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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 12 (2. Märzheft 1901)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0577

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geliefert hat, Hinze in neuem Gewande
abermals daher, wohlgefälliger an-
zuschaun, minder gefährlich anzufassen
und weniger „dekadent" im Gebrauch.

Sechstens: Agitatorisch besonders

wichtige größere Kunstwartaufsätze
werden künftig, von den Verfassern
noch einmal durchgesehen, als Kunst-
wart-Flugschriften auch in Son-
derdrucken erscheinen.

Llnsre Holen uncl kiläer.

Nach dem Goethischen Grundsatz: »Aeltestes bewahrt mit Treue, freund-
lich aufgefaßt das Neuc" bringen wir diesmal in der Notenbeilage wieder zwei
Stücke aus weit auscinanderliegenden Zeiten und Regionen, welche die bezüg-
lichcn Bciträge unsrer heutigen „Rundschau" erläutern mögen/ Jn dem einen
spricht sich ein derbkräftiges Gemeinempfinden, im andern zartes Einzelgefühl
aus- Es versteht sich, daß man so gegensätzliche Gesänge nicht unmittelbar
nach einander, wie sie sich hart im Raume eines Notenblattes stoßen, auch
genicßen darf, sondern daß man seine Stimmung vom eincn zum andern
gehörig umschaltcn muß.

Das Zecherlied des ehrwürdigen Thomaskantors Schein ist gedacht als
Gesang einer frühlichen Klosterbrüderichaft, welche die Abwesenhcit des gestrengen
Abtes zu fröhlichem Schlampampen benützt. Sier noch ein paar Strophen:

Die cdlc Musik laßt crklingen
Jn Sondcrheit für allen Dingen,

Dcr Abt dcr reit':

Er reit' dahin gar wohlgemuth,

Frisch auf, die Sach will werden gut,
Sa, sa, sa, sa -c.

Schenkt ein das gute, frische Bier
Dasselbe wollen trinken wir.

Der Abt der reit':

Er reit' in seiner Andacht hin
Ueb'r Feld und über Wiesen grün.
Sa, sa rc.

Trinkt aus das gute, srische Bier,

In Hals hinein nach Hofsmanier;

Der Abt der reit':

Er holt uns allen Jndulgenz,

Wir han noch Zeit zur Poenitenz,

Sa, sa rc.

Zu dem Licde von Wcingartner wolle man den Rundschau-
Artikel nachlesen.

Mit dem Bildnisse Gustav Falkes von Momme Nissen möchtcn wir
dic Gcdichte dcs norddcutschcn Lyrikers begleiten. —

Dann aber zcigcn wir auf zwei weiteren Beilagen Bartholomüs schnell
weltbcrühmt gewordencs Llonument sux morts. Der Marmorbau selbst sieht
dcm Bcsucher dcs Löce Uscbaise iu Paris sosort, wenn er eintritt, von fern
cntgegen — ein im Stil an cgyptischc Pylonen erinnerndcr, mit einfachcn
Formen seicrlich ruhigcr Bau. Tritt man heran, so blickt dcr Beschauer
unmittelbar aus dcr Nähe in eine Nische: der Engel des Hcrrn hat von cinem
Grabe dic steincrne Plattc gchoben und häli sie ausrecht — hingestreckt vor
uns liegt ein Mcnschenpaar, sein Kind über sich, da, wie unsre zweitc Bcilage
eS zcigt. Nacktc Mcnschcn sind's, dcren Glicdcr noch vom Jrdischcn klagen,
dcrcn Haltung noch von der Jnnigkcit irdischcr Licbe sprüht, Menschcn, dic
jctzt noch im tiefstcn Todcsschlafe erstarrt sind, deren Seelen aber nun crwecken

2. Märzheft 190^
 
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