Sterns einverstanden, aber wir müssen doch zugeben, daß cr sast allcin von
den Männern der älteren Generation die Entwicklung dcr ncuesten Dichtung
mit der gebührenden Gewissenhaftigkcit vcrfolgt hat und, trotzdem sein Herz
anderswo ist, ihr gerccht zu werden strebt. — Uebcr R. M. Mcycrs „Literatur
des neunzehnten Jahrhunderts" sind die Akten geschlossen, nachdem Arno Holz
ihren Autor auch noch als „literarischen Ehrabschneider" kcnnzcichncn durfte;
von einem verwandten Werke, S. Lublinskis „Literatur und Gescllschaft jim
neunzehnten Jahrhundert" ist noch kaum die gicde gewesen, obgleich es un-
zweifelhaft besser ist als dcr Meyer. Wir habcn bis jetzt zwci Bändc dcs auf
vier Bände berechneten Werkes gelesen, finden zwar viel geistreichc Willkür und
allerlei Spitzfindigkeit, abcr doch nicht die Mcyersche Oberflächlichkeit. — Mit
der deutschen Literatur eng zusammen hängt die „Gcschichte des deutschen
Zeitungswesens", die Ludwig Salomon zu schrciben unternimmt. Es ist
bisher der erste Band, das 16., 17. und 18. Jahrhundert umfassend, heraus-
gekommen.
Von Einzelwerken zu großen Dichtern und bestimmtcn Perioden dcr
Literaturgeschichte mögen 'hier zunächst die soeben hervortretenden „Shake-
spere-Vorträge" Fr. Th. Dischers (erster Band: Einleitung, Hamlet; zweitcr
Band Macbeth, Romeo und Julia) genannt sein. Es ist für uns ein erfreu-
liches Zeichen der Zeit, daß Friedrich Vischer, nachdem ihn die Schcreriancr eine
Zeitlang wirklich zurückgedrängt hatten, wieder lebendig wird. Nun sagt man
zwar, die Shakespere-Forschung sei seit.Vischers Tagen bedcutend fortgeschritten —
mag sein! Aber die zeugenden Geister veralten nicht leicht, und Vischcr ist
einer und wird es noch sehr lange sein. — Jn einer neuen,Auflage, der scchsten,
liegt auch der Band „Shakespere" der „Dramaturgie dcs Schauspicls" von
Heinrich Bulthaupt vor. Jch schätze diesen Band und auch den ersten, der
Lessing, Goethe, Schiller und Kleist umfaßt, den dritten aber, der Grillparzer,
Hebbel, Ludwig, Gutzkow und Laube;behandclt, halte ich für schwach, zumnl
den Hebbel behandelnden Teil für ganz mißlungen, ja, im Tone unpassend —
der Autor der „Malteser" hätte immerhin einige Veranlassung gehabt, dem
Autor der „Nibelungen" etwas respektvollcr entgcgenzutreten. Es ist sogar, mie
sehr leicht nachzuweisen ist*, die alte Gehässigkeit gegen Hebbcl in dcr Aus-
» Bulthaupt rcdct vo» Eliscns Sorglichkcit für Hcbbcls Muttcr. die dcrcn lchtc Jahrc
vcrschöntc, und fügt in Klammcr hinter Sorglichkeit cin: nicht dic seinc l Wovo» hütte dcnn
der hungerndc Münchncr Student seinc Muttcr untcrstügcn sollcn?
Kunstwart
>so
den Männern der älteren Generation die Entwicklung dcr ncuesten Dichtung
mit der gebührenden Gewissenhaftigkcit vcrfolgt hat und, trotzdem sein Herz
anderswo ist, ihr gerccht zu werden strebt. — Uebcr R. M. Mcycrs „Literatur
des neunzehnten Jahrhunderts" sind die Akten geschlossen, nachdem Arno Holz
ihren Autor auch noch als „literarischen Ehrabschneider" kcnnzcichncn durfte;
von einem verwandten Werke, S. Lublinskis „Literatur und Gescllschaft jim
neunzehnten Jahrhundert" ist noch kaum die gicde gewesen, obgleich es un-
zweifelhaft besser ist als dcr Meyer. Wir habcn bis jetzt zwci Bändc dcs auf
vier Bände berechneten Werkes gelesen, finden zwar viel geistreichc Willkür und
allerlei Spitzfindigkeit, abcr doch nicht die Mcyersche Oberflächlichkeit. — Mit
der deutschen Literatur eng zusammen hängt die „Gcschichte des deutschen
Zeitungswesens", die Ludwig Salomon zu schrciben unternimmt. Es ist
bisher der erste Band, das 16., 17. und 18. Jahrhundert umfassend, heraus-
gekommen.
Von Einzelwerken zu großen Dichtern und bestimmtcn Perioden dcr
Literaturgeschichte mögen 'hier zunächst die soeben hervortretenden „Shake-
spere-Vorträge" Fr. Th. Dischers (erster Band: Einleitung, Hamlet; zweitcr
Band Macbeth, Romeo und Julia) genannt sein. Es ist für uns ein erfreu-
liches Zeichen der Zeit, daß Friedrich Vischer, nachdem ihn die Schcreriancr eine
Zeitlang wirklich zurückgedrängt hatten, wieder lebendig wird. Nun sagt man
zwar, die Shakespere-Forschung sei seit.Vischers Tagen bedcutend fortgeschritten —
mag sein! Aber die zeugenden Geister veralten nicht leicht, und Vischcr ist
einer und wird es noch sehr lange sein. — Jn einer neuen,Auflage, der scchsten,
liegt auch der Band „Shakespere" der „Dramaturgie dcs Schauspicls" von
Heinrich Bulthaupt vor. Jch schätze diesen Band und auch den ersten, der
Lessing, Goethe, Schiller und Kleist umfaßt, den dritten aber, der Grillparzer,
Hebbel, Ludwig, Gutzkow und Laube;behandclt, halte ich für schwach, zumnl
den Hebbel behandelnden Teil für ganz mißlungen, ja, im Tone unpassend —
der Autor der „Malteser" hätte immerhin einige Veranlassung gehabt, dem
Autor der „Nibelungen" etwas respektvollcr entgcgenzutreten. Es ist sogar, mie
sehr leicht nachzuweisen ist*, die alte Gehässigkeit gegen Hebbcl in dcr Aus-
» Bulthaupt rcdct vo» Eliscns Sorglichkcit für Hcbbcls Muttcr. die dcrcn lchtc Jahrc
vcrschöntc, und fügt in Klammcr hinter Sorglichkeit cin: nicht dic seinc l Wovo» hütte dcnn
der hungerndc Münchncr Student seinc Muttcr untcrstügcn sollcn?
Kunstwart
>so