Lose Klärter.
Allerseelcn.
Alle Seelen, seid ihr tot,
Clder webt ihr nock im All?
Sterben, — ist's ein Morgenrot?
Vder ist's ein Sonnenfall?
Alle Seolen, ob ibr schlaft?
Dder leisen Webens wacht?
Gb ihr cuch allsammen traft?
Vder irrt durch Tag und Nacht?
Gb ihr wirkt im buntcn Aleid,
2as Natur dem Auge zeigt?
Gdcr ob ihr neuer Zeit,
Neuen Welten zugeneigt?
Aönnt ihr griißen, die geliebt
Linst ihr hier beim Lrdenschritt?
Nehmt ihr, was die Seele gibt,
Ueber Tod und Gräber mit?
Anüxft an cuch uns noch ein Band,
Das uns leise lenkt und warnt?
Vder ist der Menschen Land
Nicht von eurcm Geist durchgarnt?
Wer kann wissen, was da kommt,
Wenn vom Thor dcr Riegel springt I
Weiß nur, daß der Seele srommt,
Wenn sie Totenlieder singt.
Aus Gsttscheds Schriften.
Vorbemerkung. Eugen Reichels begeisterte Propaganda für den alten
Gottsched hat einen Erfolg ganz unbestritten schon jetzt gehabt: man erklärt
so gut wie allgemein den „Fall Gottsched" für einen Prozetz, der revidiert
werden sollte, da das bisherige Urteil zum mindesten nicht mehr ohne Weitcres
als endgültig angesehen werden kann. Wir glaubten, auch unsern Lesern einen
Einblick in das Aktenmaterial schuldig zu sein und haben dcshalb den ohne
Zweifel besten und bestwilligsten Gottschcd-Kenner unserer Zeit, eben Eugen
Reichel gebeten, uns eine Auswahl Gottschedischer Aussprüche zu diesem Zwecke
zusammenzustellen. Mit dem Nachfolgenden unterbrciten wir sie. Wer nun
mehr von Gottsched wissen mag, wird sich eines der beiden Gottsched-„Denkmale"
ansehcn, die Reichel im Berliner „Gottsched-Verlage" errichtet hat, und zwar,
wenn nicht das „grotzc", von dem Berger in unserm ersten Oktoberhefte
gesprochen, so wenigstens das „kleine", das nur zwei Mark kostet.
Jch zweifle kcincn Augenblick daran, datz eine Frauenzimmerakademie
ins Werk zu richten möglich scyn sollte, und zwar auf folgende Art:
Fänden die Mütter bei ihren annoch zarten Töchtern, datz sie Gaben zum
2. Novemberheft syoo
i»s
Allerseelcn.
Alle Seelen, seid ihr tot,
Clder webt ihr nock im All?
Sterben, — ist's ein Morgenrot?
Vder ist's ein Sonnenfall?
Alle Seolen, ob ibr schlaft?
Dder leisen Webens wacht?
Gb ihr cuch allsammen traft?
Vder irrt durch Tag und Nacht?
Gb ihr wirkt im buntcn Aleid,
2as Natur dem Auge zeigt?
Gdcr ob ihr neuer Zeit,
Neuen Welten zugeneigt?
Aönnt ihr griißen, die geliebt
Linst ihr hier beim Lrdenschritt?
Nehmt ihr, was die Seele gibt,
Ueber Tod und Gräber mit?
Anüxft an cuch uns noch ein Band,
Das uns leise lenkt und warnt?
Vder ist der Menschen Land
Nicht von eurcm Geist durchgarnt?
Wer kann wissen, was da kommt,
Wenn vom Thor dcr Riegel springt I
Weiß nur, daß der Seele srommt,
Wenn sie Totenlieder singt.
Aus Gsttscheds Schriften.
Vorbemerkung. Eugen Reichels begeisterte Propaganda für den alten
Gottsched hat einen Erfolg ganz unbestritten schon jetzt gehabt: man erklärt
so gut wie allgemein den „Fall Gottsched" für einen Prozetz, der revidiert
werden sollte, da das bisherige Urteil zum mindesten nicht mehr ohne Weitcres
als endgültig angesehen werden kann. Wir glaubten, auch unsern Lesern einen
Einblick in das Aktenmaterial schuldig zu sein und haben dcshalb den ohne
Zweifel besten und bestwilligsten Gottschcd-Kenner unserer Zeit, eben Eugen
Reichel gebeten, uns eine Auswahl Gottschedischer Aussprüche zu diesem Zwecke
zusammenzustellen. Mit dem Nachfolgenden unterbrciten wir sie. Wer nun
mehr von Gottsched wissen mag, wird sich eines der beiden Gottsched-„Denkmale"
ansehcn, die Reichel im Berliner „Gottsched-Verlage" errichtet hat, und zwar,
wenn nicht das „grotzc", von dem Berger in unserm ersten Oktoberhefte
gesprochen, so wenigstens das „kleine", das nur zwei Mark kostet.
Jch zweifle kcincn Augenblick daran, datz eine Frauenzimmerakademie
ins Werk zu richten möglich scyn sollte, und zwar auf folgende Art:
Fänden die Mütter bei ihren annoch zarten Töchtern, datz sie Gaben zum
2. Novemberheft syoo
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