Bestcr, mach ich nicht mit dem Schund das brillanteste Geschüft? Da
wir's aber nicht mit dem Privatmann Herrn Wertheim zu thun haben,
sondern mit dem herrlichen, einigen, neuen Deutschen Neiche, das be-
kanntlich seinen Stolz immer in den Jdealen sucht, so möchte ich be-
scheidentlich bitten: liebes Deutsches Reich, du hast so unendlich viel
Länder, wo die Tännchen so wunderhübsch hinpaßten. Und du hast
zwar eine ganze Anzahl, aber doch nicht zu viel Orte, deren Schönheit
und Ruhm nicht von ihrer Ertragsfähigkeit, sondern von anderen
Werten abhängig ist. Langt's bci rechter Sparsamkeit nicht viellcicht
dazu, nur so die paar ausgesucht schönsten Glanzpunkte der Natur ein
wenig zu schonen und die Tännchen wegzulassen, damit sich auch die
serneren Generationen noch an Buchen- und Eich-Riesen erfreuen, ivie
wir es in unserer Kindheit gethan?
Wenn's aber gar nicht dazu langt, dann habe ich ein paar Vor-
schläge iv petto, die den Ertrag sicher steigcrn würdcn. Wie wär's,
wenn man auf der Wartburg eine Anilinfabrik anlegte? Odcr im Reichs-
tag während der Ferien möblierte Zimmer vermietete?
Aber am Ende will eine kgl. Forstverwaltung unscrcn Wüldern
gar nichts thun, sondern sie handelt lediglich in ästhetischcm
Drange? Sie will unsere Wülder verschönen! Wie nett ist das aber
auch. Bergauf, bergab, lauter kleinc Weihnachtsbüume, alle in schnur-
geraden Reihen, grad wie eingerichtete Soldaten. Aus dcr Entfernung
sicht's aus wie eine gestreifte Hose. Und nun ist's auch im Deutschcn
Walde gerade so regelmäßig und anständig und vorschriftsmüßig, wie's
in der Stadt und auf dem Dorfe hoffentlich bald übcrall sein wird,
dank unserer herrlichen ästhetischen Kultur auf allen Gebieten des
Lebens ....
Es ist grad Weihnacht. Braucht nicht jemand 20 000 Weih-
nachtsbäume? Jch wüßte ihm einen Ort, wo er sie mit meiner Er-
laubnis holen dürfte. Jch hülfe sogar mit. —
Das nächste Mal wieder etwas mit Beispielen und Gegenbeispielcn
in Bildern. 5 chultze - Naumburg.
Deue Runstbläller uncl kiläervlierke.
Wir hatten die Absicht, den Lesern mit unserm ^Literarischen Ratgeber"
zusammen schon diesmal auch ein Verzeichnis empfehlenswerter Kunstblätter
und Bilderwerke mitzugeben, aber wir können's erst nächstes Mal thun. E8
ist recht erklärlich, warum andrc Zeitschriften ihren Lescrn nicht auch solche
Kataloge zu schaffen suchen; im unsrigcn stccken gut so viel Kostcn, wic in drci
andern Kunstwattheften, und so viel Arbeiten, wie in fünfen. Da zicht sich
denn schließlich von sclbst eine Grenze. Die Wochen laufcn über die Termine
hin vorwärts, es ist wieder Zeit für ein neues Heft, und man muß die Fcdcr
mit dem Gedanken hinwerfcn: nichts für ungut, freundwilliger Lescr, zu
weiterem rcicht's heuer nicht — auf Wiedersehen bei mehr im nüchstcn Jahr l
Aber ein wenig wollen wir doch noch über Bilderwcrke plaudern.
