Die sechs Gefährten hoben die Bahre von der Barke und trugen sie auf
ihren Lchultern in den Wagen, der auf der Eisenbahn bereit stand. Die
Andächtigen traten herzu und legten ihre Kränze auf dem Bahrtuch nieder.
Niemand sprach.
Dann kamen die beiden Arbeiter mit ihren Lorbeerzweigen vom Gianicolo.
Es waren prächtige, kraftvolle Gestalten; unter den schönsten und stärksten
ausgewählh sahen sie aus, als wären sie nach dem Vorbild des antiken Römer-
volkes gemeißelt. Sie waren ernst und ruhig, und aus ihren blutig geäderten
Augen leuchtete die wilde Freiheit des alten Rom. Jhre feurigen Gesichtszüge,
die niedrige Stirn, das kurze Kraushaar, die starken Kiefer und der Stiernacken
erinnerten an Köpfe aus der Zeit der Konsuln. Jhre Haltung, frei von jeder
knechtischen Unterwürfigkeit, ließ sie ihrer Last würdig erscheinen.
Die sechs Gefährten, von gleichem Eifer beseelt, zogen um die Wette
Zweige aus den Bündeln und streuten sie über die Bahre des Helden-
Sie waren von edelster Herkunft, diese römischen Lorbeern, im Haine
jenes Hüzels geschnitten, aus dem in fernen Zeiten die Adler sich niederließen,
um Weissagungen zu künden, und auf dem vor kurzer und dennoch schon sagen-
hafter Zeit die Legionen des Befreiers endlose Ströme von Blut vergossen
hatten um Ztaliens Schönhcit willen. Sie hatten gerade, starke, braune Zweige,
harte kräftige Blätter mit rauhen Rändern, die grün wie die Bronce der
Springbrunnen schimmerten und sieghafte Düfte triumphierend ausströmten.
Und sie tralen die Reise an nach jenem bayrischen Hügel, der noch im
Frost erstarrt dalag, während die hochragenden Stämme im Lichte Roms, beim
Murmeln verborgener Quellen, schon neue Triebe ansetzten.
«-..»atur Nundscbau.
* Neue Bundesgenossen.
Die Zeiten liegen noch gar nicht
fern, da man den Kunstwart sich und
uns zum Vergnügen den „einsamcn
Schöngeist von Blasewitz" nannte,
aber vorüber sind sie, denn schon eine
ganze Reihe von Zeitschristen oerficht
jctzt, eine jede für ihr Gebiet, so un-
gesähr, was wir verfechten. Berichten
wir kurz, was diesmal Neues von
ihnen zu melden ist.
Ernst Wachlers Halbmonatsblatt
„Dcutschc Zeitschrift" (viertelj.
z M.), hervorgegangen aus dem
„Kynast", hai in sich aufgenommen das
Erbe des »Deutschen Wochenblattes'.
Die „Tcutsche Zcitschrift" nennt sich
„Nationale Nundschau für Politik und
Volkswirtschaft, Literatur und Kunst.-"
Ob ihr die Verschmelzung mit dcm
„Deutschcn Wochenblatt" gut gethan,
wird man am bestcn aus einer Probe-
nummer ersehcn, wie sie GoseLTitzlaff
in Berlin (>V. 57) versendcn. Wachler
gibt aber, im Verein mit Viktor
Laoerrenz, jetzt noch eine zweite Zeit-
schrift heraus: „Deutsche Volks-
bühne, Blätter für deutsche Bühnen-
sestspiele, Zeitschrift für dramatische
Kunst und Literatur." Mögen sie end-
lich einmal das ernste Blatt für
deutsches Theater werden, das sich
halten kann — bisher sind alle der-
artigen Versuche an der Gleichgültigkeit
des Publikums gescheiteit, während
.Bühne und Well", ein Unternehmen
L IL Bong, hauptsächlich von der
Komödianteneitelkeit ganz behaglich
lebt. Das kleine Monatsblatt kostct in
sehr ansprcchender Ausstattung M. ;.so
vierteljährlich, Probehefle verschicken
Fischer L Franke, Berlin , Luit-
poldstr. ;o.
Die zunüchst der Heimatkunst-
Bewegung, aber nicht engherzig ihr
allein gewidmete „Heimat" hat sich in
eine Wochenschrist „Deutsche Hei-
mat" verwandclt, und ihr Verleger,
2. Llovemberheft t^vo
ihren Lchultern in den Wagen, der auf der Eisenbahn bereit stand. Die
Andächtigen traten herzu und legten ihre Kränze auf dem Bahrtuch nieder.
