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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1900)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0328

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seine Freude daran gehabt hätte. Mit
Ruskin bcschäftigt sich noch eine andere
Publikation: Paul Clemen spricht
über ihn in einer bei Seemann er-
schienenen Schrift, von deren vorzüg-
lichen Bilderbeigaben das Ruskin-
Bildnis dieses unseres Hcftes zeugt.

Clemen war ganz der Mann, Nuskin
gerecht zu iverden, er hat das volle
Verständnis sür dicsen „Helden als
Schriftsteller", der nach Carlylcs Wort
„die heroische Eigenschaft" hat, „für
die rvir keinen rechten Namen haben,

Ursprünglichkeit, Aufrichtigkeit", und
„den göttlichen Zorn." Aber: er fteht
nicht unter seinem Banne, sondern
genügend abseits, um Großes und
Kleines, um Wesen und Anhängendes
zu unterscheiden. Wer sich mit Nuskin
nüher beschäftigen ivill, ivird um so
besser daran thun, erst einmal Clemen
zu lesen, als gerade Ruskin bekannt-
lich einen systematisch veranlagtenGeist
leicht ungerecht gegen sich machen kann,
ivenn er nicht schnell den rechten Stand-
punkt geivinnt.

vlnsre I^oten unä Viläer.

Ueber das Hnuptstück unsrer Notenbeilage, das Brucknersche Benedictus,
möge der Leser den bczüglichen Aufsatz von Grunsky zu Rate ziehen. Die er-
übrigendeSeitebenutzen wir, um auf die gefälligen,als bessereHausmusik recht ver-
wendbaren geistlichcn Kompositionen von Alex. Winterberger hinzuweisen.

Von unsern Bildern ist das Hauptblatt die nach einem Braunschen
Kohledrucke wirklich erquicklich gelungene Wiedergabe von Rembrandts so-
genannter „Zimmermanns-Familie", deren Original das Louvre zu seinen
edelsten Kleinodien zählt. Die heilige Familie ganz schlicht bürgerlich aufge-
faht. Aber das Licht! Das Licht, dem man nachgchcn möge vom hellsten Fleck
auf dem Jesuskind bis in die tiefen sammtenen Dunkel hinein! Jst cs noch
irdischcs Licht?

Unser zweites Blatt ist wieder ein Ludwig Richter. Die Leser
wissen, wir zeigen zu jeder Weihnacht einen, um ganz philisterhaft-schulmeister-
lich jedes Jahr an die Bitte zu erinnern: laßt irgend etwas von Ludwig
Richter unter üem Tannenbaum sein. DieseS Bild ist der Mappe „Gesammeltes"
entnommen, dio bei Dürr verlegt ist, aber es braucht ja nicht diese, es braucht
überhaupt nicht eine Mappe zu sein, es kann auch einmal nur ein einzelnes
Bild sein, z. B. die wundcrsam innige Radierung „Die Christnacht".

Unser drittes Blatt ist ein Ruskin-Bildnis aus dem bei Seemann
erschienenen „Ruskin"-Buch von Clemen, das wir an anderer Stello besprechen.

2. Dezemberheft >yoo

Em mtereffantes Werk ist noch das
von Netto und H- Wagener über „Ja-
panischen Humor", mit dritthalb
hundert Abbildungen sooben bei Brock-
haus erschienen. Es ist manches daraus
zu lernen, vor allem aber ist's „amüsier-
lich". Deshalb der Hinweis noch knapp
eho Knecht Ruprecht seinen Sack
schließt.

Spemann hat seinem „Goldenen
Buch der Musik" ein ebenso goldenes
„Buch der Kunst" und eines „d e r
S i tt e" solgen lassen. Wir wollen das
hiermit noch schnell anzeigen.

Nun der Satz schon in die Maschine
geht, kommt uns noch ein schönes
Märchenbuch zu: eine ncue Ausgabe
von Blüthgens „Hesperiden", er-
schienen bei der Stuttgarter „Union".
Dic Bilder sind neu, und ich weiß
nicht, ob fie viel besser sind, als die
alten, denn die waren auch gut. Die
Märchen sind alte Bekannte von uns.
Und liebe Bekannte.

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