An Lieferungswerkcn, die Bilder bringen, ist jetzt wirklich kcin
Mangel. Da ist für die ältere Kunst der Bruckmannsche .Klassischc Bilder-
schatz", oon dem jcdes Heft im Abonncment ljährl. 12 M.) 50 Pf. kostct mid
jedesmal sechs wirklich ganz gute Reproduktionen von Werken der Malcrei biS
Aunstwart
278
wir's aber nicht mit dem Privatmann Herrn Wertheim zu thun haben,
sondern mit dem herrlichen, einigen, neuen Deutschen Neiche, das be-
kanntlich seinen Stolz immer in den Jdealen sucht, so möchte ich be-
scheidentlich bitten: liebes Deutsches Reich, du hast so unendlich viel
Länder, wo die Tännchen so wunderhübsch hinpaßten. Und du hast
zwar eine ganze Anzahl, aber doch nicht zu viel Orte, deren Schönheit
und Ruhm nicht von ihrer Ertragsfähigkeit, sondern von anderen
Werten abhängig ist. Langt's bci rechter Sparsamkeit nicht viellcicht
dazu, nur so die paar ausgesucht schönsten Glanzpunkte der Natur ein
wenig zu schonen und die Tännchen wegzulassen, damit sich auch die
serneren Generationen noch an Buchen- und Eich-Riesen erfreuen, ivie
wir es in unserer Kindheit gethan?
Wenn's aber gar nicht dazu langt, dann habe ich ein paar Vor-
schläge iv petto, die den Ertrag sicher steigcrn würdcn. Wie wär's,
wenn man auf der Wartburg eine Anilinfabrik anlegte? Odcr im Reichs-
tag während der Ferien möblierte Zimmer vermietete?
Aber am Ende will eine kgl. Forstverwaltung unscrcn Wüldern
gar nichts thun, sondern sie handelt lediglich in ästhetischcm
Drange? Sie will unsere Wülder verschönen! Wie nett ist das aber
auch. Bergauf, bergab, lauter kleinc Weihnachtsbüume, alle in schnur-
geraden Reihen, grad wie eingerichtete Soldaten. Aus dcr Entfernung
sicht's aus wie eine gestreifte Hose. Und nun ist's auch im Deutschcn
Walde gerade so regelmäßig und anständig und vorschriftsmüßig, wie's
in der Stadt und auf dem Dorfe hoffentlich bald übcrall sein wird,
dank unserer herrlichen ästhetischen Kultur auf allen Gebieten des
Lebens ....
Es ist grad Weihnacht. Braucht nicht jemand 20 000 Weih-
nachtsbäume? Jch wüßte ihm einen Ort, wo er sie mit meiner Er-
laubnis holen dürfte. Jch hülfe sogar mit. —
Das nächste Mal wieder etwas mit Beispielen und Gegenbeispielcn
in Bildern. 5 chultze - Naumburg.
Deue Runstbläller uncl kiläervlierke.
Wir hatten die Absicht, den Lesern mit unserm ^Literarischen Ratgeber"
zusammen schon diesmal auch ein Verzeichnis empfehlenswerter Kunstblätter
und Bilderwerke mitzugeben, aber wir können's erst nächstes Mal thun. E8
ist recht erklärlich, warum andrc Zeitschriften ihren Lescrn nicht auch solche
Kataloge zu schaffen suchen; im unsrigcn stccken gut so viel Kostcn, wic in drci
andern Kunstwattheften, und so viel Arbeiten, wie in fünfen. Da zicht sich
denn schließlich von sclbst eine Grenze. Die Wochen laufcn über die Termine
hin vorwärts, es ist wieder Zeit für ein neues Heft, und man muß die Fcdcr
mit dem Gedanken hinwerfcn: nichts für ungut, freundwilliger Lescr, zu
weiterem rcicht's heuer nicht — auf Wiedersehen bei mehr im nüchstcn Jahr l
Aber ein wenig wollen wir doch noch über Bilderwcrke plaudern.
An Lieferungswerkcn, die Bilder bringen, ist jetzt wirklich kcin
Mangel. Da ist für die ältere Kunst der Bruckmannsche .Klassischc Bilder-
schatz", oon dem jcdes Heft im Abonncment ljährl. 12 M.) 50 Pf. kostct mid
jedesmal sechs wirklich ganz gute Reproduktionen von Werken der Malcrei biS
Aunstwart
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