gewählt werden. Nur aus seinem ureigenen Vorstellungskreis dürfen
die Themen für seine Werke entspringen: nicht Einförmigkeit der Aus-
bildung ist erstrebenswert, sondern eine größtmögliche Differenzierung.
Freilich, Ziele wie die unsrigen zu erreichen, dürfte eine Kasernierung,
wie sie jetzt in unseren Hochschulen gebräuchlich ist, wenig geeignet sein.
Erzeugt doch schon der Umstand, daß viele Schüler in einem Saal
arbeiten, eine gewisse Gedankenübereinstimmung.
Das Zukunftsbild einer solchen Bildhauerschule würde dem einer
Kolonie gleichen, in der Nähe eines Kunstzentrums, wie Berlin, Dresden
oder München. Die verschiedenen Atelierhäuschen würden sich um ihre
Mittelpunkte, wie Bronzegießerei, Stein- und Holzbearbeitungsateliers,
Kupfertreiberei, Brennöfen für Terrakotta, Atelier für Architektur, Gold-
schmiedeatelier u. s. w. gruppieren.
Es würde im Jnteresse der Städte liegen, welche ihre Jndustrie
heben wollen, solche Veranstaltungen an sich zu ziehen, dadurch daß sie
geeignete Terrains zur Versügung stellten. Ganz vom materiellen Stand-
punkte aus würde das Eindringen des Geschmacks in die einfachsten
Handwerke reiche Früchte tragen.
Die Ausführbarkeit dieser Jdeen mag auf den ersten Blick kostspielig
erscheinen. Jch glaube jedoch, daß dem nicht so ist. Da alle Studien-
arbciten in echtem Material ausgeführt werden, so liegt ihr Verkauf in
der Wahrscheinlichkeit, und sie werden durch den Wegfall des Lohnes
für den „ausführenden" Arbeiter verhältnismäßig billig sein.
Der ästhetische Erziehungswert solcher Kopien, die in öffentlichen
Gärten und Plätzen ausgestellt zu denken wären, ist wohl nicht hoch
genug anzuschlagen. Der Ausführung dieser Anschauungen kommt cs
sehr zu statten, daß der höchste Traum für die Bildhauer in Erfüllung
gegangcn ist: die nntiken Brüche auf den griechischen Jnseln und am
Pentelikon bei Athen sind wieder in Betrieb genommen. Die herrlichsten
Marmore stehen wieder zu unserer Verfügung. Mit welcher Freude
junge Bildhauer arbeiten würden in diesem kostbaren Material, brauche
ich davon zu sprechen? Das Schreckgespenst jedes Künstlers, jedes
Schülers vor allem, der tote Gips, der so vielen die Begeisterung aus
der Secle gesogen hat, es wäre dann gebannt.
ütar Aruse-Lietzcnburg.
Rullurarbeiten. Z.
Ueber die Zerstörung unsrer Dörfer ist schon verhältnismäßig viel
gesprochen und geschrieben wordcn. Es ist aber noch lange nicht genug
darüber gesprochen und geschrieben worden. Und verstanden hat mans
meist falsch. „Ja, das ist ja für Euren Malerstandpunkt ganz schön",
hört man dann wohl, „aber die Leute können doch nicht in malerischen
Nuinen wohnen. Was haben denn auch die Bauern davon, wenn ihre
Dürfer »romantischL sind, das macht ja doch eigentlich bloß den Touristen
Spaß- Es wäre nur gut, wcnn man auch in den Dörfern anfinge,
helle und gesunde Räume zu bauen" u. s. w.
Das sind, ivenn mans bei Lichte betrachtet, alles leere Worte, die
nichts verraten, als gänzliche Unkenntnis des Sachverhalts. Denn
erstens sind die alten Dörser durchaus nicht wegen ihrer verfallenen
I. Ianuarheft idoi
Z2Z
die Themen für seine Werke entspringen: nicht Einförmigkeit der Aus-
bildung ist erstrebenswert, sondern eine größtmögliche Differenzierung.
Freilich, Ziele wie die unsrigen zu erreichen, dürfte eine Kasernierung,
wie sie jetzt in unseren Hochschulen gebräuchlich ist, wenig geeignet sein.
Erzeugt doch schon der Umstand, daß viele Schüler in einem Saal
arbeiten, eine gewisse Gedankenübereinstimmung.
Das Zukunftsbild einer solchen Bildhauerschule würde dem einer
Kolonie gleichen, in der Nähe eines Kunstzentrums, wie Berlin, Dresden
oder München. Die verschiedenen Atelierhäuschen würden sich um ihre
Mittelpunkte, wie Bronzegießerei, Stein- und Holzbearbeitungsateliers,
Kupfertreiberei, Brennöfen für Terrakotta, Atelier für Architektur, Gold-
schmiedeatelier u. s. w. gruppieren.
Es würde im Jnteresse der Städte liegen, welche ihre Jndustrie
heben wollen, solche Veranstaltungen an sich zu ziehen, dadurch daß sie
geeignete Terrains zur Versügung stellten. Ganz vom materiellen Stand-
punkte aus würde das Eindringen des Geschmacks in die einfachsten
Handwerke reiche Früchte tragen.
Die Ausführbarkeit dieser Jdeen mag auf den ersten Blick kostspielig
erscheinen. Jch glaube jedoch, daß dem nicht so ist. Da alle Studien-
arbciten in echtem Material ausgeführt werden, so liegt ihr Verkauf in
der Wahrscheinlichkeit, und sie werden durch den Wegfall des Lohnes
für den „ausführenden" Arbeiter verhältnismäßig billig sein.
Der ästhetische Erziehungswert solcher Kopien, die in öffentlichen
Gärten und Plätzen ausgestellt zu denken wären, ist wohl nicht hoch
genug anzuschlagen. Der Ausführung dieser Anschauungen kommt cs
sehr zu statten, daß der höchste Traum für die Bildhauer in Erfüllung
gegangcn ist: die nntiken Brüche auf den griechischen Jnseln und am
Pentelikon bei Athen sind wieder in Betrieb genommen. Die herrlichsten
Marmore stehen wieder zu unserer Verfügung. Mit welcher Freude
junge Bildhauer arbeiten würden in diesem kostbaren Material, brauche
ich davon zu sprechen? Das Schreckgespenst jedes Künstlers, jedes
Schülers vor allem, der tote Gips, der so vielen die Begeisterung aus
der Secle gesogen hat, es wäre dann gebannt.
ütar Aruse-Lietzcnburg.
Rullurarbeiten. Z.
Ueber die Zerstörung unsrer Dörfer ist schon verhältnismäßig viel
gesprochen und geschrieben wordcn. Es ist aber noch lange nicht genug
darüber gesprochen und geschrieben worden. Und verstanden hat mans
meist falsch. „Ja, das ist ja für Euren Malerstandpunkt ganz schön",
hört man dann wohl, „aber die Leute können doch nicht in malerischen
Nuinen wohnen. Was haben denn auch die Bauern davon, wenn ihre
Dürfer »romantischL sind, das macht ja doch eigentlich bloß den Touristen
Spaß- Es wäre nur gut, wcnn man auch in den Dörfern anfinge,
helle und gesunde Räume zu bauen" u. s. w.
Das sind, ivenn mans bei Lichte betrachtet, alles leere Worte, die
nichts verraten, als gänzliche Unkenntnis des Sachverhalts. Denn
erstens sind die alten Dörser durchaus nicht wegen ihrer verfallenen
I. Ianuarheft idoi
Z2Z