen seinen Pfaffen, die nichts als den Schlendrian ihrer Cere-
monien wußten.
Wenn heute zu Tage jemand aufstände, der eben die Schnitzer wider die
dramatische Poesie beginge, die Corneille im Cid begangen, der würde gcwiß
von dem ganzen Parterre ausgepfiffen werden.
»
Wir Deutsche pflegen insgemein sehr aufmerksam und sorgfältig in An-
sehung alles ausländischen; hergegen sehr nachlässig und sorglos in Absicht auf
unsre einheimischen Sachen zu seyn.
llunstwart