Niemand sprach.
Dann kamen die beiden Arbeiter mit ihren Lorbeerzweigen vom Gianicolo.
Es waren prächtige, kraftvolle Gestalten; unter den schönsten und stärksten
ausgewählh sahen sie aus, als wären sie nach dem Vorbild des antiken Römer-
volkes gemeißelt. Sie waren ernst und ruhig, und aus ihren blutig geäderten
Augen leuchtete die wilde Freiheit des alten Rom. Jhre feurigen Gesichtszüge,
die niedrige Stirn, das kurze Kraushaar, die starken Kiefer und der Stiernacken
erinnerten an Köpfe aus der Zeit der Konsuln. Jhre Haltung, frei von jeder
knechtischen Unterwürfigkeit, ließ sie ihrer Last würdig erscheinen.
Die sechs Gefährten, von gleichem Eifer beseelt, zogen um die Wette
Zweige aus den Bündeln und streuten sie über die Bahre des Helden-
Sie waren von edelster Herkunft, diese römischen Lorbeern, im Haine
jenes Hüzels geschnitten, aus dem in fernen Zeiten die Adler sich niederließen,
um Weissagungen zu künden, und auf dem vor kurzer und dennoch schon sagen-
hafter Zeit die Legionen des Befreiers endlose Ströme von Blut vergossen
hatten um Ztaliens Schönhcit willen. Sie hatten gerade, starke, braune Zweige,
harte kräftige Blätter mit rauhen Rändern, die grün wie die Bronce der
Springbrunnen schimmerten und sieghafte Düfte triumphierend ausströmten.
Und sie tralen die Reise an nach jenem bayrischen Hügel, der noch im
Frost erstarrt dalag, während die hochragenden Stämme im Lichte Roms, beim
Murmeln verborgener Quellen, schon neue Triebe ansetzten.
«-..»atur Nundscbau.
* Neue Bundesgenossen.
Die Zeiten liegen noch gar nicht
fern, da man den Kunstwart sich und
uns zum Vergnügen den „einsamcn
Schöngeist von Blasewitz" nannte,
aber vorüber sind sie, denn schon eine
ganze Reihe von Zeitschristen oerficht
jctzt, eine jede für ihr Gebiet, so un-
gesähr, was wir verfechten. Berichten
wir kurz, was diesmal Neues von
ihnen zu melden ist.
Ernst Wachlers Halbmonatsblatt
„Dcutschc Zeitschrift" (viertelj.
z M.), hervorgegangen aus dem
„Kynast", hai in sich aufgenommen das
Erbe des »Deutschen Wochenblattes'.
Die „Tcutsche Zcitschrift" nennt sich
„Nationale Nundschau für Politik und
Volkswirtschaft, Literatur und Kunst.-"
Ob ihr die Verschmelzung mit dcm
„Deutschcn Wochenblatt" gut gethan,
wird man am bestcn aus einer Probe-
nummer ersehcn, wie sie GoseLTitzlaff
in Berlin (>V. 57) versendcn. Wachler
gibt aber, im Verein mit Viktor
Laoerrenz, jetzt noch eine zweite Zeit-
schrift heraus: „Deutsche Volks-
bühne, Blätter für deutsche Bühnen-
sestspiele, Zeitschrift für dramatische
Kunst und Literatur." Mögen sie end-
lich einmal das ernste Blatt für
deutsches Theater werden, das sich
halten kann — bisher sind alle der-
artigen Versuche an der Gleichgültigkeit
des Publikums gescheiteit, während
.Bühne und Well", ein Unternehmen
L IL Bong, hauptsächlich von der
Komödianteneitelkeit ganz behaglich
lebt. Das kleine Monatsblatt kostct in
sehr ansprcchender Ausstattung M. ;.so
vierteljährlich, Probehefle verschicken
Fischer L Franke, Berlin , Luit-
poldstr. ;o.
Die zunüchst der Heimatkunst-
Bewegung, aber nicht engherzig ihr
allein gewidmete „Heimat" hat sich in
eine Wochenschrist „Deutsche Hei-
mat" verwandclt, und ihr Verleger,
2. Llovemberheft t^vo