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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1900)
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Avenarius, Ferdinand: Einwände gegen die Goethestiftung
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Weber, Leopold: Gabriele D'Annunzio und sein "Feuer": auch eine Weihnachtsbetrachtung zur deutschen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0283

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vierten Teil dieser literarischen Sachvcrständigen als ivertvoll erschienen,
eine entsprechend niedrigere Summe bereitgestellt würde.

Freilich, auch wer die Mannigsaltigkeit der „literarischen Bedürf-
nisse" und ihres Ausdrucks in freiester Weite anerkennt, wird sehr wahr-
scheinlich über manche Beschlüsse des erhofften Ausschusses noch den
Kopf schütteln. Auch ich bin fest davon überzeugt, daß es dicser Aus-
schuß an ganz eindeutigen Mißgriffen und Jrrtümern nicht fehlen lassen
wird. Aber selbst mit der verhältnismüßig kleinen Summe, um dic
wir bitten (das Berliner Kunstgewerbemuseum allein erhült über das
Doppelte jährlich), läßt sich hier schon so vieles thun, daß die Sache
zum Segen würde und wenn nur der fünfte Beschluß einmal an rich-
tiger Stelle förderte. Jrrige Beschlüsse schaden ja hier der Allgemein-
heit nicht, jeder richtige aber ntttzt ihr. Schließlich aber fragt sich's
nicht: bringt unser Vorschlag die Vollkommenheit?, sondern es fragt
sich: bringt er einen Fortschritt? Die Beweise, daß er nicht die
Vollkommenheit brächte, beweisen gegen ihn gar nichts.

Auf diese Wirklichkeiten müssen wir unsere Gedanken einstcllen.
Sonst erreichen wir nichts und sind selbst daran schuld, — wie unser
Mangel an praktischem Sinn an dem Beiseitstehen so manch andcrer
„idealen Forderung" im politischen Leben schuldig ist. Möge unsre
Petition endlich einmal den Anfang einer Volkswirtschaft auch der geisti-
gen Güter bedeuten! Schon jetzt beweist uns die erstaunliche Teil-
nahme der Hochgcbildetcn, daß unsre Anregung nicht umsonst war. Geht
man auf unsre Wünsche nicht ein, so ist es schr möglich, daß man auf
anderm Wege der endlich als dringlich erkannten Sache zu dienen ver-
suchen wird. Wir dächten, auch das wäre etwas wert! Auf unserm
eigenen Wege jedoch bedeutet die Förderung der gediegenen „schönen
Literatur", wie wichtig sie ist, doch nur cine Stelle. Unser Endziel
bleibt der große „Urheberschatz" für das geistige Schaffen der Nation
auf allen Gebietcn der Künste sowohl wie der Wissenschaften. A.

6abriele O'Unnunzio uncl sein „feuer

Auch eine Meihnachtsbetrachtung zur deutschen Aultur.

Die Verchrung des Gabriele D'Anmmzio in Deutschland fängt all-
mählich an, einen Grad nahe der Sicdehitze zu errcichen: daß er das
Weltgenie sei, für das cr sich selber ausgibt, scheint unter den schreibenden
Leuten nur noch einer Minderheit zweifelhaft zu sein. So wird es wohl auch
für den Kunstwart Zeit, sich eingehender mit ihm zu beschäftigen, obwohl sonst
ausländische Literatur sür uns erst in zweiter Reihe in Frage kommt. Zu
solcher Beschüstigung aber eignet sich D'Annunzios lctztes Werk „Feucr"* ganz
besonders, da der Dichter nach vollkommen osfenen und öffcntlichen Mit-
teilungen in dem Helden dieses Nomans sich selber und in der Handlung scin
Verhältnis zur Duse darstellt.

Der junge Poct „Stelio Effrena" — Gabriele D'Annunzio gondclt an
einem Herbstabend mit seiner Frcundin in der Lagune vor Venedig herum. Er
hat am Abend im Dogenpalast eine Rede zu halten; cr will darin dic künst-

* Jn deutscher Uebersetzung bei Albert Langen in München crschicnen.

Aunstwarl
 
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