Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0228
DOI Heft:
Heft 5 (1. Dezemberheft 1900)
DOI Artikel:Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwarts für 1901, [3]: Musik
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0228
Valcntin und Sylvia von Holman Hunt. Aus SizcranneZ .Englischer'Malerei'.
(München, VcrlagSanstalt Bruckmann.1
Ncuc Erschcinungcn
Noten. Ein kurzer Rückülick auf die bemerkcnsweriesten Erscheinungen der
jüngsien Zeit, soll jme, die sich zn Weihnachten das „Neueste" beschaffen möchten,
beqnem zurechiweijen. Das „Neueste" ist häufig eiwas rccht Altes! Runge hat
die Melodien, welche die Geißler um die Milte des 14. Jahrhunderts auf ihren
Wallfahrten sangcn, nach den Aufzeichnungen des Hugo SpechtShart von Reutlingen
herausgegeben und damit einen sehr intercssanten Beitrag zur Geschichte dcs religiösen
Volksgesanges im Mittelalter geliefert. Die „Denkmäier deutscher Tonkunst" haben
eine Ansgabe der Gesangwerke Franz Tunders, die „Denkmäler der Tonkunst"
die „Sachs Trienter Codices" des lb. Jahrhnnderts, die„Denkmäler italienischer
Tonkunst" ihrcn zweiten Band „Mehrstimmige geistliche und weltliche Gesänge
aus dem 16, Jahrhundert" erscheinen lassen; die „DsnkmLIer der Tonkunst in
Bayern" sind mit dem ersten Teil der ausgewähiten Werke von E F, Dall'Abaco
cröffnet worden, All das sind abcr Sachen fnr Gelehrte. Eher werden diejenigen,
die mehr auf künstlerischcn Genuß als auf Belehning ausgehcn, bei der neuen
Sammlung Altun garischer Musik auf ihre Rechnung kommen: es handelt sich
nm Volkslicder nnd Tänze, die da nach alten Drucken oder nach dem Spiel alter
Zigeuner nnedergegeben werdcn und die sehr charakteristisch siad,
Dem „Praktischen Gcbrauch", d, h, dcr Absicht, altes Kunstgut in unswer Zeit
nicht bloß zugänglich sondcrn auch lcbendig zu machen, dicnt die Auslese welckichcr
Lieder des Thomaskantors Joh, Hcrwann Scheün (f 1630), die wir Nrthur Prüfer
zu verdanken haben, Es sind Natur-, Licbcs- und Trinklieder aus der Zeit der
großcn musikalischen Unnvälzung, wo an Stelle dcr rein gesanglichen Polyphonie
die Sahwcise mit führender Obermelodic, harmon'ebildenden Begleitstimmen und
z. Dczcmberhcft tyoo
— ro- —
(München, VcrlagSanstalt Bruckmann.1
Ncuc Erschcinungcn
Noten. Ein kurzer Rückülick auf die bemerkcnsweriesten Erscheinungen der
jüngsien Zeit, soll jme, die sich zn Weihnachten das „Neueste" beschaffen möchten,
beqnem zurechiweijen. Das „Neueste" ist häufig eiwas rccht Altes! Runge hat
die Melodien, welche die Geißler um die Milte des 14. Jahrhunderts auf ihren
Wallfahrten sangcn, nach den Aufzeichnungen des Hugo SpechtShart von Reutlingen
herausgegeben und damit einen sehr intercssanten Beitrag zur Geschichte dcs religiösen
Volksgesanges im Mittelalter geliefert. Die „Denkmäier deutscher Tonkunst" haben
eine Ansgabe der Gesangwerke Franz Tunders, die „Denkmäler der Tonkunst"
die „Sachs Trienter Codices" des lb. Jahrhnnderts, die„Denkmäler italienischer
Tonkunst" ihrcn zweiten Band „Mehrstimmige geistliche und weltliche Gesänge
aus dem 16, Jahrhundert" erscheinen lassen; die „DsnkmLIer der Tonkunst in
Bayern" sind mit dem ersten Teil der ausgewähiten Werke von E F, Dall'Abaco
cröffnet worden, All das sind abcr Sachen fnr Gelehrte. Eher werden diejenigen,
die mehr auf künstlerischcn Genuß als auf Belehning ausgehcn, bei der neuen
Sammlung Altun garischer Musik auf ihre Rechnung kommen: es handelt sich
nm Volkslicder nnd Tänze, die da nach alten Drucken oder nach dem Spiel alter
Zigeuner nnedergegeben werdcn und die sehr charakteristisch siad,
Dem „Praktischen Gcbrauch", d, h, dcr Absicht, altes Kunstgut in unswer Zeit
nicht bloß zugänglich sondcrn auch lcbendig zu machen, dicnt die Auslese welckichcr
Lieder des Thomaskantors Joh, Hcrwann Scheün (f 1630), die wir Nrthur Prüfer
zu verdanken haben, Es sind Natur-, Licbcs- und Trinklieder aus der Zeit der
großcn musikalischen Unnvälzung, wo an Stelle dcr rein gesanglichen Polyphonie
die Sahwcise mit führender Obermelodic, harmon'ebildenden Begleitstimmen und
z. Dczcmberhcft tyoo
— ro- —