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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0327

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vielen. Aber die Verhältnisse haben
sich doch seitdem auf das Erfreulichste
geändert. Als rvir vor dreizehn Jahren
die ersten Versuche zum Verbilligen
guter Volksleltüre besprachen, iver ach-
tete darauf?— jetzt rvidmen sich Vereine
und Einzelne an immer neuen Stellen
dem gleichen Bemühen. Die Bewegung
um guteJugendlektüre und guteJugend-
bilderbücher, für die wir ;s87 Lberall
nur taube Ohrerr fanden, ist besonders
durch die Hamburger und Altonaer
Lehrer zu reichem Leben gekommen.
Eine Weihnachtsaktion des Egidyschen
„Ernsten Wollens" in Berlin thut auch
das ihrige, um da zu helfen. Um die
Verbreitung guter Bilder im Volk
bemüht sich vr. Wilhelm Bode in
Weimar, indem er englische Bestre-
bungen in dieser Richtung nach Deutsch-
land zu übertragen sucht. Volks-
vorstellungen, Volkskonzerte, Volks-
büchereien — mit all diesen Dingen
geht's vorwärts. Und überall handelt
fich's dabei nicht um „Geschäfts-
unternehmungen", sondern um Ver-
suche, der Sache der Sache wegen zu
dienen. Hole der Teufel den Pessimis-
mus, wenn der Wille zum Guten so
augenscheinlich wächst — er rvird sich
auch noch weitere Wege schon öffnen,
und es ist gar nicht tragisch zu nehmen,
wenn vorläufig 'mal ein eingeschlagener
ins Holz führt.

* Nachzügler auf dcm Weih-
nachtsmarkt.

Der „LiterarischeRatgeber" ist hin-
aus und man blättert im ersten fertig-
gestellten Exemplare. O weh, da ein
Druckfehler und da noch einer, und so
rveiterl O weh, hier ein Gedächtnis-
fehler (nicht an unsern Gobineau zu
denkenl) und dort noch einerl Ja,
daran ist die Hast und Hatz schuld,
ohne die es niemals abgeht, wenn
jedcr Tag Neues zur Erledigung bringt.
Aber hört das nun auf? Nein, bis
zum Feste selber kommen die Bücher,
unter denen oft eines ist, das man so
gern noch empfohlen hätte. Zu spät
tkiinstwart

für dieses Jahrl Eine kleine Nachlese
kann nur ein paar Titel herausgreifen.

„Fttrst Bismarcks Briefe an
seine Braut und Gattin" (Cotta, geb.
M. ?.so) braucht man nicht nls eine
so wichtige Gabs hinzustellen, wie von
manchen geschieht — ein höchst lesens-
wertes und sehr liebensrvürdigcs Buch
ist dieses doch, das uns den ersten
Kanzler als Mann der Familie zeigt.
Unsere Psychologen werden z. B. aus
der wundersam kindlichen Frömmigkeit
dieses Gewaltigen auch ein paar ernstere
Rätsel fragen hören. Schade ist eins:
daß man gar kcine Briefe der Fürstin
an ihren Gatten erhält; eine neue
Auslage würde ;ehr gewinnen, wenn
die hier fortwährend angeredete Frau
sich selber auch einmal zeigte. .

„Friedrich Nietzsches gesam-
melte Briefe" (Schuster u. Löffler).
Vorläufig liegt der erste Band vor,
herausgegeben von Peter Gast und
Arthur Seidl.

An Nietzsche erinnert auch die ge-
schmackvolle Ausgabe von Stend-
hals „Rot und Schwarz", übertragen
von Oppeln - Bronikowski und bei
Diederichs in Leipzig erschienen: „Nietz-
sches Lieblingsronran".

„Friedrich Hebbels Briefe,
Nachlese in 2 Bänden, herausgegebcn
von R. M- Werner unter Mitrvirkung
von Fritz Lemmermayer, nebst Nach-
trägen und einem chronologischenVer-
zeichnisse sämtlicher Briefe Hebbels."
Die schöne und wichtige Publikation
ist in B. Behrs Verlag (E. Bock) zu
Berlin erschienen.

Zur Kunstliteratur liegt ein hoch-
bedeutsamer neuer Beitrag vor: ein
„M ich elangelo" von KarlIusti.
Wir kommen auf das bei Breitkopf
crschienene Werk selbstverständlich aus-
führlich zurück.

Die schöne Ru sk in-Ausgabc des
Diederichsschen Verlags istwieder um
einen Band fortgeschrittcn; sie rst als
Buch so geschmackvoll, datz der höchst
kritische alte Herr ganz sicherlich auch

sos
 
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