Hütten oder der vermoosten Mühlen schön, die mal vorkommen können.
Sondern sie sind schön wegen ihrer einfachen überlegenen Anlage,
welche die praktischen Forderungen ost glänzend löst und viel weiter und
luftiger bauen läßt als die neuen; und dann wegen des Ausdrucks
ihres Aeußern, das von kluger Sachlichkeit, aber auch von unendlich
wertvollen moralischen Besitztümcrn redet. Diese entzückenden Dorfbilder,
die uns so anheimeln, in denen sich ein jeder, der die Gefühlswerte aus
dem Aeußern zu lesen versteht, so wohl fühlt, hat die Liebe zur Scholle,
zur Heimat gebaut, und davon erzählen sie nun dem Auge. Zum
andern sind aber in praktisch-hygienischer Beziehung unsere neuen Bauern-
häuser das Gegenteil von einem Fortschritt. Die Zimmer sind eher
kleiner als größer geworden, die Fenster sitzen falsch, der Ausdruck der
ganzen Anlage spricht nur von der Kopflosigkeit, Gleichgültigkeit und
Stumpfheit ihrer Erbauer und Bewohner.
Unter unsern Lesern sind so viele Landpastoren und Lehrer. Wir
richten an sie die herzliche Bitte, sich unserer Sache anzunehmen und
den Leuten klar zu machen, wohin sie gekommen sein müssen, wenn
man dem, wovon ihre Häuser und Gärten erzählen, glaubt. Jch bin
der Ansicht, daß es ein schwerer Fehler wäre, dabei das Wort „Kunst"
in den Mund zu nehmen. Wohin hat denn das viele Reden von der
„Bauernkunst" geführt, als immer nur zu Ncbendingen, die von der
Hauptsache stets ablenkten? Gewiß, wir fassen das alles ja als Kunst.
Aber diese Auffassung ist noch nicht die allgemeine, und ich glaube, man
macht sie nur dann allgemein, wenn man nicht damit beginnt, von
„Kunst" zu reden. Die Auffassung, „Kunst" mit „Luxus" zu ver-
wechseln, ist immer noch zu verbreitet, als daß man unsre Kunstwart-
auffassung schon überall verstehen könnte: Kunst ist nichts, als der
sinnfällig gewordene Ausdruck von Dingen, die sich begrifflich nicht
sagen lassen.
Auch beim Betrachten unserer ländlichen Baukunst kommt man zu
demselben Ergebnis, wie bei den städtischen Bauten. Nämlich, daß es
ein großer Jrrtum ist, daß mit der ersten Hälfte des ssi- Jahrhunderts
unsere Bau- und angewandte Kunst ihren tiessten Stand errcicht habe.
Es ist einfach nicht wahr. Jhren tiefsten Stand erreichte sie erst um s880
herum, als in der Stadt die Altdeutschmeierei anfing und die Renaissance-
herrlichkeit „wiederentdeckt" wurde. Dort hat sich in den allerletzten
Jahren hie und da eine leise Besserung gezeigt, auf den Dörfern beharrt
der Tiefstand noch. Bis in die sechziger Jahre hinein zehrte man auf
dem Lande noch an dem letzten Bestehen einer alten guten Ueberlieferung,
dann drang auch dorthin das Elend des Gewerbeschulmeisters. Seitdem
auch die ländlichen Maurermeister die Erziehung der Baugewerkeschulen
kennen gelernt oder doch Vorlagewerke zu Gesicht bekommen haben, die
aus jenen Gegenden stammen, seitdem ist es mit dieser Ueberliefcrung aus.
