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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 8 (2. Januarheft 1901)
DOI article:
Schultze-Naumburg, Paul: Kulturarbeiten, [6]
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0397

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der Forderungen, so daß jeder einzelne der Mitschaffenden den Anspruch
auf einen Teil des Ruhmestitels hat. Jmmer steht das Haus am
richtigen Platz, immer paßt es zur Landschaft, immer scheint es uns,
als ob wir vor einem großen Organismus stehen.

Man betrachte Bild 28. Das Dach, das in seiner Silhouette den
Bergzug wicderholt, mit seinen drei ehrlichen Augen, die freundlichen
weißgeputzten Wände, die vorgcschobene Terrasse der Gartenanlage, die
Linde am richtigen Ort gepflanzt, um ohne Symmetrie doch das Gegen-
gewicht zur Masse des Hauses zu halten.

Bild 29 zeigt ein einzeln stehendes Bauernhaus, das noch dazw
inmitten eines Thalkessels liegt, auf einem Platze, der ringsumher von
allen Orten zu sehen ist. An dieser Stelle stand früher ein altes Haus,
und ich hatte auf allen Spaziergängen meine Freude daran, wie überall
der hohe weiße Giebel hervorlugte mit dem runden Fenster darin und
so gleichsam einen natürlichen trigonometrischen Punkt bildete. Heute
bildet das blöde gestempelte Dach auch so einen trigonometrischen Punkt,
dem man nirgends entgehen kann. Ueber den Eindruck, den's macht,
ist rvohl nichts weiteres zu sagen. p aul S ch ul tz e - Na u »1 b u r g.

Oose klätler.

Die rionfcrcnz.

Von Karl Söhle.

Vorbemerkung. Der Kunstwart hat schon öfter auf die erfreuliche
und selbslündige Begabung hingewiesen, öie aus den „Musikantengeschichten",
Söhles erstem Buche, spricht. Jm wesentlichen als derselbe erscheint Söhle
auch in seinem neuen Buch „Musikanten und Sonderlinge" si'"
Verlag B- Behrs sE. Bocks). Es ist nichts leichter als über das Eigen-
tümliche an Söhle hinwegzulesen: flüchlig betrachtet sieht er einem von den
vielen gleich, die ohne slärkere Fähigkeit kritischen llnterscheidens sich schlechtwcg
für alles begeistern, was der geliebte Heimatboden trägt und nährt, und
zweisellos sind ja auch Kritik sowohl wie Kompositionsgabe und Entwicklung
der geschilderten Charaktere die starken Seiten Söhles nicht. Wer aber schärfer
zusieht und mit Aufmerksamkeit auf Söhles Art eingeht, dem dürfte doch bald
ans seiner Begeisterung ein ganz eigner Ton erklingen, in seincr Lebhaftigkeit
eine ungemein fein und liebevoll empfindende Seele sich zeigen, aus seinem
frischen Humor eine kindlich-künstlerische Freude an der mannigfaltigen Art
all dessen, was kreucht und fleucht, grünt und blüht. Das gibt seinen Schil-
dereien den besonderen Ton und mit dieser Eigcnart die literarischc Bercch-
tigung. Unsrc kleine Geschichte ist dem neuen Buch entnommen.

Vivat hoch, Mittwochnachmittagl Keine Schulel Und morgen Himmcl-
fahrt, ein vollständiger Ferientag!

Jn majestätischer Ruhe, feierlich langsam, groß, stolz wie eine Königin
gleitet die Sonne am Himmel dahin ihrc Bahn, müttcrlich sich weidend an
der Pracht tausendsültigen Grünens und Blühens untcn allüberall. Keinen
Blick wendet sie ab: „Na ja, bin zufricdcn heuer mit dcr Fichtenhagcner Gegend,
ist ja alles in bestem Gedeihen."

„Na, Kollego Dörge, mach dich schnell sertig. Nä, 'rein will ich nich erst
kommen, sonst schr.ackt man sich doch ümmer fest. Jch wart' hicr draußen.

Aunstwart

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