Auch hier kann wohl wieder das Bild am klarsten sprechen. Jch führe je
vier Bauernhöfe vor: einen von s79l, einen von s8s l, einen von s852
und einen gar von s862. Die Gegenbeispiele stammen in derselbcn
Reihenfolge von j883, s897, l900 und s899- Zunächst Abb. l§
und s7. Die alten Bauernhöfe waren im eigentlichsten Sinne ein Hof,
d. h. ein von Gebäuden und Mauern eingefriedigter Hof, deren Höhe
und Unzugänglichkeit einen wirklichen Diebsschutz bot, während ander-
,Kunstwart
Sondern sie sind schön wegen ihrer einfachen überlegenen Anlage,
welche die praktischen Forderungen ost glänzend löst und viel weiter und
luftiger bauen läßt als die neuen; und dann wegen des Ausdrucks
ihres Aeußern, das von kluger Sachlichkeit, aber auch von unendlich
wertvollen moralischen Besitztümcrn redet. Diese entzückenden Dorfbilder,
die uns so anheimeln, in denen sich ein jeder, der die Gefühlswerte aus
dem Aeußern zu lesen versteht, so wohl fühlt, hat die Liebe zur Scholle,
zur Heimat gebaut, und davon erzählen sie nun dem Auge. Zum
andern sind aber in praktisch-hygienischer Beziehung unsere neuen Bauern-
häuser das Gegenteil von einem Fortschritt. Die Zimmer sind eher
kleiner als größer geworden, die Fenster sitzen falsch, der Ausdruck der
ganzen Anlage spricht nur von der Kopflosigkeit, Gleichgültigkeit und
Stumpfheit ihrer Erbauer und Bewohner.
Unter unsern Lesern sind so viele Landpastoren und Lehrer. Wir
richten an sie die herzliche Bitte, sich unserer Sache anzunehmen und
den Leuten klar zu machen, wohin sie gekommen sein müssen, wenn
man dem, wovon ihre Häuser und Gärten erzählen, glaubt. Jch bin
der Ansicht, daß es ein schwerer Fehler wäre, dabei das Wort „Kunst"
in den Mund zu nehmen. Wohin hat denn das viele Reden von der
„Bauernkunst" geführt, als immer nur zu Ncbendingen, die von der
Hauptsache stets ablenkten? Gewiß, wir fassen das alles ja als Kunst.
Aber diese Auffassung ist noch nicht die allgemeine, und ich glaube, man
macht sie nur dann allgemein, wenn man nicht damit beginnt, von
„Kunst" zu reden. Die Auffassung, „Kunst" mit „Luxus" zu ver-
wechseln, ist immer noch zu verbreitet, als daß man unsre Kunstwart-
auffassung schon überall verstehen könnte: Kunst ist nichts, als der
sinnfällig gewordene Ausdruck von Dingen, die sich begrifflich nicht
sagen lassen.
Auch beim Betrachten unserer ländlichen Baukunst kommt man zu
demselben Ergebnis, wie bei den städtischen Bauten. Nämlich, daß es
ein großer Jrrtum ist, daß mit der ersten Hälfte des ssi- Jahrhunderts
unsere Bau- und angewandte Kunst ihren tiessten Stand errcicht habe.
Es ist einfach nicht wahr. Jhren tiefsten Stand erreichte sie erst um s880
herum, als in der Stadt die Altdeutschmeierei anfing und die Renaissance-
herrlichkeit „wiederentdeckt" wurde. Dort hat sich in den allerletzten
Jahren hie und da eine leise Besserung gezeigt, auf den Dörfern beharrt
der Tiefstand noch. Bis in die sechziger Jahre hinein zehrte man auf
dem Lande noch an dem letzten Bestehen einer alten guten Ueberlieferung,
dann drang auch dorthin das Elend des Gewerbeschulmeisters. Seitdem
auch die ländlichen Maurermeister die Erziehung der Baugewerkeschulen
kennen gelernt oder doch Vorlagewerke zu Gesicht bekommen haben, die
aus jenen Gegenden stammen, seitdem ist es mit dieser Ueberliefcrung aus.
Auch hier kann wohl wieder das Bild am klarsten sprechen. Jch führe je
vier Bauernhöfe vor: einen von s79l, einen von s8s l, einen von s852
und einen gar von s862. Die Gegenbeispiele stammen in derselbcn
Reihenfolge von j883, s897, l900 und s899- Zunächst Abb. l§
und s7. Die alten Bauernhöfe waren im eigentlichsten Sinne ein Hof,
d. h. ein von Gebäuden und Mauern eingefriedigter Hof, deren Höhe
und Unzugänglichkeit einen wirklichen Diebsschutz bot, während ander-
,Kunstwart